Shin-Tōmei-Autobahn
Die Shin-Tōmei-Autobahn (jap. 新東名高速道路, Shin Tōmei Kōsokudōro, dt. „Neue Tōmei-Autobahn“) ist eine seit 2012 auf 162 Kilometern teileröffnete Autobahn auf der Hauptinsel Honshū in Japan. Sie verläuft etwa 10 km weiter landeinwärts und parallel zur längeren Tokyo und Nagoya verbindenden Tōmei-Autobahn und soll diese als derzeit wichtigste Ost-West-Autobahn entlasten und bis 2020 auf einer Gesamtlänge von 254 Kilometern fertiggestellt werden. Als Parallele der Tōmei-Autobahn (E1) trägt die Shin-Tōmei-Autobahn die Nummer E1A. Die Autobahn ist mautpflichtig und wird von der Autobahngesellschaft Central Nippon Expressway Co., Ltd. (中日本高速道路株式会社, Naka-Nihon Kōsokudōro Kabushiki Gaisha, kurz NEXCO Naka-Nihon (NEXCO中日本), engl. NEXCO Central Japan) betrieben.
Shin-Tōmei-Autobahn in Japan | |
Basisdaten | |
Betreiber: | Central Nippon Expressway Co., Ltd. NEXCO 中日本 |
Straßenbeginn: | Gotemba (bis 2020 Ebina)[1] (35° 15′ 48″ N, 138° 54′ 42″ O ) |
Straßenende: | Hamamatsu (bis 2015[2] Toyota)[1] (34° 49′ 34″ N, 137° 32′ 47″ O ) |
Gesamtlänge: | 162 km (254 km im Jahr 2020)[1] |
Shin-Tōmei-Autobahn bei Fuji |
Planung, Realisierung und Ausbau
Nach der Streckenfestlegung 1987 erstreckten sich die Planungen bis zum Baubeginn im Jahre 1995.[3] Nach 17 Jahren Bauzeit konnte am 14. April 2012 der erste 162 km lange Abschnitt in der Präfektur Shizuoka zwischen Gotemba im Osten und Mikkabi (Stadtbezirk Kita-ku von Hamamatsu) im Westen eröffnet werden. Bis 2015 soll der Ausbau im Westen bis zur Stadt Toyota in der Präfektur Aichi[2] und bis 2020 im Osten bis zur Stadt Ebina in der Präfektur Kanagawa abgeschlossen sein.[1] Derzeit ist die Autobahn an ihren Enden an die Tōmei-Autobahn angeschlossen.
Präfektur Aichi | Präfektur Shizuoka | Präfektur Kanagawa | ||||||||||||||
Toyota | Shinshiro | Hamamatsu | Iwata | Kakegawa | Shimada | Fujieda | Shizuoka | Fujinomiya | Fuji | Numazu | Susono | Gotemba | Hadano | Isehara | Atsugi | Ebina |
bis 2015 | seit 2012 | bis 2020 |
Durch den weiter landeinwärts gewählten Streckenverlauf soll die Shin-Tōmei-Autobahn weniger anfällig gegen mögliche Erdbeben und dadurch ausgelöste Tsunamis sein als die Tōmei-Autobahn, welche nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011 teilweise gesperrt werden musste.[4] Zur Kraftstoff-Verbrauchsoptimierung und für die Sicherheit wurde die maximale Steigung auf 2 % (Tōmei-Autobahn 5 %) begrenzt, sowie der minimale Kurvenradius im Vergleich zur Tōmei-Autobahn (300 m) auf 3.000 m erhöht. Auch die Tunnelbeleuchtungen und die Verkehrsüberwachung wurden gegenüber der Tōmei-Autobahn verbessert, die Zahl der Hubschraubernotlandeplätze beträgt 12 (Tōmei-Autobahn: 2).[5]
Zur Realisierung in dem sehr bergigen Gebiet war es nötig, die Autobahn durch eine Vielzahl von Tunneln sowie über mehrere Brücken und Viadukte zu führen. Dabei galt es, neben dem Landschaftsbild auch die starke Erdbebengefährdung der Region zu berücksichtigen. Im Interesse der Wirtschaftlichkeit dieser nicht-staatlichen, mautpflichtigen Autobahn war Kosteneffizienz ein bedeutendes Kriterium. Hierfür kamen modernste Konstruktions- und Bautechniken zum Einsatz[6], wie zum Beispiel die Verwendung einer Extradosed-Brücke[7], Spannbeton-Hohlkasten-Brücken mit zusätzlichen schrägen Druckstreben zur Abstützung der auskragende Fahrbahnplatten sowie die Kombination von Spannbetonkonstruktionen mit stählernen Tragwerksstrukturen zur Minimierung des Eigengewichts. Die in der folgenden Tabelle aufgeführten acht Brücken wurden mit dem Tanaka Award der Japan Society of Civil Engineers (JSCE) für hervorragende Leistungen im Brückenbau ausgezeichnet.[8]
Brücke | Lage | Länge in m | Ausführung | Tanaka Award |
---|---|---|---|---|
Miyakodagawa-Brücke[7] | Hamamatsu | 268 | Extradosed-Brücke | 2001 |
Shibakawa-Viadukt[9] | Fujinomiya | 461 | Spannbeton-Hohlkasten-Brücke | 2003 |
Warashinagawa-Brücke[10] | Shizuoka | 1055 / 8131 | Balkenbrücke | 2003 |
Fujikawa-Brücke[11] | Fuji / Fujinomiya | 365 / 3811 | Spannbeton-Bogenbrücke | 2004 |
