Phlegräische Felder
Die Phlegräischen Felder (altgriechisch Φλεγραία πεδία von φλέγειν phlégein ‚brennen‘; lateinisch Phlegraei campi; italienisch Campi Flegrei) sind ein etwa 20 km westlich des Vesuvs gelegenes Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität in der italienischen Region Kampanien. Die Phlegräischen Felder werden als Supervulkan eingestuft.
Phlegräische Felder | ||
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Phlegräische Felder (Aufnahme von der ISS) | ||
Höhe | 458 m s.l.m. | |
Lage | Kampanien, Italien | |
Koordinaten | 40° 49′ 40″ N, 14° 8′ 21″ O | |
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Typ | Vulkanfeld | |
Letzte Eruption | 1538 |
Lage und Ausdehnung
Die Phlegräischen Felder dehnen sich über ein Gebiet von mehr als 150 km² aus. Sie beginnen unmittelbar am westlichen Stadtrand von Neapel und setzen sich entlang der Küste des Mittelmeeres bzw. des Golfes von Neapel fort. Im Süden dehnen sie sich untermeerisch aus und schließen hierbei auch das Gebiet der Inseln Ischia und Procida (im Südwesten) sowie Nisida (im Nordosten) ein. Wichtigster Ort der Region und zugleich Anziehungspunkt für viele Touristen ist die Stadt Pozzuoli.
Vulkanische Aktivität
Der Boden auf den Feldern kann durch die vulkanische Aktivität sehr heiß werden. Neben Solfataren und Mofetten gibt es unzählige Thermalquellen und Fumarolen. An vielen Stellen ist das Gestein durch die aufsteigenden Schwefeldämpfe gelb gefärbt. Auf dem gesamten Gebiet gibt es mehr als 50 Eruptionsherde (beispielsweise den Krater Solfatara). Die nicht sichtbare, eingesunkene Caldera liegt zu zwei Dritteln unter Wasser und stellt einen von über 20 Supervulkanen auf der Erde dar.[1] 2008 wurde entdeckt, dass die Phlegräischen Felder und der Vesuv in zehn Kilometern Tiefe eine gemeinsame Magmakammer besitzen.[1]
Die stärkste bekannte Eruption in den Phlegräischen Feldern („Kampanischer Ignimbrit“) wird derzeit auf ein Alter von etwa 39.280 Jahren geschätzt.[2] Bei dieser supermassiven Eruption wurden ca. 430 bis 680 km³ Tephra und Ignimbrit ausgestoßen,[3] deutlich mehr als beim Ausbruch des Tambora im Jahre 1815. Die angegebenen Mengen ergeben eine Stärke von 7 auf dem Vulkanexplosivitätsindex (VEI).
Eine neue Studie fand Hinweise für einen bisher unbekannten Ausbruch vor etwa 29.000 Jahren, dessen Ablagerungen in einem Gebiet von etwa 150.000 Quadratkilometern gefunden wurden.[4]
Bei einem weiteren Großausbruch vor 15.000 Jahren wurden 40 km³ Material ausgestoßen und 1000 km² Bodenfläche zerstört.[1] Der letzte größere Ausbruch fand im Jahr 1538 statt. Er dauerte acht Tage, und aus dem ausgeworfenen Material entstand ein neuer Berg – der Monte Nuovo – und der angrenzende Lago d’Averno (Averner See; ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater) wurde vom Meer abgeschnitten.
Im Jahr 2012 wurden unterirdische Aktivitäten gemessen. Der Zivilschutz erhöhte daraufhin die Warnstufe.[1]
Am 21. August 2017 erschütterte ein Erdbeben mit der Stärke 4,0 die Insel Ischia.[5]
Die Übertragung von magmatischen Flüssigkeiten aus dem in einer Tiefe von 7 bis 8 km gelegenen Hauptreservoir in das flache hydrothermale System (~3 km) wurde als mögliche Ursache für die jüngsten Unruhen angegeben.[6]
Literatur
- Christof Hug-Fleck: Italiens Vulkane – Vesuv, Campi Flegrei, Stromboli, Vulcano, Ätna. CHF-Verlag, 2012, ISBN 978-3-942838-05-4.
- Mathias Döring: In der wundersamsten Gegend der Welt – Die Phlegraeischen Felder am Golf von Neapel. Parmenios-Verlag, 2012, ISBN 978-3-9815362-0-1.
Weblinks
- Phlegräische Felder im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- Lamy, Evelyn: Der Vesuv und die Phlegräischen Felder. (Memento vom 1. Juli 2007 im Internet Archive) (PDF; 515 kB)
- Marcus Heinrich Hermanns: Die Hafenanlagen im Bereich der sog. Phlegräischen Felder (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive), Navis II Projekt
- Phlegräische Felder im Osservatorio Vesuviano (italienisch)
- Philipp Kohlhöfer: Supervulkane: Rom zu Asche, München zu Staub. In: ZeitWissen. 01/2006.
- K. E. Fitzsimmons, U. Hambach, D. Veres, R. Iovita: The Campanian Ignimbrite Eruption: New Data on Volcanic Ash Dispersal and Its Potential Impact on Human Evolution. In: PLoS ONE. 8(6), 2013, S. e65839. doi:10.1371/journal.pone.0065839
Einzelnachweise
- Paul Kreiner: Der unsichtbare Supervulkan. In: Stuttgarter Zeitung online. 19. Januar 2013, abgerufen am 20. Januar 2013.
- B. De Vivo, G. Rolandi, P. B. Gans, A. Calvert, W. A. Bohrson, F. J. Spera, H. E. Belkin: New constraints on the pyroclastic eruptive history of the Campanian volcanic Plain (Italy). In: Mineralogy and Petrology. Band 73, Nr. 1-3. Springer Wien, November 2001, S. 47–65, doi:10.1007/s007100170010.
- A. Costa u. a.: Quantifying volcanic ash dispersal and impact of the Campanian Ignimbrite super-eruption. In: Geophysical Research Letters. 39, L 10310, 2012, S. 1–5, doi:10.1029/2012GL051605.
- Vulkanismus: Europas Supervulkan ist aktiver als gedacht. Abgerufen am 26. April 2019.
- stern.de
- Francesca Forni, Wim Degruyter, Olivier Bachmann, Gianfilippo De Astis, Silvio Mollo: Long-term magmatic evolution reveals the beginning of a new caldera cycle at Campi Flegrei. In: Science Advances. 4, 2018, S. eaat9401, doi:10.1126/sciadv.aat9401.