Pacific 231
Pacific 231 ist ein sinfonischer Satz (mouvement symphonique nr. 1) von Arthur Honegger, in dem die Eisenbahnfahrt mit einer Pacific-Dampflokomotive in Form einer Tondichtung musikalisch umgesetzt wird. Das Ernest Ansermet gewidmete Werk entstand 1923[1], wurde am 8. Mai 1924 in der Pariser Oper uraufgeführt und gleich darauf am 31. Mai 1924 in Prag bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days) von der Tschechischen Philharmonie einem internationalen Publikum vorgestellt.[2][3] . Die Spieldauer beträgt etwa sechs Minuten.[1]
Entstehung
Der Titel „Pacific 231“ bezeichnet Dampflokomotiven der Achsfolge 2’C1’, also Dampflokomotiven mit einem vorauslaufenden zweiachsigen Drehgestell, drei Kuppelachsen und einer seitenbeweglichen Nachlaufachse – und zwar streng genommen tautologisch, weil er die alte amerikanische Bezeichnung „Pacific“ und den französischen Zahlencode „231“ für diese Achsfolge kombiniert. Dampflokomotiven dieser Bauart waren zu Anfang bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts europaweit und in den USA die schnellsten und modernsten Lokomotiven. Sie beförderten auch die großen europäischen Expresszüge wie etwa den Orient-Express, den Train Bleu oder den Rheingold.
Honegger, der nach eigener Aussage „eine leidenschaftliche Liebe für Lokomotiven“ hegte, beabsichtigte, in seinem Werk mit musikalischen Mitteln die Fahrt eines schweren Schnellzuges mit einer Pacific-Dampflokomotive zu beschreiben. Dabei wollte Honegger nicht die Geräusche der Lokomotive nachahmen, sondern einen „visuellen Eindruck und ein physisches Wohlbefinden“ zum Ausdruck bringen.[4][5]
Honegger verstand das Werk nicht nur im programmatischen Sinn, sondern als absolute Musik, und zwar als abstrakte Idee, Rhythmus mathematisch zu beschleunigen. Dies realisierte er beim Anfahren der Lok mit einer strengen Verkürzung, beim Abbremsen mit einer Verlängerung von Notenwerten, ohne dabei das Tempo zu beschleunigen oder zu verlangsamen.[4][5]
Musik
Orchesterbesetzung
1 Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 1 Englischhorn, 2 Klarinetten, 1 Bassklarinette, 2 Fagotte, 1 Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba; Schlagwerk: Rührtrommel (caisse roulante), Militärtrommel, Becken, Große Trommel, Tamtam; Streicher: Violinen, Bratschen, Celli, Kontrabässe.[1]
Honegger hat auch eine Bearbeitung für Klavier zu vier Händen verfasst.[6]
Aufbau des Werkes
Das Werk besteht aus fünf Teilen, in denen die verschiedenen Bewegungsabläufe musikalisch umgesetzt werden:
- Stillstand
- Das Anfahren der Lok
- Zunehmende Geschwindigkeit
- Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit
- Abbremsen und Anhalten
Adaptionen
- Der 1949 entstandene Kurzfilm Pacific 231 von Jean Mitry ist ein Stimmungsbild über die Fahrt der Lokomotive unter Verwendung der Musik von Arthur Honegger.[7]
- Bei der Schweizer 20-Franken-Note (2017 ersetzt durch neue Serie) findet sich auf der Vorderseite ein Porträt Arthur Honeggers und auf der Rückseite ein Thema aus Pacific 231.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Analyse des Werks in französischer Sprache (Memento des Originals vom 24. März 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Programme der ISCM World Music Days von 1922 bis heute
- Anton Haefeli: Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik – Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart. Zürich 1982, S. 481
- Beschreibung in englischer Sprache (Memento des Originals vom 1. Juni 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website des San Francisco Symphony Orchestra
- Booklet zur CD von Jürg Hanselmann: Die Eisenbahn in der Klaviermusik, Prezioso CD 800.062
- Eingespielt von Sandra und Jürg Hanselmann in: Die Eisenbahn in der Klaviermusik. 2005, Prezioso CD 800.062
- Eintrag in der IMDb und Film bei YouTube
- Beschreibung der Banknote durch die Schweizerische Nationalbank (Memento des Originals vom 27. Januar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .