StadtRegionalBahn Kiel
Die StadtRegionalBahn Kiel (SRB) war die Bezeichnung für ein geplantes Zweisystem-Stadtbahnnetz, welches das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs und die Verkehrssituation in der Stadt Kiel sowie der gesamten Region Kiel nachhaltig verbessern sollte. Nach dem Beispiel des Karlsruher Modells entworfen, sollte die Kieler Innenstadt durch die geplanten Straßenbahnstrecken besser mit der Region verbunden werden. Nach einer ablehnenden Entscheidung des Kreistages Rendsburg-Eckernförde im Dezember 2014 liegen die Pläne auf Eis.[1] Im Mai 2015 wurde das vorläufige Aus für das Projekt „StadtRegionalBahn Kiel“ vom Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) bekannt gegeben.[2]
Im Januar 2016 beschloss die Kieler Ratsversammlung, Planungen für eine vorerst rein innerstädtische Stadtbahn aufzunehmen.[3]
Geschichte
Bis 1985
Von 1881 bis 1985 gab es bereits eine Kieler Straßenbahn, die auf Gleisen der Spurweite 1100 Millimetern verkehrte. Diese ungewöhnliche Spurweite war sonst nur bei der (1959 stillgelegten) Straßenbahn Lübeck sowie bei der (heute noch existenten) Straßenbahn Braunschweig zu finden. Die Spurweite geht auf eine Abwandlung der (deutlich häufigeren) Kapspur von 1067 Millimetern zurück und mag ein Grund für die Stilllegung zu einer Zeit gewesen sein, in der anderswo bereits die Renaissance der Straßenbahn begonnen hatte.
2008
Im Verkehrsentwicklungsplan 2008 wurde ein Konzept entwickelt. Im September 2008 fasste der Rat der Stadt Kiel einen Beschluss, der die Verwaltung beauftragt, das Konzept der StadtRegionalBahn für die Kieler Region zu realisieren und weitere Schritte einzuleiten.
Welche Teile des Netzes davon realisiert werden und in welchem Zeitraum das geschehen solle, war noch unbestimmt. Der vorherige Zeitplan sah den Entwurf der Planfeststellung für das Jahr 2010 und eine Bauzeit von 2012 bis 2017 vor.
2013
Im Januar 2013 berichtete das Onlineportal nahverkehrhamburg.de, dass die Landesbehörde LVS die Ausschreibung einer Entwurfsplanung vorbereiten soll. Dies vereinbarten die von der Stadtbahn betroffenen Städte, Kreise und das Land bei einem gemeinsamen Spitzentreffen zur Regionalstadtbahn in Kiel. Bei dem Treffen einigten sich die Teilnehmer dazu auf ein Eckpunktepapier. Die Vorbereitungen für die Ausschreibung sollten bis Juni 2013 abgeschlossen sein, dann sollte eine weitere Sitzung dazu stattfinden. Außerdem wurde in dem Eckpunktepapier eine Imagekampagne für die Stadt-Regional-Bahn vereinbart. Damit sollen den Menschen die Vorzüge der Stadtregionalbahn (SRB) noch näher gebracht werden als es bisher der Fall war. Insgesamt sollte der Bau der Bahn rund 380 Millionen Euro kosten, wovon mindestens 60 Prozent aus Fördertöpfen des Bundes bezahlt werden könnten. Dazu müssten die Projektbeteiligten pro Jahr insgesamt 14,6 Millionen Euro Betriebskosten zahlen. Das Land hatte bereits die Übernahme von 6,1 Millionen Euro zugesagt, was einem Anteil von rund 40 Prozent entsprechen würde. Nach Informationen der Kieler Nachrichten müsste die Stadt Kiel jährlich rund 4,7 Millionen Euro zahlen, Neumünster 300.000 Euro, auf den Kreis Plön kämen 1,2 Millionen Euro Betriebskosten zu und auf den Kreis Rendsburg-Eckernförde 1,6 Millionen Euro.[4]
Am Sonntag, dem 21. April 2013, fand im Rahmen der Messe „Klima & Energie Kiel 2013“ eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema „Kiel auf dem Weg zur StadtRegionalBahn“ im Ratssaal der Stadt Kiel statt. Die Veranstaltung wurde von der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft in Kooperation mit Pro StadtRegionalBahn e. V. durchgeführt. In der Veranstaltung ging es unter anderem darum, dass ab 2015 vom Kieler Hauptbahnhof Regionalbahnen im Stundentakt nach Schönkirchen in nur 13 Minuten mit Haltestellen in Ellerbek und Oppendorf und dann weiter zum Schönberger Strand in 26 Minuten fahren sollen. Für die Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums in Gaarden soll es eine weitere Haltestelle an der Preetzer Straße geben. Ziel der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft sei demnach die Reaktivierung der alten „Hein-Schönberg“-Strecke bereits zum Jahr 2015. Erfolgreich wieder eröffnete Haltestellen wie in Elmschenhagen, Suchsdorf und Felde werden laut der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft vor allem von Auszubildenden und Berufspendlern bereits gut genutzt.[5]
