Schloss Altdöbern
Schloss Altdöbern ist eine dreiflügelige Schlossanlage in dem brandenburgischen Ort Altdöbern. Das Schloss ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Altdöbern.
Geschichte
Das Schloss geht auf eine frühdeutsche Wasserburg zurück. Nachdem der kursächsische Beamte Hans von Dieskau das Gut erworben hatte, wurde dieses 1571 bis 1586 durch einen – weiterhin von einem Graben umgebenen – Renaissanceneubau ersetzt. Ab 1671 gehörte das Gut den von Bomsdorff. 1712 erwarb Generalmajor Alexander Dietrich von Eickstedt († 1727) den Besitz. Da ihm das alte Renaissancegebäude zu bescheiden erschien, ließ er den Vorgängerbau niederreißen und ab 1717 das heutige Schloss im barocken Stil errichten. Es hatte standesgemäße Ausmaße mit zwei nach Norden gerichteten Flügeln und einem gepflasterten Ehrenhof und verfügt über reiche Innenraumdekorationen im Stil des Dresdner Barock. Nach barockem Verständnis zeigte sich der Park als strenges geometrisches Kunstwerk. Bis 1750 ließ der neue Besitzer, Carl Heinrich von Heineken, die Anlage äußerst prunkvoll ausbauen, den Garten auf fast das Sechsfache vergrößern und mit Kanälen, Wasserbecken, Springbrunnen, Brücken, Pavillons und kostbaren Sandsteinplastiken ausstatten.
Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb Heinrich Graf von Witzleben-Alt-Doebern 1880 das Anwesen. Hatte sein Vorgänger noch alle Anstrengungen unternommen, um Schloss und Park in den barocken Zustand unter Heineken zurückzuversetzen, so scheute Witzleben keine Mühen, um das Gegenteil zu erreichen. Von 1880 bis 1905 baute er das Schloss beständig um, mit dem Ziel, es zu einem fürstlichen, dem Stand seiner Frau entsprechenden Sitz zu machen. Es kam zu Um- und Anbauten in einem merkwürdigen Stilgemisch. Darauf sind die beiden Zwiebeltürme an den Seitenflügeln sowie die Sandsteinverblendungen der Fassade zurückzuführen. Auf Skizzen aus der Hand von Witzlebens Gattin Marie, geb. Prinzessin Reuß, geht auch das neoromanische Landhaus zurück, das seit ca. 1888 als ein seltsam wirkender Fremdkörper am barocken Ostflügel klebt. Ebenso wurde der barocke Garten durch den Pückler-Schüler Eduard Petzold in einen 55 ha großen Landschaftspark umgestaltet. Vom Schloss gingen strahlenförmig sieben Sichtachsen aus. Vom barocken Zustand haben sich lediglich die südlich des Schlosses gelegenen Teile – sodann Französischer Garten genannt – und das Heckentheater erhalten, ferner reich ausgestattete Räume im Inneren. Witzleben war ein persönlicher Freund Kaiser Wilhelms I., für den er auf Altdöbern Feste gab, und Vertrauter Kaiser Wilhelms II., der ihn 1886 in den Grafenstand erhob. Er kaufte noch, pekuniär[1] ausgestattet mit guten Möglichkeiten, eine Reihe weitere Güter hinzu. 1917 veräußerte er Altdöbern wieder, nachdem er es stilistisch gründlich verdorben hatte. Der Kunsthistoriker Udo von Alvensleben urteilt kurz: „Alt-Döbern, ein großer Besitz, von Graf Witzleben durch berühmt gewordene Extravaganzen zugrunde gewirtschaftet. Er ließ angeblich im Walde ganze Alleen illuminieren. Das Barockschloss wurde von ihm unmöglich umgebaut. Der Park ist schön.“[2]
Im Jahr 1917 erwarb der Zigarettenfabrikant Eugen Laib Garbáty die Anlage und zog beratend den Berliner Gartenarchitekten Heinrich Wiepking-Jürgensmann hinzu. Auf ihn gehen die zahlreichen Rhododendronpflanzungen zurück. Des Weiteren wurden dringend notwendige Ausholzungsarbeiten vorgenommen. Auf Grund der nationalsozialistischen Rassegesetze musste Garbáty Altdöbern 1938 verkaufen – die gesamte Familie emigrierte 1939 in die USA.
Ab November 1943 bis 1945 war das Schloss Altdöbern Ausweichquartier der schwedischen Botschaft, welche aufgrund zunehmender Luftangriffe auf Berlin in die Niederlausitz ausgewichen war.[3] Schloss und Parkgelände waren formal exterritoriales Gebiet. Reste einer Schwedischen Flagge, welche auf das Schlossdach gemalt war, waren noch zu DDR-Zeiten erkennbar.