Katsurashima-Viadukt[12] | Fujieda | 216 | Spannbeton-Hohlkasten-Brücke | 2005 |
Uchimaki-Viadukt[13] | Shizuoka | 1048 / 10241 | Spannbeton-Hohlkasten-Brücke | 2006 |
Yamakiri-Viadukt No. 1[14] | Shizuoka | 717 / 7091 | Spannbeton-Hohlkasten-Brücke | 2007 |
Sarutagawa-Brücke und Tomoegawa-Brücke[15] | Shizuoka | 610 / 4792 | Spannbeton-Fachwerkbrücke | 2009 |
Betrieb
In den ersten sechs Monaten nach der Eröffnung des 162 km langen Teilstücks verteilte sich das Verkehrsaufkommen in etwa zu gleichen Teilen auf die beiden parallel verlaufenden Tōmei-Autobahnen in diesem Bereich und nahm insgesamt um circa 16 % auf 84.800 Fahrzeuge pro Tag zu. Das Verkehrsaufkommen auf der älteren Tōmei-Autobahnen konnte somit um 40 % auf 43.800 Fahrzeuge pro Tag gesenkt werden (73.300 Fahrzeuge pro Tag im gleichen Zeitraum 2011). Damit einhergehend kam es auf beiden Autobahnen insgesamt nur noch zu elf Staus von mehr als zehn Kilometern Länge, im Vergleich zu 148 auf der Tōmei-Autobahnen im gleichen Zeitraum 2011. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit nahm leicht zu, die Anzahl der Verkehrsunfälle um rund 10 % ab.[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- Abschnitte der Shin-Tōmei-Autobahn. (Memento vom 27. Oktober 2013 im Internet Archive) Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, auf Japanisch).
- Pressemitteilung zur Verschiebung der Eröffnung des Abschnitts nach Toyota. Central Nippon Expressway Company Limited, 23. Juli 2014 (NEXCO 中日本, auf Japanisch), abgerufen am 26. Juli 2014.
- Planung und Bau der Shin-Tōmei-Autobahn. (Memento vom 27. Oktober 2013 im Internet Archive) Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, auf Japanisch).
- A critical role for the Shin-Tomei. The Japan Times, 18. April 2012, abgerufen am 16. Juni 2013.
- NEXCO Central – Annual Report 2012 (Opening of the Shin (New) Tomei Expressway). (Memento vom 31. Mai 2014 im Internet Archive) Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei; 2,7 MB), abgerufen am 21. Juni 2013.
- Eingesetzte Technologien beim Bau der Shin-Tōmei-Autobahn. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, auf Japanisch), abgerufen am 15. Juni 2014.
- Miyakodagawa Brücke. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei auf Japanisch; 2,7 MB); Extra-dosed Bridges Designs (Miyakodagawa Bridge). (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) CTI Engineering Co., Ltd.; jeweils abgerufen am 15. Juni 2014.
- Auszeichnungen der JSCE für die Shin-Tōmei-Autobahn. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, auf Japanisch); Tanaka Award 2000-2011. Japan Society of Civil Engineers (JSCE); jeweils abgerufen am 15. Juni 2014.
- Shibakawa-Viadukt. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei auf Japanisch; 2,8 MB), abgerufen am 15. Juni 2014.
- Warashinagawa-Brücke. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei auf Japanisch; 2,4 MB), abgerufen am 15. Juni 2014.
- Fujikawa-Brücke. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei auf Japanisch; 2,3 MB), abgerufen am 15. Juni 2014.
- Naoki Hagiwara, Akio Kasuga: DESIGN AND CONSTRUCTION OF THE KATSURASHIMA VIADUCT – PRESTRESSED CONCRETE CORRUGATED STEEL WEB BOX GIRDER BRIDGE WITH RIBS AND STRUTS. (PDF-Datei; 639 kB), abgerufen am 21. Juni 2013.
- Uchimaki-Viadukt. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei auf Japanisch; 3,3 MB); Second Tomei Expressway Uchimaki Viadukt. KAJIMA CORPORATION, September 2003 (auf Japanisch); jeweils abgerufen am 15. Juni 2014.
- Yamakiri-Viadukt No. 1. Central Nippon Expressway Company Limited (NEXCO 中日本, PDF-Datei auf Japanisch; 1,9 MB), abgerufen am 15. Juni 2014.
- FY2009 Tanaka Award – Sarutagawa Bridge and Tomoegawa Bridge for the New Tomei Expressway. Japan Society of Civil Engineers (JSCE) (PDF-Datei; 2,2 MB), abgerufen am 21. Juni 2013.
- Highway Economic Effects Research and City Logistics in Japan. Road Bureau; Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism (MILT) Japan 2012 (PDF-Datei; 8,5 MB), abgerufen am 24. Juni 2013.