2014
Anfang November 2014 wurden Pläne bekannt, nach denen das Projekt „StadtRegionalBahn Kiel“ trotz großer Kritik von mehreren Seiten nun doch teilweise umgesetzt werden sollte. Zunächst wollte man mit dem Bau einer Stadtbahnlinie von Kiel ins Umland beginnen. Vor dem Bau sollten die Bürger von Kiel verbindlich über den Bau der neuen Stadtbahnlinie abstimmen. Erst nach dem Bau der ersten Linie sollten auch die Bürger der umliegenden Kreise über den Bau weiterer Stadtbahnlinien befragt werden. Dies werde nach 2020 sein. Den größten Anteil der Planungskosten von insgesamt 7,5 Millionen Euro übernimmt die Stadt Kiel mit weiterhin 5,25 Millionen Euro, der Anteil der beiden beteiligten Kreise (Kreis Plön und Kreis Rendsburg-Eckernförde) wäre auf insgesamt 375.000 Euro gesunken. Das Land Schleswig-Holstein hätte 25 Prozent bei der Projektplanung beisteuern sollen. Statt einer eigenen Gesellschaft sollte die bestehende Landesverkehrsservicegesellschaft (LVS) die Planung des Projektes übernehmen. Somit schien laut den Vertretern ein Kompromiss bei den Kosten zwischen den beteiligten Kreisen und der Stadt Kiel gefunden.[6][7] Nach einer ablehnenden Entscheidung des Kreistages Rendsburg-Eckernförde im Dezember 2014, bei der auch zwei Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen gegen das Projekt votierten, liegen die Pläne nunmehr auf Eis.[8]
2015
Im Mai 2015 wurde das vorläufige Aus für das Projekt „StadtRegionalBahn Kiel“ vom Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) bekanntgegeben. Da sich die umliegenden Kreise (außer dem Kreis Plön) nicht mit der Idee der „StadtRegionalBahn Kiel“ anfreunden konnten, wird sich Kiel nun auf eine Straßenbahn innerhalb des Stadtgebietes konzentrieren. Diese könne bei Bedarf aber immer noch über die Stadtgrenzen hinaus erweitert werden. Bei diesen Plänen soll auch die Strecke Kiel–Schönberger Strand eine Rolle spielen. Mittlerweile schätzt die Stadt Kiel, dass die Zahl der Ein- und Auspendler auf mehr als 100.000 Menschen angestiegen ist, von denen viele derzeit einen zeitraubenden Umstieg am Kieler Hauptbahnhof in Kauf nehmen müssen.[2] Zudem soll der Ausbau der „Hein-Schönberg“-Strecke für den konventionellen Regionalverkehr vorangetrieben werden, weshalb die Bahnsteige auf eine Höhe von 76 Zentimetern angehoben werden. Für einen barrierefreien Einstieg in Niederflurbahnen würden separate Bahnsteige benötigt.
2018
Anfang 2018 wurden die Pläne neu überdacht. In einer Sitzung am 15. März wurde beschlossen, die Planungen der Stadtregionalbahn für eine Linie weiterzuführen. Damit soll einem Dieselfahrverbot gegengesteuert werden.[9] Sollten die Gespräche und Planungen ein positives Ergebnis finden, könnte in einigen Jahren wieder eine Straßenbahn durch Kiel fahren.
2020
Das internationale Planungsbüro Rambøll hat im November 2020 die Trassenplanung übernommen. Das Ingenieurbüro mit 16 500 Fachleuten an 300 Standorten soll innerhalb der nächsten beiden Jahre die Trassen für die zukünftige Linienführung festlegen. Dabei sollen die bei der Aarhus Nærbane gewonnenen Erkenntnisse einfließen.[10]
Vorgeschlagenes Liniennetz
StadtRegionalBahn Kiel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | Strecke von Eckernförde 31,1 km Innenstadtstrecke 3,4 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 600 V = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stationen: | 9 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Im Liniennetz der Stadtbahn waren fünf Hauptlinien vorgesehen. Die Linien S2 und S3 sollten jeweils A und B unterteilt. Für die ausschließlich auf Kieler Stadtgebiet verlaufenden Linien SRB 1 und SRB 4 war ein 15-Minuten-Takt geplant, für alle anderen Linien ein 30-Minuten-Takt. Durch Linienüberlagerungen hätten sich insbesondere auf den Hauptstrecken jedoch weitaus kürzere Taktabstände ergeben.
