HMS Royal Sovereign (1891)
HMS Royal Sovereign war das Typschiff der sieben Schiffe ihrer Klasse von Prä-Dreadnought-Schlachtschiffen, die in den 1890er Jahren für die Royal Navy gebaut wurden. Das Schiff wurde 1892 in Dienst gestellt und diente in den folgenden fünf Jahren als Flaggschiff der Kanalflotte. Sie wurde 1897 zur Mittelmeerflotte verlegt und kehrte 1902 in die Heimat zurück, wo sie kurzzeitig als Küstenwachschiff eingesetzt wurde, bevor sie von 1903 bis 1904 einer umfassenden Modernisierung unterzogen wurde. Die Royal Sovereign wurde 1905 in den Reservedienst gestellt und 1909 aus dem Dienst genommen. Vier Jahre später wurde das Schiff zum Verschrotten verkauft und anschließend in Italien abgewrackt.
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Design und Beschreibung
Das Design der Schiffe der Royal-Sovereign-Klasse wurde von dem der Panzerschiffe der Admiral-Klasse inspiriert. Um das Seeverhalten zu verbessern und Platz für zusätzliche Bewaffnung zu schaffen, wie es bei den Panzerschiffen der Trafalgar-Klasse der Fall war, wurden die Schiffe stark verbreitert.[1] Die Schiffe verdrängten 14.380 Tonnen bei normaler Ladung und 15.830 Tonnen bei schwerer Ladung. Sie hatten eine Länge zwischen den Loten von 115,8 m und eine Gesamtlänge von 125,0 m, eine Breite von 22,9 m und einen Tiefgang von 8,4 m.[2] Ihre Besatzung bestand aus 670 Offizieren und Mannschaften.[3]
Die Royal Sovereign wurde von zwei stehenden Dreizylinder-Dampfmaschinen mit dreifacher Dampfdehnung angetrieben, die jeweils eine Welle drehten. Ihre von Humphrys & Tennant hergestellten Maschinen waren für eine Gesamtleistung von 11.000 PS (8.200 kW) und eine Höchstgeschwindigkeit von 17,5 Knoten (32,4 km/h) ausgelegt, wobei der Dampf von acht Zylinderkesseln mit Zwangsbelüfung (forced draft) geliefert wurde.
Nachdem die Royal Sovereign als erstes Schiff ihrer Klasse fertiggestellt wurde, unterzog man sie einer langen Reihe von Erprobungen, von der nur wenige Daten erhalten sind. Mit 9.661 PS (7.204 kW) bei normalem Druck erreichte sie in acht Stunden 16,41 Knoten (30,39 km/h;) und mit 13.360 PS (9.960 kW) bei Zwangsbelüftung in drei Stunden 18 Knoten (33 km/h;). Bei einigen Kesselrohren wurde beobachtet, dass sie unter dem Druck Risse bekamen und undicht wurden; daraufhin beschloss die Marine, die Kessel der Royal-Sovereign-Klasse nicht über 11.000 PS hinaus zu belasten, um ähnliche Schäden zu vermeiden. Die Schiffe konnten maximal 1.443 t Kohle mitführen, was ihnen eine Reichweite von 4.720 Seemeilen (8.740 km) bei einer Geschwindigkeit von 10 Knoten (19 km/h) ermöglichte.[4]
Ihre Hauptbewaffnung bestand aus vier Hinterladerkanonen mit Kaliber 34,3 cm, die in zwei Zwillingsgeschützbarbetten montiert waren, von denen je eine vor und hinter dem Aufbau angebracht war.[5] Jede Kanone war mit 80 Schuss bestückt.[3] Die Sekundärbewaffnung bestand aus zehn Schnellfeuerkanonen mit Kaliber 15,2 cm. Sechzehn 5,7-cm-Kanonen eines unbekannten Typs und ein Dutzend 4,7-cm-Hotchkiss-Kanonen (3-Pfünder) waren zur Abwehr von Torpedobooten eingebaut. Die beiden 3-Pfünder im oberen Kampfdeck wurden zwischen 1903 und 1904 entfernt, und alle verbleibenden leichten Geschütze auf den unteren Kampfdecks und dem Hauptdeck folgten zwischen 1905 und 1909. Die Schiffe der Royal-Sovereign-Klasse verfügten über sieben Torpedorohre mit 45,7 cm Durchmesser, von denen bei der Royal Sovereign zwischen 1903 und 1904 vier wieder ausgebaut wurden.[6]
