Oleśnica Mała

Oleśnica Mała (deutsch Klein Öls) ist ein Dorf in der Gemeinde Oława in der Woiwodschaft Niederschlesien im Powiat Oławski in Polen. Es liegt rund zwölf Kilometer südlich von Oława (Ohlau) und 16 Kilometer westlich von Brzeg (Brieg).

Oleśnica Mała
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Oleśnica Mała (Polen)
Oleśnica Mała
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Oława
Gmina: Oława
Geographische Lage: 50° 51′ N, 17° 17′ O
Einwohner: 510 ([1])
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DOA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Autobahn A4
Nächster int. Flughafen: Breslau



Schloss Klein Öls

Geschichte

Innenraum der Schlosskapelle
Innenhof mit Wirtschaftstrakt
Mausoleum der Grafen Yorck von Wartenburg im Schlosspark Klein Öls

„Olesniz“ wurde erstmals 1189 in einer Urkunde des Breslauer Bischofs Siroslaus II. erwähnt. Bereits um 1173 ist die Schreibweise „Olesnic villa“ überliefert. Für 1193 ist die Namensform „Villa Olesnic“ und 1226 „Olesnicz“ belegt. Das Jagdschloss wurde von Herzog Boleslaw von Schlesien erbaut, der die Linie der Schlesische Piasten begründet hatte. Dessen Sohn und Nachfolger Heinrich I. ließ sich von seiner Ehefrau Hedwig von Andechs, die aus Bayern stammte, dazu bewegen, das Jagdschloss dem Templerorden zu schenken. Die Besiedlung erfolgte vor 1227 wahrscheinlich mit Templern aus der Kommende Süpplingenburg bei Braunschweig. Zugleich befreite Herzog Heinrich I. die Templer von der Pflicht zur Abgabe des Zehnten. Bis heute erinnert der achtzackige Stern der Templer im Jagdschloss und in der Kirche von Owczary (bis 1945: Tempelfeld) an die Rolle der Templer in dieser Gegend.

Die Herzöge förderten ebenso wie die Templer den weiteren Ausbau der Kolonisation in Schlesien. Sie wirkten auch bei der Gründung der deutschrechtlichen Dörfer Günthersdorf, Kallen, Brosewitz, Klosdorf, Jauer und Tempelfeld mit, wobei die Templer als Grundherren für diese Dörfer eingesetzt wurden. Als der Templerorden im Jahre 1312 aufgelöst wurde, fiel die Kommende Klein Öls dem Johanniterorden zu. Der Komtur von Klein Öls erhielt im Jahre 1377 von Herzog Ludwig I. von Ohlau die Erlaubnis, ein Dorf mit dem Namen „die Oelsen“ zu gründen, dessen Ortsname sich nachfolgend zu „Klein Öls“ veränderte. 1438 hatte Klein Öls unter einem Einfall der Hussiten zu leiden, und 1474 verwüsteten polnische Söldner das Dorf. Die damals zerstörte Johanniterkommende wurde nachfolgend neu errichtet. 1675 fiel Klein Öls zusammen mit dem Herzogtum Ohlau als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen, die seit 1526 die Habsburger innehatten. Zu dieser Zeit zeigten sich die Einflüsse der Reformation in Schlesien. Um 1600 wurde das Schloss ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Klein Öls am 9. August 1642 weitgehend zerstört. Dem Krieg fiel auch die Reliquiensammlung der Malteser zum Opfer. In dem „Urbarium von 1678 der Hochritterlichen Commenda Klein-Oelß“ ist der Neubau des Rittersitzes u. a. wie folgt beschrieben worden:

„es ist ein Viereckichtes Gebeu zweyer gaden hoch, alles von Stein gebauet und mit Schindeln gedecket. ... mit Zimmern, Cammern, Kucheln, Gewölben, Kellern undt ander dergleichen gelegenheiten anitzo wohlversehen. Die Schloß Kirchen stehet in dem Platß des Schloßes gegen der Sonne Aufgang, ist halb undt zwar über dem großen Altar gewölbet und die andere Helffte gedäffelt und mit Schindeln gedecket...“ „Gleich über der Kirchen über den Schloß Platz ist der dritte Stock oder Schlossgebäu gegen Niedergang und in dem Winkel gegen Mittag ein Thurm mit einem Granz oder außwendigen obern umbgangl und ein Mahl durchsichtig...“

Aus demselben Dokument geht hervor, dass zur Kommende Klein Öls die Dörfer Marienau, Hermsdorf, Bosewitz, Günthersdorf, Polnisch-Breile, Jauer, Kloßdorf, Tempelfeld, Jenkwitz, Niehmen und Kallen gehören. 1706 wurden die neu aufgebaute Kommende, das Dominium und das Dorf Opfer eines Großfeuers, von dem lediglich acht Häuser verschont blieben. 1711 wurde der Wiederaufbau vollendet. Die zerstörte Klosterkirche wurde an neuer Stelle im südlichen Klosterflügel wiedererrichtet.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 kam Klein Öls zusammen mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Zu den Preußischen Reformen gehörte auch das Säkularisationsedikt von 1810. Darin hieß es: „Alle Klöster-, Dom- und andere Stifte, Balleien und Kommenden werden von nun an als Staatsgüter betrachtet.“ Für die Kommende der Malteser in Klein Öls bedeutete dies die Enteignung ihres Besitzes durch den preußischen Staat. Schloss und Liegenschaften wurden nun von einem preußischen Kommissar verwaltet.

