St. Martin (Medelsheim)
Die Kirche St. Martin ist eine katholische Pfarrkirche in Medelsheim, einem Ortsteil der Gemeinde Gersheim. Das Kirchengebäude gilt als Wahrzeichen und Namensgeber der als „Parr“ („Pfarrei“) bezeichneten Landschaft in der Medelsheim liegt. Kirchenpatron ist der heilige Martin.
Geschichte
Vorgängerbau der heutigen Kirche war ein gotisches Gotteshaus, das um 1350 errichtet wurde, und Ersatzbau für einen älteren Sakralbau war, der in fränkische Zeit zurückreichte.
Das gotische Kirchengebäude überstand den Dreißigjährigen Krieg, in dem Medelsheim verwüstet wurde, musste aber 1772 wegen Baufälligkeit und wegen raschem Bevölkerungswachstum einem Neubau im Barockstil Platz machen. Mit Ausnahme des Chores, der nun als Sakristei diente, wurde die gotische Kirche abgebrochen. Am 24. April 1774 erfolgte die Grundsteinlegung der neuen Kirche von Medelsheim, das seit 1656 zur leyenschen Herrschaft Blieskastel gehörte. Durchgeführt wurde sie durch Philipp von der Leyen, dem siebenjährigen Sohn des regierenden Reichsgrafen Franz Karl von der Leyen. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde der ehemalige Chor um zwei Stockwerke zu einem Turm aufgestockt. Am 5. August 1776 fand die Einweihung der neuen Kirche statt.[1]
Am 13. September 1939, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, brannte die Kirche, aufgrund von deutschem Artilleriebeschuss, völlig aus. Dabei wurde das wertvolle Barockinventar aus der Erbauungszeit vernichtet. Lediglich die Umfassungsmauern des Kirchenschiffes und des Turms blieben stehen. Weitere Schäden erlitt die Ruine in den Winterkämpfen 1944/45.[1]
1947 begannen die Vorbereitungen zum Wiederaufbau der zerstörten Kirche. Der Turm wurde mit einem Notdach versehen und am 9. November 1948 konnte das Richtfest gefeiert werden. Am 16. Oktober 1949 erfolgte durch den Speyerer Bischof Joseph Wendel die Weihe der wieder aufgebauten Kirche. 1951 erhielt das mit unzähligen Splitterlöchern übersäte Außenmauerwerk einen neuen Außenputz. 1953 erfolgte eine Aufstockung des Turmes um weitere 2,50 Meter und das Notdach des Turmes wurde durch einen kupfernen Turmhelm ersetzt. Am 27. März 1955 wurden die vier neuen Glocken der Kirche geweiht, die von der französischen Glockengießerei Paccard in Annecy gegossen wurden.[1]
In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt.[2]
Das Kircheninnere
In der Sakristei, dem Chor der früheren gotischen Kirche hatten sich während des Zweiten Weltkrieges durch Witterungseinflüsse Kalkschichten gelöst. Dabei kamen gotische Fresken aus dem 14. Jahrhundert zum Vorschein. 1954 wurden an den Fresken Konservierungsarbeiten durchgeführt, bei denen auch das gotische Sakramentshäuschen mit kleinem Gewölbe und ein Okulusfenster freigelegt wurden. Eine neuerliche grundlegende Restaurierung und Konservierung erfolgte in den Jahren 2001 und 2002. Im Zuge dieser Arbeiten wurde an der Kirchennordseite eine neue Sakristei angebaut, um die Wand- und Gewölbemalereien vor weiteren Beeinträchtigungen zu schützen.[1]
Eine Besonderheit stellt das gotische, vermutlich um 1430 geschaffene Altarretabel dar, ein Werk von sehr hohem Stellenwert im gesamten südwestdeutschen Raum. Das Retabel wurde 1956 in der Medelsheimer Kreuzkapelle entdeckt und auf dem Hochaltar der Kirche aufgestellt, nachdem im Rahmen der Restaurierung die ursprüngliche farbige Fassung freigelegt wurde.[1]
Orgel
1801 erwarb Pfarrer Wenzeslaus Schindelar die Orgel des nach der französischen Revolution aufgelösten Augustinerklosters Saarlouis. Sie besaß 21 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal und war seitenspielig angelegt. Das Instrument verbrannte 1939 mit der Kirche.[3]
Nach dem Neubau der Kirche kaufte die Gemeinde 1961 eine 14-registrige Orgel, die Friedrich Weigle (Echterdingen) 1924 mit pneumatischen Membranladen für die katholische Kirche Labach im Landkreis Südwestpfalz erbaut hatte.[4][5]
Die heutige Orgel wurde von der Firma Hugo Mayer Orgelbau (Heusweiler) erbaut und am 5. Oktober 1985 geweiht. Das Instrument, das auf der Empore aufgestellt ist und einen freistehenden Spieltisch besitzt, verfügt über 21 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Windladen sind mechanische Schleifladen mit elektrischer Spiel- und Registertraktur.[6]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, Tutti, Zungeneinzelabsteller
Literatur
- Weyandt, Barbara: Die Pfarrkirche St. Martin zu Gersheim-Medelsheim im Bliesgau. Neusser Dr. u. Verl., Neuss 1990, ISBN 3-88094-663-9, S. 16.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kath. Pfarrkirche "St. Martin" Medelsheim Auf: www.gersheim.de, abgerufen am 23. Juni 2012
- Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Saarpfalz-Kreis (PDF; 1,2 MB), abgerufen am 23. Juni 2012
- Bernhard H. Bonkhoff: Historische Orgeln im Saarland. Regensburg 2015, S. 22.
- Bernhard H. Bonkhoff: Die Orgeln des Saar-Pfalz-Kreises. In: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte. Nr. 40, (Mainz) 1980. S. 593 f.
- Beschreibung der Orgel, abgerufen am 26. Februar 2021.
- Orgel der Kirche St. Martin (kath.) (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Infoseite des Webangebots Orgeln im Saarland, abgerufen am 23. Juni 2012