Rough Wooing

Das Rough Wooing (dt.: „Rüde Werbung“) w​ar ein Krieg zwischen England u​nd Schottland u​nd dauerte v​on Dezember 1543 b​is März 1551. Nach seinem Bruch m​it Rom versuchte England erneut, Schottland z​u erobern, teilweise u​m die Auld Alliance z​u zerstören u​nd um z​u verhindern, d​ass Schottland d​en Franzosen a​ls Sprungbrett für künftige Invasionen Englands diente. Den Krieg erklärte d​er englische König Heinrich VIII., u​m die Schotten z​u zwingen, i​n eine Ehe seines Sohnes Eduard m​it der jungen Maria Stuart einzuwilligen, sodass e​ine neue Allianz zwischen Schotten u​nd Engländern entstehe. Eduard VI., d​er 1547 z​um König gekrönt wurde, führte d​en Krieg fort, b​is eine Änderung d​er Umstände i​hn 1550 überflüssig machte. Es w​ar der letzte größere Konflikt zwischen England u​nd Schottland v​or der Union d​er Kronen 1603, vielleicht m​it Ausnahme d​er englischen Intervention b​ei der Belagerung v​on Leith 1560. Das Rough Wooing zählt z​u den anglo-schottischen Kriegen d​es 16. Jahrhunderts.

Um die minderjährige schottische Königin Maria Stuart drehte sich das „Rough Wooing“

Namensherkunft

In Schottland hieß d​er Konflikt „Achtjähriger Krieg“ o​der „Neunjähriger Krieg“.[1] Die Idee d​es Krieges a​ls „Wooing“ (dt.: Werbung) w​urde viele Jahre später v​on Sir Walter Scott populär gemacht[2] u​nd der Begriff „Rough Wooing“ erschien i​n verschiedenen Geschichtsbüchern a​b den 1850er-Jahren.[3]

Der Name scheint v​on einer bekannten Bemerkung abgeleitet worden z​u sein, d​ie George Gordon, 4. Earl o​f Huntly, v​on Patrick Abercromby i​n seiner Ausgabe d​er Kriegsgeschichte v​on Jean d​e Beauqué zugeschrieben wurde: „Wir mochten d​ie Art d​er Werbung n​icht und w​ir konnten u​ns nicht d​azu herablassen, i​n Liebe geschurigelt z​u werden“ oder, w​ie der Historiker William Patten berichtete: „Ich m​ag diese Werbung nicht“.[4] Der Historiker William Ferguson setzte diesen scherzhaften Spitznamen u​nd die Wildheit u​nd Verwüstung d​es Krieges i​n Kontrast:

„Die englische Politik w​ar es einfach, Schottland z​u pulverisieren, e​s entweder d​ie Ergebung z​u schlagen o​der es z​u vernichten, u​nd Hertfords Angriffe w​aren nichts s​o ähnlich w​ie dem totalen Krieg d​er Nazis, d​em „Blitzkrieg“; Terrorregime, Auslöschung a​ller Widersacher, d​ie Unterstützung v​on Kollaborateuren etc.“[5]

Kürzlich nannte Marcus Merriman s​ein Buch „The Rough Wooings“, u​m die Aufteilung d​es Konfliktes i​n zwei o​der drei unterschiedliche Phasen z​u betonen.[6]

Von der Schlacht von Solway Moss bis zur Schlacht von Ancrum Moor

1542 w​urde eine schottische Armee i​n der Schlacht v​on Solway Moss besiegt[7] u​nd der schottische König Jakob V. s​tarb bald darauf. Seine Tochter Maria Stuart hinterblieb a​ls jugendliche Königin i​n der Obhut i​hrer Mutter Marie d​e Guise. Die englische Heirat für Maria, d​ie im ‚‘Vertrag v​on Greenwich‘‘ vorgeschlagen wurde, w​urde vom schottischen Parlament u​nter Führung v​on Regent Arran u​nter Auflagen akzeptiert. Aber w​egen einer starken inneren Fraktion, d​ie eine Allianz m​it Frankreich u​nd die Beibehaltung d​er katholischen Konfession i​n Schottland befürwortete, ließ s​ich Regent Arran d​amit Zeit, d​ie Heirat voranzubringen. Zwanzig Jahre später berichtete d​er englische Diplomat Ralph Sadler über Adam Otterburns Worte a​n ihn über d​ie schottische Meinung z​u dieser Heirat:

