Nibelungenbahn
Die Nibelungenbahn ist eine eingleisige Hauptbahn in Hessen. Sie zweigt in Hofheim von der Bahnstrecke Worms–Biblis ab und führt über Bürstadt und Lorsch nach Bensheim. Zu ihrem Namen kam die Strecke, weil sie mehrere Orte miteinander verbindet, die in der Nibelungensage eine wichtige Rolle spielen.
Hofheim (Ried)–Bensheim | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Vorbeifahrt am ehemaligen Halt Lorscher Wald | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (DB): | 3571 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 653 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 18,297 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | D4 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 100 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Entwicklung
Vorgeschichte
Nachdem 1846 die Main-Neckar-Eisenbahn in Nord-Süd-Richtung entlang der Bergstraße eröffnet worden, das Verkehrsaufkommen gestiegen und die Eisenbahntechnik weiter entwickelt war, sollte auch der hessische Teil des vorderen Odenwaldes mit der Eisenbahn erschlossen werden. Für die aus dieser Gegend stammenden Rohstoffe sollte ein einfacher Transportweg zum Hafen in Worms geschaffen werden. In den 1860er Jahren begannen erste Planungen, wobei sich sowohl die Stadt Bensheim als auch das etwas südlicher gelegene Heppenheim darum bemühten, Ausgangspunkt von Odenwaldstrecke und Nibelungenbahn zu werden.
Bau
Trotz unbeendeter Planungen der Odenwaldstrecke fiel eine Entscheidung für die Trassenführung Hofheim–Bensheim. Die Strecke wurde von der Hessischen Ludwigsbahn gebaut und am 27. Oktober 1869 eröffnet.[4] Sie begann zunächst im rechtsrheinischen Bahnhof von Worms, dem Bahnhof Rosengarten, ab 1903 dann in Worms Hauptbahnhof und verlief bis Hofheim (Ried) gemeinsam mit der alten Riedbahn. Ein späterer Bauabschnitt der Riedbahn überquert die Nibelungenbahn im Bahnhof Bürstadt, einem Turmbahnhof. Am 10. Februar 1914 wurden „mit Eintritt der Dunkelheit“ auf der Strecke neue „Doppellichtvorsignale“ in Betrieb genommen, die dem heute noch gebräuchlichen Modell des Formsignals entsprachen.[5]
Anschlüsse
Derweil zögerten sich die Planungen für die Odenwaldstrecke noch bis 1890 hinaus. Die endgültige Streckenführung der 1895 eröffneten Weschnitztalbahn hat jedoch den Ausgangspunkt in Weinheim, von wo aus die Bahnlinie dem Tal der Weschnitz folgt.
Zum 1. April 1903 wurde die eingleisige Verbindungsstrecke Heppenheim–Lorsch eröffnet.[6] Sie hatte keinen weiteren Halt zwischen beiden Bahnhöfen. Am 10. Februar 1914 wurden auch auf dieser Strecke „mit Eintritt der Dunkelheit“ die neuen „Doppellichtvorsignale“ in Betrieb genommen.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Verbindungsstrecke stillgelegt und demontiert.
Gegenwart
Der für 2006 geplante Anschluss der Nibelungenbahn an das elektronische Stellwerk in Weinheim, der verkürzte Einfahrzeiten in die Bahnhöfe ermöglichen sollte, wurde nicht durchgeführt. Die Machbarkeit einer zusätzlichen Station Bensheim Süd wird derzeit geprüft. Im Zuge der Ausschreibung der Nibelungenbahn als Teil des Streckenbündels „Rheinhessen/Weinstraße“ wurde eine vollständige Streckenmodernisierung angestrebt, eine Erneuerung der Sicherungstechnik ist dabei aktuell nicht mehr vorgesehen. Die Bahnsteige sollen jedoch auf 55 Zentimeter erhöht werden, um nach der Ausschreibung barrierefreien Zugang zu den Zügen zu ermöglichen.
Verkehr
Die verbliebene Nibelungenbahn ist bis heute eine nur schwach ausgelastete Nebenstrecke, die von der DB Regio AG mit Dieseltriebwagen der Baureihe 622 und Baureihe 623 als Linie RB 63 bedient wird. Es verkehren stündliche Regionalbahnen mit Begegnung meist zur Symmetriezeit in Bürstadt, in den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag mit einzelnen Verstärkerzügen und Kreuzung in Lorsch. Die Strecke verläuft vollständig innerhalb des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN). Für Fahrten in Richtung Darmstadt und Frankfurt gelten auf der Strecke außerdem die Tarife des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV). Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 verkehrten Dieseltriebwagen der Baureihe 628.
Um die Verbindungen zwischen Worms und Darmstadt zu verbessern, wird öfters eine Durchbindung auf hessischer Seite bis Darmstadt Hauptbahnhof gefordert. Dies wird jedoch erst nach einer Entlastung der Main-Neckar-Bahn durch die Neubaustrecke Frankfurt–Mannheim möglich sein.
