Pozzuoli
Pozzuoli (in römischer Zeit Puteoli, „Kleiner Brunnen“) ist eine Stadt mit 80.074 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in der italienischen Region Kampanien, am Golf von Pozzuoli, westlich von Neapel am Golf von Neapel.
Pozzuoli | ||
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Staat | Italien | |
Region | Kampanien | |
Metropolitanstadt | Neapel (NA) | |
Lokale Bezeichnung | Pezzulo | |
Koordinaten | 40° 49′ N, 14° 7′ O | |
Höhe | 28 m s.l.m. | |
Fläche | 43 km² | |
Einwohner | 80.074 (31. Dez. 2019)[1] | |
Fraktionen | Arco Felice, Campana Annunziata, Licola Centro, Licola Lido, Lucrino, Montenuovo, Monterusciello, Pisciarelli, Toiano | |
Vorwahl | 081 | |
ISTAT-Nummer | 063060 | |
Volksbezeichnung | Puteolani | |
Schutzpatron | San Procolo | |
Website | comune.pozzuoli.na.it | |
Pozzuoli |
Geschichte
Pozzuoli wurde im Jahre 531 v. Chr. von einer Gruppe griechischer Kolonisten aus Samos, die vor der Tyrannei des Polykrates geflohen waren, als Dikaiarcheia („gerechte Regierung“) gegründet. Dikaiarcheia, das über einen ausgezeichneten Naturhafen verfügte, diente der griechischen Kolonie Kyme als Handelshafen und gehörte zur Magna Graecia.
Als die Stadt 194 v. Chr. römische Kolonie wurde, benannte man sie um in Puteoli. Durch seine Nähe zu Capua und zur Via Appia gewann der Hafen für den Handels- und Personenverkehr weiter an Bedeutung und wurde am Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. durch eine Mole vor den gefährlichen Südwinden geschützt. Die Getreidelieferungen zur Versorgung Roms, die per Schiff via Alexandria aus Ägypten kamen, wurden hier angelandet.
Puteoli war in republikanischer Zeit der wichtigste Hafen Roms und spielte auch nach der Zeitenwende, nachdem der Hafen in Ostia von Kaiser Claudius ausgebaut worden war, eine so wichtige Rolle, dass, wie Tacitus berichtet, erwogen wurde, von dort einen Kanal bis Rom zu bauen. 139 n. Chr. ließ Kaiser Antoninus Pius die beschädigte Mole wieder instand setzen. Sie war 372 Meter lang und 15 bis 16 Meter breit und ruhte auf 15 Pfeilern, die durch Bogenkonstruktionen miteinander verbunden waren.
Wie man von Abbildungen auf römischen Glasflaschen und von einer mittelalterlichen, heute verschollenen, Kopie einer Wandmalerei weiß, war die Mole mit Triumphbögen und Säulen geschmückt. Heute ist von diesem antiken Bauwerk nichts mehr zu sehen, da die letzten erhaltenen Reste im Jahr 1930 mit einer neuzeitlichen Mole überbaut wurden.
Eine bemerkenswerte Begebenheit fand in Puteoli im Jahre 39 statt, als Caligula eine Schiffsbrücke bis ins gegenüber liegende, zwei Meilen entfernte, Baiae errichten ließ. Anschließend ritt er auf einem Pferd, angetan mit dem Brustpanzer Alexanders des Großen, über die Brücke und strafte damit eine Prophezeiung eines Astrologen Lüge, der behauptete, er habe so viele Chancen, Kaiser zu werden wie es möglich sei, mit einem Pferd über den Golf nach Baiae zu reiten.
Die heißen Quellen wurden schon in der Antike als Heilbäder genutzt. Um 1220 verfasste Petrus von Ebulo mit dem De balneis puteolanis ein Lehrbuch über die Heilwirkungen der jeweiligen Quellen von Pozzuoli.
- Aufnahme von der ISS
- Die Altstadt von Pozzuoli
- Johann Wolfgang Goethe, Die Solfatara von Pozzuoli (1787)
- Gasaustritte (Solfataren) in der Solfatara von Pozzuoli
- Historische Karte (um 1888)
Ort und Umgebung
Der vulkanisch geprägte Ort ist das wichtigste Zentrum der Phlegräischen Felder.[2] Auf Gemeindegebiet befindet sich die Solfatara. Pozzuoli hat auch der Puzzolanerde den Namen gegeben.
