Sicherheitshafen (Düsseldorf)
Der Sicherheitshafen, auch napoleonischer Hafen genannt,[1] war ein Binnenhafen am Nordrand der Altstadt von Düsseldorf. Er diente der Rheinschifffahrt als Sicherheitshafen bei Unwettern, Niedrig- und Hochwasser und bei Eisgang.
Planung
Noch bevor durch Artikel VI des Friedens von Lunéville zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich am 9. Februar 1801 festgelegt wurde, dass die im Ersten Koalitionskrieg schwer demolierte Stadtbefestigung Düsseldorfs nicht wiederhergestellt werden durfte, hatten Planer unter Johann Wilhelm von Hompesch zu Bolheim auf Wunsch des Landesherrn Maximilian ein städtebauliches Konzept für eine neue Nutzung des Festungsgeländes entwickelt.[2] Dieses Konzept sah neben der Umgestaltung und Verschönerung der Stadt durch Esplanaden und von der Düssel gespeisten neuen Gewässern (Allee an der Landskrone, Stadtgraben, Neuer Hofgarten) auch die Anlage eines „Neuen Hafens“ am Rhein auf der Nordseite der Stadt vor.[3] Dieser Hafen sollte den alten Sicherheitshafen ersetzen, der sich seit dem 16. Jahrhundert im Bereich der Hafenstraße – zwischen Altstadt und Zitadelle – erstreckt hatte. Die technischen Planungen, die zum Bau der neuen Anlagen notwendig waren, entwickelten – seit dem 28. Januar 1802 in einer „Commission für die Leitung der Bebauungs-Angelegenheiten“[4] unter dem Hofrat Georg Arnold Jacobi – der Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger, der Ingenieur-Hauptmann F. H. von Douwe (auch van Douwen) und der Wasserbaumeister Christian Wilhelm G. Bauer. 1803/1804 trat zu diesem Planerteam der Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe hinzu, der die Planungen in ein Schema des Englischen Landschaftsgartens einbettete. Die Planungen wurden fortgeführt, als Maximilian das Herzogtum Berg samt dessen Hauptstadt Düsseldorf 1806 an den französischen Kaiser Napoleon übertrug, der die Souveränität über das Territorium seinerseits an seinen Schwager Joachim Murat und 1809 an seinen minderjährigen Neffen Napoléon Louis Bonaparte weiterreichte. Als Napoleon, seit 1808 Regent des Großherzogtums Berg, die bergische Hauptstadt im November 1811 besichtigte, wurden ihm auch die Pläne zur städtebaulichen Umgestaltung Düsseldorfs vorgestellt. Darauf erließ er am 17. Dezember 1811 das sogenannte Verschönerungsdekret, das unter anderem den Bau des Sicherheitshafens binnen zweier Jahre verfügte, die dazu notwendigen Finanzmittel (aus der Grundsteuer des Großherzogtums Berg[5]) bereitstellte und das Gelände an die Stadt Düsseldorf übertrug.
Bau
Die Ausschachtungsarbeiten für das Hafenbecken nahmen „französische Galeerensklaven“ vor.[6] Das Bodenmaterial, das beim Aushub des Hafenbeckens anfiel, nutzte Weyhe zu gartenarchitektonischen Geländemodellierungen. Außer dem Napoleonsberg in der Nähe der heutigen Inselstraße und dem Ananasberg an der Landskrone ließ er auch nahe dem Rheinufer auf der Nordseite des Hafenbeckens eine kleine Anhöhe aufschütten. Darauf legte er als Endpunkt einer das Hafenbecken flankierenden Allee ein Baumrondell an, das „Schöne Aussicht“ genannt wurde. Gleichzeitig wurde der Sicherheitshafen so in eine Grünplanung zur Erweiterung des Hofgartens bis an den Rhein eingefasst. Als das Großherzogtum Berg 1813 unterging, an seine Stelle vorübergehend das Generalgouvernement Berg trat und Düsseldorf ab 1815 Teil des Königreichs Preußen wurde, gingen die Arbeiten und Planungen weiter, so dass der Hafen bald danach eröffnet werden konnte und am 12. März 1822 eine Hafenordnung erhielt.[7]
Um 1835 eröffnete eine städtische Badeanstalt im Sicherheitshafen (heute Rampe des Rheinufertunnels) für Militär- und auch für Privatpersonen. Der Hafen bot zunächst Platz für 50 Schiffe.[8] 1839 wurde er vergrößert. Schon bald genügte jedoch auch diese Maßnahme nicht mehr den Anforderungen, so dass in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Anlage eines zweiten Sicherheitshafens im Bereich der Golzheimer Insel in Betracht gezogen wurde.[9]
Ab 1875 wurde auf der Südseite des Sicherheitshafens, am „Hafen Wall“ (heute Eiskellerstraße), das Gebäude der Kunstakademie Düsseldorf gebaut. 1881 ließ der Düsseldorfer Ruderverein dort ein gebrauchtes schwimmendes Bootshaus festmachen. 1883 wurde es nach Plänen des Architekten Hermann Görres durch einen größeren Neubau ersetzt, der u. a. eine Veranda und einen Gesellschaftsraum aufwies.
