Ruppertshütten
Ruppertshütten ist ein Stadtteil von Lohr am Main und hat auf einem Gebiet von 429 Hektar rund 800 Einwohner. Die Gemarkung ist die nördlichste von Lohr am Main und eine vom Ruppertshüttener Forst umgebene Exklave.
Ruppertshütten Stadt Lohr am Main | |
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Höhe: | 340 m |
Fläche: | 4,29 km² |
Einwohner: | 770 (1. Jun. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 179 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 97816 |
Vorwahl: | 09355 |
Geographie
Der Ort liegt im bayerischen, unterfränkischen Teil des Spessarts im von Wald umgebenen Sindersbachtal.
Zu Ruppertshütten gehört auch die 3 km nördlich direkt an der heutigen bayrisch-hessischen Grenze gelegene ehemalige Zollstation, später Forsthaus und jetzige Waldgaststättenanlage Bayrische Schanz. Hier trafen einst die Grenzen zwischen Kurmainz, der Grafschaft Rieneck und der Grafschaft Hanau aufeinander. Die Bayrische Schanz liegt wie Ruppertshütten an der Kreisstraße MSP 19. Außerdem erreicht sie ein Wanderweg von Ruppertshütten über die Kultur- und Streuobstwiesenlandschaft am Märzenrück (500 m); von der Höhe geht es noch 2,6 km über den alten Handelsweg Birkenhainer Straße.
Nach Gemünden am Main sind es von Ruppertshütten ostsüdöstlich etwa 13 km und nach Frammersbach im Westen und Partenstein im Südwesten ca. 4 km Luftlinie.
Geschichte
Der Ort entstand im 16. Jahrhundert aus einer Glasmachersiedlung. Das Glasmuseum Wertheim beherbergt wenige Waldglas-Scherben aus der Glashütte (um 1700). Ein weiteres historisches Dokument dieser Zeit ist ein Sandsteinkreuz mit der Inschrift „Lorentz Wentzel 1671 Glasmacher“. Ein Fadenglas ist auf dem Kreuz abgebildet, das von einem Grab in Ruppertshütten stammt, heute aber im Spessartmuseum von Lohr aufbewahrt wird. Die Glashütte arbeitete bis ins 18. Jahrhundert.
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1502. Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts von Rieneck fiel der Ort 1559 an Kurmainz, 1803 an das Fürstentum Aschaffenburg, 1806 an den Primatialstaat Carl von Dalbergs, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und schließlich am 26. Juni 1814 an das Königreich Bayern, wo es zum Verwaltungsgebiet des Landgerichtes Lohr gehörte. Das 19. Jahrhundert war von Verarmung geprägt, weil die Landwirtschaft die Bevölkerung nicht ernähren konnte. Noch in den 1860er Jahren war die Dorfkirche ein Holzgebäude – die kaminlosen Wohnhäuser rauchdurchschwärzt.
Im Jahr 1862 wurde das Bezirksamt Lohr am Main gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Ruppertshütten lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Ruppertshütten war nun eine der 26 Gemeinden im Landkreis Lohr am Main (späteres Kfz-Kennzeichen LOH). Mit Auflösung des Landkreises Lohr im Jahr 1972 kam Ruppertshütten in den neu gebildeten Landkreis Main-Spessart (späteres Kfz-Kennzeichen MSP).
Der Ort wurde am 1. Januar 1972 im Zuge der Gebietsreform nach Lohr eingemeindet.[2] Zum Stadtzentrum von Lohr gibt es innerhalb des Gemeindegebiets nur eine öffentliche, unasphaltierte Straße (Lehngrundstraße) über das Katharinenbild zur Roten Mühle zwischen Partenstein und Lohr an der B 276.
Sehenswertes
Die Kirche von Ruppertshütten wurde 1874 in neugotischem Stil errichtet und ist dem Hl. Wendelin geweiht. Die alte Kirche, errichtet während der Gegenreformation auf Initiative des Kapuzinerpaters Martin von Cochem (1634–1712), wurde aufgrund von wiederkehrenden Hochwasserschäden zu einem Wohnhaus umgestaltet. 2001 fand man Pläne von deren ursprünglichem Aussehen.[3]
Kurioses
Im 19. Jahrhundert gab es etwa 1 km nördlich der Bayerischen Schanz direkt hinter der Grenze ein zweites Schanzwirtshaus, die „Hessen Schanz“. Sie wurde von einer aus dem Mainzischen eingewanderten katholischen Familie errichtet und bewirtschaftet. Noch 1855 wurde von der Hessenschanze ein gewisser Amend, Joseph, vulgo Schanzlang oder Knallhans, auch in Bayern aktenkundig.
Weblinks
- Ruppertshütten auf der Website von Lohr
- Kulturwanderweg Archäologisches Spessartprojekt
Einzelnachweise
- Ruppertshütten. Lohr am Main, abgerufen am 7. Mai 2016.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 514 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Neue Kirche: Martin von Cochem – Gründer der Ruppertshüttener Kirche. Abgerufen am 17. Oktober 2021.