Schloss Wrangelsburg
Schloss Wrangelsburg ist ein Herrenhaus in Wrangelsburg im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Es wurde 1880 errichtet und ist seit 2017 in Privatbesitz.[1]
Wrangels Schloss
Der damals noch Vorwerk genannte Ort wurde 1426 der adligen Familie von Neuenkirchen als Lehen übergeben. Nach nicht völlig gesicherten Überlieferungen geschah dies zum Dank dafür, dass Rolef von Neuenkirchen, der Herzog Wartislaw VIII. 1393 auf einer Pilgerreise nach Jerusalem begleitet hatte, diesem aus einer finanziellen Notlage geholfen haben soll.[2][3] Nach einem Brand ließ Christoph von Neuenkirchen um 1600 ein vierflügeliges Renaissanceschloss errichten, das im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Familie von Neuenkirchen kam Vorwerk 1643 in den Besitz der Familie von Wrangel und wurde 1653 in Wrangelsburg umbenannt.
Carl Gustav Wrangel, Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern, hatte ab 1652 auf den Resten des inzwischen verfallenen Gebäudes ein Barockschloss errichten lassen und residierte nach dessen Fertigstellung auf Schloss Wolgast. Für den Bau engagierte er den Erfurter Baumeister Casper Vogell, der bereits die Pläne für das Schloss Friedenstein in Gotha entworfen hatte.
Das Schloss wurde durch die Anlage von zwei Seitenflügeln deutlich vergrößert. Nach der Karte der schwedischen Landesaufnahme lag das vierseitige Schloss mit dem jetzigen Amtshaus (Torhaus) als südwestlicher Flügel in einer um ca. 40 bis 50 m nach Süden versetzten Achse zum heutigen Herrenhaus bzw. Gutskarree. Die Dächer erhielten glasierte holländische Ziegel und Dachrinnen aus Blei. Das Gebäude bekam eine Wasserleitung, die aus einer nahen Quelle gespeist wurde. Über Rohre wurde das Wasser in einen kupfernen Behälter unter dem Dach geleitet, von wo es in die Zimmer gelangte und auch Fontänen im Garten speiste.
Caspar Vogel, der nach kurzer Zeit nach Erfurt zurückkehrte, übergab die Bauleitung an seinen Schwiegersohn Barthel Volkland, der auch für die Holzbildhauerarbeiten verantwortlich war. Für die Stuckaturen holte Wrangel 1657 Antonius Lohr und dessen Gehilfen Nils Eriksson, die vorher auf seinem Schloss Spycker gearbeitet hatten. Die Innenarbeiten wurden 1664 abgeschlossen. Wrangel nutzte das Schloss nur wenige Jahre, er hielt sich zuletzt in Schloss Spycker auf Rügen auf.
Während des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges wurde das Schloss 1677 beschädigt. Weiteren Schaden richtete 1686 ein Brand an. Das von Wrangels Erben, den Familien Wittenberg und Brahe, nicht mehr instandgesetzte Gebäude kam mit dem Gut 1769 an Malte Friedrich von Putbus.[4] Dieser ließ die brauchbaren Dekorationen des Hauses und des Parks nach Putbus holen und Teile des Schlosses niederbrechen. Reste der ursprünglichen Dekorationselemente sind heute am Amtshaus mit den Repliken von zwei Skulpturen erhalten. 1773 wurde Wrangelsburg durch die Familie von Normann erworben. Die von Normann blieben aber auf ihrem Gut Krebsow wohnen, da allein die Neuanfertigung der zahlreichen fehlenden Fenster des Wrangelschen Schlosses zu kostspielig war. 1816 verkauften sie Wrangelsburg an die Familie Laug.[4]
Herrenhaus Wrangelsburg
Ein Neffe des Wolgaster Getreidehändlers August Wilhelm Homeyer erwarb 1862 das Gut Wrangelsburg. Der 1865[5] in den Adelsstand erhobene Carl Leopold von Homeyer ließ um 1880 das neue Herrenhaus erbauen. Es soll auf dem mittleren Teil des wrangelschen Schlosses errichtet worden sein. Vom alten Schloss waren noch einige Puttenköpfe erhalten, die in die Front der Rampe eingemauert wurden. An der Rampe wurden, wie auch dem Amtshaus gegenüber am Rest des Marstalls, glatt behauene Steinquader vom abgebrochenen Wolgaster Herzogsschloss verbaut.
