Sabine Gabrysch
Sabine Gabrysch (* 14. April 1976 in Stuttgart)[1] ist eine deutsche Ärztin und Epidemiologin mit einer Spezialisierung auf den Bereich Global Health (Weltgesundheit). Sie hat am Institut für Public Health an der Berliner Charité die 2019 neu eingerichtete Professur für Klimawandel und Gesundheit inne,[2] wo sie sich schwerpunktmäßig mit Planetary Health befasst, den gesundheitlichen Auswirkungen menschenbedingter Umweltveränderungen.[3]
Leben
Gabrysch wuchs in Kornwestheim auf. Sie studierte von 1995 bis 2001 Medizin in Tübingen, ergänzt von Aufenthalten in den Vereinigten Staaten und Argentinien.[4][5] Im Jahr 2002 legte sie in Tübingen ihre erste Dissertation unter dem Titel Untersuchungen zur transkriptionellen Regulation der neuen Proteinkinase h-sgk und deren Beteiligung bei entzündlich-fibrosierenden Erkrankungen vor.[6] Nach Zwischenstationen als Assistenzärztin an Kliniken in Schweden,[3] darunter in Eksjö, Uppsala und Jönköping, absolvierte sie ab 2005 ein Studium an der London School of Hygiene & Tropical Medicine im Fachbereich Epidemiologie. Dort erwarb sie 2006 den Master of Science und promovierte 2010 zum zweiten Mal im Fachgebiet Epidemiologie[7] mit einer Arbeit unter dem Titel The influences of distance on health facility delivery in rural Zambia (Entfernung als Einfluss auf die Bereitstellung von Gesundheitseinrichtungen im ländlichen Sambia).
Karriere
Ab 2009 war Sabine Gabrysch am Institut für Global Health in Heidelberg beschäftigt. 2013 leitete sie ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Forschungsteam im Bereich Epidemiologie, bevor sie ab 2014 am Heidelberger Institut für Global Health die kommissarische Leitung der Sektion Epidemiologie und Biostatistik sowie die stellvertretende Institutsleitung übernahm. In Heidelberg habilitierte sie sich 2014 mit der Schrift Accessibility and quality of obstetric care in low- and middle-income countries (Erreichbarkeit und Qualität der geburtshilflichen Versorgung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen).[7]
Zum 1. Juni 2019 wurde sie auf den Lehrstuhl für Klimawandel und Gesundheit berufen, der von der Berliner Charité und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung als bundesweit erster an einer medizinischen Fakultät eingerichtet wurde.[8] Daneben leitet sie zusammen mit dem Agrarökonomen Hermann Lotze-Campen die Forschungsabteilung Klimaresilienz.[3]
Für ihr seit 2013 interdisziplinär durchgeführtes Forschungsprojekt Food and Agricultural Approaches to Reducing Malnutrition (FAARM), das sich mit nachhaltigen Maßnahmen gegen Mangelernährung in Bangladesch befasste, wurde sie 2018 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg mit dem „Preis für mutige Wissenschaft“ ausgezeichnet.[9]
Gabrysch war im Jahr 2018 Mitbegründerin der Deutschen Allianz für Klima und Gesundheit (KLUG) und engagiert sich in der Initiative Scientists for Future.[4] Im Oktober 2020 wurde sie in den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) berufen.[10] 2021 war ihre Biografie Teil der Ausstellung Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen im Roten Rathaus.[11]
Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Mutter- und Kindgesundheit in Entwicklungsländern, Infektionskrankheiten, Mangelernährung und Klimawandel.[7][5]
Auszeichnungen und Stipendien
- 2009: Maria Luisa Ricciardi Award in der Kategorie Best Oral Communication beim 6. European Congress on Tropical Medicine and International Health in Verona[12]
- 2011: Young Investigator Award des 19. IAE World Congress of Epidemiology in Edinburgh[12]
- 2011 Postdoc-Stipendium der Baden-Württemberg Stiftung
- 2012: Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm, Land Baden-Württemberg[12]
- 2012: DTG Vortragspreis auf der 102. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit in Heidelberg[12]
- 2012: Stipendienprogramm für Postdoktoranden, Daimler und Benz-Stiftung[13]
- 2018: Preis für mutige Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg[14]
- 2017: Suffrage Science Award der Royal Society in London
- 2021: In Würdigung ihrer Leistungen als Wissenschaftlerin und Forscherin wurde ihr anlässlich der Wissensstadt Berlin 2021 im Rahmen der Ausstellung Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen eine Ausstellungstafel gewidmet.[15][16]
Publikationen (Auswahl)
Universitätsschriften
- Untersuchungen zur transkriptionellen Regulation der neuen Proteinkinase h-sgk und deren Beteiligung bei entzündlich-fibrosierenden Erkrankungen. Universität Tübingen 2002 (Dissertationsschrift).