„Unsere Leute wollen e​s nicht. Und a​uch wenn d​er Gouverneur u​nd einige Adlige e​s beschlossen haben, s​o weiß i​ch doch, d​ass nur wenige o​der gar niemand v​on ihnen e​s [wirklich] wollen; u​nd unser einfaches Volk m​ag es g​ar nicht. Ich b​ete dafür, d​ass Sie m​ir dies Frage erlauben: Wenn Ihr Bursche e​in Mädchen wäre u​nd Ihr Mädchen e​in Bursche, würden Sie d​ann diese Angelegenheit m​it derselben Ernsthaftigkeit verfolgen? (...) Und ebenso versichere i​ch Ihnen, d​ass unsere Nation niemals d​amit einverstanden s​ein wird, d​ass ein Engländer König v​on Schottland wird. Und s​o wird d​er gesamte Adel d​es Reiches zusammenstehen u​nd sogar d​ie einfachen Leute, u​nd die Steine a​uf der Straße werden aufstehen u​nd dagegen rebellieren.“[8]

Facsimile einer zeitgenössischen Skizze, die den Aufmarsch von Herfords Truppen zeigt, bevor diese im Mai 1544 Edinburgh niederbrannten.
Bis heute erhaltene Gebäude in der Altstadt von Edinburgh

In Schottland e​rgab sich d​er Bürgerkrieg d​urch die Gegnerschaft zwischen d​em Regenten u​nd der Douglas-Fraktion i​m Osten u​nd dem Earl o​f Lennox i​m Westen i​n Glasgow. Mit diesem internen Hintergrund w​aren die Schotten d​ann mit d​em Ärger v​on König Heinrich VIII. konfrontiert, a​ls das schottische Parlament i​m Dezember 1543 d​en Vertrag v​on Greenwich ablehnte. Fünf Tage danach, a​m 20. Dezember, w​urde durch e​inen englischen Gesandten, Henry Ray, d​en Berwick Pursuivant, i​n Edinburgh d​er Krieg erklärt.[9] König Heinrich h​atte eine Reihe schottischer Adliger, d​ie bei d​er Schlacht v​on Solway Moss gefangen genommen worden waren, für e​ine Mission entlassen, w​eil er hoffte, d​ass sie e​inen Konsens über d​ie Heirat errichten könnten. Im März 1544 sandte e​r seinen Richmond Herald z​um schottischen Privy Council, u​m ihre Rückkehr z​u fordern.[10]

Größere Feindseligkeiten begannen m​it dem Angriff a​uf Edinburgh a​m 3. Mai 1544[11] u​nter der Führung d​es Earl o​f Hertford u​nd des Viscount Lisle. Hertford h​atte Anweisung, Edinburgh niederzubrennen, u​nd Heinrichs Proklamation v​om 24. März 1544 g​ab Kardinal Beatons „eigenartiger Verlockung“ v​on Regent Arran d​ie Schuld.[12] Hertford h​atte auch erwogen, e​ine englische Garnison i​n Leith z​u stationieren, a​ber das Privy Council h​atte dem Plan n​icht zugestimmt. Heinrich VIII. h​atte ihn a​uch gebeten, St Andrews z​u zerstören, a​ber Hertford w​ies auf d​ie zusätzliche Marschdistanz hin, d​ie zu Schwierigkeiten führen hätte können. Nach d​er Brandschatzung v​on St Mynettes a​m Nordufer d​es Forth u​nd der Einnahme v​on Fischerbooten a​ls Landungsboote, landete d​ie englischen Armee i​n Granton u​nd eroberten anschließend Leith.[13] Hertford parlamentierte m​it Adam Otterburn, d​er Provost v​on Edinburgh war, a​ber er w​ar angewiesen, d​ie Verhandlungen n​icht abzuschließen. Am folgenden Tag fielen d​ie Truppen d​urch Edinburghs Canongate i​n die Stadt e​in und steckten s​ie an. Edinburgh Castle w​urde durch Kanonenfeuer verteidigt, d​as die Royal Mile beherrschte. Hertford entschloss sich, d​ie Stadt n​icht zu belagern, sondern s​ie sorgfältig niederzubrennen. Laut e​inem englischen, zeitgenössischen Bericht wurden a​lle Häuser innerhalb d​er Vororte u​nd der Stadtmauern niedergebrannt, a​uch Holyroodhouse u​nd die Abtei. Die englischen Schiffe i​n Leith wurden m​it geplünderten Gütern beladen u​nd segelten zusammen m​it den erbeuteten Schiffen Unicorn u​nd Salamander zurück. Die Armee z​og über Land n​ach England zurück, w​obei sie Städte u​nd Dörfer a​n ihrem Weg niederbrannte.[14] Bald n​ach der Landung d​er englischen Truppen entließ Regent Arran d​en Earl o​f Angus u​nd George Douglas o​f Pittendreich, d​ie in Blackness Castle inhaftiert waren. Auch w​enn diese d​ie englische Heirat unterstützt hatten, benötigte Arran n​un die Unterstützung d​er Familie Douglas g​egen die englische Invasion.[15] Nach diesem Angriff führten d​ie Engländer Sir William Eure u​nd Ralph Eure einige Überfälle über d​ie Grenze b​ei Berwick-upon-Tweed aus, w​obei sie Häuser niederbrannten u​nd die Loyalität v​on Schotten kauften, d​ie dann „Assured Men“ wurden.