Das Panzerungskonzept der Royal Sovereign ähnelte dem der Trafalgar-Klasse, da der Wasserliniengürtel aus Verbundpanzerung nur den Bereich zwischen den Barbetten schützte. Der etwa 356-457 mm dicke Gürtel und die 356-406 mm dicken Querschotten schlossen die Enden des Gürtels ab. Oberhalb des Gürtels befand sich eine 102 mm[2] dicke Harvey-Panzerung, die durch 76 mm dicke Schrägschotten abgeschlossen wurde. Die Barbetten wie auch die Kasematten für die 15,2-cm-Kanonen waren durch eine Compoundpanzerung mit einer Stärke von 279 bis 432 mm geschützt. Die Stärke des Panzerdecks reichte von 64 bis 76 mm. Die Wände des vorderen Kommandoturms waren 305–356 mm dick, und der hintere Kommandoturm war durch 76 mm starke Platten geschützt.[3]
Bau und Dienstzeit
Die Royal-Sovereign-Klasse wurde im Rahmen des Naval Defence Act von 1889 in Auftrag gegeben, der eine Ergänzung zu dem normalen Budget der Marine darstellte.[7] Die Royal Sovereign, das siebte Schiff ihres Namens, das in der Royal Navy diente,[8] wurde am 30. September 1889 in einem Trockendock auf Kiel gelegt, da die Werft von Portsmouth nicht über eine ausreichend lange Helling verfügte, um sie aufzunehmen.[3] Das Schiff wurde am 26. Februar 1891 ausgedockt und von Königin Victoria getauft. Im Mai 1892[7] schloss sie ihre Seeerprobung ab und wurde am 31. Mai in Dienst gestellt. Die Baukosten betrugen 913.986 Pfund.[9] Die Royal Sovereign löste das Schlachtschiff Camperdown als Flaggschiff des Kanalgeschwaders ab. Von da an bis zum 13. August 1892 diente sie als Flaggschiff der „Roten Flotte“ bei den jährlichen Manövern vor der irischen Küste. Vom 27. Juli bis zum 6. August 1893 nahm sie erneut als Flaggschiff der Roten Flotte an den Manövern in der Irischen See teil. Um ihre Rollneigung zu verringern, wurde sie von 1894 bis 1895 mit Schlingerkielen ausgestattet.[10] Im Juni 1895 gehörte die Royal Sovereign zusammen mit drei ihrer Schwesterschiffe zu einem britischen Marinegeschwader, das an der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals in Deutschland teilnahm.[5] In der dritten Juliwoche 1896 nahm das Schiff als Teil der „Flotte A“ an den jährlichen Manövern in der Irischen See und vor der Südwestküste Englands teil.[3]
Am 7. Juni 1897 wurde die Royal Sovereign außer Dienst gestellt und ihre Besatzung wechselte auf das neue Linienschiff Mars über, das die Royal Sovereign in der Kanalflotte ersetzte. Bereits am Folgetag wurde die Royal Sovereign wieder in Dienst genommen, um ihrerseits die Trafalgar im Mittelmeer abzulösen. Vor der Ausreise in ihr neues Einsatzgebiet nahm die Royal Sovereign am 26. Juni an der Flottenschau vor Spithead anlässlich des diamantenen Thronjubiläums Königin Victorias teil. Vom 7. bis zum 11. Juli war sie zudem an den Manövern vor der irischen Küste beteiligt. Im September stach das Schiff in See, um sich der Mittelmeerflotte anzuschließen.[7] Am 18. Januar 1899 hisste Konteradmiral Gerard Noel, stellvertretender Befehlshaber der Mittelmeerflotte, seine Flagge an Bord des Schiffs.[11] Zwei Tage später übernahm Captain Charles Henry Adair das Kommando über die Royal Sovereign.[12] Im Februar bereiste das Schiff italienische Gewässer, wobei Neapel, Genua, Palermo und Syrakus besucht wurden.[13] Am 14. Juli lief die Royal Sovereign gemeinsam mit fünf weiteren Schlachtschiffen Fiume für einen fünftägigen Aufenthalt an. Am 28. Juli kam ein Besatzungsmitglied des Linienschiffs bei einem Unfall mit einer der Kanonen ums Leben. Er wurde am selben Abend auf See bestattet.[14]
