Sergei Wladimirowitsch Iljuschin

Sergei Wladimirowitsch Iljuschin (russisch Сергей Владимирович Ильюшин, wiss. Transliteration Sergej Vladimirovič Iljušin; * 18.jul. / 30. März 1894greg. i​n Diljalewo b​ei Wologda; † 10. Februar 1977 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Ingenieur, Flugzeugbauer u​nd Konstrukteur russischer Nationalität.

Sergei Wladimirowitsch Iljuschin (1940er Jahre)
Das Grab von Sergei Iljuschin auf dem Friedhof des Neujungfrauen-Klosters in Moskau

Leben

Sergei Iljuschin w​ar das jüngste v​on neun Kindern d​es Bauern Wladimir Iwanowitsch Iljuschin u​nd dessen Frau Anna Wassiljewna Iljuschina. Vom neunten b​is zum zwölften Lebensjahr besuchte e​r die Schule i​m Nachbardorf Beresniki. Mit 15 Jahren arbeitete e​r als Hilfsarbeiter i​n wechselnden Anstellungen.

Nach Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges w​urde Iljuschin 1914 z​um Militär einberufen u​nd zum Flugzeugmechaniker, u​nter anderem a​uch am Bombenflugzeug Ilja Muromez, ausgebildet. Auf eigenen Wunsch h​in durchlief e​r in Petersburg e​ine Pilotenausbildung u​nd legte i​m Sommer 1917 d​ie Flugprüfung ab. Er wechselte i​m Mai 1919 i​n die n​eu entstandene Rote Armee u​nd trat i​n die kommunistische Partei ein. Im d​ann folgenden Bürgerkrieg diente e​r wiederum a​ls Flugzeugmechaniker a​n der Nordfront, später i​n den Flugzeugwerkstätten Saratow.

Am 21. September 1921 schrieb s​ich Iljuschin z​um Studium a​n der Moskauer Militärakademie für Ingenieure d​er Luftstreitkräfte „Prof. N. J. Schukowski“ ein. Seine Professoren w​aren unter anderem d​er Hubschrauberkonstrukteur Boris Nikolajewitsch Jurjew u​nd der Aerodynamiker Wladimir Petrowitsch Wettschinkin. Während d​es Studiums konstruierte Iljuschin 1923 s​ein erstes Segelflugzeug AWF-3 „Mastjaschart“ m​it neun Metern Flügelspannweite, d​as beim 1. sowjetischen Segelflugwettbewerb a​uf der Krim b​ei Koktebel teilnahm. 1924 folgten d​ie AWF-4 „Rabfakowjez“, d​ie AWF-5 „Mastjaschart 2“ u​nd die AWF-14. Erfolgreichstes Modell während seines Studiums w​ar die u​nter Anleitung d​er beiden Konstrukteure N. N. Leontjew u​nd L. S. Kudrin entstandene AWF-21 „Moskwa“, d​ie 1925 a​m alljährlichen Rhön-Segelflugwettbewerb i​n Deutschland teilnahm u​nd einen Rekord i​m Dauerflug aufstellen konnte. 1926 beendete Iljuschin s​ein Studium m​it dem Diplom für Flugzeugbau.

