St. Johannes Baptist (Dischingen)
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Dischingen, einer Gemeinde im Landkreis Heidenheim in Baden-Württemberg, wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von dem Baumeister Joseph Dossenberger, einem Schüler von Dominikus Zimmermann, errichtet. In ihrer Architektur vereint die Dischinger Kirche die Formen des späten Rokoko und des frühen Klassizismus.
Geschichte
Eine erste Pfarrkirche ist in Dischingen für das Jahr 1352 erwähnt. Die heutige Kirche ließ Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis von seinem Hofbaumeister Joseph Dossenberger errichten. Innerhalb von nur drei Jahren, von 1769 bis 1771, wurde die neue Kirche fertiggestellt. Im Jahr 1785 fand die Weihe durch den Augsburger Weihbischof Johann Nepomuk August Ungelter statt. Dischingen gehörte bis 1812 zur Diözese Augsburg, 1821 wurde es in die neu geschaffene Diözese Rottenburg eingegliedert.
Architektur
Außenbau
Im südlichen Chorwinkel erhebt sich der 48 Meter hohe Glockenturm. Das Langhaus wird von einem Walmdach gedeckt.
Innenraum
Ausgewogene Proportionen prägen den Innenraum der Kirche. Ihre Länge entspricht mit 45 Metern der Höhe des Turms (ohne Kreuz und Knauf). Die größte Breite des Langhauses entspricht mit 22,50 Metern der Hälfte der Länge und die Höhe von 15 Metern einem Drittel der Länge.
Das Langhaus weitet sich in seiner Mitte auf beiden Seiten zu einer leichten, mit einem Altar versehenen Ausbuchtung. Flache Pilaster mit korinthischen Kapitellen gliedern die Wände, die von hohen Fenstern und Oberlichtern durchbrochen sind. Ein Korbbogen öffnet das Langhaus im Osten zum eingezogenen Chor. In den abgerundeten Ecken sind zwei Seitenaltäre eingebaut. Über den Türen zum Turm und zur Sakristei befinden sich die Patronatslogen der Fürstenfamilie.
Der Stuck wurde von dem Bildhauer und Stuckateur Thomas Schaidhauf, einem Meister der Wessobrunner Schule, geschaffen.
Fresken
Die Fresken im Chor und im Langhaus wurden 1771/72 von Gabriel P. Lucello ausgeführt.
Das Deckengemälde des Langhauses stellt den Schutzpatron der Kirche, Johannes den Täufer, bei seiner Bußpredigt dar. Es ist mit der Signatur des Malers und der Jahreszahl 1772 versehen. Auf den von Stuckkartuschen gerahmten Eckbildern sind die vier Evangelisten dargestellt. Über dem Chorbogen prangt das Wappen von Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis, des Erbauers der Kirche.
Die runde Flachkuppel des Chores trägt ein Deckenfresko mit einer Szene der Offenbarung des Johannes. Es zeigt die Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten. In der Mitte, über dem Lamm, sitzt Gottvater auf einem Thron, umgeben von den Evangelistensymbolen. Den unteren Bildrand durchbricht Johannes der Täufer, der in den Kirchenraum hinabzusteigen scheint. Er wird von Engeln begleitet, einer hält ein Spruchband in den Händen mit der Inschrift: ECCE AGNUS DEI (dies ist das Lamm Gottes).
Bleiglasfenster
Die Bleiglasfenster wurden in der Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt in Innsbruck hergestellt und anlässlich der Renovierung der Kirche im Jahr 1903 eingebaut. Auf einigen Scheiben ist unten die Signatur GTA INNSBRUCK zu lesen. Vier Fenster stellen die Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Gregor den Großen und Hieronymus dar. Zwei Fenster sind mit Wappen des Hauses Thurn und Taxis und der Devise PERPETUA FIDE (stets zuverlässig und treu) versehen.
- Hl. Hieronymus
- Hl. Augustinus
- Papst Gregor der Große
- Wappen des Hauses Thurn und Taxis
Orgel
Die Orgel wurde 1782 von dem Orgelbauer Joseph Höß aus Ochsenhausen gebaut und gilt als sein einziges fast vollständig erhaltenes Werk. Sie besitzt 17 Register auf 2 Manualen und Pedal. Eine Restaurierung erfolgte 1985 durch die Giengener Orgelmanufaktur Gebr. Link.[1]
Ausstattung
- Der Hochaltar ist Johannes dem Täufer gewidmet. Die beiden lebensgroßen Figuren zu beiden Seiten des Altars stellen seine Eltern, Elisabeth und Zacharias, dar. Das Altarblatt zeigt die Taufe Jesu.
- Das wertvollste Ausstattungsstück ist eine spätgotische Madonnenfigur mit Jesuskind.
- Auf dem Altar in der linken Mulde des Langhauses steht unter einem kunstvollen Prozessionsbaldachin eine weitere Madonna mit Kind, umgeben von Medaillons mit den Rosenkranzgeheimnissen
- Auf dem gegenüberliegenden Altar, in der rechten Seitenmulde, ebenfalls unter einem Prozessionsbaldachin, steht eine Skulptur des hl. Johannes Nepomuk aus der Zeit um 1750.
- Die frühklassizistische Kanzel wurde von Thomas Schaidhauf geschaffen. Am Kanzelkorb ist Moses zu erkennen, der die Gesetzestafeln erhält, und an der Rückwand Johannes der Täufer bei seiner Predigt. Die Engel auf dem Schalldeckel halten die Symbole der göttlichen Tugenden, Kreuz (Glaube), Anker (Hoffnung) und Herz (Liebe).
- Auf den Prozessionsstangen sind der hl. Ulrich (von 1684), der hl. Sebastian und der hl. Josef dargestellt.
- Die beiden Holzreliefs unter der Empore stellen die hl. Ottilie und vermutlich den hl. Willibald dar. Die zwei Augen auf dem Buch in der Hand der hl. Ottilie verweisen auf die Legende, nach der sie blind geboren wurde und erst durch die Taufe ihr Augenlicht erhielt. Zu Füßen der Heiligen entkommt ihr Vater dank ihres Gebetes dem Höllenschlund.
- Auf dem modernen Taufstein steht eine Skulpturengruppe mit der Darstellung der Taufe Jesu aus dem 18. Jahrhundert.
- Spätgotische Madonna mit Kind
- Hl. Ulrich
- Hl. Ottilie
- Taufe Jesu
Literatur
- Hans Schall: Dischingen St. Johannes. (= Kleine Kunstführer Nr. 105) (Erstausgabe 1935), Verlag Schnell und Steiner, München (3. neu bearbeitete Auflage) 1985.