Roy Webb
Roy Webb (* 3. Oktober 1888 in New York, New York; † 10. Dezember 1982 in Santa Monica, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Filmkomponist.
Leben
Roy Webb, der jüngere Bruder des Regisseurs und Songwriters Kenneth Webb, schrieb die Musik zu mehr als 300 Filmen.
An der Columbia University studierte Webb erst Kunst, später Musik. Der aus einer begüterten Familie stammende Webb komponierte bereits während seiner Studienzeit Musik für Aufführungen auf dem Campus, die zusammen mit seinem Bruder inszenierte. Webb diente im Ersten Weltkrieg und begann nach seiner Rückkehr am Broadway als Texter zu arbeiten. Durch eine Zusammenarbeit mit dem Broadwayproduzenten Lew Fields lernte Webb den Komponisten Max Steiner kennen, mit dem er bei vielen Projekten zusammenarbeitete und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1925 komponierte er das offizielle Football Lied der Columbia University Roar, Lion, Roar schrieb,
Mit dem Aufkommen des Tonfilms ging Webb nach Hollywood und begann bei den RKO Pictures, als Musical Director zu arbeiten. Bei RKO arbeitete Webb mit Steiner zusammen, der ebenfalls nach Hollywood gegangen war. Als man bei RKO beschloss, fortan keine Musicals mehr zu produzieren, verloren die beiden Komponisten ihre Anstellung. Steiner arbeitete ein Konzept aus, um Filmhandlungen musikalisch zu untermalen und wurde bei RKO als Chef der Musikabteilung wiedereingestellt. Das Erste, was Steiner daraufhin tat, war die Wiedereinstellung von Roy Webb. Während Steiner 1936 zu Selznick International wechselte, blieb Webb als Steiners Nachfolger bis zum Jahr 1955, als das Studio geschlossen wurde, musikalischer Leiter bei RKO.
1961 wurden sämtliche Partituren Webbs durch einen Brand in seinem Haus vernichtet und der konsternierte Komponist schrieb danach keine einzige Note mehr. Dem Musikwissenschaftler Christopher Palmer (1946–1995) gelang es einen Großteil Webbs' Arbeit zu rekonstruieren, da unter anderem einige Kopien von Webbs Kompositionen in RKO-Archiven aufgefunden wurden.
Roy Webb erlag mit 94 Jahren einem Herzinfarkt.
Oscar-Nominierungen
Roy Webb wurde insgesamt sieben Mal für den Oscar für die beste Filmmusik nominiert: 1937 wurde er erstmals für Quality Street nominiert. Im Jahr 1940 für Meine Lieblingsfrau (My Favorite Wife), einer Screwballkomödie mit Irene Dunne und Cary Grant, 1942 für Meine Frau, die Hexe (I Married a Witch), einer Fantasykomödie mit Veronica Lake und Fredric March und Joan of Paris, einem Kriegsdrama mit Michèle Morgan in der Titelrolle, 1943 für The Fallen Sparrow, einem Spionagethriller mit Maureen O’Hara und John Garfield, 1944 für Alarm im Pazifik (The Fighting Seabees), einem Kriegsfilm mit Susan Hayward und John Wayne, sowie 1945 für Mit den Augen der Liebe (The Enchanted Cottage), einem Melodram mit Dorothy McGuire und Robert Young.
Werk als Filmkomponist
Insgesamt komponierte Webb die Filmmusik zu über 350 Produktionen, außerdem war er Musikdirektor bei noch über 100 weiteren Produktionen. Seine wohl profiliertesten Soundtracks lieferte er in den Genres Film noir und Horror. Webb komponierte unter anderem die Musik für Klassiker wie Jacques Tourneurs Katzenmenschen, Alfred Hitchcock Berüchtigt und Mr. und Mrs. Smith, sowie Howard Hawks Leoparden küßt man nicht und – bis auf drei – für alle Filme, die von dem legendären Horrorproduzenten Val Lewton für RKO produziert wurden.
