Schwarzohrkolibri

Der Schwarzohrkolibri (Adelomyia melanogenys) oder Schwarzohrnymphe ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris. Die Art hat ein Verbreitungsgebiet, das die Länder Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Argentinien umfasst. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Schwarzohrkolibri

Schwarzohrkolibri

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Adelomyia
Art: Schwarzohrkolibri
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Adelomyia
Bonaparte, 1854
Wissenschaftlicher Name der Art
Adelomyia melanogenys
(Fraser, 1840)

Merkmale

Der Schwarzohrkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 8,4 cm, wobei der Schnabel ca. 13 mm lang ist. Dabei wiegen sie nur ca. 3,8 Gramm. Die glanzlose bronzegrüne Oberseite hat einen Braunstich. Ein auffälliger schwarzer Wangenfleck wird oben von einem weißen Streif hinter dem Auge begrenzt. Die Unterseite ist schmutzig weiß gefärbt mit einem gelbbraunen Stich. Die Kehle weist unauffällig dunkle Flecken auf. Die Flanken sind bräunlich. Der dunkelbraune Schwanz ist weiß gesprenkelt.[1]

Verhalten

Der Schwarzohrkolibri ist eher ein Einzelgänger. Meist sieht man sie in den unteren Straten in den schattigen Büschen in der Nähe von Straßen oder tief im Wald. Sie wechseln in rascher Folge von einer Blüte zur anderen, die sie regelmäßig aufsuchen (traplining). Dabei bevorzugen sie Gesneriengewächse, Rötegewächse und Heidekrautgewächse. Meist schweben sie zur Nektaraufnahme vor den Blüten, doch klammern sie sich gelegentlich auch an den Blüten fest. Sie untersuchen die kurzen Blüten oder holen sich den Nektar aus Löchern von langblütigen Pflanzen wie Passionsblumen, Fuchsien und einige Bromelienarten. Man sieht sie eigentlich nie gemeinsam mit anderen Kolibris an blühenden Bäumen sammeln.[2]

Fortpflanzung

Ihre Nester bauen sie unter Farnblättern.[2]

Verbreitung und Lebensraum

Sie bewegen sich in Höhen zwischen 900 und 2500 Meter. Hier sind sie in feuchten bis nassen Nebelwäldern und den Waldrändern unterwegs. Sie migrieren saisonal nur sehr bedingt bis gar nicht.[2]

Lautäußerungen

Im Flug klingt ihr Ruf wie ein raues und sehr lautes trrrt. Gelegentlich geben sie eine hoch klingende, leicht abnehmende Serie von tsi-ti-tit-tsii-tsii-tsiuw-tsiuw Lauten von sich.[3]

Unterarten

Verbreitungsgebiet des Schwarzohrkolibris

Bisher sind acht Unterarten bekannt, die sich vor allem durch ihre Färbung und Verbreitungsgebiet unterscheiden. Es handelt sich hierbei um:[4]

  • Adelomyia melanogenys cervina Gould, 1872[5] – Diese Subspezies ist im Westen und Zentralen Kolumbien verbreitet.
  • Adelomyia melanogenys connectens Meyer de Schauensee, 1945[6] – Diese Subspezies kommt im Süden Kolumbiens vor.
  • Adelomyia melanogenys melanogenys (Fraser, 1840)[7] – Die Nominatform kommt im Osten Kolumbiens und Westen Venezuelas bis in das südliche zentrale Peru vor.
  • Adelomyia melanogenys debellardiana Aveledo & Perez, 1994[8] – Die neueste Unterart kommt in der Sierra de Perija in den Bergen des westlichen Venezuelas vor.
  • Adelomyia melanogenys aeneosticta Simon, 1889[9] – Diese Unterart ist im zentralen und nördlichen Venezuela verbreitet.
  • Adelomyia melanogenys maculata Gould, 1861[10][11] – Diese Subspezies ist in Ecuador und im Norden Perus verbreitet.
  • Adelomyia melanogenys chlorospila Gould, 1872[12] – Diese Unterart kommt im Südosten Perus vor.
  • Adelomyia melanogenys inornata (Gould, 1846)[13] – Diese Unterart kommt in Bolivien und dem Nordwesten Argentiniens vor.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Louis Fraser beschrieb den Schwarzohrkolibri unter dem Namen Trochilus melanogenys.[7] Das Typusexemplar hatte er mit einer Lieferung aus 18 Bälgen aus Santa-Fé de Bogotá bekommen.[14] Erst später wurde die Art der von Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte 1854 neu eingeführten Gattung Adelomyia zugeordnet.[15] Dieser Name leitet sich aus den altgriechischen Wörtern »ἄδηλος ádēlos« für »unbestimmt, unbekannt« und »μυῖα myía« für »Fliege« ab.[16] Das Artepitheton »melanogenys« ist ein Gebilde aus den griechischen Worten »μέλας mélas« (Genitiv »μέλανος mélanos«) für »schwarz« und »γένυς génys« für »Wange«.[17] »Inornata« stammt vom lateinischen »inornatus« für »ungeschmückt, schlicht« ab.[18] »Maculata« hat seinen Ursprung im lateinischen »maculatus« für »gefleckt, fleckig«.[19] »Cervina« stammt vom lateinischen »cervinus« für »hirschfarben« ab.[20] »Chlorospila« setzt sich aus altgriechisch »χλωρός chlōrós« für »hellgrün, grüngelb« und »σπῖλος spílos« für »befleckt, markiert« zusammen.[21] »Aeneosticta« setzt sich aus dem lateinischen »aeneus« für »bronzefarben« und dem griechischen »στικτός stiktós« für »gepunktet« zusammen.[22] »Connectens« leitet sich vom lateinischen »connectere« für »vereinen, verbinden« ab.[23] »Debellardiana« ist dem venezolanischen Speläologen Eugenio de Bellard Pietri (1927–2000) gewidmet.[24]