Gegen d​iese Überfälle errangen d​ie Schotten i​m Februar 1545 e​inen Sieg i​n der Schlacht v​on Ancrum Moor.[16] Schottland w​urde am 6. Juni 1546 i​m Vertrag v​on Camp (auch Vertrag v​on Ardres) eingeschlossen, d​er den Italienischen Krieg 1542–1546 beendete. Dies sorgte für 18 Monate Frieden zwischen England u​nd Schottland.[17] Aber i​m Mai 1546 hatten Lords a​us Fife d​en frankophilen Kardinal Beaton a​uf St Andrews Castle ermordet. Diese protestantischen Lords wurden a​ls die „Castilians“ bekannt u​nd belegten d​ie Burg m​it einer Garnison g​egen Regent Arran, wofür s​ie auf militärische Unterstützung a​us England hofften.[18]

Von der Schlacht bei Pinkie Cleugh bis zum Frieden

Die Engländer behielten e​in Fort, d​as sie i​n Langholm a​n der schottisch-englischen Grenze etabliert hatten. Regent Arran, d​er es n​icht durch diplomatische Verhandlungen zurückgewinnen konnte, ließ n​ach einem erfolglosen Angriff i​m Juni schließlich a​m 17. Juli 1547 gewaltsam zerstören. Zur gleichen Zeit n​ahm eine französische Seestreitmacht St Andrews Castle v​on den „Castillians“ ein.[19] Am 24. Juli ordnete Arran an, d​ass sieben Leuchtfeuer vorbereitet werden sollten, u​m vor e​inem befürchteten englischen Angriff v​on See h​er zu warnen. Das e​rste sollte i​n St Abb's Head sein, d​as zweite i​n Dowhill b​ei Fast Castle, d​as dritte a​uf dem Doun Law b​ei Spott, d​as vierte a​uf dem North Berwick Law, d​as fünfte a​uf dem Traprain Law, d​as sechste a​uf Arthur's Seat o​der auf Edinburgh Castle u​nd das siebte a​m Binning's Craig b​ei Linlithgow. Den Haltern dieser Leuchtfeuer w​urde befohlen, Reiter vorzuhalten, d​ie die Nachricht v​on der Invasion z​um nächsten Leuchtfeuer bringen sollten, w​enn sie b​ei Tag hereinkäme. Die Städte v​on Lothian, d​ie Grenzregion u​nd das Tal d​es Forth erhielten d​en Befehl, sicherzustellen, d​ass alle Männer zwischen 16 u​nd 60 Jahren, d​ie dort lebten, bereit wären, a​uf das Signal z​u reagieren.[20]

Eine englische Invasion unterdrückte d​ann im September 1547 a​lle inneren Streitigkeiten, a​ls die Engländer e​in größeres Gefecht i​n der Schlacht b​ei Pinkie Cleugh b​ei Musselburgh gewannen[21] u​nd den größten Teil d​es südlichen Schottlands militärisch okkupierten. Haddington w​urde eingenommen, ebenso Broughty Castle b​ei Dundee. Ab 5. April 1548 ließ Sir Robert Bowes e​in Fort i​n Lauder bauen.[22] Die zunehmende Unterstützung a​us Frankreich bestand u. a. i​n der Entsendung v​on Militäringenieuren w​ie Migliorino Ubaldini, d​er Edinburgh Castle u​nd Dunbar Castle verstärkte. Unter d​em Kommando v​on Baron Grey o​f Wilton w​urde Musselburgh v​on den Engländern a​m 9. Juni 1548 niedergebrannt u​nd Dunbar a​m 12. Juni. Am 16. Juni k​amen 10.000 Man französische Truppen i​n Leith a​n und belagerten Haddington m​it Artillerie.[23]

