St. Jakob (Levoča)
St. Jakob (slowakisch: Bazilika svätého Jakuba) ist eine gotische Kirche in Levoča, Prešovský kraj, Slowakei. Der Ursprung von Chor und Langhaus liegt im 14. Jahrhundert, der jetzige Turm hingegen wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Die katholische Pfarrkirche ist dem Apostel Jakobus geweiht. Sie birgt zahlreiche gotische Altäre, darunter den höchsten holzgeschnitzten Altar der Welt. Er stammt aus der Werkstatt von Paul von Leutschau und wurde 1517 fertiggestellt. Die Kirche enthält viele weitere gut erhaltene Kunstschätze. Sie ist die zweitgrößte Kirche der Slowakei. Die Kirche wurde 2009 der UNESCO-Welterbestätte Levoča (Leutschau), Spissky Hrad (Zipser Burg) und damit assoziierte Kulturmonumente hinzugefügt. Sie ist auch ein nationales denkmalgeschütztes Bauwerk. 2015 wurde sie von Papst Franziskus zur Basilica minor erklärt.
Geschichte
Levoča lag an der Kreuzung wichtiger Handelswege und war ein bedeutendes Verwaltungszentrum.[1] Der Bau der in der Stadtmitte gelegenen gotischen Kirche St. Jacob begann im 14. Jahrhundert.[2] Die Kirche dominiert den zentralen Platz der historischen Altstadt, zusammen mit dem Rathaus aus der Renaissance. Sie ist eine katholische Pfarrkirche, die dem Apostel Jakobus geweiht wurde. Sie wurde als dreischiffige Basilika ohne Querschiff mit einer fünfeckigen Apsis errichtet.[1] Der Innenraum birgt mehrere gotische Altäre, darunter den Hochaltar, der mit 18,62 Metern der höchste holzgeschnitzte Altar der Welt ist.[3] Er stammt aus der Werkstatt des Meisters Paul von Leutschau und wurde 1517 vollendet. Die Kirche, die zweitgrößte in der Slowakei, enthält außerdem kostbare Kunstschätze und Einrichtungsgegenstände,[4] darunter Monstranzen, Kelche und andere Gegenstände für den Gottesdienst, die der Goldschmied Ján Szillassy schuf.[5] Während der Reformation wurde die Kirche ab 1544 lutherisch.[1] Für den evangelischen Gottesdienst wurden gegenüber der Kanzel Emporen eingebaut, doch sonst wenig verändert.[6] Die Flügel der Altäre wurden geschlossen. Ab 1622 wurde eine Orgel eingebaut. Im 18. Jahrhundert kam es zur Rekatholisierung. Von 1706 bis 1710 teilten sich Katholiken und Protestanten die Kirche, dann wurde sie wieder katholisch.[1]
Der Kirchturm wurde auch als Wachturm der Stadt benutzt, insbesondere um Feuer zu bemerken. Der mittelalterliche Turm wurde im frühen 19. Jahrhundert durch einen Blitz zerstört und durch einen höheren neogotischen Turm ersetzt. Der 70 m hohe Turm wurde von Fridrich Muck 1852 bis 1870 errichtet und war vermutlich das erste Bauwerk in diesem Stil in der Slowakei.[2][7] Ein ausführlicher Bericht in den „Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“ beschreibt 1858 die Baugeschichte der „katholischen Pfarrkirche St. Jakob zu Leutschau“.[6]
Eine Glocke des ursprünglichen Geläuts wurde im Rathaus installiert, die anderen im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Sie wurden 1925 ersetzt. Von 1948 bis 1949 fand eine umfangreiche Restaurierung statt: das Dach wurde erneuert, Säulen und Gewölbe wurden gereinigt, und die Orgel restauriert und verlegt. Dabei entdeckte Wandmalereien wurden ebenfalls restauriert.[1]
Die Kirche wurde dank ihrer Kunstschätze im Jahr 2009 dem UNESCO-Welterbe Levoča (Leutschau), Spissky Hrad (Zipser Burg) und damit assoziierte Kulturmonumente hinzugefügt. Sie ist außerdem ein nationales registriertes Denkmal. Am 30. November 2015 erklärte Papst Franziskus sie zur Basilica minor.[8] Seit 2016 ist der Turm, der einen Überblick über das Stadtzentrum vermittelt, für Besucher geöffnet.
