Sinan Şamil Sam
Sinan Şamil Sam (* 23. Juni 1974 in Frankfurt am Main, Deutschland; † 30. Oktober 2015 in Istanbul[1]) war ein türkischer Profiboxer im Schwergewicht.
Sinan Şamil Sam | |
---|---|
Daten | |
Geburtsname | Sinan Şamil Sam |
Geburtstag | 23. Juni 1974 |
Geburtsort | Frankfurt am Main |
Todestag | 30. Oktober 2015 |
Todesort | Istanbul |
Nationalität | Türkisch |
Kampfname(n) | Der Bulle vom Bosporus |
Gewichtsklasse | Schwergewicht |
Stil | Linksauslage |
Größe | 1,91 m |
Kampfstatistik als Profiboxer | |
Kämpfe | 35 |
Siege | 31 |
K.-o.-Siege | 16 |
Niederlagen | 4 |
Amateur
Sinan Şamil Sam war als Amateur neun Mal türkischer Meister. Sein erster internationaler Erfolg war der zweite Platz in der Mittelgewichtsklasse bei der Junioreneuropameisterschaft 1992 in Edinburgh, er verlor dabei im Finale gegen Wassili Schirow.
Im selben Jahr 1992 gewann er dann jedoch als Halbschwergewichtler die Juniorenweltmeisterschaft in Montreal. Bei der Europameisterschaft 1993 im türkischen Bursa wurde er Zweiter, nachdem er im Halbfinale Sven Ottke schlagen konnte, aber im Finale dem Russen Igor Kschinin unterlag.
1995 stieg er wieder eine Klasse auf, in das Schwergewicht (bis 91 kg), und wurde bei der Amateurweltmeisterschaft in Berlin Dritter; er scheiterte dort im Halbfinale an Luan Krasniqi. Im Halbfinale der Militärweltmeisterschaft in Rom unterlag er dem Ukrainer Wladimir Klitschko.
Bei der Weltmeisterschaft 1997 in Budapest gewann Sam, abermals aufgestiegen und nun im Superschwergewicht angekommen, seinen ersten Kampf, trat dann allerdings zur Begegnung mit dem Kubaner Alexis Rubalcaba nicht an. 1998 belegte er bei der EM in Minsk einen dritten Platz, er unterlag dem Russen Alexei Lesin.
1999 in Houston wurde Sinan Şamil Sam schließlich mit Siegen gegen Tomasz Bonin, Audley Harrison, Felix Diatschuk und Muchtarchan Dildabekow Amateurweltmeister und beendete seine Amateurlaufbahn mit 217 Siegen bei 18 Niederlagen.
- Erfolge als Amateur
- Junioreneuropameisterschaft – Zweiter 1992
- Juniorenweltmeisterschaft – Sieger 1992
- Europameisterschaft – Zweiter 1993, Dritter 1998
- Militärweltmeisterschaft – Dritter 1995
- Weltmeisterschaft – Dritter 1995, Sieger 1999
- Mittelmeerspiele – Erster 1993, Zweiter 1997
Profikarriere
Sein Profidebüt fand am 15. April 2000 statt. Sein Trainer war Fritz Sdunek, seine Manager waren Ahmet Öner und Klaus-Peter Kohl bei der Universum Box-Promotion. 2006 wechselte Sam dann zur Arena Box-Promotion, die sein Manager Öner neu gründete. Sam lebte in Hamburg, war verheiratet und wurde Vater einer Tochter.
Am 17. Oktober 2002 gewann er den Europameistertitel durch einen Sieg über den Polen Przemysław Saleta. Sam wurde damit zum ersten türkischen Boxer, der in einer höheren Gewichtsklasse als dem Halbweltergewicht einen EM-Titel gewinnen konnte. Er verteidigte den Titel anschließend gegen den leicht favorisierten Danny Williams, den er in der sechsten Runde dreimal zu Boden schlagen und vorzeitig besiegen konnte, sowie Julius Francis.
Bei einem Kampf in den USA gegen den Kubaner Juan Carlos Gómez im September 2003 musste Sam jedoch seine erste Niederlage hinnehmen und ging im Verlauf des Kampfes sogar zu Boden. Auch die nächste Verteidigung seines EM-Titels am 14. Februar 2004 gegen Luan Krasniqi verlor er.
Nachdem er seine nächsten sieben Kämpfe, unter anderem gegen Lawrence Clay-Bey und Peter Okhello, hatte gewinnen können, trat er in einem Ausscheidungskampf des WBC-Verbandes um das Recht, den WBC-Titelträger herausfordern zu dürfen, gegen Oleg Maskajew an. Sam verlor jedoch deutlich nach Punkten und zog sich zudem im Kampfverlauf einen Kieferbruch zu.
Am 16. Juni 2007 bestritt er bei der ersten Profiboxveranstaltung in der Türkei seit 27 Jahren einen erneuten WBC-Ausscheidungskampf gegen den 42-jährigen Oliver McCall. Schlecht austrainiert wirkend und mit dem höchsten Gewicht seiner Karriere (115 kg) antretend, erlitt er früh im Kampf eine tiefe Platzwunde unter dem linken Auge und verlor schließlich nach Punkten.
Nach drei weiteren Kämpfen, die Sam alle siegreich beenden konnte, boxte er am 4. Juli 2008 in Ankara um den vakanten Europameistertitel gegen den Italiener Paolo Vidoz. Dieses Duell, das Vidoz über weite Strecken mit seinem Jab beherrschte, wurde zunächst als Unentschieden gewertet. Bereits nach dem Kampf kam es zu tumultartigen Szenen um einen der Punktrichter, der daraufhin aus der Halle flüchten musste. Dieser Punktrichter soll nach dem Ende des Kampfes seine Wertung noch nachträglich zu Ungunsten von Sam geändert haben. Nachdem Sams Boxstall, die Arena Box-Promotion, Protest bei der EBU eingelegt hatte, erklärte diese schließlich knapp zwei Wochen später Sam zum Sieger und neuen Europameister, jedoch mit der Anordnung eines Rückkampfes der beiden Kontrahenten innerhalb 90 Tagen. Dazu kam es allerdings nicht mehr, weil Sam wenige Tage nach dieser Entscheidung auf den Europameistertitel verzichtete.
Comebackversuche von Sam scheiterten danach wegen verschiedener gesundheitlicher Probleme, beispielsweise einer Gallensteinoperation 2009.[2] Im Dezember 2010 musste er aufgrund einer Leberzirrhose, die durch eine Hepatitis-Erkrankung verursacht worden war, in der Intensivstation eines Istanbuler Krankenhauses behandelt werden.[3] Er starb am 30. Oktober 2015 an der Leberzirrhose und hinterließ eine Ehefrau und zwei Kinder.[1]
- Erfolge als Profi
- Europameister 2002–2004
Auszeichnungen
- 1999: Sedat-Simavi-Preis für Sport
Weblinks
- Sinan Şamil Sam in der BoxRec-Datenbank
Einzelnachweise
- Ex-Europameister Sinan Samil Sam stirbt im Alter von 41 Jahren: Türkische Boxlegende verstorben, sport1.de, 30. Oktober 2015
- Leberzirrhose! Intensivstation! Drama um Super-Boxer Sinan Samil Sam, abgerufen am 29. Juli 2018
- „Leberzirrhose: Drama um Boxstar Sinan Sam“ auf bz-berlin.de (vom 21. Dezember 2010, abgerufen am 20. Februar 2011)