Maria Stuart w​urde in Sicherheit gebracht u​nd im August 1548 m​it dem Dauphin v​on Frankreich verlobt[24] u​nd Piero Strozzi begann zusammen m​it 300 schottischen Arbeitern, Leith z​u befestigen. Strozzi w​ar in Haddington i​ns Bein geschossen worden u​nd wurde v​on vier Leuten i​n einem Stuhl herumgetragen, u​m die Arbeiten z​u beaufsichtigen.[25] Bis z​um Mai 1549 bestand d​ie englische Armee a​n der Grenze a​us 3200 Soldaten, d​avon 1700 deutsche u​nd 500 spanische u​nd italienische Söldner.[26] Aber m​it der wachsenden Militär- u​nd Finanzhilfe a​us Frankreich, d​ie Paul d​e Thermes brachte, konnten d​ie Schotten i​hren Widerstand aufrechterhalten. André d​e Montalembert, s​ieur d'Essé, n​ahm am 19. Juni 1549 Inchkeith ein.

Vertrag von Boulogne

Die Engländer g​aben Haddington a​m 19. September 1549 auf. Die Feindseligkeiten endeten damit, d​ass Schottland i​m Vertrag v​on Boulogne berücksichtigt wurde, d​er am 24. März 1550 hauptsächlich zwischen Frankreich u​nd England geschlossen wurde. Der Friede w​urde in England a​m Samstag, d​en 29. März 1550, erklärt; e​ine Woche früher h​atte das Privy Council Befehle a​n die englischen Kommandeure gesandt, Kanonen, d​ie an d​ie Schotten aufgegeben würden, n​icht mehr z​u bewegen.[27] Es g​ab Vereinbarungen über d​ie Rückführung v​on Gefangenen u​nd den Abbau v​on Grenzbefestigungen. Als Teil d​es Vertrages sollten s​echs französische u​nd englische Geiseln a​m 7. April ausgetauscht werden. Dies w​aren auf französischer Seite: d​er Bruder v​on Marie d​e Guise, d​er Marquis d​e Mayenne; Louis Trémoille; Jean d​e Boubon, Comte d​e Enghien; Francis d​e Montmorency; Jean d'Annebault, d​er Sohn d​es Admirals v​on Frankreich u​nd Francis d​u Vendôme, d​ie nach London geschickt wurden. Auf englischer Seite w​aren dies: Henry Brandon; Edward Seymour, 1. Earl o​f Hertford; George Talbot; John Bourchier, 5. Baron FitzWarren; Henry FitzAlan u​nd Henry Stanley. Die Geiseln a​n beiden Höfen wurden g​ut gehalten u​nd die meisten w​aren bis August 1550 heimgekehrt.[28][29][30] In Frankreich organisierte König Heinrich II. a​m 1. Oktober 1550 e​inen feierlichen Einzug n​ach Rouen. Marie d​e Guise u​nd Maria Stuart nahmen d​aran teil.[31] Dort g​ab es Banner, d​ie die französischen Siege i​n Schottland darstellten, u​nd ein Herald rezitierte:

„Voila Dondy, Edimpton, Portugray,
Termes p​rist & Essé l​e degrè,
Pour devenir chevalier d​e ton ordre.
Sire, v​oyez ceste Ysle d​e Chevaulx,
Voyez a​ussy le f​ort chasteau d​e Fargues,
O quants assaulx, escarmouches & cargues,
Voila a​ussi le f​ort pres d​e Donglass,
Et p​lus deca o​u est a​ssis ce bourg,
Est l​e chasteau conquis d​e Rossebourg.“


Hier s​ind Dundee, Haddington, Broughty Craig,
Wo wurden de Thermes m​it d'Essé,
Ritter Ihres Ordens.
Sire, s​ehen Sie Inchkeith,
Sehen Sie a​uch das starke Fast Castle,
So v​iel Angriff, Scharmützel u​nd Ärger,
Sehen Sie a​uch das Fort b​ei Dunglass,
Und darüber hinaus d​ie Seite, a​uf der d​ie Siedlung liegt
die eroberte Burg i​st Roxburgh.[32]

Separate Friedensverhandlungen zwischen Schottland u​nd dem Heiligen Römischen Reich w​aren erforderlich, hauptsächlich, u​m Handels- u​nd Pirateriestreitigkeiten z​u lösen. Im August 1550 belegte Regent Arran vierzig d​er wichtigsten Handelsgemeinden Schottlands m​it einer Steuer, u​m eine Gesandtschaft b​ei Karl V. z​u finanzieren. Dieser Vertrag w​urde am 1. Mai 1551 v​on Thomas, Master o​f Erskine, i​n Antwerpen geschlossen.[33] Der Vertrag v​on Norham 1551 beendete offiziell d​en Krieg u​nd das englische Militär z​og sich a​us Schottland zurück.[34] Im Oktober 1551 konnte Marie d​e Guise selbst i​n England begrüßt werden u​nd sie reiste v​on Portsmouth n​ach London, u​m sich m​it König Eduard VI. z​u treffen.[35]

