St. Mariä Himmelfahrt (Gladbach)
Die römisch-katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt steht in Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) im Stadtteil Gladbach, Kirchplatz 14.
Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Sie ist seit dem 5. Feb. 1992 unter Nr. K 055 in der Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach[1] verzeichnet. Sie ist Teil des ökumenischen Projekts Citykirche.
Architektur
Die Hauptpfarrkirche liegt auf dem plateauartig abgeflachten Abteiberg im Kern der Altstadt.
Die dreischiffige, spätgotische Basilika mit sechs Langhausjochen und Kreuzrippengewölben auf Rundpfeilern, 5/8-Chorschluss, platt geschlossenen Nebenchören und einem vorgesetzten, über quadratischem Grundriss errichteten viergeschossigen Turm unter achtseitig gebrochenem Turmhelm zwischen zwei neogotischen polygonalen Seitenkapellen.
Im Erdgeschoss ein um 1890 nachträglich eingefügtes Hauptportal. Der viergeschossige Westturm wird durch geschossteilende Gesimse horizontal und durch spitzbogige dreibahnige Blendfenster bzw. Schallluken vertikal gegliedert. Das Maßwerk der Westseite ist neu eingesetzt. Zwischen den Seitenkapellen ist je ein rundes Treppentürmchen, das mit seinem Dach bis knapp in das Glockengeschoss reicht, angeordnet. Obergaden und Seitenschifffassaden werden durch gestufte Strebepfeiler und Lanzettbogenfenster mit dreibahniger Maßwerkteilung gegliedert.
In Höhe der Sohlbänke verläuft ein um die Strebepfeiler verkröpftes Gesims. Die Chorfenster sind etwa 1/3 zu 2/3 geteilt, unterhalb ihrer Sohlbänke ist bis zum umlaufenden kräftigen Gesims jeweils ein dreibahniges Blendmaßwerk eingebaut. Das Mittelschiff trägt ein steiles Satteldach mit Abwalmung über dem Chor und insgesamt sieben Dachgauben. Die Seitenschiffe zeigen flacher gelegte Pultdächer anstelle der früher steileren Seitenschiffsdächer, die den unteren Teil der Obergadenfenster – heute in Backstein sichtbar – verdeckten. (Die ehemaligen Obergadenfenster waren ursprünglich weiter nach unten geöffnet und wurden über mit Oberlichtern bedeckte Lichtschächte in den Seitenschiffdächern belichtet! (s. u.)).
Die Turmseitenkapellen besitzen polygonale Turmhelme. Südlich des Chors liegt in Verlängerung des südlichen Seitenschiffs ein auf etwa quadratischem Grundriss errichteter Sakristeianbau mit Walmdach, das aus dem Pultdach des Seitenschiffs entwickelt ist. Alle Dächer sind mit Schiefer in altdeutscher Deckung eingedeckt. Die nachfolgenden Bauinschriften datieren das Gebäude:
1. Grundstein unterhalb des Chormittelfensters, Schrift in erhabenen gotischen Minuskeln:
„in den jaren ons heren mcccclxix op s(an)c(t). lare(n)cius aue(n)t an ge + lacht“
Das „e“ von „gelacht“ steht außerhalb des eingetieften Schriftfeldes, „lacht“ steht in kleinen, eingetieften Minuskeln auf dem unteren Randstreifen. Die Übersetzung lautet: Im Jahre unseres Herren 1469 auf St. Laurentius Abend angelegt.
2. Schriftband aus gotischen Minuskeln am südöstlichen Sakristeipfeiler:
„mcccccxxxiii“
Die Jahreszahl lautet: 1533
Im Innern ist das Gewölbe des Turmuntergeschosses durch eine Flachdecke ersetzt. Die alten, mit Eckkonsolen des ehemaligen Kreuzrippengewölbes blieben erhalten. Spitzbogiger Durchgang mit profilierter Laibung zwischen Turm und Mittelschiff, darüber eine neue Orgelempore aus Stahlbeton. Der Obergaden wird durch gestelzte Spitzbogenarkaden auf kräftigen Rundpfeilern getragen. Ihnen entsprechen am Choransatz Halbsäulen mit achtseitigen Basen und runden, gekehlten Kapitellen mit polygonalen Deckplatten. Halbsäulen auf runden, in die Kapitelldeckplatten einschneidenden Konsolen gliedern die Hochschiffwände (Obergaden). Aus ihren runden Kapitellen erwachsen profilierte Rippen, die das profilierte Kreuzrippengewölbe des Mittelschiffs tragen. Die unteren Teile der Obergadenfenster sind als Blende ausgebildet (s. v.).
Die Seitenschiffe besitzen zwischen den kreuzgewölbten Jochen starke Gurte, die aus den außenseitigen Pfeilervorlagen ohne Kämpfer oder Kapitelle herauswachsen, über den Arkadenpfeilern zum Mittelschiff jedoch auf den Kapitelldeckplatten beginnen. Die Gewölberippen selbst flankieren die breiten Wandvorlagen, wobei sie auf Kapitellen ruhen.
Wandpfeiler und Dienste besitzen gemeinsame dreiseitige Basen. Der 5/8-Chorschluss zeigt das von der Außenseite bereits bekannte Blendmaßwerk. In der Südostecke der Kirche ist auf einem Dienstkapitell des Seitenschiffs ein Drache dargestellt, der Dunkelheit, Neid und Bosheit verkörpert und damit an die Gegenwart des Teuflischen auch in der Kirche mahnt. Auf der gegenüberliegenden Nordostseite zeigt das Kapitell einen Adler (oder eine Taube ?). Der Adler als König der Vögel wurde seit dem Mittelalter zunehmend auch als Christussymbol (Himmelfahrt Christi, Symbol des Evangelisten Johannes) verstanden und tritt dem Treiben des Bösen – in Gestalt des Drachen – entgegen.
Vor den Pfeilern des Mittelschiffs stehen unterhalb der Orgelempore zwei barocke Weihwasserbecken aus rotem Marmor auf Balusterschaft mit attischer Basis, die von 1696 stammen. Auf dem Beckenrand steht jeweils die Inschrift in eingetieften Kapitalen:
HOC MONVMENTVM PRO DECORE DOMVS DEI POSVIT F:AMBROSIVS MANTEN SACEL(lanus) 1696
Die Inschrift des nördlichen Beckens ist teilweise zerstört. (Ambrosius Manten, geb. 1659, war seit 1681 Benediktinermönch in Gladbach, Pfarrer seit 1717 und starb 1718.)
Literatur
- Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Städte und Kreise Gladbach und Krefeld (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Dritter Band, Nr. IV). Schwann, Düsseldorf 1893 (Digitalisat [abgerufen am 2. Juni 2012]).
Quellen
- Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach. (PDF; 234,24 kB) In: moenchengladbach.de. Stadt Mönchengladbach, 4. Juli 2011, abgerufen am 2. Juni 2012.
- Käthe Limburg, Bernd Limburg: Denkmale in der Stadt Mönchengladbach. In: unterwegs & daheim – Homepage von Käthe und Bernd Limburg. 18. Juli 2011, abgerufen am 27. Februar 2014.
Weblinks
Einzelnachweise
- Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach (Memento vom 7. Oktober 2014 im Internet Archive) (PDF, 173 kB, Seite 32)