Im Gegensatz zu den berühmtesten Hollywood-Komponisten seiner Zeit wie beispielsweise Max Steiner, deren teilweise bombastische Soundtracks Aufmerksamkeit auf sich zogen, bevorzugte Webb eher zurückhaltende und das Filmgeschehen untermalende Musik. In diesem Bereich, wenn es etwa um das Unterlegen von Filmmusik unter Dialogen ging, galt er neben Hugo Friedhofer als der beste Hollywood-Filmkomponist seiner Ära. Doch durch die relative Unauffälligkeit seiner Soundtracks wurde Webbs Name nie so geläufig und man sah ihn lange nur als verlässlichen „Handwerker“-Komponisten. Später, unter anderem durch den Einsatz des Biografens Christopher Palmer, wurde die Qualität seiner Filmmusik wiederentdeckt.[1]
Filmografie (Auswahl)
- 1935: Der Untergang von Pompeji (The Last Days of Pompeji)
- 1935: Jahrmarkt der Eitelkeiten (Becky Sharp)
- 1935: Sylvia Scarlett
- 1937: Quality Street
- 1938: The Renegade Ranger
- 1938: Leoparden küßt man nicht (Bringing Up Baby)
- 1938: Room Service (Room Service)
- 1938: Next Time I Marry
- 1939: Nur dem Namen nach (In Name Only)
- 1937: Bühneneingang (Stage Door)
- 1940: Meine Lieblingsfrau (My Favorite Wife)
- 1940: Abe Lincoln in Illinois (Abe Lincoln in Illinois)
- 1940: Fräulein Kitty (Kitty Foyle)
- 1941: Tom, Dick und Harry (Tom, Dick and Harry)
- 1941: Mr. und Mrs. Smith (Mr. & Mrs. Smith)
- 1941: Mary und der Millionär (The Devil and Miss Jones)
- 1942: Der Glanz des Hauses Amberson (The Magnificent Ambersons)
- 1942: Katzenmenschen (Cat People)
- 1942: Meine Frau, die Hexe (I Married a Witch)
- 1942: Die Flotte bricht durch (The Navy Comes Through)
- 1943: Flight for Freedom
- 1943: Ich folgte einem Zombie (I Walked with a Zombie)
- 1943: The Fallen Sparrow
- 1943: Hitler’s Children
- 1943: Ohne Rücksicht auf Verluste (Bombardier)
- 1943: Von Agenten gejagt (Journey into Fear)
- 1943: The Ghost Ship
- 1943: The Leopard Man
- 1944: Mit Büchse und Lasso (Tall in the Saddle)
- 1944: Alarm im Pazifik (The Fighting Seabees)
- 1944: Ledernacken (Marine Raiders)
- 1944: Experiment in Terror (Experiment Perilous)
- 1944: Das siebte Kreuz (The Seventh Cross)
- 1944: Murder, My Sweet
- 1945: Mit den Augen der Liebe (The Enchanted Cottage)
- 1945: Die Wendeltreppe (The Spiral Staircase)
- 1945: Der Leichendieb (The Body Snatcher)
- 1945: Cornered
- 1945: Sing Your Way Home
- 1946: Berüchtigt (Notorious)
- 1946: Land der Banditen (Badman’s Territory)
- 1947: Goldenes Gift (Out of the Past)
- 1947: Im Kreuzfeuer (Crossfire)
- 1947: Fremde Stadt (Magic Town)
- 1947: Sindbad der Seefahrer (Sinbad the Sailor)
- 1947: Liebe in Fesseln (Cass Timberlane)
- 1949: Das unheimliche Fenster (The Window)
- 1949: Panik um King Kong (Mighty Joe Young)
- 1949: Holiday Affair
- 1950: Hölle am weißen Turm (The White Tower)
- 1951: Der letzte Angriff (Fixed Bayonets!)
- 1952: Die Söhne der drei Musketiere (At Sword's Point)
- 1952: Arena der Cowboys (The Lusty Men)
- 1952: Vor dem neuen Tag (Clash by Night)
- 1953: Houdini, der König des Varieté (Houdini)
- 1954: Unter zwei Flaggen (The Raid)
- 1954: Spur in den Bergen (Track of the Cat)
- 1955: Marty
- 1955: Der gelbe Strom (Blood Alley)
- 1955: Der Mann aus Kentucky (The Kentuckian)
- 1956: Playboy – Marsch, marsch! (The Girl He Left Behind)