Pawel Iwanowitsch Charitonenko
Pawel Iwanowitsch Charitonenko (russisch Павел Иванович Харитоненко, ukrainisch Павло Іванович Харитоненко Pawlo Iwanowytsch Charytonenko; * 24. Dezember 1852jul. / 5. Januar 1853greg. in Sumy; † 1914 in Nataljewka, Rajon Krasnokutsk, Gouvernement Charkow) war ein ukrainisch-russischer Unternehmer, Zuckerfabrikant und Mäzen.[1][2][3]
Leben
Charitonenko, einziger Sohn des Zuckerfabrikanten Iwan Gerassimowitsch Charitonenko, wurde bereits frühzeitig von seinem Vater in die Geschäftsführung des Familienunternehmens aufgenommen, zu dem Rübenzuckerfabriken, eine Zuckerraffinerie und Forstwirtschaftsbetriebe gehörten mit Zentralkontor in Sumy. Charitonenko modernisierte die Betriebe und rundete das Unternehmen ab durch Kauf von Ländereien und weiteren Betrieben in Katschaniwka. Er war Mitglied der russischen Zuckerfabrikantenverbände und Vizepräsident der Gesellschaft der Zuckerfabrikanten. Er beteiligte sich an vielen Unternehmen, so dass er auch die Gesellschaft für den Bau der Eisenbahn von Belgorod nach Sumy und die Sumy-Maschinenbau-Werkstätten leitete.[1] 1907 wurde die Pawlow-Raffinerie in Sumy durch einen Brand zerstört. 1914 gründete er das nationale Raffineriesyndikat. 1914 hatte das Unternehmen einen Wert von 60 Millionen Rubel und bei der Staatsbank die höchste Kreditlinie von 9 Millionen Rubel.[1]
Charitonenko war einer der bedeutendsten Mäzene Russlands. Er gründete eine der größten russischen Gemäldesammlungen und leitete die Moskauer Abteilung der Russischen Musikgesellschaft.[2] Er finanzierte in Kiew das Bohdan-Chmelnyzkyj-Denkmal. In Sumy baute er 1899 mit einer halben Million Rubel das Gebäude für ein neues Kadettenkorps, aus dem 1918 die Sumyer Artilleriehochschule wurde, sowie eine Brücke über die Sumka. Er spendete für Bildungseinrichtungen und Kirchen und gab ukrainischen Studenten am Moskauer Konservatorium Stipendien. Er war Ehrenmitglied der St. Petersburger Akademie der Künste und erster Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Rumjanzew-Museums.[1] Er wurde zum Wirklichen Staatsrat (4. Rangklasse) ernannt und in den erblichen Adel aufgenommen.
Charitonenko lebte überwiegend in Moskau. Sein Haus an der Sofiskaja Nabereschnaja 14 (jetzt Botschaft des Vereinigten Königreichs) baute der Architekt Wassili Gerassimowitsch Salesski 1891–1893, während das Innere 1911 von Fjodor Ossipowitsch Schechtel gestaltet wurde. 1911–1913 ließ sich Charitonenko auf dem väterlichen Landsitz nach dem Projekt von Alexei Wiktorowitsch Schtschussew das neue Herrenhaus Nataljewka bauen. Das Schmuckstück des Landsitzes wurde die Erlöser-Verklärungs-Kirche, die nach Schtschussews Plänen von Alexei Michailowitsch Ruchljadew gebaut und als Ikonenmuseum eingerichtet wurde. Alexander Terentjewitsch Matwejew, Sergei Timofejewitsch Konjonkow, Alexander Iwanowitsch Sawinow und Iwan Gawrilowitsch Blinow übernahmen die Innenausstattung, während das Mosaik an der Eingangswand nach einer Zeichnung von Nicholas Roerich ausgeführt wurde.[2] Charitonenko finanzierte noch den 1901 begonnenen Bau der Dreifaltigkeitskathedrale in Sumy nach dem Projekt des örtlichen Architekten Carl Scholz und dem Projekt für den Mosaikfußboden von Alexei Wiktorowitsch Schtschussew. Charitonenkos Tod unterbrach den Bau. Nach Erstem Weltkrieg und Russischem Bürgerkrieg wurde das Gebäude als Museum und Haus der Orgelmusik genutzt, Erst 1996 wurde ein Teil der Kathedrale für die Gläubigen geöffnet.[4]
Charitonenko wurde seinem Wunsch gemäß in Sumy auf dem Friedhof an der Peter-und-Paul-Kirche neben seinem Vater begraben.
Charitonenkos Witwe Wera Andrejewna geborene Bakejewna (1859–1923), eine Adlige aus Kursk, führte nach dem Tode ihres Mannes das Unternehmen bis zur Oktoberrevolution, als sie enteignet wurde. Sie verließ dann mit ihren Töchtern Jelena und Natalja und ihrem Sohn Iwan Moskau, um sich in der Ukraine auf ihrem Landsitz Nataljewka niederzulassen. 1918 emigrierte sie mit den Kindern nach Frankreich.[2] Ihr Sohn Iwan starb 1926 oder 1927 in München durch Suizid.[1] Charitonenkos Gemäldesammlung wurde 1922–1925 auf die Tretjakow-Galerie und das Rumjanzew-Museum bzw. dann das Puschkin-Museum aufgeteilt.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- А. Козлов: К 175-летию со дня рождения И. Г. Харитоненко. In: Сумское обозрение. Nr. 41, 10. Oktober 1997, S. 263 (mke.su [abgerufen am 12. März 2018]).
- Харитоненко (семья) (abgerufen am 12. März 2018).
- Светлана Скорик: Харитоненко: промышленник и меценат (abgerufen am 12. März 2018).
- Свято-Троицкий собор в г. Сумы (abgerufen am 13. März 2018).