Vladimir Burlakov

Vladimir Burlakov (* 22. Juli 1987 in Moskau[1], russisch Владимир Бурлаков, deutsche Transkription Wladimir Burlakow) ist ein deutscher Schauspieler russischer Herkunft.

Vladimir Burlakov (2016)
Vladimir Burlakov (2016)

Leben

Der gebürtige Russe[2] übersiedelte 1996 mit seiner Mutter, Zwillingsschwester und jüdischen Großmutter[3] von Moskau nach Deutschland.[4] In München angekommen, sprach die Familie kaum ein Wort Deutsch und lebte zunächst in einem Asylbewerberheim, ehe die Einbürgerung erfolgte.[3]

Eigenen Angaben zufolge wollte Burlakov seit seiner Kindheit Schauspieler werden.[3] Von 2006 bis 2010 studierte er Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule, wo es ihm endgültig gelang, seinen Akzent abzulegen.[3] Während seiner Ausbildung wirkte er unter anderem als Herzog in Die Rächer (2009, I-camp/Neues Theater München) mit, eine Variation von Thomas Middletons Tragödie der Rächer.[5] Sein Debüt im deutschen Fernsehen gab er 2010 noch als Schauspielstudent mit Dominik Grafs Im Angesicht des Verbrechens. Im von der Kritik hochgelobten Krimi-Mehrteiler schlüpfte Burlakov für mehrere Folgen in die Rolle des verliebten Nikolai, Mitglied einer osteuropäischen Verbrecherbrigade. Der Part brachte ihm gemeinsam mit dem übrigen Schauspielensemble um Marie Bäumer, Mišel Matičević, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Besondere Leistung Fiktion ein, während Im Angesicht des Verbrechens als Bester Mehrteiler ausgezeichnet wurde.

Im selben Jahr war Burlakov, der ursprünglich als Theaterschauspieler arbeiten wollte,[3] in dem WDR-Fernsehspiel Schurkenstück (2010) zu sehen, in dem eine gefragte Jungregisseurin (gespielt von Katharina Schüttler) mit jugendlichen Straftätern eine modernisierte Fassung von Friedrich Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame aufzuführen plant. Im jungen Ensemble um Franz Dinda, Michael Keseroglu, Janusz Kocaj, Arnel Taci und Sebastian Urzendowsky war er der schöngeistige Russenmafioso Pjotr, der die weibliche Hauptrolle in der Aufführung übernimmt und davon träumt, Schauspieler zu werden. Dies brachte Burlakov erneut Lob seitens der Kritiker ein.[6][7][8]

Im März 2011 übernahm er in der Sat.1-Produktion Marco W. – 247 Tage im türkischen Gefängnis (Arbeitstitel: 247 Tage) neben Veronica Ferres und Herbert Knaup den Part des Marco Weiss, was von 4,87 Mio. Fernsehzuschauern verfolgt wurde. Der 17-jährige Schüler war 2007 wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen in der Türkei verhaftet worden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bewertete Burlakovs Darstellung des Marco als überzeugende, im Vergleich zu den vorangegangenen Fernseharbeiten aber etwas zurückgenommene charismatische Leistung. „Nicht nur, dass er Marco W. ähnelt, es ist einfach sehenswert, wie einfühlsam der vierundzwanzigjährige Burlakov einen siebzehn Jahre jungen Mann spielt: die Stimme, die Blicke, die zaghaften Bewegungen, die Momente, in denen er sich ermannt“, so Uwe Ebbinghaus.[9] Weitere Kritiker schlossen sich dieser Beurteilung an und sprachen von einer überzeugenden oder eindrucksvollen Leistung beziehungsweise einem sehr talentierten Schauspieler.[10][11][12] Ebenfalls wirkte Burlakov als Liebhaber und Mordverdächtiger einer mehr als 30 Jahre älteren Armuts-Prostituierten (gespielt von Renate Krößner) in der Folge Am Ende muss Glück sein (2011) der ZDF-Krimiserie Kommissarin Lucas mit.

