Oscar Gregorovius
Oscar Gregorovius (* 19. Dezember 1845 in Frankfurt (Oder); † 2. August 1913 in Karlshorst; vollständiger Name: Oscar Hugo Gregorovius) war ein deutscher Baumeister, Stadtplaner und Gemeindevertreter.
Leben
Die Vorfahren der Familie Gregorovius entstammten einem polnischen Adelsgeschlecht aus dem frühen 15. Jahrhundert, dessen Nachname Grzegorzewski lautete. Die Latinisierung des Namens führte danach zu Gregorovius. Im 16. Jahrhundert wurden einige Familienmitglieder Geistliche in Ostpreußen. Nachkommen der nächsten Generation ergriffen dann auch Berufe im Staat wie Justiziare, Bürgermeister, Landräte oder auch Architekten.[1]
Oscar Gregorovius war Ende des 19. Jahrhunderts in Karlshorst tätig. Er kaufte im Jahr 1893 für 610.000 Mark im Auftrag von zwei dazu gegründeten Wohnungsbaugesellschaften 60 Hektar Bauland in der Nähe der Hindernisrennbahn südlich der Bahnlinie und westlich der späteren Treskowallee auf. Dann schloss er mit der Verwaltung des zuständigen Landratsamtes des Landkreises Niederbarnim einen Vertrag zur Gründung der Colonie Carlshorst. Bei Aufschlussarbeiten für die Bebauung wurden Reste germanischer Besiedlung gefunden, die Gregorovius umgehend dem Märkischen Museum übergab und auf eigene Kosten weitere Grabungen durchführen ließ.[1]
Nach seinen Entwürfen entstand in Karlshorst ein Netz von Straßen, die nach Söhnen des Kaisers benannt wurden; die Siedlung wurde deshalb bald Prinzenviertel genannt. Zunächst errichteten die Baulaute kleine preisgünstige ein- bis zweigeschossige Häuser, in die anfangs einfache Arbeiter einzogen. Spätere Bauten in der Siedlung wurden immer repräsentativer als Stadtvillen ausgeführt, die zumeist erhalten sind.
Gregorovius war als Baumeister auch in anderen ehemaligen Vororten Berlins wie im Wagnerviertel in Nikolassee (Tristanstraße 3 und 5[2], Waltharistraße 5[3]) sowie in der Mark Brandenburg tätig. Dort war er unter anderem für Bebauungen am Ufer des Kutzingsees in dem inzwischen zur Stadt Storkow gehörenden Ortsteil Görsdorf verantwortlich. Die von Gregorovius entworfenen Gebäude prägen auch das Ortsbild in Reichenwalde und im Storkower Ortsteil Hubertushöhe.[4]
An der Ehrlichstraße 12 (früher: Auguste-Viktoria-Straße) Ecke Wildensteiner Straße in Berlin-Karlshorst weist eine 1998 vom Bildhauer Achim Kühn gestaltete Metalltafel auf gemauertem Sockel auf die Stelle seines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wohnhauses und damit auf die Bedeutung von Gregorovius für die Entwicklung von Karlshorst hin.
Der Grabstein auf dem Karlshorster und Neuen Friedrichsfelder Friedhof enthält zwei Fehler, die nicht korrigiert wurden: der Vorname ist mit „k“ geschrieben, und sein Geburtsjahr ist auf „1843“ datiert. Die von Heinrich Wolf gestaltete Grabstätte befindet sich im Feld W-4a und wird vom Bezirksamt gepflegt. Sie steht unter Denkmalschutz.[5]
Eine Straße im Norden von Karlshorst ist nach ihm benannt (Gregoroviusweg).
Literatur
- Jan Feustel: Spaziergänge in Lichtenberg. Haude & Spener, Berlin 1996, ISBN 3-7759-0409-3 (= Berlinische Reminiszenzen, 75.), S. 103–105.
- Michael Laschke: Oscar Gregorovius: Baumeister – Kommunalpolitiker – Vater von Karlshorst. Kulturring in Berlin e. V. Kulturnews 03/2014
Weblinks
Einzelnachweise
- Jürgen Gregorovius: (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Ich bewundere Oscar) . In: Kiezmagazin 2014; S. 48/49. (Jürgen Gregorovius ist der Enkel von Oscar G.)
- Wannseedreieck - das Wagnerviertel. Tristanstraße
- Wannseedreieck - das Wagnerviertel. Waltharistraße
- Marcel Gäding: Urgroßvater mit Herz (Memento des Originals vom 11. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , in: Bezirksjournal Lichtenberg-Marzahn+, 24. April 2016; abgerufen am 11. Mai 2016.
- Grabdenkmal Familie Gregorovius