Alter Hafen (Bremerhaven)
Der Alte Hafen war der erste Hafen Bremerhavens. Er ist nur noch in Resten als Museumshafen des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) erhalten.
Geschichte
Bremerhavens erstes künstliches Hafenbecken wurde in den Jahren 1827–1830 erbaut. Mit der Durchführung wurden holländische Unternehmer beauftragt, weil bei ihnen die nötigen technischen und organisatorischen Kenntnisse im Wasserbau erwartet wurden. Die Bauaufsicht hatte der ebenfalls holländische Wasserbauingenieur Jacobus Johannes van Ronzelen. Er hatte ein Jahr zuvor das Gutachten für die Anlage erstellt und wurde 1827 als bremischer Hafenbaudirektor und Baurat angestellt.
Der Hafen war 750 Meter lang, 57,5 Meter breit und 5,25 Meter tief und bekam eine Schleuse mit einem Vorhafen an der Weser. Die Hafenbecken mussten von Hand ausgeschachtet und der Aushub mit einfachen Karren weggeschafft werden. Bis zu 900 Arbeiter aus der nahen und fernen Umgebung leisteten dafür bei kärglichem Lohn und schlechten Arbeitsbedingungen Schwerstarbeit. Der Grundstein für die Schleuse wurde am 12. Juli 1828 gelegt. Bereits zwei Jahre später, am 1. September 1830, war der Hafen fertiggestellt. Die zunächst aus Eichenbalken und Faschinen erstellten Kais wurden ab 1862 gemauert. Teilweise mussten die Schiffe auch an Dalben liegen, die Waren über Stege und eigene Ladebäume be- und entladen werden. Als erstes festes Gebäude aus Stein in Bremerhaven wurde 1829 das Bremische Amtshaus am Hafen errichtet.
Von 1847 bis 1852 entstand zwischen der Innenstadt von Bremerhaven und dem Weserdeich der Neue Hafen.
Es gab einen hölzernen Handkurbelkran, Mitte des 19. Jahrhunderts weitere, die später durch Dampf- und Elektrokräne ersetzt wurden. Auf dem heutigen Außengelände des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) ist ein Handkurbelkran von 1875 in der Nähe seines ursprünglichen Standortes erhalten.
1891 begann die Nutzung des Alten Hafens als Fischereihafen, ab 1892 fanden auch Fischauktionen statt. Die Bedeutung der Fischereiwirtschaft ging für Bremerhaven jedoch zurück mit der „Fischereiklausel“, einer Abmachung mit Preußen und wurde 1935 am Alten Hafen ganz eingestellt. Das erhaltene, denkmalgeschützte Zollhaus entstand 1897 nach Plänen des Wasserbauingenieurs Jacobus Johannes van Ronzelen.
Nach einer Verbindung mit dem Neuen Hafen wurde die Schleuse zum Vorhafen 1928 geschlossen und 1933 zugeschüttet.
Der Museumshafen
Nach dem Generalverkehrsplan von Kurt Leibbrand entstand die Hafenrandstraße als leistungsfähige Verbindung von Geestemünde und Überseehäfen. Dazu wurde der Alte Hafen mit einer Spundwand in Längsrichtung halbiert und mit Sand verfüllt. 1999 wurde die alte Kaje für weitere Museumsschiffe wiederhergestellt. Hier liegen oder lagen folgende Schiffe:
- Bark Seute Deern, bis 2020
- Hochseeschlepper Seefalke
- Walfänger Rau IX
- Schnellboot Kranich – P 6083, bis 2008
- Haffkahn Emma
- Binnenschlepper Helmut
- Feuerschiff Bürgermeister Abendroth
- U-Boot Wilhelm Bauer (Schiff, 1945)
Zwischen dem Hafenbecken und dem Schiffahrtsmuseum stehen:
- Betonschiff Paul Kossel
- Hafenschlepper Stier mit Voith-Schneider-Antrieb
- Segelyacht Diva
- Tragflügelboot WSS 10
Das Gespensterschiff
Für kurze Zeit lag im Alten Hafen zu Beginn der NS-Zeit auch das Gespensterschiff.
Nutzung heute
Der Bereich Alter Hafen und Neuer Hafen wurde zur Freizeit- und Erlebnismeile – der „neuen Stadtmitte“ – ausgebaut. Zwischen dem Zoo am Meer und dem Schifffahrtsmuseum entstand u. a. das Klimahaus 8º Ost.
Erinnerung
Am Ende der zugeschütteten Zufahrt erinnert die Schiffahrtsgeschichtliche Gesellschaft Bremerhaven mit einer Texttafel und zwei nachgebildeten Gedenktafeln an die Schleuse zum Alten Hafen:
Die Nachbildungen erinnern an den Bau des ersten Bremerhavener Hafens, den Alten Hafen, 1827–1830. Die 1933 zugeschüttete Schleuse hatte eine 55 Meter lange Kammer und eine Einfahrtsbreite von 11 Meter. Die Inschrift der Tafel neben dem Bremer Staatswappen lautete:
Der Freystaat Bremen liess diesen Haven einem sichern Ankerplatz für Schiffahrt aller mit der Weser verkehrenden Völker durch den Baumeister Jacob Johann van Ronzelen erbauen. Der Grundstein ward unter der nordwestlichen Ecke des Schleusen-Bassins gelegt am 12. Julia 1828. Die Eröffnung der Schleuse erfolgte am 12. September 1830.
Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.