Obwohl er das Russische laut einem Bericht des Stern im Herbst 2011 möglichst abzustreifen plante und sich von seinen früheren Freunden mit Migrationshintergrund distanzierte, schlüpfte Burlakov weiterhin in die Rolle des Russen.[3] 2012 folgte mit Ausgerechnet Sibirien von Ralf Huettner eine erste Kinorolle. In der Komödie ist er als Übersetzer Artjom zu sehen, der die nüchternen Worte des nach Russland geschickten deutschen Angestellten Matthias (dargestellt von Joachim Król) stets blumig abzumildern versucht. In der Verfilmung Scherbenpark nach Alina Bronskys gleichnamigem Roman bekleidete er neben Jasna Fritzi Bauer, Ulrich Noethen und Max Hegewald eine weitere Kinorolle.[13]

Im Sommer 2016 übernahm er die Rolle des Regisseurs Arsenij Kubik in der Uraufführung: GOLD. Der Film der Nibelungen des Autors Albert Ostermaier bei den Nibelungenfestspielen Worms unter der Regie von Nuran David Calis und der Intendanz von Nico Hofmann.[14]

Im März 2019 wurde bekannt, dass Burlakov für den Saarländischen Rundfunk den neuen Hauptkommissar Leo Hölzer in der Krimireihe Tatort verkörpern wird.[15]

Vladimir Burlakov lebt in Berlin.[16] Er beherrscht neben Fechten die brasilianische Kampfkunst Capoeira und spielt Klavier.

Anfang November 2021 trat er erstmals mit seinem Lebensgefährten auf und hatte so sein öffentliches Coming-out.[17]

Filmografie

Hörbücher

  • 2014: Die Mechanik des Herzens (Verlag: Argon Sauerländer Audio) (Longlist Preis der deutschen Schallplattenkritik)

Auszeichnungen

Trivia

Für nach Deutschland eingebürgerte Personen aus Russland wird bei Latinisierung des Namens das „V“ an Stelle des „W“ verwendet, somit ist Vladimir Burlakov der tatsächliche Name des Künstlers und kein Künstlername.

Commons: Vladimir Burlakov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Knastbrüder – Interview mit Marco Weiss und Vladimir Burlakov bei tvspielfilm.de (aufgerufen am 22. März 2011).
  2. Steckbrief bei sat1.de (aufgerufen am 16. März 2011).
  3. Creutz, Oliver: Solo mit Mantel. In: Stern, 29. September 2011, Nr. 40 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
  4. Schmitz, Joachim: Großes Fernsehen bei noz.de, 21. März 2011.
  5. Kluges Schauerstück : „Die Rächer“ im I-camp. In: Süddeutsche Zeitung, 31. Juli 2009, S. 41.
  6. Ebbinghaus, Uwe: Der Besuch der jungen Regisseurin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. August 2010, Nr. 190, S. 33.
  7. Gehringer, Thomas: Besuch der jungen Dame. In: Der Tagesspiegel, 18. August 2010, S. 22.
  8. Scheper, Jan: Groteske Knastposse. In: die tageszeitung, 18. August 2010, S. 17.
  9. Ebbinghaus, Uwe: Herzlichst, Dein Christian Wulff. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. März 2011, Nr. 68, S. 35.
  10. Sichtermann, Barbara: Kafka in Side. In: Der Tagesspiegel, 22. März 2011, S. 27.
  11. Miklis, Katharina: Nicht ganz so grausam wie die Wirklichkeit. In: Hamburger Abendblatt, 22. März 2011, Nr. 68, S. 16.
  12. Keil, Christopher: Spiel mit Ähnlichkeiten. In: Süddeutsche Zeitung, 22. März 2011, S. 19.
  13. Scheinwerferlicht auf Porzer Siedlung. In: Kölnische Rundschau, 10. Dezember 2011, S. 41.
  14. Nibelungenfestspiele Worms 2016 bei nibelungenfestspiele.de (aufgerufen am 4. Oktober 2020).
  15. Kurze Kulturmeldungen : Polizeiarbeit in Püttlingen. In: faz.net, 7. März 2019 (abgerufen am 7. März 2019).
  16. Agentur-Profil bei schlag-agentur.de (aufgerufen am 18. Februar 2016).
  17. mdr.de: Outing: TATORT-Kommissar Vladimir Burlakov liebt einen Mann | Das Erste. Mitteldeutscher Rundfunk, 5. November 2021, abgerufen am 9. November 2021.
  18. TV-Spielfilm "Verliebt in Amsterdam" erzählt launig von deutschen und holländischen Eigenheiten, rp-online.de vom 28. April 2017, abgerufen 29. April 2017
  19. Schauspieler News. Schlag Künstleragentur, abgerufen am 18. Februar 2016.
  20. Nachwuchspreis 2011: Nominierungen. Studio Hamburg, abgerufen am 2. Juni 2011.
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