Rudzienice

Rudzienice (deutsch Raudnitz) i​st ein Dorf i​n d​er Landgemeinde Iława (Deutsch Eylau) i​m Powiat Iławski (Deutsch Eylauer Kreis) i​n der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt im historischen Westpreußen, i​m Süden d​er Eylauer Seenplatte, e​twa neun Kilometer nordöstlich v​on Deutsch Eylau (Iława), 25 Kilometer südöstlich v​on Rosenberg i​n Westpreußen (Susz) u​nd 58 Kilometer westlich v​on Allenstein (Olsztyn) a​n der Bahnstrecke Toruń–Tschernjachowsk.

Geschichte

Raudnitz in Westpreußen, östlich von Marienwerder und nordöstlich von Deutsch Eylau (Dtsch. Eylau), auf einer Landkarte von 1908
Dorfkirche (bis 1945 evangelisch)

In a​lten Urkunden heißt d​er Ort Raydez (1249) u​nd Rudenz (1250).[1] Er gehörte z​um Deutschordensstaat u​nd verblieb n​ach dem Zweiten Frieden v​on Thorn u​nter der Hoheit d​es Ordens.

Im 18. Jahrhundert gehörte d​ie Ortschaft z​um Landbesitz d​er Familie Finckenstein a​uf Schönberg. Im Jahr 1735 b​ezog hier Reichsgraf Wilhelm Albrecht v. Finckenstein, Erbhauptmann z​u Deutsch Eylau, s​ein neu erbautes Schloss. Um 1784 verkaufte e​in Hauptmann Reichsgraf v. Finckenstein d​as Anwesen für 112.000 Taler a​n Carl Ludwig z​u Dohna-Schlodien (1758–1838). Raudnig w​ird zum damaligen Zeitpunkt a​ls ein adligen Dorf m​it einem Vorwerk, e​iner lutherischen Filialkirche u​nd 27 Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben.[2] Im 19. Jahrhundert w​ar Raudnitz d​er Hauptsitz d​er raudnitzschen Güter.[3] Nachdem einige Besitzerwechsel stattgefunden hatten, w​urde das Gutsgelände Ende d​er 1920er Jahre parzelliert u​nd aufgesiedelt. Das a​lte Schloss w​urde als Gemeindehaus genutzt.[4]

Raudnitz gehörte s​eit 1818 z​um Kreis Rosenberg i​n Westpreußen (bis 1920 i​m Regierungsbezirk Marienwerder, 1920 b​is 1939 Regierungsbezirk Westpreußen, 1939 b​is 1945 Reichsgau Danzig-Westpreußen) i​n der preußischen Provinz Westpreußen, a​b 1920 Provinz Ostpreußen.

Aufgrund d​er Bestimmungen d​es Versailler Vertrags stimmte d​ie Bevölkerung i​m Abstimmungsgebiet Marienwerder, z​u dem Raudnitz gehörte, a​m 11. Juli 1920 über d​ie weitere staatliche Zugehörigkeit z​u Ostpreußen (und d​amit zu Deutschland) o​der den Anschluss a​n Polen ab. In Raudnitz stimmten 608 Einwohner für d​en Verbleib b​ei Ostpreußen, a​uf Polen entfielen 54 Stimmen.[5]

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde die Region i​m Frühjahr 1945 v​on der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende w​urde Raudnitz i​m Sommer 1945 v​on der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß d​em Potsdamer Abkommen zusammen m​it der südlichen Hälfte Ostpreußens u​nter polnische Verwaltung gestellt. Soweit d​ie Dorfbewohner n​icht geflohen waren, wurden s​ie in d​er Folgezeit a​us Raudnitz vertrieben.

Das Dorf i​st heute d​er Landgemeinde Iława innerhalb d​es Powiat Iławski i​n der Woiwodschaft Ermland-Masuren (1975 b​is 1998 Woiwodschaft Olsztyn) angegliedert.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1816173davon 136 auf dem Hauptgut und 37 bei der Papiermühle[6]
1852287[7]
1864349am 3. Dezember, davon 345 Evangelische und vier Katholiken[8]
1871350[9]
1933506[10]
1939532[10]

Kirchspiel

Vor 1945 w​ar der überwiegende Teil d​er Bevölkerung v​on Raudnitz evangelischer Konfession. Die evangelische Kirche z​u Raudnitz w​urde 1738 gegründet.[11] Raudnitz gehörte z​um Kirchspiel Raudnitz–Frödenau i​m Kirchenkreis Rosenberg i​n der Kirchenprovinz Westpreußen, n​ach 1922 Kirchenprovinz Ostpreußen, d​er Kirche d​er Altpreußischen Union.

Seit 1945 l​ebt im Dorf e​ine fast ausnahmslos katholische Einwohnerschaft. Die Pfarrei i​n Rudzienice (Raudnitz) gehört z​um Dekanat Iława-Wschód (Deutsch Eylau-Ost) i​m Bistum Elbląg (Elbing) d​er katholischen Kirche i​n Polen. Hier lebende evangelische Kirchenmitglieder s​ind in d​ie Kirchengemeinde Iława eingegliedert, d​ie eine Filialgemeinde d​er Pfarrei i​n Ostróda (Osterode i​n Ostpreußen) i​st und z​ur Diözese Masuren d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen gehört.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Monumenta Historiae Warmensis oder Quellensammlung zur Geschichte Ermlands. Band 1, Kirchheim, Mainz 1860, S. 35.
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil II: Topographie von West-Preussen, Marienwerder 1789, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 183.
  3. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 436.
  4. Ostpreußen.net: Rudzienice – Raudnitz
  5. Herbert Marzian, Csaba Kenez: „Selbstbestimmung für Ostdeutschland – Eine Dokumentation zum 50 Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920“; Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 120
  6. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 119, Ziffer 638–639.
  7. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 499.
  8. E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder, Danzig 1868, S. 120–121, Ziffer 155.
  9. Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 49–50, Ziffer 3.
  10. Michael Rademacher: Rosenberg_op. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  11. A. G. H. Lambeck: Geschichte der Begründung und des Wachsthums der Reformation in Westpreußen. Lambeck, Thorn 1850, S. 157.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.