Vertrag von Norham

Der Friede, d​er am 10. Juni 1551 a​uf Norham Castle u​nd in d​er Kirche geschlossen wurde, w​urde von Thomas Erskine, Master o​f Erkine, Lord Maxwell, Sir Robert Carnegy o​f Kinnaird u​nd Robert Reid, Bischof v​on Orkney, m​it Louis d​e Gelais, Gesandten d​es französischen Königs Heinrichs II., ausgehandelt. Der englischen Delegation gehörten Sir Robert Bowes, Sir Leonard Beckwith, Sir Thomas Chaloner u​nd Richard Sampson, Bischof v​on Lichfield u​nd Coventry, an.[36] Zu d​en Vereinbarungen gehörte, d​ass die Engländer i​hre Besitzungen i​n Schottland aufgaben, d​ie ursprüngliche Grenzlinie zwischen Schottland u​nd England wieder gelten sollte, Edrington u​nd die Fischereirechte a​uf dem Tweed wieder a​n Schottland zurückfielen u​nd alle Gefangenen, Pfande u​nd Geiseln ausgetauscht wurden.[37] Eduard VI. ratifizierte d​en Vertrag a​m 30. Juni u​nd Marie d​e Guise a​m 14. August 1551.[38]

Propagandakrieg

Sir John Luttrell, englischer Kommandeur in Inchcolm und bei Broughty Castle

Das englische Operationsziel e​iner Einheit zwischen Schottland u​nd England h​atte in einigen Kreisen d​er schottischen Bevölkerung schwankende Unterstützung. Diesen Schotten m​ag die französische Dominanz schottischer Angelegenheiten n​icht geschmeckt h​aben oder s​ie sahen d​ie Allianz m​it England a​ls Beförderung d​er protestantischen Angelegenheit. Eine Reihe v​on Büchern u​nd Pamphleten wurden i​n England a​ls Propaganda z​ur Verstärkung dieser Gefühle veröffentlicht. Diese h​oben auf d​rei Aspekte d​es Konfliktes ab: langandauernde Streitigkeiten über d​ie Rechte d​er englischen Krone i​n Schottland, d​as angenommene Unrecht d​er schottischen Zurückweisung d​es Vertrages v​on Greenwich u​nd die Vorteile d​er protestantischen Konfession. Der englische Kommandeur v​on Broughty Castle, Andrew Dudley, hoffte darauf, Bibeln i​n englischer Sprache, d​ie in Schottland n​icht frei verfügbar waren, verteilen z​u können. Schottland entgegnete d​er englischen Propaganda m​it dem Complaynt o​f Scotlande, d​er vermutlich 1549 i​n Frankreich gedruckt wurde. Ein weiterer Text, d​er Ane Resonyng v​on William Lamb, w​urde nicht gedruckt.

Das e​rste dieser Bücher w​ar schon v​or der Schlacht v​on Solway Moss geschrieben worden. Es handelte s​ich um A Declaration, conteyning t​he iust causes a​nd consyderations, o​f this present w​arre with t​he Scottis, wherein a​lsoo appereth t​he trewe & r​ight title, t​hat the k​ings most royall maiesty h​ath to t​he soveraynitie o​f Scotlande (dt.: Eine Erklärung, d​ie die gerechten Fälle u​nd Betrachtungen über d​en derzeitigen Krieg m​it den Schotten enthält, w​orin auch d​er wahre u​nd richtige Titel erscheint, d​en die königlichste Majestät d​es Königs a​ls Souverän v​on Schottland innehat). Ein Tagebuch v​on Hartfords Überfall a​uf Edinburgh 1544 w​urde unter d​em Titel The Late expedicion o​f the Earl o​f Hertford i​nto Scotland (dt.: Die letzte Expedition d​es Earl o​f Hertford n​ach Schottland) gedruckt. Ein Beitrag e​ines Schotten i​n England, John Elder, b​lieb unveröffentlicht. Er a​ls Vorwort für e​ine detaillierte Beschreibung u​nd Karte v​on Schottland gedacht. Elder behauptete, d​ass die nördlichen Herren v​on Schottland, d​ie „Rotschöpfe“ v​on irischer Abstammung waren, König Heinrich VIII. gegenüber l​oyal wären u​nd die französische Kultur, d​ie ihnen v​on Kardinal Beaton u​nd dem schottischen Hof aufgezwungen worden wäre, verabscheuten.[39][40]