Altäre
Die Kirche hat 18 Altäre,[1] davon sind die bedeutendsten:
- Hochaltar (Jakobsaltar). Werkstatt Meister Paul (1507–1517)[9] Der Altar wurde nach und nach errichtet. Das Retabel wurde 1508 fertiggestellt. Weitere Figuren und Malerei wurden vermutlich bis 1515 hinzugefügt. Die letzte Phase, die auch Vergoldung umfasste, wurde 1517 abgeschlossen.[10] Die Passionsdarstellungen des Polyptychon basieren auf Drucken von Lucas Cranach zur Passion, die 1509 veröffentlicht wurden. Die Figuren der zwölf Apostel auf dem Altaraufbau werden auf ca. 1390 datiert und waren vielleicht Teil eines früheren Altars der Kirche.[11]
- Skulpturen von Meister Paul vom Altar der Geburt Jesu sind jetzt Teil des barocken Czaky-Altars. Sie waren zweihundert Jahre lang während der religiösen Unruhen im Rathaus verborgen.[9]
- Altar der vier St. Johannes (1520, Meister Paul)[12]: Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist, Johannes Chrysostomos und Johannes der Almosengeber
- Altar St. Anna (Altar of Metercia, 1516), Meister Paul[12]
- Altar St. Peter und Paul (1495, vor Meister Paul)[12]
- Altar des Heiligen Nikolaus (1507). Die Figuren St. Leonard and St. Johannes sind von Meister Paul, aber St. Nicholas wird auf 1360–1370 datiert.[12]
- Altar St. Katharina von Alexandrien (ca. 1460)[12]
- Altar Erzengel Michael (ca. 1620)[13]
- Altar des Guten Hirten (ca. 1700)[13]
- Maria-Schnee-Altar (Altar der 13 Städte)[13]
- Altar vom Schmerzensmann (Vir dolorum), Königsaltar für König Matthias Corvinus (1476–1490)[12]
- Altar St. Elisabeth, die Witwe, Altarbild von 1492[12]
Die Kirche enthält außerdem eine Statue des Heiligen Georg mit dem Drachen aus der Werkstatt von Meister Paul.
Fresken
Die Kirche enthält mehrere Fresken, darunter:[9]
- Zyklus Sieben Tugenden und Sieben Todsünden (ca. 1385)
- Zwanzig Szenen der Legende von St. Dorothea (c. 1400)
- Wandmalerei Das Jüngste Gericht (ca. 1500)
Gemälde-Epitaphe
Ungewöhnlich sind einige Epitaphe, die auf die Kirchenwände gemalt wurden, darunter ein Epitaph für Margita Urbanovič, die Nichte von Meister Paul. Es ist das einzige zeitgenössische Dokument, dass er den Hochaltar gestaltet hat.[14]
Orgel
Nach früheren Instrumenten wurde die jetzige Orgel ab 1622 von Hans Hummel gebaut, der in Deutschland geboren wurde. Dieses Instrument war die größte Orgel im damaligen Ungarn. Sie befand sich an einer anderen Stelle.[1][15] Zwischen 1864 und 1877 baute sie Lajos Mooser komplett um und übertrug das Gehäuse.[16]
Literatur
- D. Buran u. a.: Gotika - dejiny slovenského výtvarného umenia (slowakisch), Slovenská národná galéria a Slovart, Bratislava, 2003, ISBN 80-8059-080-X
- Alena Gail-Prchal: Der Hochaltar der Jacobskirche zu Leutschau / Untersuchung der Bildwerke und ihrer Stellung innerhalb des Kreises spätgotischer Flügelaltäre (Dissertation) München 1975
- Gavenda, Marián und Veselý, Marián (2006). A Gothic Jewel (englisch). Bratislava: Slovart. ISBN 8080851212
- Homolka, Jaromír (1965). Levoča: The Gothic Altar (englisch). Bratislava: Tatran
- Peter Minárik: Reformácia na Spiši (Diplomarbeit, slowakisch), University of Budapest 2007, S. 28–32
Weblinks
- Offizielle Website
- Master Paul of Lőcse / Hungarian sculptor (active 1500-1520 in Upper Hungary) Web Gallery of Art (englisch)
- Master Paul's Altar, St. James' Church, Levoca, Slovakia theincrediblylongjourney.com (englisch)
Einzelnachweise
- Der Dom des heiligen Jakob in Levoča. chramsvjakuba.sk. 2017. Abgerufen am 21. August 2017.
- St Jacob church - Levoča (englisch) Slovak Culture Profile. 2017. Abgerufen am 21. August 2017.
- Levoča feiert 500. Jubiläum des Altars von Meister Paul. Radio Slovakia International. 19. Juli 2017. Abgerufen am 17. Oktober 2017.
- Kirche des Hl. Jakobus - Levoča. Slovakia Travel. 2017. Abgerufen am 18. Oktober 2017.
- Works of Ján Szilássy (englisch) Slovak Culture Profile. 2017. Abgerufen am 21. August 2017.
- Wenzel Merklas: Die katholische Pfarrkirche St. Jakob zu Leutschau. In: Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, Volume 3. Österreich Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, 1858, S. 64–72.
- Anon (2016), "The Tower of St. James Basilica", Faltblatt der Stadt Levoca.
- Chrám v Levoči vyhlásili za Baziliku menšiu svätého Jakuba v Levoči (slowakisch) Slowakische Bischofskonferenz. 30. November 2015. Abgerufen am 30. November 2015.
- Gavenda (2006) S. 5.
- Homolka (1965), S. 44.
- Homolka (1965), S. 474.
- Gavenda (2006) S. 7.
- Gavenda (2006) S. 9.
- Gavenda (2006), S. 9; Homolka (1965), S. 43.
- Hans Hummel (englisch) Organs and Organ Builders in Slovakia. 2017. Abgerufen am 21. August 2017.
- Orgeln und Orgelbauer in der Slowakei. Abgerufen am 18. Dezember 2017.