Der über einem hohen Sockelgeschoss zweieinhalbgeschossige Putzbau ist in neogotischen Formen gestaltet. Der rechteckige Baukörper besitzt drei mit Fialtürmchen verzierte Treppengiebel, an den Schmalseiten des Hauses und auf dem zweiachsigen Mittelrisalit der Ostseite. Aus dem dreiachsigen Mittelrisalit der elfachsigen Westseite wuchs über der Traufe ein turmartiger Aufbau mit stilisiertem Zinnenkranz und Fialtürmchen an den Ecken, der in Tiefe und Höhe bis an den Dachfirst des Hauses reichte. Der Turmhelm hatte die Form eines Pyramidenstumpfs und besaß oben eine Aussichtsplattform mit Fahnenmast. Der gesamte Turmaufbau wurde später entfernt, wie auch die vier halbrund geformten Walmgauben der westlichen Dachseite, wie auch die vier der östlichen. An der östlichen Dachfläche wurde auch das große Oberlicht entfernt. Es blieben dort nur die zwei vorderen und die zwei hinteren Flachdachgauben, die noch heute vorhanden sind. Nach der Entfernung des Turmaufbaus wurde der westliche Risalit im Dachgeschoss schmucklos glatt verputzt und endet mit einem flachen Giebel.
Über dem Obergeschoss befindet sich das homeyersche Wappen, das eine Getreidepflanze darstellt. Dem zweiachsigen Mittelrisalit der Parkseite war ein Anbau mit Abgang zum Park vorgelagert, der entsprechend den Fotos bereits vor 1910 entfernt wurde. Eine hochgelegene Terrasse an der Südseite des Hauses wurde später zu einem geschlossenen Anbau erweitert. Zu DDR-Zeiten wurde an der östlichen Fassade im Südflügel ein Treppenaufgang eingerichtet, der in einer Außentreppe zum Park endete. Dieser zweite Ausgang war wohl der Sicherheit im Brandfall geschuldet. Die Formsteine des Balkons über dem Eingangsportal wurden durch Metallgitter ersetzt.
Im Inneren sind einige Stuckdecken und interessante Türfüllungen erhalten.
1929 kam das Herrenhaus durch Erbschaft über die erwähnte spät nobolitierte Familie des Johann von Homeyer-Ranzin, deren zweite Tochter Margarete hatte 1893 Albrecht von Kameke geheiratet,[6] in den Besitz von deren Sohn Karz von Kameke wiederum. 1939 beinhaltete das Rittergut Wrangelsburg nach dem letztmals amtlich publizierten Güteradressbuch Pommern 776 ha. Davon waren weit über 300 Ackerflächen. Es wurde eine große Schafsviehwirtschaft betrieben. Des Weiteren unterhielt man einen Großgemüseanbau. Zum Gut gehörten 253 ha Waldbesitz.[7] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Besitzer entschädigungslos enteignet und das Gebäude Quartier der Sowjetischen Militäradministration. 1946 wurde es Altersheim und von 1950 bis 1957 war hier ein Jugendwerkhof untergebracht. Anschließend diente es bis 1958 als Pflegeheim. Danach wurde es bis 1997 als Kinderheim genutzt.
Von den Wirtschaftsgebäuden des Gutes sind noch mehrere erhalten, die nördlichen Stallspeicher sind hauptsächlich aus Feldstein gemauert, die südlichen Scheunen aber aus einer Mischung von Feld- und Backsteinen. Letztere sind teilverputzt und weiß gekalkt. Die Marstallruine steht wegen der Bauform und den beim Bau verwendeten Steinen des Wolgaster Herzogsschlosses unter Denkmalschutz.
Im Jahr 1999 wurde das Gebäude von der Gemeinde gekauft und bis 2012 genutzt, um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken. In dieser Zeit wurde mit einer Sanierung begonnen, so wurde das Obergeschoss saniert. Im Jahr 2012 kaufte der EWE-Konzern das Schloss, der es bis 2017 sanieren wollte. Hierzu kam es jedoch nicht. Ein Neubrandenburger Unternehmer erwarb das Bauwerk für einen siebenstelligen Betrag und lässt es seit dem Sommer 2017 sanieren. Anschließend soll das Schloss von seiner Familie für private Wohnzwecke genutzt werden. Der Park soll teilweise weiterhin öffentlich zugänglich bleiben.[8] Der ursprünglich vorhandene Turm wurde 2018 rekonstruiert und am 5. Juli 2018 auf das Gebäude aufgesetzt.[9]
Torhaus des Wrangelschen Schlosses (Amtshaus)
Südöstlich des Herrenhauses befindet sich das sogenannte Torhaus der Wrangelsburg oder Amtshaus. Es stammt nachweislich aus dem 16. Jahrhundert und war das Torhaus des damaligen Schlosses „Wrangelsburg“. Unter Homeyer wurde das Gebäude als Getreidelager genutzt. Später wurde das Haus als Kaserne für die Schnitter (Saisonerntehelfer) aus Polen und Galizien genutzt, deshalb hieß es im Dorf das „Schnitterhus“. Eine weitere Nutzung des Hauses war als Verwaltungsstandort (Amtshaus).
