Otto Becker (Historiker)
Leben
Otto Becker wurde als Sohn eines Tuchmachers, Fabrikbesitzers und Kommerzienrats geboren. Nach seinem Schulabschluss mit dem Abitur an der Domschule Güstrow 1905 studierte er an der Universität Heidelberg, in Freiburg im Breisgau und in Berlin. Becker promovierte 1909. 1910 arbeitete er zusammen mit dem japanischen Historiker Hisho Saito an der Herausgabe einer Geschichte Japans in deutscher Sprache. In den Jahren 1910 und 1911 diente er als Einjährig-Freiwilliger in einem Artillerieregiment. Von 1912 bis 1914 war er als Lektor an der Kaiserlichen Staatshochschule Okayama tätig. Er nahm zu Beginn des Ersten Weltkriegs an den Kämpfen zur Verteidigung des vom Deutschen Reich kontrollierten Hafens im chinesischen Tsingtau teil (Belagerung von Tsingtau) und geriet nach dem Sieg der japanisch-britischen Verbündeten in Kriegsgefangenschaft. 1920 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete als Privatsekretär des Aufsichtsratsvorsitzenden der Siemens und Halske AG, Carl Friedrich von Siemens. Er führte von 1920 bis 1927 die Geschäfte der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. 1924 erfolgte in Berlin seine Habilitation für Mittlere und neue Geschichte. 1927 wurde Otto Becker ordentlicher Professor in Halle. Ab 1931 war er an der Universität Kiel tätig. 1935/36 war er zeitweilig im Gespräch, eine Position als Austauschprofessor in Tokio zu übernehmen.[1] Seine Emeritierung erfolgte im Jahr 1953.
Otto Becker gehörte am 4. Januar 1946 zu den Gründungsmitgliedern des Landesverbandes CDU Schleswig-Holstein und galt als ihr „programmatischer Kopf“. Ab April 1946 bis 1951 war er – nebst dem Notar Max Emcke, dem Kieler Oberbürgermeister Willi Koch und dem ehemaligen Verleger Curt Heinrich der Kieler Zeitung und der Kieler Neueste Nachrichten – als Lizenzträger mit 10 Prozent an den neugegründeten Kieler Nachrichten beteiligt.[2][3]
1950 beteiligte er sich an der Gründung der Ranke-Gesellschaft und wurde Mitherausgeber von deren Zeitschrift Das Historisch-Politische Buch.
Privates
Er war seit 1928 mit Hildegard Becker (geb. Becker, 1907–1991) verheiratet und hatte fünf Kinder.[4] Sein Nachlass befindet sich im Landesarchiv Schleswig-Holstein.[5]
Mitgliedschaften
- 1920 DDP (für kurze Zeit)
- danach Liberale Vereinigung
- 1926 Jungnationale Vereinigung
- 1933 Deutsche Gesellschaft für Wehrpublizistik und Wehrwissenschaften, Kampfbund für deutsche Kultur
- 1934 Deutscher Luftsportverband, Beamtenbund
- 1946 CDU[6]
- 1950 Ranke-Gesellschaft
Schriften
- Die Verfassungspolitik der französischen Regierung beim Beginn der großen Revolution, Berlin 1910.
- Deutschlands Zusammenbruch und Auferstehung. Die Erneuerung der Staatsgesinnung auf Grund der Lehren unserer jüngsten Vergangenheit, Berlin 1921.
- Bedingungen für Deutschlands Wiederaufstieg. Deutschlands Zusammenbruch und Auferstehung. 2. Teil, 2. Aufl., Berlin 1922.
- Bismarck und die Einkreisung Deutschlands. Bd. 1: Bismarcks Bündnispolitik. Bd. 2: Das französisch-russische Bündnis. Berlin 1923–1925.
- Weimarer Reichsverfassung und nationale Entwicklung, Berlin 1931.
- Bismarcks Ringen um Deutschlands Gestaltung. Hrsg. u. erg. von Alexander Scharff, Heidelberg 1958.
Literatur
- Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 669.
- Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, ISBN 3-598-30664-4.
- Geschichtliche Kräfte und Entscheidungen. Festschrift zum 65. Geburtstage von Otto Becker. Hrsg. von Martin Göhring und Alexander Scharff. Franz Steiner, Wiesbaden 1954.
- Hans Schleier: Die bürgerliche deutsche Geschichtsschreibung der Weimarer Republik. I. Strömungen – Konzeptionen – Institutionen. II. Die linksliberalen Historiker, Pahl-Rugenstein, Köln 1975.
Weblinks
- Eintrag zu Otto Becker im Catalogus Professorum Halensis
- Das Historische Seminar im „Dritten Reich“, Begleitheft zur Ausstellung des Historischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Sommersemester 2003, siehe Otto Becker, S. 8–10
- Nachlass Bundesarchiv N 1078
Einzelnachweise
- Hans-Joachim Bieder: SS und Samurai. Deutsch-japanische Kulturbeziehungen 1933–1945, S. 315 und 424.
- 150 Jahre Kieler Nachrichten Mit einer Hochzeit ging es weiter, kn-online.de vom 22. November 2014.
- Peter Köpf: Schreiben nach jeder Richtung. Goebbels-Propagandisten in der westdeutschen Nachkriegspresse, Ch. Links Verlag, Berlin 1995, S. 167.
- Otto Becker, gelehrtenverzeichnis.de (abgerufen am 31. März 2020).
- Abt. 399.108: Becker, Otto.
- Josef Schmid: Die CDU. Organisationsstrukturen, Politiken und Funktionsweisen einer Partei im Föderalismus, Springer VS, Wiesbaden 1995, S. 115.