Nur wenig landeinwärts der heutigen Küstenlinie liegen in der Stadtmitte die Ruinen des Macellum, eines Marktes im Bereich des antiken Hafens: Etwa 4 m unterhalb des heutigen Straßenniveaus und 2 m unterhalb des heutigen Meeresniveaus stehen einige Säulenreste, die ab 3,6 m Höhe nach oben hin ein 2,7 m breites Band von Löchern mariner Bohrmuscheln aufweisen. Diese sind ein Beleg dafür, dass sich die Erdkruste seit Errichtung der Bauten hier mehrfach gesenkt und gehoben hat, so dass die Säulen zeitweise in Schlick und Wasser versunken waren. Ursache der Bewegungen (Amplitude insgesamt über 10 m) ist der hier überall tätige Vulkanismus (z. B. Phlegräische Felder, Vesuv). Das Auf und Ab ist z. T. ausgesprochen abrupt: Im Jahr 1538 entstand wenige Kilometer westwärts der Vulkan Monte Nuovo, was bei Pozzuoli in nur zwei Tagen zu einer Bodenhebung von sechs Metern führte. Auch in letzter Zeit hob sich das Gelände in zwei Jahren zwischen 1984 und 1986 um 1,8 m. Das brachte Probleme für den Hafen mit sich. Heutzutage ist die Altstadt teilweise saniert.
Das gut erhaltene flavische Amphitheater fasste 20.000 Zuschauer.
Die Umgebung Pozzuolis ist, wo sie nicht durch Bebauung und Zersiedelung zerstört wurde, landschaftlich äußerst reizvoll. Zu Pozzuoli gehört zum Beispiel die südöstlich gelegene Vulkaninsel Nisida.
- Die Ruinen des Macellum, Oktober 2017
Wirtschaft
Der Ort lebt vom Tourismus und vom Fischfang. Der Hafen ist wichtig für die zahlreichen Fährverbindungen zur Insel Ischia und zur Insel Procida. In Pozzuoli befindet sich die Akademie der italienischen Luftwaffe.
Städtepartnerschaften
- Agios Dimitrios, Griechenland, seit 1986
- Stettin, Polen, seit 1993
- Tarragona, Spanien, seit 2003
Persönlichkeiten
- Um das Jahr 60 ging hier der Apostel Paulus von Tarsus auf seiner 4. Missionsreise als römischer Gefangener an Land, um nach Rom gebracht zu werden.
- 1736 starb hier der Komponist Giovanni Battista Pergolesi.
- Die Schauspielerin Sophia Loren wuchs in Pozzuoli auf (unmittelbar nach der Geburt 1934 in Rom).
- Der Heilige Januarius wurde hier geköpft. In der Januariuskirche ist der Stein, auf dem er enthauptet wurde, zu sehen. Der Stein ist sehr berühmt, weil er gemäß der katholischen Tradition zweimal im Jahr rote Flecken bekommt. Es passiert, wenn das Blut des Heiligen im Dom zu Neapel flüssig wird.
- Im Jahr 78 vor Christus starb der römische Diktator Lucius Cornelius Sulla in seiner Villa, nachdem er überraschenderweise kurz vorher sein Konsulat und die Diktatur niedergelegt hatte.[3]
Literatur
- Wilhelm Deecke: Führer durch Campanien. Bornträger, Berlin 1901.
- Christian Hülsen: Dikaiarcheia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,1, Stuttgart 1903, Sp. 546.
- Amedeo Maiuri: Die Altertümer der phlegräischen Felder. Vom Grab des Vergil bis zur Höhle von Cumae. Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato, Rom 1938, 1955, 1958, 1960, 1968.
- Hans Pichler: Italienische Vulkangebiete. Band 2: Phlegräische Felder, Ischia, Ponza-Inseln, Roccamonfina. Borntraeger, Berlin 1970, ISBN 3-443-15006-3 (Sammlung geologischer Führer. Band 52).
- Dirk Steuernagel: Kult und Alltag in römischen Hafenstädten. Soziale Prozesse in archäologischer Perspektive. Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08364-2.
- Fausto Zevi (Hrsg.): Puteoli. Banco di Napoli, Napoli 1993 (Text- und Kartenband).
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Pozzuoli (italienisch)
- Website des Vesuv-Observatoriums (italienisch)
- Illustration von Daniel Meisner von 1625: Puteoli. Du hast viel Zúschaffen, aber wenig ist dir anbefohlen (Digitalisat)
Einzelnachweise
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- Axel Bojanowski: Europas Supervulkan rumort In: Der Spiegel vom 27. Dezember 2016.
- Christian Meier: Caesar. 2. Auflage. Pantheon, München 2018, ISBN 978-3-570-55384-8, S. 126.