Im linken Eingangsbereich stehen zwei Sandsteinrepliken, die Originale befinden sich im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Die Figuren waren zuvor am Giebel (Herrenhausseite) angebracht. Die Außenansicht des Gebäudes entspricht nicht mehr dem Zustand des 16. Jahrhunderts, da es modern überputzt und die Türeingänge und andere Gebäudeteile wesentlich verändert wurden. Die jetzigen Fledermaus-Gauben sind erst im 19. Jahrhundert errichtet worden.
Seit 2013 wird das Torhaus im Auftrag des Eigentümers restauriert. Ziel ist es, das einzig erhaltene Torhaus einer spätbarocken Vierseitenanlage in Mecklenburg-Vorpommern, in öffentliches kulturelles Interesse zu stellen.
Park
Einen in Quartiere eingeteilten Lustgarten hatte bereits Christoph von Neuenkirchen anlegen lassen. Ein Inventarverzeichnis vom September 1641, nach von Neuenkirchens Tod erstellt, führte allerdings nur Obstbäume von guter Qualität auf. In einer 1643 bei der Übernahme des Gutes durch Wrangels Familie erfolgten Inventarisierung wurde ein ummauerter, mit Rabatten gestalteter Renaissancegarten beschrieben. Für Carl Gustav Wrangel hatte der Garten neben dem Schloss einen hohen Stellenwert als standesgemäße Repräsentationsanlage. Er bestellte in Hamburg Statuen aus Gips und erwarb dort einen Springbrunnen. Durch Barthel Volkland ließ er zwei Pavillons als Lusthäuser errichten.
Aus dieser Zeit sind die Namen mehrerer Gärtnermeister überliefert, die in Wrangels Diensten standen. Da einige der im Garten vorhandenen exotischen Pflanzen dem örtlichen Klima nicht gewachsen waren, bestellte Wrangel bei seinem Buchhalter in Stockholm Glasglocken, mit denen man damals unter anderem Melonen abgedeckt wurden. Der Garten wurde angesehenen Offizieren und Adligen aber auch Leuten aus dem Bürgertum auf Einladung oder auf eigenen Wunsch zur Besichtigung und „recreation“ zugänglich gemacht.
1672 erfolgten Veränderungen, da die Anlage als altmodisch eingestuft worden war. Bei einer Inventur 1678 wurden 830 Bäume gezählt. Neben einem Lustpavillon mit vier Türmen befanden sich zwölf Skulpturen im Park. Die schwedische Landesaufnahme von Vorpommern ergab für den Garten in Wrangelsburg eine Größe von annähernd zwei Hektar. Dazu kamen noch weitere Obstgärten von 1,25 Hektar. Eine 1674 erbaute runde Schlosskirche musste nach weniger als 100 Jahren wegen Baufälligkeit entfernt werden.
Der Park, der sich entlang des Südufers des Schlosssees erstreckt, wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts zum englischen Landschaftspark erweitert. Im Park befindet sich eine zum Naturdenkmal erklärte Esche.
Literatur
- Neidhardt Krauß, Egon Fischer: Unterwegs zu Burgen, Schlössern und Parkanlagen in Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1991, ISBN 3-356-00391-7.
- Ivo Asmus: Des Generalgouverneurs Gärtnermeister. Gartenanlagen des Barock in Pommern und Schweden am Beispiel der Güter Carl Gustav Wrangels. In: Baltische Studien. Neue Folge. Band 86, Elwert, Marburg 2000, ISSN 0067-3099, S. 71–89.
Weblinks
- Literatur über Schloss Wrangelsburg in der Landesbibliographie MV
- Annette Krug: Wrangelsburg – Herrenhaus
Einzelnachweise
- Cornelia Meerkatz: Greifswald/Wrangelsburg: Neuer Glanz für altes Schloss in: Ostsee-Zeitung vom 29. November 2017.
- Dirk Schleinert: Die Geschichte der Insel Usedom. Hinstorff, Rostock 2005, ISBN 3-356-01081-6, S. 48.
- Joachim Zdrenka: Die Pilgerfahrten der pommerschen Herzöge ins Heilige Land in den Jahren 1392/1393 und 1406/1407. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 81, N. G. Elwert, Marburg 1995, S. 14–17 (Digitalisat).
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil 4, Bd. 2, Dietze, Anklam 1868, S. 1132 (Digitalisat).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1913. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Siebenter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. H, Homeyer. Justus Perthes, Gotha November 1912, S. 366 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1965. In: Ausschuss f. adelsrechtl. Fragen d. dt. Adelsverbände/ Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels. Band VII, Nr. 34. C. A. Starke, 1965, ISSN 0435-2408, S. 161–162 (d-nb.info [abgerufen am 16. Februar 2022]).
- Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Reprint Klaus. - D. Becker Potsdam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 73 (google.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
- Cornelia Meerkatz: Neuer Investor für Schloss Wrangelsburg. In: Ostsee-Zeitung, 24. April 2017, abgerufen am 8. September 2017.
- U. Kranich: Das Schloss in Wrangelsburg hat seinen Turm erhalten, veröffentlicht im Vorpommern-Magazin, August 2018, S. 54