Römisch-katholische Kirche in Chile
Die römisch-katholische Kirche in Chile ist Teil der weltweiten römisch-katholischen Kirche. Sie hat historisch einen wichtigen Einfluss auf das soziale und politische Leben des Landes ausgeübt, das bis heute die Mehrheitsreligion in Chile ist, allerdings mit einem notorischen Rückgang der Zahl der Gläubigen.[1] Die Hauptkirche des Landes in hierarchischer Ordnung ist die Metropolitankathedrale von Santiago, während der höchste religiöse Tempel die Votivkirche von Maipú ist, die auch eine der 250 höchsten der Welt ist.
Geschichte
Die mit der Kolonisation entstandene Kirche von Chile bekam mit Santiago de Chile bereits 1561 einen ersten Bischof, dem bereits 1563 ein zweiter in Concepción folgte. Stets von den Kolonialherren in Europa abhängig, kam es erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Ausbildung der Kirchenstruktur, auch wenn eine Abhängigkeit von europäischen Missionaren noch lange erhalten blieb. Während der Kolonialzeit und während des ersten Jahrhunderts der Unabhängigkeit blieb sie bis 1925, als die Trennung von Kirche und Staat stattfand, die einzige offizielle Kirche des Landes.
Nach zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs boten am 18. Mai 2018 alle chilenischen Bischöfe, insgesamt mehr als 30, Papst Franziskus ihren Amtsverzicht an. Erstmals in der katholischen Kirchengeschichte reichte damit eine gesamte Bischofskonferenz ihren Rücktritt ein.[2] Im Juni 2018 nahm der Papst die Rücktritte der Bischöfe Gonzalo Duarte García de Cortázar, Juan Barros Madrid und Cristián Caro Cordero an. Außer dem 61-jährigen Barros hatten die Bischöfe bereits die Pensionsaltersgrenze von 75 Jahren erreicht.[3] Ende Juni 2018 nahm der Papst auch die Rücktrittsangebote der Bischöfe Alejandro Goić Karmelić im Bistum Rancagua und Horacio del Carmen Valenzuela Abarca im Bistum Talca an.[4]
Papstbesuche in Chile
Das südamerikanische Land hat zwei Papstbesuche erhalten, die gleichzeitig Staatsbesuche waren: der erste war der Besuch von Papst Johannes Paul II. vom 1. bis 6. April 1987; der zweite war vom 15. bis 18. Januar 2018 von Papst Franziskus.[5]
Organisation
Die römisch-katholische Kirche in Chile zählt 26 Bistümer in 5 Kirchenprovinzen. In ihnen leben 11.606.000 Katholiken, 69,96 % (2002) der Bevölkerung,[6] in 920 Pfarreien. 1.156 Diözesan- und 1.155 Ordenspriester, unterstützt von 5.559 Ordensschwestern, zeigen zwar das Bild eines starken Priestermangels, doch hatte Chile im noch Jahr 2010 mehr Berufungen als viele andere Länder Südamerikas.
Vorsitzender der chilenischen Bischofskonferenz ist seit 2016 Santiago Silva Retamales, Bischof von Valdivia. Apostolischer Nuntius ist seit Oktober 2019 Erzbischof Alberto Ortega Martín.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Carlos Silva Cotapos: Historia Eclesiástica de Chile. Imprenta San José, Santiago de Chile 1925.
- Fernando Aliaga Rojas: Iglesia en Chile. Contexto histórico. Ediciones Paulinas, Santiago de Chile, 3., erweiterte und überarbeitete Aufl. 1989.
- Maximiliano Salinas Campos: Historia del pueblo de Dios en Chile. Ediciones Rehue, Santiago de Chile 1997.
- Michael Ramminger: „... Wir waren Kirche ... inmitten der Armen“. Das Vermächtnis der Christen für den Sozialismus in Chile von 1971–1973. Edition ITP-Kompass, Münster 2019, ISBN 978-3-9819845-2-1.
Einzelnachweise
- Victoria Dannemann: Chile und die Katholische Kirche: Eine endgültige Scheidung?. In: Dw.com, Deutsche Welle, 8. Februar 2018. Abgerufen am 19. August 2021.
- Alle chilenischen Bischöfe reichen Rücktritt ein. Süddeutsche Zeitung vom 18. Mai 2018
- Papst akzeptiert Rücktritt von drei Bischöfen. Spiegel online vom 11. Juni 2018
- Konsequenzen bei Missbrauchsaufarbeitung. Domradio vom 28. Juni 2018
- Tobias Käufer: Papst Franziskus in Chile: Hola Papa Francisco!. In: Domradio.de, Domradio, 15. Januar 2018. Abgerufen am 19. August 2021.
- INE - Instituto Nacional de Estadisticas de Chile (Memento vom 1. Juli 2010 im Internet Archive)