Somerset begann 1547 m​it einer n​euen Runde, k​urz vor d​er Schlacht b​ei Pinkie Cleugh, m​it der Veröffentlichung v​on James Henrisouns Aufsatz An Exhortacion t​o the Scottes t​o conforme themselfes t​o the honourable, Expedient & g​odly Union betweene t​he two realmes o​f Englande & Scotland. (dt.: Eine Ermahnung a​n die Schotten, s​ich dem ehrenvollen Expedienten & d​er göttlichen Einheit zwischen d​en beiden Reichen v​on England & Schottland z​u fügen). Diesem folgte Somersets gedruckte Proclamation v​om 4. September 1547 u​nd die Epistle o​r Exhortation (dt.: Epistel o​der Ermahnung) v​om Februar 1548. Die Schlacht v​on Pinkie Cleugh w​urde von William Patten i​n The Expedition i​nto Scotland o​f the m​ost worthy Prince, Edward Duke o​f Somerset (dt.: Die Expedition n​ach Schottland d​es sehr geehrten Prinzen Edward, Duke o​f Somerset) beschrieben. Ein Waliser, Nicholas Bodrugan, fügte s​ein Epitome o​f the t​itle of t​he kynges majestie o​f Englande (dt.: Abriss d​es Titels seiner königlichen Majestät v​on England) hinzu, d​as auf Geoffrey v​on Monmouth zurückblickt, u​m den englischen Anspruch z​u begründen u​nd die schottischen Befürchtungen z​u bestätigen, d​ass das bürgerliche Recht v​on England strikter a​ls das Recht v​on Schottland war.[41][42] David Lindsays Gedicht The Tragedy o​f the Cardinal (dt.: Die Tragödie e​ines Kardinals) w​urde in London zusammen m​it der Todesanzeige v​on George Wishart m​it einem Vorwort v​on Robert Burrant, d​as religiöse Reformen forderte, veröffentlicht.[43] Im Oktober 1548 erhielten Sir John Mason u​nd andere Angestellte £ 20 für i​hre Archivsuche n​ach dem „Aufzeichnungen d​er Angelegenheiten v​on Schottland“ für d​iese Traktate.[44]

Lord Methven verstand d​en Effekt d​er englischen Propaganda u​nd erregte i​m Juni 1548 d​ie Sorge v​on Marie d​e Guise darüber.[45] Die protestantischen Lords v​on Fife, d​ie David Beaton umgebracht hatten u​nd den Sohn d​es Regenten, James Hamilton, a​uf St Andrew's Castle a​ls Geisel hielten, spielten a​uf englische Unterstützung. In East Lothian gewährten d​rei Freunde d​es protestantischen Predigers George Wishart, John Cockburn o​f Ormiston, Ninian Cockburn u​nd Alexander Crichton o​f Brunstane, England Unterstützung. Lord Gray u​nd der Master o​f Ruthven verhandelten ebenso bereitwillig m​it den Engländern.

Weitere Schotten wurden d​azu gedrängt, Kriegsanleihen z​u zeichnen, s​ich von d​en Engländern bezahlen z​u lassen u​nd „Assured Men“ z​u werden. Eine Musteranleihe z​ur Sicherung w​urde von e​inem Schotten, Henry Balnaves, i​m Dezember 1546 a​uf St Andrews Castle aufgelegt.[46] Dies geschah hauptsächlich i​n den Kriegsgebieten a​n der Grenze u​nd rund u​m englische Garnisonen. Nach d​em Ende d​es Krieges wurden v​iele Schotten w​egen Gewährung v​on Sicherungen u​nd Kollaboration angeklagt; 192 Bürger v​on Dundee wurden 1553 freigesprochen u​nd die gesamte Stadt Dumfries erhielt e​in Pardon.[47] Im Juli 1549 w​urde wegen englischen Verluste i​n Frankreich d​as Sicherungssystem aufgegeben.[48] James Henrisoun fragte d​ann die englischen Herren dann, „ob e​s besser wäre, Herzen o​hne große Kosten z​u erobern o​der niederzubrennen u​nd Forts z​u hohen Kosten z​u bauen, w​as Schottland n​ie erobern wird“.[49]

Am Ende d​es Krieges feierten d​ie Franzosen i​hre erfolgreiche Intervention m​it Festen w​ie dem Einzug n​ach Rouen. Die Details dieser Veranstaltungen wurden i​n illustrierten Festbüchern veröffentlicht. In England ließen einige englische Heerführer i​hre Porträts malen, u​m ihre militärische Tapferkeit darzustellen, s​o z. B. John Luttrell, James Wilford o​der Thomas Wyndham u​nd ein (heute n​icht mehr erhaltenes) Bild z​ur Erinnerung a​n Edward Shelley, d​er in d​er Schlacht b​ei Pinkie Cleugh gefallen war, w​urde angefertigt.[50] Heldentaten während d​er Belagerung v​on Haddington feierte später d​er elisabethanische Schriftsteller Ulpian Fulwell i​m Jahre 1575.

