Neuer Hafen (Bremerhaven)
Der Neue Hafen ist ein Hafenbecken in Bremerhaven. Er liegt zwischen der Innenstadt und dem Weserdeich. Durch eine moderne Schleuse, wie ihr historisches Vorbild zwischen dem Großen Leuchtturm und dem Zoo am Meer errichtet, ist er tidefrei.
Geschichte
Als zunehmender Schiffsverkehr und größere Schiffe die Kapazität des Alten Hafens überstiegen, wurde Baurat Jacobus Johannes van Ronzelen mit Planung und Bau eines zweiten Hafenbeckens beauftragt. 1847 wurde mit den Arbeiten begonnen, die aber wegen eines hannoverschen Einspruchs unterbrochen und erst 1851 fortgesetzt wurden. Der Neue Hafen wurde 1852 in Betrieb genommen, hatte eine Länge von 480 m und war 90 m breit. Um das Wenden der immer länger werdenden Lloyd-Dampfer zu ermöglichen, erhielt die Pier am Nordostende die charakteristische Ausbuchtung. Die Zufahrt erfolgte durch ein einfaches Hafensperrtor mit einer Durchfahrtbreite von 22 Metern. 1887 erhielt das Tor eine erhöhte Schiebebrücke für Fußgänger, die nun auch bei geöffneten Toren passieren konnten. Die eisernen Torhälften wurden 1900 erneuert.
Der Hafen wurde 1858 erweitert, von 1860 bis 1862 verlängert und 1871 verbreitert. 1863 baut der Norddeutsche Lloyd seine Reparaturwerkstätten und 1881 wird das Trockendock auf 140 Meter Länge erweitert. 1865 entstehen die Petroleumschuppen und Petroleumleuchten beleuchten die Kaiflächen. 45 Tonnen konnte der neue „Riesenkrahn“ von 1866 an tragen. 1875 folgt ein Handkurbelkrahn (heute im Deutschen Schifffahrtsmuseum) etwa in Höhe der Lloydstraße. 1870 eröffnete der Lloydbahnhof mit der ersten Lloydhalle seinen Betrieb am Neuen Hafen. 1876 erhielt der Vorhafen den 33 Meter hohen Zeitball der Deutschen Seewarte.
1928/29 wurde eine Verbindung zum Kaiserhafen hergestellt. Die Schleuse wurde 1937 außer Betrieb genommen und 1944 als Teil des Deiches zugeschüttet. Der Vorhafen wurde von Schleppern genutzt.
Für kurze Zeit lag zu Beginn der NS-Zeit im Neuen Hafen auch das Gespensterschiff.
Parkanlage
Bis zum Neubau der Schleuse war auf dem Nordwestende des Vorhafens ein parkartiges Wäldchen. Darin stand ein Obelisk mit vier aufgeschlagenen Bronzeplatten. Sie trugen die Namen von 105 deutschen Seeleuten, die im Ersten Weltkrieg in US-amerikanischer Haft gestorben waren. Die Inschrift lautete:
GEDENKSTEIN FÜR DIE IN AMERIKANISCHER INTERNIERUNG 1917–1919 VERSTORBENEN DEUTSCHEN SEELEUTE
Das Denkmal wurde im September 1921 vor der Strandhalle enthüllt und 1938 an die neue Stelle versetzt.[1]
Heutiger Hafen
Der historische Hafen, aus dem früher die großen Auswandererschiffe des Norddeutschen Lloyd nach Amerika ablegten, soll jetzt vor allem Sportbooten, Yachten und Museumsschiffen einen attraktiven Liegeplatz bieten. Er hat an gleicher Stelle, an der auch ursprünglich eine Schleuse vorhanden war, eine 50 Meter lange und 14 Meter breite Kammerschleuse erhalten, die am 7. Juli 2005 eingeweiht wurde.
Mit dem Dampf-Eisbrecher und Museumsschiff Wal sowie seit 2021 der Schulschiff Deutschland am Ostkai bietet der Hafen heute ein maritimes Umfeld für den Zoo am Meer, das Deutsche Auswandererhaus sowie Gastronomie. Am Ostkai lag früher auch der 2011 verschrottete Watten-Bergungsschlepper Goliath. Auf der Westseite des Hafens sind im Bereich der Marina zwischen dem Hafenbecken und dem Lohmanndeich Reste des früheren Lloyd-Docks erhalten, eines rund 150 Meter langen und 36 Meter breiten Trockendocks des Norddeutschen Lloyds, das als Zwillingsdock konzipiert war.
Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
- Bundesbahndirektion Hannover: 1843–1983. 140 Jahre Eisenbahndirektion Hannover. Hannover o. J. (1983?). Seite 29ff.
Einzelnachweise
- Heiko Eggers: Gedenkstein in den Parkanlagen am Alten Leuchtturm, Portalstein des hannoverschen Turmforts. In: Lars U. Scholl (Hrsg.): Bremerhaven – ein hafengeschichtlicher Führer. Deutsches Schifffahrtsmuseum / Ditzen, Bremerhaven 1980, S. 114.