Offshore-Windpark Arcadis Ost 1
Arcadis Ost 1 ist ein geplanter Offshore-Windpark im Gebiet des Küstenmeeres der Deutschen Ostsee, nordnordöstlich der Insel Rügen.
Offshore-Windpark Arcadis Ost 1 | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 54° 48′ 0″ N, 13° 41′ 0″ O | ||
Land | Deutschland Mecklenburg-Vorpommern | ||
Gewässer | Ostsee | ||
Daten | |||
Typ | Offshore-Windpark | ||
Primärenergie | Windenergie | ||
Leistung | 266 MW (elektrisch) | ||
Eigentümer | Parkwind | ||
Betreiber | Parkwind Ost GmbH | ||
Projektbeginn | 2008 | ||
Betriebsaufnahme | 2023 (geplant) | ||
Gründung | Monopile | ||
Turbine | 27 × MHI Vestas V174-9.5 MW | ||
Website | http://parkwind.be/projects/arcadis-ost-1/ | ||
Stand | April 2021 |
Lage
Das Gebiet von Arcadis Ost 1 befindet sich in der Ostsee innerhalb der Grenzen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und liegt etwa 19 Kilometer entfernt von Kap Arkona auf Rügen, wobei die nahezu dreieckige Planungsfläche des Windparks etwa 30 km² beträgt. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich die Fläche über etwa 3½ Kilometer, während die Ausdehnung von Nord-West zu Süd-Ost ca. 15 Kilometer betragen wird.
Geschichte
Ursprünglich wurde die Planung für Arcadis Ost 1 von dem Projektentwickler Arcadis erarbeitet. Im Herbst 2008 erwarb die WV Energie, ein Gemeinschaftsunternehmen von ca. 150 vorwiegend kommunalen Unternehmen, das vorentwickelte Projekt und übertrug es in die Projektgesellschaft KNK Wind GmbH mit Sitz in Bad Vilbel.
An KNK Wind waren zunächst beteiligt: WV Energie, Nordex, Innsbrucker Kommunalbetriebe und Stadtwerke Bad Vilbel
Am 1. April 2011 wurde das Raumordnungsverfahren für Arcadis Ost 1 eröffnet. Es wurde mit der landesplanerischen Beurteilung vom 4. Februar 2013 durch das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern als Oberste Landesplanungsbehörde abgeschlossen.[1]
Am 20. Dezember 2012 beantragte KNK Wind:
- die Errichtung und den Betrieb von 58 Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 348 Megawatt
- den Bau einer Umspannplattform
- die parkinterne Verkabelung auf Mittelspannungsebene
Mit Bescheid vom 29. September 2014 genehmigte das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern das Vorhaben nach Bundes-Immissionsschutzgesetz.[2]
Nach einem ursprünglichen Zeitplan sollte mit dem Bau des Windparks 2016 begonnen werden, damit die 58 Windkraftanlagen bis Ende 2018 in Betrieb genommen werden sollten.[3]
Für Arcadis Ost 1 erhielt KNK Wind im April 2018 einen Zuschlag nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz für 247,25 MW.[4] Damit war nur ein Teil der Netzanschlusskapazität gesichert.
Im Mai 2018 kaufte der belgische Offshore-Windpark-Entwickler Parkwind die Rechte am Windpark.[5] Die Betreibergesellschaft KNK Wind firmiert seit Juli 2019 als Parkwind Ost GmbH. An der Parkwind Ost GmbH ist die OstseeWindEnergie GmbH mit 10 % beteiligt. An dieser halten die Stadtwerke Bad Vilbel und die Oberhessische Versorgungsbetriebe jeweils 49,5 Prozent, die WV Energie ein Prozent.[6]
Am 31. März 2021 wurde der Parkwind Ost GmbH die immissionsschutzrechtliche Genehmigung zum Bau und Betrieb von 28 Windenergieanlagen vom Typ MHI Vestas V174-9,5 MW mit einer Nabenhöhe von 107 m und einer Gesamthöhe von 194 m Höhe über dem Meeresspiegel erteilt.[7]
Das Investitionsvolumen für den Windpark liegt bei rund 570 Mio. Euro.
Bauverlauf
Das Einbringen der Fundamente in den Meeresboden übernimmt DEME Offshore mit dem Errichterschiff Orion planmäßig ab Sommer 2022.
Windenergieanlagen
Zunächst sollten 58 Windenergieanlagen des Typs GE Wind Energy (vormals: Alstom) Haliade 150-6MW mit einer Nennleistung von je 6 MW und einem Rotordurchmesser von 150 m, die auf Jacket-Gründungs-Konstruktionen bei Wassertiefen von 41–46 m errichtet werden.
