Ronald Zehrfeld
Ronald Zehrfeld (* 15. Januar 1977 in Ost-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler.
Leben und Werk
Ronald Zehrfeld wuchs in Berlin-Schöneweide auf. Sein Vater, ein Ingenieur, und seine Mutter, eine Betriebswirtschaftlerin, arbeiteten beide für die staatliche DDR-Fluggesellschaft Interflug.[1] Im Alter von fünf Jahren wurde Zehrfeld im Kindergarten für eine mögliche Leistungssportlerkarriere im Judo entdeckt. Er besuchte daraufhin die Kinder- und Jugendsportschule (KJS) in Hohenschönhausen und ging dem Leistungssport als Judoka bis zum 14. Lebensjahr nach. Zehrfelds größter Erfolg war der Gewinn der DDR-Jugendmeisterschaft im Alter von elf Jahren.[2]
Nach der Wende und der deutschen Wiedervereinigung galt Zehrfeld mit zwölf Jahren als zu jung, um in den westdeutschen Judokader übernommen zu werden und gab den Sport auf.[1] 1996 machte er sein Abitur, absolvierte dann den Zivildienst und begann ein Germanistik- und Politikstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Teilnahme an einem Theaterworkshop weckte sein Interesse für die Schauspielerei.[2] Daraufhin begann er ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.
Schon während der Studienzeit wurde Zehrfeld von Peter Zadek für das Deutsche Theater in Berlin (u. a. Mutter Courage, 2003) entdeckt. Nach seinem Studium folgte er dem bekannten Regisseur auch ans Berliner Ensemble (Peer Gynt, 2004) und St.-Pauli-Theater in Hamburg (Bitterer Honig, 2006).[3] Film- und Fernsehangebote schlug Zehrfeld anfangs aus, bis er bei einem Casting die Bekanntschaft mit Dominik Graf machte.
Nach Stephan Schiffers’ Kurzfilm Goldjunge (2005) besetzte Graf ihn in seiner preisgekrönten Kinoproduktion Der Rote Kakadu neben Max Riemelt und Jessica Schwarz. Für das Fernsehen stand Zehrfeld an der Seite von Iris Berben für die ZDF-Produktion Der russische Geliebte (2008) in einer weiteren Hauptrolle vor der Kamera. Er war auch in dem Fernsehzweiteiler Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen und in der Kinoproduktion In jeder Sekunde (beide 2008) von Jan Fehse zu sehen. 2009 folgte die Hauptrolle des Seeräubers Klaus Störtebeker in Sven Taddickens Abenteuer-Komödie 12 Meter ohne Kopf.
Erfolg war Zehrfeld mit Dominik Grafs Krimiserie Im Angesicht des Verbrechens (2010) beschieden, in der er erneut neben Max Riemelt agierte. Beide stellten zwei Berliner Polizisten dar, die im Milieu der Russenmafia ermitteln. Der Part des Sven Lottner brachte Zehrfeld gemeinsam mit dem übrigen Schauspielensemble um Riemelt, Marie Bäumer, Mišel Matičević und Alina Levshin den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis ein.
2011 bekleidete Zehrfeld eine Nebenrolle in Christian Schwochows im Theatermilieu spielenden Kinodrama Die Unsichtbare. Seine erste intellektuelle Filmfigur verkörperte er in Christian Petzolds Drama Barbara an der Seite von Nina Hoss. Die Darstellung eines in die DDR-Provinz versetzten Kinderarztes brachte ihm seine erste Nominierung für den Deutschen Filmpreis ein.
Bei der Berlinale 2014 hatte der Kinofilm Zwischen Welten von Feo Aladag Premiere, in dem Zehrfeld die Hauptrolle eines nach Afghanistan abgeordneten Kompaniechefs der deutschen Friedenstruppen spielt.[4] Für seine Rolle als engster Mitarbeiter Fritz Bauers in Der Staat gegen Fritz Bauer (2015) wurde er 2016 erstmals mit dem Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Nebendarsteller ausgezeichnet.[5] Zehrfeld ist Mitglied der Deutschen Filmakademie.[6]
Privates
Ronald Zehrfeld lebt in Berlin-Prenzlauer Berg. Er ist Vater einer Tochter.[3]
Filmografie
Film
- 2005: Goldjunge
- 2006: Der Rote Kakadu
- 2008: In jeder Sekunde
- 2009: 12 Meter ohne Kopf
- 2011: Die Unsichtbare
- 2012: Barbara
- 2012: Wir wollten aufs Meer
- 2013: Finsterworld
- 2014: Zwischen Welten
- 2014: Rico, Oskar und die Tieferschatten
- 2014: Die geliebten Schwestern
- 2014: Phoenix
- 2014: Wir waren Könige
- 2014: Vergiss mein Ich
- 2014: Hundekopftee (Kurzfilm)
- 2015: Rico, Oskar und das Herzgebreche
- 2015: Der Staat gegen Fritz Bauer
- 2018: Das schweigende Klassenzimmer
- 2019: Das Ende der Wahrheit
- 2019: Sweethearts
- 2019: Was gewesen wäre