Betriebsstellen
Hofheim (Ried)
Der Bahnhof Hofheim (Ried) ist der Bahnhof des Lampertheimer Ortsteils Hofheim. Im Bahnhof verzweigen sich die Strecken nach Biblis (Riedbahn) und Bensheim (Nibelungenbahn).
Bürstadt
Der Bahnhof Bürstadt ist ein Turmbahnhof an der Nibelungenbahn, die hier die Riedbahn kreuzt. Der Bahnhof erhielt für die Gleise der Nibelungenbahn erst nachträglich eine Zugsicherung durch Signale, die am 9. September 1906 in Betrieb genommen wurden.[7]
Riedrode
Der Haltepunkt Riedrode ist die Bahnstation des Bürstädter Stadtteils Riedrode. Der Haltepunkt liegt am südlichen Ortsrand. Unweit des Haltepunktes schafft ein Bahnübergang die einzige öffentliche Zufahrtsstraße in den Ort. Der Ort selbst entstand erst in den 1930er Jahren, als dort Landwirte aus dem Vogelsberg angesiedelt wurden. Zum 15. Mai 1939 erhielt er einen eigenen Haltepunkt.[8]
Lorscher Wald
Der Haltepunkt Lorscher Wald erschloss das gleichnamige Waldgebiet zwischen Riedrode und Lorsch. Er wurde zum 1. August 1909 nachträglich in Betrieb genommen[1] und war mit Personal besetzt: Er erhielt einen Anschluss an die Telegrafenleitung.[9] Zum 15. Mai 1939 wurde er geschlossen, als der Haltepunkt Riedrode eröffnet wurde.[8]
Lorsch
Der Bahnhof Lorsch ist die einzig verbliebene Kreuzungsmöglichkeit zwischen Bürstadt und Bensheim. Zugkreuzungen finden jedoch nur noch vereinzelt in den werktäglichen Hauptverkehrszeiten in Lorsch statt. Von 1903 an zweigte hier die Verbindungskurve nach Heppenheim von der Strecke nach Bensheim ab, ehe sie einige Jahrzehnte später wieder stillgelegt wurde.
Heppenheim (Bergstr)
Der Bahnhof Heppenheim (Bergstr) wurde im Zuge der Eröffnung des Streckenabschnittes Langen–Darmstadt–Heppenheim der Main-Neckar-Bahn am 22. Juni 1846 eröffnet. 1903 wurde die Verbindungsstrecke Heppenheim–Lorsch gebaut, die aufgrund der unterbliebenen Verbindung des Odenwaldes mit der Nibelungenbahn nach mehr als 30 Jahren wieder stillgelegt wurde.
Bensheim Süd
Die Anlage eines neuen Haltepunkts Bensheim Süd an Nibelungen- und Main-Neckar-Bahn wird etwa seit dem Jahr 2000 diskutiert.[10]
Bensheim
Der Bahnhof Bensheim wurde wie sein Pendant in Heppenheim im Zuge der Eröffnung des Streckenabschnittes Langen–Darmstadt–Heppenheim der Main-Neckar-Bahn am 22. Juni 1846 eröffnet. 1869 wurde die Nibelungenbahn zwischen Worms und Bensheim in Betrieb genommen, wodurch Bensheim zum Eisenbahnknotenpunkt wurde. Ab 2018 soll der Bahnhof außerdem in das Netz der S-Bahn RheinNeckar integriert werden.
Literatur
- Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnbauten und -strecken 1839–1939. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Drei Bände im Schuber. Band 2.1. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, S. 374 ff. (Strecke 021).
Einzelnachweise
- Kilometerangabe nach: Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz. 31. Juli 1909, Nr. 40. Bekanntmachung Nr. 561, S. 389.
- DB Netze – Infrastrukturregister
- Eisenbahnatlas Deutschland 2009/2010. 7. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.
- Schomann: Eisenbahn in Hessen. S. 374.
- Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz. 24. Januar 1914, Nr. 5. Bekanntmachung Nr. 50, S. 33.
- Bekanntmachung Nr. 151, S. 156. In: Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter. 7, 1903. Mainz 1904. Amtsblatt vom 14. März 1903. Nr. 15; Bekanntmachung Nr. 198, S. 185. In: Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter. 7, 1903. Mainz 1904. Amtsblatt vom 4. April 1903. Nr. 198.
- Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz. 22. September 1906, Nr. 51. Bekanntmachung Nr. 539, S. 457.
- Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz. 18. Februar 1939, Nr. 8. Bekanntmachung Nr. 104, S. 48.
- Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz. 14. August 1909, Nr. 42. Bekanntmachung Nr. 606, S. 409.
- Hessischer Landtag, Drucksache 15/1246