Ende des Hafens
Bereits 1884 sprachen sich die Stadtplaner Jean Geoffroy Conrath, Franz Andreas Meyer und Josef Stübben in einem Technischen Gutachten zum Bebauungsplan des Düsseldorfer Stadtbaumeisters Bernhard Buch für den anderweitigen Ausbau von Häfen und Werften im Stadtgebiet aus und empfahlen die Anlage einer Ringstraße am Rheinufer und die Umwandlung des Sicherheitshafens in einen „Binnenteich“.[10] Nachdem 1896 der Bau eines neuen Hafens auf der Lausward beschlossen worden war, wurde der Sicherheitshafen zugunsten der Errichtung einer festen Rheinbrücke aufgegeben; 1897[11] wurde er zugeschüttet. An seiner Stelle entstanden die östliche Brückenrampe der Oberkasseler Brücke und die Bendemannstraße, die nach Plänen von Franz Andreas Meyer in Grünanlagen eingefasst wurde.[12] Die Straße war nach dem Maler und Kunstakademie-Direktor Eduard Bendemann benannt. Heute heißt sie Fritz-Roeber-Straße, nach dem Maler und Kunstakademie-Direktor Fritz Roeber. Zwischen 1969 und 1973 wurde wenige Meter stromaufwärts eine neue Brückenrampe für einen Brückenneubau errichtet. Auf dieser Brückenauffahrt wurde 1988 der U-Bahnhof Tonhalle/Ehrenhof dem Verkehr übergeben.
- Projektierter Sicherheitshafen auf einem Stadtplan von 1809 (unten links)
- Darstellung des Sicherheitshafens (rechts) auf einem Ausschnitt einer Karte von 1888
- Hofgarten-Plan des Stadtgärtners Heinrich Hillebrecht, 1895 (Hafen unten links)
- Darstellung der Umgestaltung nach dem Bau der Oberkasseler Brücke und deren Brückenrampe im Stadtplan Düsseldorf-Altstadt und Karlstadt, 1909 (Ausschnitt)
Weblinks
- Historisches Foto vom Sicherheitshafen mit schwimmendem Bootshaus (1896), Webseite im Portal bilderbuch-duesseldorf.de
Einzelnachweise
- Düsseldorfer Stadtgeschichte, Webseite im Portal cl-historia.de, abgerufen am 3. April 2016
- Irene Markowitz: Das neue Düsseldorf – Die Gartenstadt. In: Wieland Koenig, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorfer Gartenlust. Düsseldorf 1987, S. 89
- Panorama de Dusseldorf (Stadtplan Düsseldorf, um 1809), Webseite im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 2. April 2016
- Ottomar Moeller: Die Baugeschichte von Düsseldorf. In: Düsseldorfer Geschichtsverein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Düsseldorf. Festschrift zum 600-jährigen Jubiläum. Verlag von C. Kraus, Düsseldorf 1888, S. 381 (Digitalisat)
- Peter Schmitz: Handel und Industrie der Stadt Düsseldorf. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Band 3, Düsseldorf 1888, S. 480 (Digitalisat)
- Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte (Hrsg.): Düsseldorf im Jahr 1898. Festschrift den Theilnehmern an der 70. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Verlag A. Bagel, Düsseldorf 1898, S. 53
- Ordnung für den Sicherheits-Hafen der Stadt Düsseldorf, 12. März 1822, Digitalisat im Portal digital.ub.uni-duesseldorf.de
- Artikel Düsseldorf, Bezirkshauptstadt. In: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Erste Section A–G, Siebenundzwanzigster Theil. F.A. Brockhaus, 1836, S. 435 (Google Books)
- Peter Schmitz: Handel und Industrie der Stadt Düsseldorf. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Band 3, Düsseldorf 1888, S. 494 (Digitalisat)
- Jean Geoffroy Conrath, Franz Andreas Meyer, Josef Stübben: Technisches Gutachten betreffend den Bebauungsplan von Düsseldorf. In: Josef Durm, Hermann Ende, Eduard Schmitt, Heinrich Wagner (Hrsg.)Handbuch der Architektur. Teil 4: Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude. Halbband 9: Der Städtebau. Verlag von Arnold Bergstrasser, Darmstadt 1890, S. 558–561; archive.org
- Uwe Maas, Hermann Stappmann: Architekturführer Düsseldorf. Quartiere, Straßen, Bauten. Düsseldorf 1988, S. 19
- Entwurf zur Umgestaltung des ehemaligen Hafengeländes (1896). In: Wieland Koenig (Hrsg.): Düsseldorfer Gartenlust. Ausstellungskatalog des Stadtmuseums Landeshauptstadt Düsseldorf, Düsseldorf 1987, S. 133 (Nr. 6.87)