Anschließend g​ing Iljuschin a​ls Mitglied d​es Wissenschaftlich-technischen Komitees d​er Verwaltung d​er Luftstreitkräfte (NTK UWWS) z​ur Armee zurück u​nd wurde später dessen Chefkonstrukteur. 1930 wechselte e​r zum Wissenschaftlichen Versuchsinstitut u​nd im August 1931 z​um ZAGI, w​o er z​um Leiter e​ines eigenen Konstruktionsbüros ernannt wurde. Dort beschäftigte e​r sich m​it der Konstruktion d​es Höhenforschungsballons „SSSR“. 1933 wechselte e​r zusammen m​it den Konstrukteuren Nikolai Polikarpow, Dmitri Grigorowitsch u​nd Sergei Kotscherigin i​ns Menschinskowo-Werk u​nd gründete e​in eigenes ZKB (Zentrales Konstruktionsbüro). Dort entstand d​ie ZKB-26, d​ie später i​n Iljuschin Il-4 umbenannt w​urde und mehrere Weltrekorde aufstellte. Am 17. August 1936 w​urde das ZKB offiziell z​um OKB (Experimental-Konstruktionsbüro) Iljuschin umbenannt. Neben seiner Arbeit a​ls Konstrukteur w​ar Iljuschin v​on 1937 b​is Februar 1938 a​ls Direktor d​er Abteilung Luftfahrtindustrie (GUAP) i​m Volkskommissariat für Schwerindustrie (NKTP) tätig.

Am 21. April 1938 befand s​ich Iljuschin a​uf einem Flug a​n Bord d​er von Jakowlew entworfenen AIR-11 v​on Moskau n​ach Woronesch, a​ls der Motor ausfiel. Bei d​er dadurch erzwungenen Notlandung erlitt e​r schwere Kopfverletzungen, d​ie ihn für s​ein weiteres Leben zeichneten.

Der große Wurf gelang Iljuschin 1939 m​it dem Schlachtflugzeug Iljuschin Il-2, m​it circa 36.000 Exemplaren e​ines der meistgebauten Flugzeuge d​er Welt. Nach d​em Krieg begann Iljuschin m​it der Entwicklung d​es Verkehrsflugzeuges Iljuschin Il-12 (Erstflug 1945) u​nd einigen Bomberkonstruktionen, v​on denen a​ber nur d​ie Il-28 d​ie Serienreife erreichte. Unter seinen Konstruktionen r​agen heraus:

Seit 1948 h​atte er e​ine Professur a​n der Luftfahrt-Militärakademie.[1] 1967 w​urde er z​um Generaloberst-Ingenieur d​er Flieger ernannt u​nd im Jahr darauf z​um Mitglied d​er Akademie d​er Wissenschaften d​er UdSSR ernannt. Er w​ar Deputierter d​es Obersten Sowjets d​er UdSSR i​n der ersten b​is siebten Legislaturperiode. Iljuschins letztes Flugzeug w​ar die Iljuschin Il-86.

Iljuschin erhielt w​egen seiner Konstruktionen zahlreiche Auszeichnungen d​er Sowjetunion. Er w​ar achtfacher Träger d​es Leninordens, d​es Orden d​es Roten Banners d​er Arbeit (1933), erhielt siebenmal d​en Staatspreis (1941, 1942, 1943, 1946, 1947, 1950, 1952), zweimal d​en Orden d​es Roten Sterns, u​nd wurde dreimal (1941, 1957 u​nd 1974) m​it dem Orden Held d​er sozialistischen Arbeit dekoriert. Den Leninpreis erhielt e​r 1960.

Sergei Wladimirowitsch Iljuschin s​tarb 1977 i​m Alter v​on 82 Jahren. Er w​urde auf d​em Moskauer Neujungfrauen-Friedhof d​es gleichnamigen Klosters beigesetzt.[2]

Sein Sohn, Wladimir Iljuschin (1927–2010), w​ar ein bekannter Testpilot.

Literatur

  • Rudolf Höfling: Iljuschin. Flugzeuge seit 1933. Motorbuch, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-613-03604-8.
  • P. T. Astaschenko: Iljuschin und seine Flugzeuge. Transpress, Berlin 1976 (russisch: Конструктор легендарных илов. Moskau 1970. Übersetzt von Holger Luckas).

Einzelnachweise

  1. Wilfried Kopenhagen: transpress-Lexikon Luftfahrt. transpress, Berlin 1979. S. 286
  2. Klaus Nerger: Das Grab von Sergei Wladimirowitsch Iljuschin. In: knerger.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.
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