- 2022: Alle reden übers Wetter
Fernsehen
- 2006: Tatort: Liebe am Nachmittag (Fernsehreihe)
- 2007: Schimanski: Tod in der Siedlung (Fernsehreihe)
- 2008: Der russische Geliebte
- 2008: Kommissarin Lucas – Wut im Bauch (Fernsehreihe)
- 2008: Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen
- 2010: Die Grenze (Zweiteiler)
- 2010: Im Angesicht des Verbrechens (Fernsehserie, 10 Folgen)
- 2010: Im Dschungel
- 2011: Der letzte Bulle (Fernsehserie, Folge Das 5. Gebot)
- 2011: Polizeiruf 110: Cassandras Warnung (Fernsehreihe)
- 2011: Die Stunde des Wolfes
- 2011: Das unsichtbare Mädchen
- 2012: Im Alleingang – Die Stunde der Krähen
- 2013: Mord in Eberswalde
- 2013: Tatort: Die schöne Mona ist tot
- 2013–2015: Weissensee (Fernsehserie, 6 Folgen)
- 2015: Tannbach – Schicksal eines Dorfes
- 2015: Dengler – Die letzte Flucht (Fernsehreihe)
- 2016: Dengler – Am zwölften Tag
- 2016: Zielfahnder – Flucht in die Karpaten
- 2016: Sag mir nichts
- 2017: SS-GB (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 2017: Landgericht – Geschichte einer Familie
- 2017: Neben der Spur – Dein Wille geschehe (Fernsehreihe)
- 2017: 4 Blocks
- 2017: Willkommen bei den Honeckers
- 2017: Dengler – Die schützende Hand
- 2018: Dengler – Fremde Wasser
- 2018: Bist du glücklich?
- 2019: Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod
- 2019: Dengler – Brennende Kälte
- 2019: Die Neue Zeit (6-teilige Serie)
- 2019: Polizeiruf 110: Mörderische Dorfgemeinschaft
- 2020: Babylon Berlin, 3. Staffel
- seit 2020: Warten auf’n Bus (Fernsehserie, 15 Folgen)
- 2020: Barbaren (Fernsehserie)
- 2021: Tatort: Der feine Geist
- 2021: Dengler – Kreuzberg Blues (Fernsehreihe)
Theater
- 2002: König Ödipus von Sophokles, Regie: Hans Neuenfels, Deutsches Theater, Berlin
- 2003: Mutter Courage von Brecht, Regie: Peter Zadek, Deutsches Theater, Berlin
- 2004: Peer Gynt von Ibsen, Regie: Peter Zadek, Berliner Ensemble
- 2005: Die Physiker von Dürrenmatt, Regie: András Fricsay, Deutsches Theater, Berlin
- 2006: Bitterer Honig von Delaneys, Regie: Peter Zadek, St. Pauli Theater, Hamburg
Auszeichnungen
- 2006: Nominierung für den New Faces Award für Der Rote Kakadu (Kategorie: Bester Nachwuchsschauspieler)
- 2010: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Besondere Leistung Fiktion an das Schauspielerensemble von Im Angesicht des Verbrechens: Marie Bäumer, Vladimir Burlakov, Alina Levshin, Marko Mandić, Mišel Matičević, Katharina Nesytowa, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld
- 2011: Grimme-Preis für Im Angesicht des Verbrechens
- 2012: Nominierung für den Deutschen Filmpreis für Barbara (Kategorie: Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle)
- 2013: Jupiter-Filmpreis als Bester TV-Darsteller für Das unsichtbare Mädchen
- 2014: Grimme-Preis für Mord in Eberswalde
- 2016: Deutscher Filmpreis für Der Staat gegen Fritz Bauer (Kategorie: Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)
- 2016: Deutscher Schauspielerpreis 2016 in der Kategorie Bester Schauspieler Nebenrolle für Der Staat gegen Fritz Bauer
Weblinks
- Ronald Zehrfeld in der Internet Movie Database (englisch)
- Ronald Zehrfeld bei filmportal.de (mit Fotogalerie)
- Agenturprofil bei der Agentur Players, abgerufen am 17. Oktober 2020
- Können diese langen Haare lügen? – Porträt von Hanns-Georg Rodek bei welt.de, 7. März 2012
- Der Hochleistungsspieler – Porträt von Gunda Bartels bei tagesspiegel.de, 11. Februar 2012
Einzelnachweise
- Rodek, Hanns-Georg: Können diese langen Haare lügen? In: Welt kompakt, 7. März 2012, Nr. 48 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
- Bartels, Gudrun: Der Hochleistungsspieler. In: Der Tagesspiegel, 11. Februar 2012, Nr. 21242, S. 21.
- Mühlberger, Sarah: Mit Leben gefüllt. In: Berliner Zeitung, 6. Oktober 2010, Nr. 233, S. 30.
- Filmbesprechung und Rolle Zehrfeld von The Hollywood Reporter, abgerufen am 23. Mai 2014.
- Deutscher Filmpreis 2016: „Fritz Bauer“ ist der große Gewinner. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 27. Mai 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 28. Mai 2016]).
- Ronald Zehrfeld. In: deutsche-filmakademie.de. Deutsche Filmakademie, abgerufen am 9. Dezember 2019.