Am 9. November 1901 explodierte vor Griechenland eine der 15,2-cm-Kanonen, bei der sich der Verschluss nicht ganz geschlossen hatte. Dabei wurden ein Offizier und fünf Soldaten der Royal Marines getötet, ein weiterer Offizier (Robert Arbuthnot) und 19 Seeleute verletzt.[7][15] Frederick Inglefield übernahm am 26. November 1901 das Kommando auf der Royal Sovereign.[16] Nachdem das Schiff durch die London abgelöst worden war, verließ es am 9. Juli 1902 Gibraltar in Richtung Großbritannien, wo sie fünf Tage später in Portsmouth einlief.[17] Während der am 16. August 1902 in Spithead stattfindenden Flottenschau anlässlich der Krönung Königs Eduard VII. diente es Charles Frederick Hotham, dem Oberbefehlshaber von Portsmouth, als Flaggschiff.[18] Die Royal Sovereign wurde am 29. August abgemustert, nur um umgehend unter dem Kommando von Captain George Anson Primrose wieder in Dienst gestellt zu werden. Das Linienschiff löste die Trafalgar als Küstenwachschiff vor Portsmouth ab, deren Besatzung auch auf die Royal Sovereign wechselte.[19] Vom 5. bis 9. August 1903 nahm sie an Manövern vor der Küste Portugals teil. Anschließend wurde sie bis ins Folgejahr hinein einer gründlichen Überholung in Portsmouth unterzogen, bei der die 15,2-cm-Geschütze eine 152 mm starke Kasematte erhielten. Ab dem 9. Februar 1907 diente die Royal Sovereign als Schiff für besondere Aufgaben in der Reserve. Zusammen mit weiteren derartigen Schiffen wurde sie im April 1909 der vierten Division der Home Fleet zugeteilt. Im September 1909 wurde die Royal Sovereign endgültig außer Dienst gestellt und am 7. Oktober 1913 für 40.000 £ an G. Clarkson & Son zum abwracken verkauft. Die Firma verkaufte das Schiff an GB Berterello nach Genua weiter, wo es letztlich verschrottet wurde.[20]
Literatur
- T. H. Akers: The Log of the Commission of H. M. S. Astrea on the Mediterranean and China Stations. Westminster Press, London 1902, OCLC 669130439.
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis 2013, ISBN 978-1-59114-065-8.
- J. J. Colledge, Ben Warlow: Ships of the Royal Navy. The Complete Record of all Fighting Ships of the Royal Navy. Chatham Publishing, London 2006, ISBN 978-1-86176-281-8.
- Robert Gardiner (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860-1905. Conway Maritime Press, Greenwich 1979, ISBN 0-8317-0302-4.
- Robert Gardiner: Steam, Steel and Shellfire. The Steam Warship 1815–1905. Conway Maritime Press, London, ISBN 1-55750-774-0.
- Oscar Parkes: British Battleships. Naval Institute Press, Annapolis 1990, ISBN 1-55750-075-4.
Fußnoten
- Gardiner: Steam, Steel and Shellfire. S. 116.
- Gardiner: Conway’s All the World’s Fighting Ships. S. 32.
- Burt: British Battleships. S. 79f.
- Burt: British Battleships. S. 73, 83f.
- Parkes: British Battleships. S. 359.
- Burt: British Battleships. S. 73, 84, 87.
- Burt: British Battleships. S. 90.
- Colledge/Warlow: Ships of the Royal Navy. S. 301.
- Parkes: British Battleships. S. 355.
- Burt: British Battleships. S. 75, 90.
- Akers: The Log of the Commission of H. M. S. Astrea. S. 30.
- Naval & Military intelligence. In: The Times. Nr. 36050, 27. Januar 1900, S. 13.
- Naval & Military intelligence. In: The Times. Nr. 36060, 8. Februar 1900, S. 10.
- Akers: The Log of the Commission of H. M. S. Astrea. S. 50, 52, 54.
- Gun accident on board the Royal Sovereign. In: The Times. Nr. 36609, 11. November 1901, S. 9.
- Naval & Military intelligence. In: The Times. Nr. 36613, 15. November 1901, S. 4.
- Naval & Military intelligence. In: The Times. Nr. 36820, 15. Juli 1902, S. 11.
- The Coronation - Naval Review. In: The Times. Nr. 36845, 13. August 1902, S. 4.
- Naval & Military intelligence. In: The Times. Nr. 36860, 30. August 1902, S. 4.
- Burt: British Battleships. S. 73, 77, 80.