St. Nikolaus (Murnau am Staffelsee)
Die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus steht in der oberbayerischen Marktgemeinde Murnau am Staffelsee im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Sie gehört mit der Pfarrei Murnau zum Dekanat Benediktbeuern.[1] Die Pfarrei ist dem Bistum Augsburg zugeordnet. Patroziniumstag der Pfarrkirche ist der 6. Dezember.
Geschichte
Nachdem der gotische Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche baufällig und zu klein geworden war, wurde 1717 vom Ettaler Abt Placidus Seitz der Grundstein für die neue Kirche gelegt.[2] Das Langhaus wurde von 1717 bis 1721 errichtet, 1725–27 folgte der Chor. Der Unterbau des gotischen Turms wurde von 1730 bis 1732 erhöht.[3] Der Architekt ist unbekannt.[4] Die Kirchweihe folgte am 6. Mai 1734 durch den Augsburger Weihbischof Sigismund Mayr. 1736 wurde der Bau zur Pfarrkirche erhoben. Der Kirchturm wurde 1750 mit Kuppel und Laterne vollendet[2] und misst seither 50 Meter Höhe. Ein vermutlich geplanter zweiter Turm wurde nicht ausgeführt.[5] Die spätbarocke Innenausstattung wurde wegen Geldmangels[4] erst sukzessive eingefügt: Der Hochaltar wurde wohl 1771 vom Kloster Ettal geschenkt bzw. gestiftet. Die Deckenfresken in Chor und Langhaus entstanden erst um 1870 bzw. 1893–95.[2]
Seit 1756 ist St. Nikolaus eine Wallfahrtskirche zur Mater dolorosa.[2]
Der Expressionist Wassily Kandinsky stellte 1910 die Pfarrkirche auf seinem Ölgemälde Murnau mit Kirche I dar.
Zum 300-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung wurde die Kirche von 2012 bis 2017 umfassend renoviert.[2][6]
Beschreibung und Ausstattung
Das Kirchenschiff ist ein 25 Meter hoher[5] überkuppelter Raum mit acht Arkaden, dem der kreuzförmige Chorraum vorgesetzt ist. Der Zwiebelturm steht auf der südöstlichen Außenmauer.[3]
Die Fresken im Chor malten Johann Michael Wittmer und Josef Anton Schwarzmann um 1870, sie zeigen Verkündigung, Geburt, Verklärung und Kreuzigung Jesu. Die Darstellung des Jüngsten Gerichts im Kirchenschiff stammt von Waldemar Kolmsperger dem Älteren.
Im Hochaltar steht in einem Rokoko-Schrein oberhalb des Tabernakels das Gnadenbild der Mater dolorosa, eine von sieben Schwertern durchbohrte Marienfigur. Das große Hochaltarbild zeigt neben dem heiligen Nikolaus von Myra vor Christus Szenen der Nikolauslegenden. Gemalt hat es Johann Baptist Baader 1771.[2] Links und rechts des Gemäldes steht je eine weiß-goldene Figur: links des heiligen Benno von Meißen und rechts des heiligen Ulrich von Augsburg.[5]
Im Gemeinderaum befinden sich sechs Seitenaltäre, zwei davon beinhalten Reliquienschreine des heiligen Vinzenz und der heiligen Viktoria.[5]
Die Beichtstühle, das Chorgestühl und die Brüstungen der Chororatorien fertigte wohl der Kistler Bartholomäus Zwink aus Uffing. Die Stuckaturen der Wessobrunner Schule werden Johann Baptist Zimmermann zugeschrieben.[2] In einer Seitenkapelle stehen das Taufbecken und die Osterkerze.[5]
Glocken
Nachdem alle Glocken im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, wurden 1949 von Karl Czudnochowsky in Erding fünf neue gegossen.
Nr. | Name | Schlagton | Gewicht (ca.) |
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1 | St. Nikolaus | h | 2500 |
2 | St. Maria | e′ | |
3 | Messglocke | fis′ | |
4 | Christkönig | gis′ | |
5 | St. Michael | h′ |
Orgel
St. Nikolaus erhielt 1749 eine Orgel, gebaut vom Füssener Orgelbauer Andreas Jäger, die 1786 von Jakob Kölbl aus Wielenbach repariert wurde. 1805 erfolgte der Bau eines neuen Instruments, wohl ebenfalls von Kölbl, mit folgender Disposition:[7]
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Diese Orgel wich 1892 einem größeren Neubau von Georg Friedrich Steinmeyer aus Oettingen, wobei der Prospekt von 1805 erhalten blieb. Die Disposition der Orgel mit Kegellade und mechanischer Spiel- sowie Registertraktur lautete nun:[7]
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Die 1970 erbaute Guido Nenninger aus München schließlich die heutige Orgel mit 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Erneut wurde der Prospekt von 1805 übernommen.[8] Ein Umbau bei diesem Instrument mit Schleiflade und mechanischer Spiel- und Registertraktur erfolgte 1992 durch Dieter Schingnitz aus Iffeldorf-Staltach: er ersetzte den Dulzian 16′ im Hauptwerk durch eine Trompete 8′ sowie den Choralbaß II 4′ durch eine Mixtur III 2 2⁄3′. Die heutige Disposition lautet daher:[7]
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- Koppeln: II/I, II/P, I/P
Literatur
- Martin Lohr: Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus (= Kleine Kunstführer, Nr. 476). 6., überarbeitete Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 1997, ISBN 978-3-7954-4289-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Pfarrei St. Nikolaus – Murnau. In: bistum-augsburg.de. Abgerufen am 1. November 2017.
- Spätbarocke Wallfahrtskirche im Herzen Murnaus. In: st-nikolaus-murnau.de. Abgerufen am 1. November 2017.
- Denkmalliste für Murnau am Staffelsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Abgerufen am 1. November 2017.
- Wilfried Rogasch: St. Nikolaus in Murnau. In: ovb-online.de, 16. Dezember 2014. Abgerufen am 1. November 2017.
- Thomas Walser: Mit offenen Augen durch St. Nikolaus gehen. Ein Kirchenführer. In: st-nikolaus-murnau.de. Abgerufen am 1. November 2017 (PDF; 3,86 MB).
- Heino Herpen: Murnau feiert seine ganz besondere Kirche. In: Merkur.de, 17. September 2017. Abgerufen am 1. November 2017.
- Michael Bernhard (Hrsg.): Orgeldatenbank Bayern online. Datensatz 18615–18621. 2009. Abgerufen am 1. März 2020.
- Orgel. In: st-nikolaus-murnau.de. Abgerufen am 1. November 2017.