Linie[11] | Linienverlauf | Takt (min) |
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SRB 1 | Wik – Belvedere – Waitzstraße – Holstenplatz – Hauptbahnhof – Gablenzstraße – Seefischmarkt – Neumühlen | 15 |
SRB 2A | Suchsdorf – Klausbrooker Weg – Universität – Waitzstraße – Holstenplatz – Hauptbahnhof – Gablenzstraße – Elmschenhagen – Raisdorf – Preetz Süd | 30 |
SRB 2B | Suchsdorf – Klausbrooker Weg – Universität – Waitzstraße – Holstenplatz – Hauptbahnhof – Gablenzstraße – Flintbek – Bordesholm – Neumünster | 30 |
SRB 3A | Königstein – Holstenplatz – Hauptbahnhof – Gablenzstraße – Elmschenhagen – Raisdorf | 30 |
SRB 3B | Königstein – Holstenplatz – Hauptbahnhof – Gablenzstraße – Seefischmarkt – Wellingdorf – Schönberger Strand | 30 |
SRB 4 | Wik – Belvedere – Waitzstraße – Holstenplatz – Königstein – Mettenhof – Melsdorf | 15 |
SRB 5 | Eckernförde – Klausbrooker Weg – Universität – Waitzstraße – Holstenplatz – Hauptbahnhof – Gablenzstraße – Seefischmarkt – Neumühlen | 30 |
Die Linie SRB 1 ähnelt in ihrem Verlauf der 1985 stillgelegten letzten Straßenbahnlinie 4 sowie der heutigen Buslinie 11.
Verknüpfungsstellen
Folgende Verknüpfungsstellen zum Eisenbahnnetz waren geplant[12]:
- Hauptbahnhof / Haltestelle Gablenzstraße (Bahnstrecke Kiel–Schönberger Strand)
- Wellingdorf / Haltestelle Seefischmarkt (Bahnstrecken Kiel–Neumünster sowie Kiel–Preetz)
- Suchsdorf / Haltestelle Klausbrooker Weg (Bahnstrecke Kiel–Eckernförde)
Weblinks
- Ergebnisse und Informationen zur Voruntersuchung (Memento vom 19. November 2010 im Internet Archive), Stadt Kiel
- stadtregionalbahn-kiel.de Pro StadtRegionalBahn e. V. c/o VCD
- Entwurf Streckennetz (PDF; 247 KiB)
Einzelnachweise
- Kiel: „Die Stadtregionalbahn ist mausetot“. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 16. Dezember 2014, abgerufen am 13. März 2015.
- Kiel: Aus für die Stadtregionalbahn – stattdessen Straßenbahn? Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 12. Mai 2015, abgerufen am 9. Januar 2017.
- Umfassende Mehrheit für Stadtbahnplanungen – CDU gibt Blockade auf. In: stadtbahn-kiel.de. Pro StadtRegionalBahn e. V., 16. Januar 2016, archiviert vom Original am 16. März 2018; abgerufen am 9. Januar 2017.
- LVS soll Ausschreibung für Entwurfsplanung vorbereiten. NahverkehrHAMBURG, 23. Januar 2013, abgerufen am 2. April 2017.
- Programm im Rathaus. In: klima-energie-kiel.de. 19. April 2013, archiviert vom Original am 16. April 2013; abgerufen am 19. April 2013.
- Martina Drexler: Durchbruch bei Stadtregionalbahn. 7. November 2014, archiviert vom Original am 4. November 2014; abgerufen am 23. Februar 2016.
- Abgespeckte Pläne: Durchbruch für Kieler Stadtregionalbahn? nahverkehrhamburg.de, 10. November 2014, abgerufen am 22. Februar 2017.
- Deutsche Presse-Agentur: Stadtregionalbahn Kiel auf dem Abstellgleis. Kieler Nachrichten, 16. Dezember 2014, abgerufen am 24. Februar 2016.
- Anne-Kathrin Steinmetz: Ratsversammlung macht den Weg frei. In: Kieler Nachrichten. 17. März 2018, abgerufen am 17. März 2018.
- Michael Kluth: Stadtbahn in Kiel: Jetzt geht es an die Trassenplanung. In: kn-online.de. 9. November 2020, abgerufen am 9. November 2020.
- Betriebskonzept SRB Kiel (Memento vom 25. November 2010 im Internet Archive)
- Streckenplan Kiel und Verknüpfungspunkte (Memento vom 25. November 2010 im Internet Archive)