Literatur

  • Steven Leon Hilty, John A. Gwynne, Guy Tudor: Birds of Venezuela. Princeton University Press, Princeton 2002, ISBN 0-691-09250-8.
  • Robert Sterling Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide: Status, Distribution, and Taxonomy. Band 1. Princeton University Press, Princeton 2001, ISBN 0-8014-8720-X.
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Talleau des Oiseauux-Mouches. In: Revue et Magasin de Zoologie Pure et Appliquée. Band 6, 1854, S. 248–257 (online [abgerufen am 26. Juli 2014]).
  • Louis Fraser: Mr. Fraser pointed out the character of several new species of Humming-birds, which have been placed in his hands by Earl of Derby for this purpose, and that they might be exhibited at one of the Society's scientific meetings. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 8, Nr. 86, 1840, S. 14–62 (online [abgerufen am 28. Juni 2014]).
  • John Gould: On twenty new species of Trochilidae or Humming-birds. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 14, Nr. 164, 1846, S. 85–90 (online [abgerufen am 28. Juni 2014]).
  • John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band 3, Lieferung 24. Taylor and Francis, London 1861 (online [abgerufen am 26. Juli 2014]).
  • John Gould: Descriptions of three new Species of Humming-birds. In: Annals and Magazine of Natural history including Zoology, Botany, and Geology (= 4). Band 10, 1872, S. 452–453 (online [abgerufen am 26. Juli 2014]).
  • Rodolphe Meyer de Schauensee: Notes on Colombian Birds. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 97, 1945, S. 1–16, JSTOR:4064377.
  • Ramón Aveledo Hostos, Luis Antonio Pérez Chinchilla: Descripcion de nueve subespecies nuevas y comentarios sobre dos especies de aves de Venezuela. In: Boletín de la Sociedad Venezolana de Ciencias Naturales. Band 44, Nr. 148, 1994, S. 229–257.
  • Eugène Simon: Trochilidès observés a San-Esteban. In: Mémoires de la Société zoologique de France. Band 2, 1889, S. 217–225 (online [abgerufen am 28. Juni 2014]).
  • Frederick Herschel Waterhouse: The dates of publication of some of the zoological works of the late John Gould, F.R.S. R. H. Porter, London 1885 (online [abgerufen am 26. Juli 2014]).
Commons: Schwarzohrkolibri (Adelomyia melanogenys) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Steven Leon Hilty, S. 421.
  2. Steven Leon Hilty, S. 422.
  3. Robert Sterling Ridgely, S. 267.
  4. IOC World Bird List Hummingbirds
  5. John Gould (1872), S. 453.
  6. Rodolphe Meyer de Schauensee, S. 9.
  7. Louis Fraser, S. 18.
  8. Ramón Aveledo Hostos u. a., S. 233.
  9. Eugène Simon, S. 223.
  10. John Gould (1861), Tafel 199
  11. Frederick Herschel Waterhouse, S. 45 Hier wird Publikationsjahr, Lieferung mit den Tafel in A monograph of the Trochilidæ dargestellt.
  12. John Gould (1872), S. 452.
  13. John Gould (1846), S. 89.
  14. Louis Fraser, S. 14.
  15. Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte, S. 253.
  16. James A. Jobling, S. 32.
  17. James A. Jobling, S. 247.
  18. James A. Jobling, S. 205.
  19. James A. Jobling, S. 236.
  20. James A. Jobling, S. 97.
  21. James A. Jobling, S. 103.
  22. James A. Jobling, S. 33.
  23. James A. Jobling, S. 116.
  24. Ramón Aveledo Hostos u. a., S. 234.
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