- The influences of distance on health facility delivery in rural Zambia. University of London 2010 (Dissertationsschrift).
- Accessibility and quality of obstetric care in low- and middle-income countries. Universität Heidelberg 2014 (Habilitationsschrift).
Fachartikel
- mit Oona Campbell: Still too far to walk: Literature review of the determinants of delivery service use. In: BMC Pregnancy and Childbirth. Nr. 9, August 2009, doi:10.1186/1471-2393-9-34, ISSN 1471-2393, S. 1–18.
- Der stille Hunger. Nachhaltig gegen Mangelernährung. In: Ruperto Carola. Forschungsmagazin der Universität Heidelberg. Nr. 6, Juni 2015, doi:10.11588/ruca.2015.6.20891, S. 66–73.
- mit Philip Jaehn: Germany must invest in its global health academic workforce. In: The Lancet. Band 391, Nr. 10121/2018, Amsterdam, Elsevier, ISSN 0140-6736, doi:10.1016/S0140-6736(18)30247-2, S. 656–657.
Weblinks
- Profil auf der Website des Instituts für Public Health der Charité Universitätsmedizin Berlin
- Profil auf der Website des Potsdam Institute for Climate Impact Research
- Researchgate-Profil
Einzelnachweise
- Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 13. September 2019.
- Krank durch Klimawandel?: Berliner Charité richtet neue Professur ein. Abgerufen am 13. September 2019.
- Erste Professur für Klimawandel und Gesundheit in Deutschland. In: pik-potsdam.de. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 17. Juni 2019, abgerufen am 13. September 2019.
- Christiane Grefe: Klimawandel: "Ich darf meinen Mund nicht halten, wenn Gefahr im Verzug ist". In: zeit.de. 11. September 2019, abgerufen am 14. September 2019.
- Manuela Zingl und Jonas Viering: Erste Professur für Klimawandel und Gesundheit. Pressemitteilung. In: charite.de – Charité Universitätsmedizin Berlin. Charité – Universitätsmedizin Berlin und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 17. Juni 2019, abgerufen am 19. Oktober 2021.
- Sabine Gabrysch: Untersuchungen zur transkriptionellen Regulation der neuen Proteinkinase h-sgk und deren Beteiligung bei entzündlich-fibrosierenden Erkrankungen. (dnb.de [abgerufen am 13. September 2019]).
- Prof. Dr. Dr. med. Sabine Gabrysch. In: klinikum.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 13. September 2019.
- Nadine Eckert und Egbert Maibach-Nagel: Interview mit Prof. Dr. Dr. med. Sabine Gabrysch, Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und... In: aerzteblatt.de – Deutsches Ärzteblatt. Deutscher Ärzteverlag GmbH, 1. Mai 2020, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- Peter Crain: Gesundheit: Sabine Gabrysch. In: tagesspiegel.de. 28. Januar 2020, abgerufen am 21. Oktober 2021.
- Bundeskabinett beruft WBGU-Mitglieder. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 14. Oktober 2020, abgerufen am 14. Oktober 2020.
- Berliner Institut für Gesundheitsforschung-Charité und Max-Delbrück-Centrum: Sabine Gabrysch – BIH at Charité. In: bihealth.org. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
- Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen. Abgerufen am 13. September 2019.
- Daimler und Benz Stiftung - Stipendiaten 2012. Abgerufen am 13. September 2019.
- Ärztin und Epidemiologin Sabine Gabrysch vom Heidelberger Institut für Global Health mit Preis für „Mutige Wissenschaft“ ausgezeichnet. Abgerufen am 13. September 2019.
- Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eröffnet im Roten Rathaus. In: idw. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eröffnet im Roten Rathaus. In: Berliner Institut für Gesundheitsforschung-Charité und Max-Delbrück-Centrum. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.