Steinbach (Lohr am Main)
Steinbach ist ein Stadtteil von Lohr am Main.
Steinbach Stadt Lohr am Main | |
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Höhe: | 154 m ü. NN |
Fläche: | 8,51 km² |
Einwohner: | 890 |
Bevölkerungsdichte: | 105 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 97816 |
Vorwahl: | 09352 |
St. Josef, Steinbach |
Geographie
Der Ort liegt nordöstlich der Altstadt am linken Ufer des Mains dem Spessart gegenüber. In Steinbach mündet der Buchenbach in den Main; etwa 4 Kilometer talaufwärts liegt die Buchenmühle und der bereits zur benachbarten Gemarkung Sendelbach gehörige Marien-Wallfahrtsort Mariabuchen. Buchenbachtal und Mainufer sind beliebte (Rad-)Wandergebiete. In Steinbach liegt das Dr. Hans Schönmann Biotop.[1]
Geschichte
Steinbach gehörte vom Mittelalter bis zum Wiener Kongress 1815 zum Hochstift Würzburg, zu Lehen an die Grafschaft Rieneck und nach dem Aussterben der Voit von Rieneck durch Heirat an die Herren von Hutten (Stolzenberg-Linie).
Seit 1815 teilt der Ort die Geschichte von Lohr am Main.
Am 1. Januar 1972 wurde Steinbach in die Stadt Lohr am Main eingegliedert.[2]
Jüdische Gemeinde
Eine kleine jüdische Kultusgemeinde scheint es wohl über etwa 300 Jahre in Steinbach gegeben zu haben. Erstmals 1595 wird ein Samuel Judt als Hausbesitzer urkundlich genannt. Im 19. Jahrhundert umfasste die Gemeinde noch zehn bis elf Haushalte. Erst ab 1870 setzte ein rapider Schrumpfungsprozess ein, wohl bedingt durch die Nähe der neuen jüdischen Gemeinde in Lohr. 1896 wurde das letzte Mitglied der Steinbacher jüdischen Gemeinde in die Lohrer Kehille eingegliedert.[3]
Wirtschaft
In Steinbach sind mehrere Betriebe im Baugewerbe (Glas, Holz, Beton, Sand, Kies) sowie Dienstleistungsbetriebe ansässig.
Es gibt zwei Gasthöfe und einige Ferienwohnungen.
Sehenswürdigkeiten
- Die in den Jahren 1719 bis 1721 erbaute barocke Einturmfassadenkirche St. Josef erinnert stilistisch an Balthasar Neumann und wurde diesem fälschlich auch lange zugeschrieben. Dies kommt nicht von ungefähr, denn ihr Architekt ist laut erhaltener Baurechnungen eindeutig Neumanns Lehrmeister und Amtsvorgänger als Hofbaumeister in Würzburg Joseph Greissing.[4] Die einschiffige Saalkirche ist dreiachsig mit vorspringendem Turm. Die Westfassade sowie Pilaster und Gesimse bestehen aus rotem Sandstein; im Übrigen ist das Langhaus weiß verputzt. Blickfang des Portals ist die Statue des Johannes von Nepomuk, umgeben von 16 Familienwappen (doppelte Ahnenprobe) des Bauherrenehepaars Franz Ludwig von Hutten und Johanna Juliana von Bicken. Das Innere ist dreijochig mit Tonnengewölbe und dreiseitigem Chorabschluss; es ist durch Pilaster gegliedert. Die Ausstattung ist ebenfalls barock. Den dreistöckigen Hochaltar-Aufbau schmücken Skulpturen von Engeln, darüber das Jesuskind zwischen Maria und Josef; darüber schwebt Gottvater im Strahlenkranz.[5] Die Altarbilder der Seitenaltäre zeigen einen Hl. Christophorus (links) und eine Kreuzigung (rechts). Eines ist bezeichnet mit 1723 und trägt den Namen des Würzburger Hofmalers Anton Clemens Lünenschloß. Vor der Kirche befindet sich eine kleine Grünanlage.
- Gegenüber der Kirche steht Schloss Steinbach. Der ältere Trakt stammt aus dem 16. Jahrhundert und beherbergte Adlige der Familien von Rieneck und von Hutten. Den jüngeren Barockbau ließ 1725–1728 Fürstbischof Christoph Franz von Hutten errichten. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird der Bau Balthasar Neumann zugeschrieben. Stilistisch dürften zumindest die ersten Planungen auf Joseph Greissing zurückgehen, der für die Familie nicht allein die Steinbacher Kirche schuf, sondern für denselben Bauherrn von 1719 bis 1721 auch das Huttenschlösschen in Würzburg errichtete. Wie dort, lag auch beim Schloss Steinbach die Bauausführung bei der Firma Greissing-Stahl, die nach Joseph Greissings Tod 1721 von dessen erstem Palier, Hofzimmermeister Johann Leonhard Stahl d. Ä., zusammen mit Johann Leonhard Greissing weitergeführt wurde und auch zur selben Zeit am Würzburger Residenzbau tätig war.[6] Schloss und Park sind in Privatbesitz der Familie von Hutten und nicht zu besichtigen. Der Innenhof wird in der Sommersaison jedoch zu Veranstaltungen – insbesondere zu einer alljährlich stattfindenden Gartenmesse – geöffnet. Zudem betreibt die Familie seit 1996 eine Firma zum Vertrieb skandinavischer Holzhäuser in Deutschland.
Bildung
Steinbach hat einen Kindergarten und eine Hausaufgabenbetreuung für Grundschüler.
Söhne und Töchter des Ortes
- Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg (1706–1770), Fürstbischof von Speyer und Kardinal
- Ulrich von Hutten (1827–1888), Generalmajor, Oberhofmeister und Abgeordneter des Kurhessischen Kommunallandtages
- Krystyna Kuhn (* 1960), Autorin
Vereine
- Blaskapelle Steinbach
- Faschingsverein Steebicher Edelmannsköpf
- Freiwillige Feuerwehr
- Sportverein SV Steinbach 1925 e. V.
Einzelnachweise
- Dr. Hans Schönmann Biotop (Memento vom 5. Januar 2016 im Internet Archive)
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 514 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Hans Schlumberger / Cornelia Berger-Dittscheid: Lohr mit Steinbach. In: Wolfgang Kraus / Hans-Christoph Dittscheid / Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz (Hgg.) Mehr als Steine…Synagogen-Gedenkband Bayern Band III/1 Unterfranken. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2015. ISBN 978-3-89870-449-6. S. 257–271, hier S. 259,261/262.
- Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing. Mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann. In: Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte (Hrsg.): 8. Reihe: Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte. Band 16. Würzburg 2008, ISBN 978-3-86652-816-1, S. 38, 60, 64, 75, 79, 119, 214–216, 485–491, 536, 551, 565, 655, 665 u. a.
- Ernst Schneider: Der Hochaltar der Kirche zu Steinbach. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst. Band 14. Würzburg 1962, S. 280–292.
- Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing. Mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann. In: Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte (Hrsg.): 8. Reihe: Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte. Band 16. Würzburg 2008, ISBN 978-3-86652-816-1, S. 485–497, 683–685 u.a.