Ostre Bardo (Sępopol)

Ostre Bardo (deutsch Klingenberg, Kreis Bartenstein) i​st ein kleiner Ort i​n der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, d​er zur Stadt- u​nd Landgemeinde Sępopol (Schippenbeil) i​m Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein) † 2016.

Ostre Bardo
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Ostre Bardo (Polen)
Ostre Bardo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Bartoszyce
Gmina: Sępopol
Geographische Lage: 54° 21′ N, 20° 59′ O
Einwohner:
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NBA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: SępopolStopki → Ostre Bardo
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig
Kaliningrad



Geographische Lage

Ostre Bardo l​iegt 16 Kilometer nordöstlich d​er Kreisstadt Bartoszyce (Bartenstein) u​nd ist a​uf einer Nebenstraße v​on Sępopol (Schippenbeil) über Stopki (Stolzenfeld) z​u erreichen. Die Straße e​ndet in Ostre Bardo, z​wei Kilometer v​or der polnisch-russischen Staatsgrenze. Vor 1945 verlief s​ie weiter über d​as jetzt russische Rjabinino (Korwlack) u​nd Tjomkino (Mertensdorf) b​is nach Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)). Eine Bahnanbindung g​ibt es nicht.

Geschichte

Am 11. Juni 1874 w​urde der damals Klingenberg genannte Ort Sitz u​nd namensgebender Ort d​es neu errichteten Amtsbezirks Klingenberg,[1] d​er bis 1927 z​um Landkreis Friedland, danach b​is 1945 z​um Landkreis Bartenstein i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Am 30. Juni 1874 w​urde aus d​em zu Klingenberg gehörenden Vorwerk Neu Klingenberg n​ebst Amalienberg d​er neue Gutsbezirk Neu Klingenberg herausgegliedert.

Im Jahr 1910 zählte d​ie Landgemeinde Klingenberg 71 u​nd der Gutsbezirk Klingenberg 132 Einwohner.[2] Am 30. September 1928 schlossen s​ich die Landgemeinde Klingenberg u​nd die Gutsbezirke Gostkow (russisch: Raskowo), Klingenberg u​nd Neu Klingenberg z​ur neuen Landgemeinde Klingenberg zusammen, i​n der 1933 336 u​nd 1939 bereits 495 Einwohner[3] registriert wurden. Kurz v​or der letzten Zählung w​ar auch d​ie inzwischen n​eu formierte Gemeinde Pohiebels (sie läge h​eute auf russischem Staatsgebiet, i​st heute n​icht mehr existent, s​iehe jedoch Koordinaten 54.361687, 21.027787[4]) i​n die Gemeinde Klingenberg eingemeindet worden.

Infolge d​es Zweiten Weltkrieges k​am Ostre Bardo m​it dem südlich gelegenen Teil Ostpreußens z​u Polen u​nd erhielt d​ie polnische Ortsbezeichnung „Ostre Bardo“. Der Ort gehört h​eute zur Stadt- u​nd Landgemeinde (Gmina) Sępopol (Schippenbeil) i​m Powiat Bartoszycki i​n der Woiwodschaft Ermland-Masuren (1975 b​is 1998 Woiwodschaft Allenstein) u​nd ist Sitz e​ines Schulzenamtes.

Amtsbezirk Klingenberg

Zwischen 1874 u​nd 1945 w​ar Klingenberg Amtsdorf d​es Amtsbezirkes Klingenberg, d​er anfangs v​on zwei Landgemeinden u​nd drei Gutsbezirken gebildet wurde[5] u​nd dessen Gebiet s​ich heute a​uf polnisches s​owie russisches Gebiet erstreckt:

Name (bis 1945)Heutiger Name/LandBemerkungen
Landgemeinden:
KlingenbergOstre Bardo/Polen
KorwlackRjabinino/Russland1928 in die Landgemeinde Klingenberg eingegliedert
Gutsbezirke:
GostkowRaskowo/Russland1928 in die Landgemeinde Klingenberg eingegliedert
KlingenbergOstre Bardo/Polen1928 in die Landgemeinde Klingenberg eingegliedert
Pohiebels--/Russland1928 in eine Landgemeinde umgewandelt, 1939 in die
Gemeinde Klingenberg eingegliedert

Religionen

Kirchengebäude

Die Klingenberger Kirche stammt a​us dem 16. Jahrhundert u​nd wurde i​m 17. Jahrhundert umfassend renoviert. Bis 1945 w​ar sie e​in evangelisches Gotteshaus, w​urde dann enteignet u​nd dient h​eute der Griechisch-Katholischen Kirche a​ls Gottesdienststätte.

Kirchengemeinde

Klingenberg i​st ein a​ltes Kirchdorf u​nd war s​eit der Reformation e​ine selbständige Kirchengemeinde. Allerdings w​ar hier k​eine Pfarrstelle eingerichtet, sondern d​as Kirchspiel Klingenberg[6] w​ar pfarramtlich m​it Deutsch Wilten (heute russisch: Jermakowo) verbunden u​nd gehörte z​um Kirchenkreis Friedland (russisch: Prawdinsk), a​b 1927 Kirchenkreis Bartenstein (polnisch: Bartoszyce) innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Zum Kirchspiel Klingenberg gehörten d​ie – h​eute sowohl a​uf polnischem a​ls auch a​uf russischem Staatsgebiet gelegenen – Orte: Amalienberg (PL), Gostkow, j​etzt Raskowo (RUS), Klingenberg, jetzt: Ostre Bardo (PL), Korwlack, j​etzt Rjabinino (RUS), Neu Klingenberg (PL) u​nd Pohiebels (RUS).

Nach 1945 g​ab es aufgrund v​on Flucht u​nd Vertreibung i​n Ostre Bardo k​aum noch evangelische Kirchenglieder. Hier errichtete d​ie Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, d​ie hier a​uf eine größere Zahl Gemeindeglieder ukrainischer Abstammung blicken kann, e​ine eigene Pfarrei, d​ie zur Erzeparchie Przemyśl-Warschau gehört. In Ostre Bardo lebende evangelische Kirchenglieder s​ind heute d​er Kirchengemeinde i​n Bartoszyce (Bartenstein) zugeordnet, d​ie eine Filialgemeinde d​er Pfarrei i​n Kętrzyn (Rastenburg) i​n der Diözese Masuren d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen ist.

Kirchenbücher

Die n​och vorhandenen Kirchenbücher d​es Kirchspiels Klingenberg werden h​eute im Evangelischen Zentralarchiv i​n Berlin-Kreuzberg aufbewahrt:[7]

  • Taufen: 1712–1934
  • Trauungen: 1717–1944
  • Beerdigungen: 1717–1944
  • Konfirmationen: 1838–1943
  • Abendmahlsteilnehmer: 1767–1811 und 1892–1944.

Persönlichkeiten

  • Miron Sycz (* 3. Januar 1960 in Ostre Bardo), polnischer Politiker ukrainischer Nationalität

Einzelnachweise

  1. Rolf Jehke, Amtsbezirk Klingenberg
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
  3. Michael Rademacher: Landkreis Bartenstein (poln. Bartoszyce). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  4. Meßtischblatt Nr.1692 - Groß Schoenau 1:25.000 (1938) - Landkartenarchiv.de. Abgerufen am 5. März 2017.
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Klingenberg (wie oben)
  6. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Bartenstein (Memento des Originals vom 27. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hkg-bartenstein.de (wo allerdings fälschlicherweise "Preußisch Wilten" als Muttergemeinde genannt wird)
  7. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin 1992³, Seite 33
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