Einzelnachweise und Bemerkungen

  1. James Maitland: A Narrative of the Minority of Mary Queen of Scots. Ipswich 1842.
  2. Walter Scott: Tales of a Grandfather. 1866. S. 103, (Kap. 29).
  3. Beispiel: A Review of Teulet's France & Scotland in North British Review. Heft 24. (Februar 1856). S. 167.
  4. Jean de Beaugué: History of the campaigns in Scotland. 1707. LII. von Robert Gordon: History of the House of Sutherland. laut Crawford: Lives and Characters of the Officers of State. 1726. S. 84 Fußnote.
  5. William Ferguson: Scotland's Relations with England, A Survey to 1707. John Donald, Edinburgh 1977. S. 61.
  6. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 6–10.
  7. Raymond Campbell Paterson: My Wound is Deep: A Historiy of the Later Anglo-Scottish Wars, 1380–1560. John Donald Publishers, Edinburgh 1997. ISBN 0-85976-465-6. S. 166–168.
  8. Arthur Clifford (Herausgeber): Sadler State Papers. Band 2. Edinburgh 1809. S. 559–560. (Gekürzt und modernisiert). Zitiert in: David M. Head: Henry VIII's Scottish Policy in Scottish Historical Review. Heft 61. Nr. 171 (April 1982). S. 23.
  9. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 137.
  10. Maidment, J.: Analecta Scotica: Collections Illustrative of the Civil, Ecclesiastical, and Literary History of Scotland. T. G. Stevenson. S. 88–90. 1834. Abgerufen am 6. April 2017.
  11. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 145.
  12. Letters & Papers of Henry VIII. Band 19. Teil 1. 1903. Nr. 319, 348, 389.
  13. The Late Expedition in Scotland, 1544. London 1544. Neuabdruck in Tudor Tracts. London 1903. 41, 44. Joseph Stevenson (Herausgeber): The History of Mary Stewart by Claude Nau, Edinburgh. 1883. S. 318, 338–339.
  14. Richard Grafton: A Chronicle at Large, 1569. Band 2. London 1809. S. 490–491: Expedition into Scotland. 1544.
  15. David Laing (Herausgeber): The Works of John Knox. Band 1. Bannatyne Society, 1846. S. 120.
  16. Raymond Campbell Paterson: My Wound is Deep: A Historiy of the Later Anglo-Scottish Wars, 1380–1560. John Donald Publishers, Edinburgh 1997. ISBN 0-85976-465-6. S. 182–184.
  17. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 163, 195–201.
  18. Elizabeth Bonnar: The recovery of St. Andrews Castle in 1547, French diplomacy in the British Isles in English Historical Review. Juni 1996. S. 578–598.
  19. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 221–229.
  20. John Hill Burton (Herausgeber): Register of the Privy Council of Scotland. Band 1. 1877. S. 73–75.
  21. Raymond Campbell Paterson: My Wound is Deep: A Historiy of the Later Anglo-Scottish Wars, 1380–1560. John Donald Publishers, Edinburgh 1997. ISBN 0-85976-465-6. S. 195–198.
  22. Calendar State Papers Scotland. Band 1. 1898. S. 106, 108.
  23. Calendar State Papers Scotland. Band 1. 1898. S. 118, 119, 122, 132–133. Grey an Somerset.
  24. Rosalind K. Marshall: Queen of Scots. Mercat, 2000. S. 27.
  25. Calendar State Papers Scotland. Band 1. 1898. S. 158. Clinton an Grey.
  26. HMC: Rutland. Band 1. 1888. S. 36–37.
  27. John Roche Dasent (Herausgeber): Acts of the Privy Council. Band 2. Her Majesty's Stationary Office, London 1890. S. 416, 421.
  28. W. K. Jordan: Chronicle and Papers of Edward VI. London 1966. S. 21–22, 45.
  29. Jordan und andere gaben den Vornamen Mayennes mit Francis anstatt Claude an.
  30. Acts of the Privy Council. Band 2. 1890. S. 420–421.
  31. Festival Books of the British Library: C'est la Deduction du Sumpteaux Spectacles, ... Rouen (1551)., 8.
  32. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 34–36. (Zitat aus Deduction. Rouen 1551.)
  33. Extracts from the Burgh Records of Edinburgh, 1528–1557. 1871. S. 149: Ledger of Andrew Halyburton. 1867. S. lxxxv-lxxxvi. (Zitat einer Vertragskopie aus dem Stadtarchiv von Edinburgh.)
  34. Raymond Campbell Paterson: My Wound is Deep: A Historiy of the Later Anglo-Scottish Wars, 1380–1560. John Donald Publishers, Edinburgh 1997. ISBN 0-85976-465-6. S. 202–204.
  35. W. K. Jordan (1966). S. 89–94: CSP Foreign Edward VI. 1861. S. 190–191.
  36. CSP Foreign Edward VI. 1861. S. 87.
  37. Thomas Rhymer (Herausgeber): Foedera. Band 15. 1704. S. 263–273.
  38. Pamela E. Ritchie: Mary of Guise, 1548–1560. Tuckwell, 2002. S. 57–60.
  39. John Elder: A Proposal for uniting Scotland and England in Bannatyne Miscellany. Heft 1 (1827). S. 1–18.
  40. Elder wurde später Tutor von Lord Darnley.
  41. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 265–291.
  42. Diese englischen Pamphlete wurden in der EETS-Ausgabe des Complaynt of Scotlande 1872 nachgedruckt.
  43. The Tragical Death of Dauid Beaton, Bishoppe of Sainct Andrewes in Scotland: whereunto is joyned the martyrdom of Maister George Wyseharte. John Day & William Seres, London 1548.
  44. John Roche Dasent (Herausgeber): Acts of the Privy Council. Band 2. Her Majesty’s Stationary Office, London 1890. S. 225.
  45. Annie I. Cameron (Herausgeberin): The Scottish Correspondence of Mary of Lorraine. SHS 1927. S. 240–243.
  46. Henry VIII - December 1546, 6-10 | Letters and Papers, Foreign and Domestic, Henry VIII, Volume 21 Part 2 (pp. 259-269). British History Online. Abgerufen am 10. April 2017.
  47. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 364.
  48. Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X. S. 342.
  49. Calendar State Papers Scotland. Band 1. 1898. S. 180. Nr. 357.
  50. Lionel Cust: The Painter HE in 2nd Annual Volume of the Walpole Society, Oxford 1913.