Nach Übernahme des Projektes durch Parkwind erfolgte eine Umplanung zugunsten weniger Windenergieanlagen mit jeweils mehr Leistung. So unterzeichneten Parkwind und MHI Vestas Ende 2019 einen Vertrag zur Lieferung von 27 Anlagen des Typs V174-9.5 MW mit 174 m Rotordurchmesser und 9,5 Megawatt Nennleistung. Für deren Aufbau wurden bereits Kapazitäten bei Heerema Marine Contractors für eine neu entwickelte Errichtungsmethode mittels Schwimmkran gesichert.[8] Die Maschinen werden auf Monopile-Fundamenten gegründet, die von Steelwind in Nordenham gefertigt werden. Dillinger liefert dafür die Grobbleche.[9]
Netzanschluss
Der in den Windenergieanlagen erzeugte Strom wird über die interne Parkverkabelung zur Umspannplattform im Windpark geleitet, wo der Strom auf 220-kV-Höchstspannung transformiert wird. Dort wird auch der Offshore-Windpark Baltic Eagle anschließen. Von dort wird der Strom über See- und Erdkabel zum Übertragungsnetz an Land transportiert werden. Die Plattform wird von der dänischen Bladt Industries hergestellt und von der indischen Semco Group mit den elektrotechnischen Komponenten ausgestattet.
Zur Planung der externen Kabeltrasse wurde ein Raumordnungsverfahren mit landesplanerischer Beurteilung vom 15. Juni 2011 durchgeführt.[10] Zunächst war vorgesehen, die Drehstromverbindung nahe Juliusruh auf Rügen anzulanden und von dort auf Land zum Netzverknüpfungspunkt Umspannwerk Lüdershagen zu führen. Inzwischen wurden diese Planungen geändert, die Kabeltrasse verläuft nun nicht mehr über die Insel Rügen. Das im Jahr 2021 in Bau befindliche Ostwind 2 genannte Kabelsystem verläuft östlich an Rügen vorbei durch das Landtief in den Greifswalder Bodden, weitgehend parallel zur Ostwind-1-Leitung. Ostwind 2 besteht aus einem Drehstrom-Leitungssystem mit drei Kabeln. Bei Lubmin wird das Kabelsystem angelandet und von dort zum Umspannwerk weitergeführt.[11] Verantwortlich für den Netzanschluss ist der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission.
Betrieb
Parkwind nutzt ein Gelände im Fährhafen Sassnitz als Wartungs- und Servicestützpunkt. Hier steht die Betriebsführungszentrale.[12]
Die Direktvermarktung erneuerbarer Energien zwischen Parkwind Wind Ost und Abnehmern übernimmt Vattenfall.[13]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren Offshore-Windpark „Arcadis Ost 1“. (PDF) Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, 4. Februar 2013, abgerufen am 29. April 2018.
- Auslegung eines Genehmigungsbescheides über die Errichtung und den Betrieb des Offshore-Windparks ARCADIS Ost 1. Staatliche Ämter für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, 29. September 2014, abgerufen am 29. April 2018.
- Martina Rathke: Zweiter Windpark entsteht vor Rügens Küste. In: Ostsee-Zeitung. 11. Oktober 2014, abgerufen am 29. April 2018.
- Tilman Weber: 4,66 Cent für deutschen Offshore-Windstrom. In: Erneuerbare Energien. Das Magazin. 27. April 2018, abgerufen am 28. April 2018.
- Offshore-Windprojekte wechseln ihre Besitzer. In: energate messenger, 4. Mai 2018, abgerufen am 8. Mai 2018.
- Ovag beteiligt an Ostsee-Windpark. In: Wetterauer Zeitung. 28. Mai 2021, abgerufen am 9. Juli 2021.
- Erteilung einer Genehmigung für die Errichtung und Betrieb von 28 Offshore-Windenergieanlagen im Offshore-Windpark ARCADIS Ost 1. Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern, 19. April 2021, abgerufen am 9. Juli 2021.
- Arcadis Ost 1 First to Use Floating Turbine Installation Method. In: offshorewind.biz. Abgerufen am 26. November 2019 (englisch).
- Offshore-Windpark Arcadis: Steelwind erhält Auftrag für Arcadis Ost 1 Monopile Fundamente. In: Windkraft-Journal. 3. Juli 2020, abgerufen am 4. Juli 2020.
- Netzanbindung des Offshore-Windparks Arcadis Ost 1. Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 29. April 2018.
- Netzanbindung der Ostsee-Windparks Arcadis Ost 1 und Baltic Eagle. 50Hertz Transmission, abgerufen am 6. Februar 2018.
- Startschuss für weiteren Offshore-Windpark vor Rügen. In: Süddeutsche.de. 15. September 2021, abgerufen am 25. September 2021.
- Vattenfall übernimmt Direktvermarktung für 250-MW-Offshore-Windpark „Arcadis Ost 1“. Vattenfall, 29. Juli 2021, abgerufen am 2. August 2021.