Nach Plünderungen im Schloss 1945 verwilderte der nicht mehr gepflegte Park. Beide gingen in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde Altdöbern über, die das Schloss 1946 dem Caritas-Verband vermietete. Dieser nutzte es zunächst als Waisenhaus und danach bis 1974 als Kinder- und Altenheim. Aufgrund des prekären Zustandes der Bausubstanz, fehlender staatlicher Unterstützung und der ungeklärten Eigentumsverhältnisse wurde das Haus aufgegeben und die Mitarbeiter nach Petershagen versetzt. 1976 wurde im Schloss der DEFA-Märchenfilm Der Meisterdieb gedreht. Mit dem Auszug der Caritas setzte der Verfall der Anlage ein. Nach der Wende kam das Schloss in den Besitz der Brandenburgische Schlösser GmbH. 1991 erfolgte die Wiederherstellung des Wasserbeckens vor dem Schloss, 1991–1993 des Neptun-Brunnens und 1992/1993 des barocken Bassins im Französischen Garten. Restaurierungsarbeiten am Gebäude sind im Gange. So wurde beispielsweise im Juli 2012 nach einjähriger Bauzeit die ehemalige Orangerie des Schlossparks neu errichtet und dient nun als Schlosscafé.[4] Seit 2009 ist der Schlosspark zudem dauerhafter Einsatzort der Internationalen Jugendbauhütte Gartendenkmalpflege der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, deren Freiwillige den historischen Park unter fachmännischer Anleitung schrittweise restaurieren und pflegen.
Bis September 2015 erfolgte die Restaurierung der Festsäle aus Rokoko und Gründerzeit durch die Brandenburgische Schlösser GmbH unter Projektleitung der Architektin Jutta Feige und Eröffnung im Beisein der brandenburgischen Kulturministerin Sabine Kunst.
Literatur (Auswahl)
- Otto Eduard Schmidt: Schloß Alt-Döbern und seine Umgebung. Ein Durchschnitt durch die Entwicklungsgeschichte der Niederlausitz. Verlag W. Jess, Dresden 1930.
- Alexander Niemann: Altdöbern – Der Schloßpark. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 3, Heft 1, 1994, ISSN 0942-3397, S. 38–47.
- Nicola Riedel-Bröcker, Petra Hübinger, Joachim W. Jacobs: Schloß Altdöbern. Schriftenreihe des Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V., hrsg. von Sibylle Badstübner-Gröger, Nicolai Verlag, Berlin 1995.
- Nicola Riedel-Bröcker: Altdöbern, Das Schloß und seine Innenausstattung. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 7, Heft 2, 1998, S. 4–14.
- Vincenz Czech und Nicola Riedel-Bröcker: Altdöbern. In: Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883). Band 2, Katalog, Nicolai Verlag, Berlin 2000, S. 11–15.
- Alexander Niemann: Schlosspark, Altdöbern. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. 2., überarb. Auflage, Bonn 2005, ISBN 3-925374-69-8, S. 61f.
- Alexander Niemann: Altdöbern. Der Schlosspark. Zum Stand der Restaurierung und neue Materialien zur Geschichte. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Neue Folge, 2. Jahrgang, 2016, Heft 2, ISSN 0942-3397, ISBN 978-3-943164-28-2, S. 12–29.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09120002 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Material zu Schloss Altdöbern in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF; 254 kB)
- WELT-Serie: Was der Sozialismus übrigließ: Schloß Altdöbern
- Informationen zu Schloss Altdöbern auf der Website der Brandenburgische Schlösser GmbH
- Christiane Schillig: Diktator des guten Geschmacks. Wie sächsisches Rokoko auf Schloss Altdöbern in der Niederlausitz überlebte, Monumente Online 2.2012
Einzelnachweise
- Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Preußen 1913. In: Gesamtreihe, erschienen in mehreren Bänden. Band 1, Nachtrag, Berlin, Provinz Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. Verlag Rudolf Martin, Berlin 1913, S. 1–54 (d-nb.info [abgerufen am 21. August 2021]).
- Udo von Alvensleben, in: Besuche vor dem Untergang, Adelssitze zwischen Altmark und Masuren, aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald, Frankfurt/M.-Berlin 1968, Seite 220
- Sveringes ambassad i Berlin – Die schwedische Botschaft in Berlin. Hrsg.: Statens Fastighetsverk Stockholm. 1999.
- Energieregion im Lausitzer Seenland: "Erneuerung/Wiederherstellung der Orangerie am Schloss Altdöbern zur späteren privatwirtschaftlichen Nutzung als Café"