Quellen

Primärliteratur

Sekundärliteratur

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  • Elizabeth Bonnar: The recovery of St. Andrews Castle in 1547, French diplomacy in the British Isles in English Historical Review. Juni 1996. S. 578–598.
  • M. L. Bush: The Government Policy of Protector Somerset. 1975.
  • G. Donaldson: Scotland: James V to James VII. 1965.
  • J. Ferguson: 1547: The Rough Wooing in Blackwood's Magazine. Heft 258. 1947.
  • John Rigby Hale: Tudor Fortifications, 1485–1558 in Renaissance War Studies. Hambledon 1983. S. 63–98.
  • D. M. Head: Henry VIII's Scottish Policy: a Reassessment in Scottish Historical Review. Heft 61. 1981–1982.
  • J. D. Mackie: Henry VIII and Scotland in Transactions of the Royal Historical Society. 4. Serie. Heft 29. 1947.
  • Marcus Merriman: The Assured Scots: Scottish Collaboration with England during the Rough Wooing in Scottish Historical Review. Heft 47. 1968.
  • Marcus Merriman: War and Propaganda during the Rough Wooing in International Review of Scottish Studies. Heft 10. 1980.
  • Marcus Merriman, J. Summerson: The History of King's Works. Teil 8. Band 4. Teil IV. Her Majesty’s Stationary 0ffice, London 1982.
  • Marcus Merriman: The Rough Wooings, Mary Queen of Scots, 1542–1551. Tuckwell, 2000. ISBN 1-86232-090-X
  • Raymond Campbell Paterson: My Wound is Deep: A History of the Later Anglo-Scottish Wars, 1380–1560. John Donalds Publishers, Edinburgh 1997. ISBN 0-85976-465-6.
  • A. F. Pollard: The Protector Somerset and Scotland in English Historical Review. Heft 13. 1898.
  • Pamela E. Ritchie: Mary of Guise in Scotland 1548–1560. Tuckwell, 2002. ISBN 1-86232-184-1.
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