Für seine Verdienste in den Befreiungskriegen, die auch auf schlesischem Boden ausgetragen wurden, verlieh König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1814 dem General Yorck zusammen mit dem Namenszusatz „von Wartenburg“ die vormalige Kommende Klein Öls. In der Folge wurden die Grafen Yorck von Wartenburg Patronatsherren der Kirchen des Kirchspiels Klein Öls und bestimmten dadurch maßgeblich das kirchliche Geschehen in Klein Öls mit.

Ab 1815 gehörte Klein Öls zum Landkreis Ohlau, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. 1874 wurde der Amtsbezirk Klein Öls gegründet, zu dem die Landgemeinden Günthersdorf, Kallen, Klein Oels und Tempelfeld sowie der Gutsbezirk Klein Oels gehörten.[2] Die Industrialisierung brachte auch eine Modernisierung der Landwirtschaft mit sich. Trotzdem bewahrte Klein Öls, das im Jahre 1910 298 Einwohner zählte, seinen ländlichen Charakter. Bis 1939 war die Einwohnerzahl auf 524 Einwohner angestiegen.

Die Yorcks von Wartenburg, unter ihnen Peter Graf Yorck von Wartenburg, Paul Graf Yorck von Wartenburg und Irene Yorck von Wartenburg, alle auf dem Gut Klein-Öls geboren und aufgewachsen, schlossen sich dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus an und büßten für ihre Beteiligung am Attentat gegen Hitler mit ihrem Leben oder wurden in Konzentrationslager verschleppt. Bei Kriegsende 1945 gingen aus dem Schlossarchiv Zeugnisse zur Geschichte des Schlosses und des Ortes verloren.[3]

Anfang 1945 eroberte die Rote Armee Klein Öls. Im April 1945 unterstellte sie es der Verwaltung der Volksrepublik Polen (ab April 1945 „Województwo dolnośląskie“, ab 1946 „wrocławskie“). Nachfolgend wurde Klein Öls in Oleśnica Mała umbenannt, seine Einwohner vertrieben und an ihrer Stelle Polen angesiedelt, die teilweise von der Sowjetunion aus Ostpolen vertrieben worden waren.

Vor Kriegsende hatte die „York'schen Sammlung“ aus etwa 120.000 Bänden bestanden, darunter viele Erstausgaben. Die wertvollsten hatte Paul von Wartenburg in die Orangerie des Schlosses Warmbrunn ausgelagert, von wo ungefähr 800 Bände Ende Januar/Anfang Februar 1945 evakuiert werden konnten. Von den in Klein-Oels verbliebenen Büchern gelangten nach Kriegsende große Teile in Bibliotheken in Breslau, Warschau und Krakau. Ein- bis zweitausend von einer sowjetischen Trophäenkommission erbeutete Bände befanden sich im Jahr 2020 in sieben Bibliotheken Russlands.[4] Im Jahr 2012 hatten das russische Kulturministerium und die deutsche Kulturstiftung der Länder einen Katalog mit rund achthundert Büchern aus der Klein Ölser-Bibliothek veröffentlicht, die in der Moskauer „Bibliothek für ausländische Literatur“ und in der öffentlichen Bibliothek von St. Petersburg aufbewahrt werden.[5]

Das Schloss hatte durch die Kriegseinwirkung gelitten und wurde durch die polnische Regierung verstaatlicht. Seit 1955 wird es vom polnischen Versuchsinstitut für Zucht und Akklimatisation der Pflanzen genutzt. In den Jahren 1973 bis 1977 wurde es renoviert. Eine Wandtafel am Schloss-Innenhof vor der Bibliothek erinnert heute an die ehemaligen Besitzer Yorck von Wartenburg, ebenso das Mausoleum im Schlosspark.

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Oleśnica Mała – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. mapa.szukacz.pl, Oleśnica Mała – Informacje dodatkowe
  2. Amtsbezirk Klein Oels
  3. Besondere Verdienste um die Rekonstruktion der Geschichte von Klein Öls hat sich nach 1945 Paul Neugebauer, vormals Archivar des Schlosses, erworben.
  4. Wartenburg, Paul Graf Yorck von. Information der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, abgefragt am 27. Februar 2020
  5. Hunderte Beutebücher in FAZ vom 26. November 2012, Seite 29
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