Neptun Werft
Die Neptun Werft GmbH & Co. KG ist eine 1850 gegründete deutsche, in Rostock beheimatete Schiffswerft an der Warnow, die seit 1997 zur Meyer-Neptun-Gruppe gehört.
Neptun-Werft GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1850/1890 |
Sitz | Rostock, Deutschland |
Leitung | Manfred Ossevorth[1] |
Mitarbeiterzahl | rund 700 (Dezember 2019)[2] |
Branche | Schiffbau |
Website | www.neptunwerft.de |
Geschichte
Gegründet 1850 als „Schiffswerft und Maschinenfabrik von Wilhelm Zeltz und Albrecht Tischbein“, wurde sie 1890 unter Direktor Henry Eugen Johns in die Actien-Gesellschaft „Neptun“ Schiffswerft und Maschinenfabrik in Rostock[3] umgewandelt. Unter Johns Nachfolger, dem jungen Vorstand Gerhard Barg, expandierte sie stark. Mehr als 1500 neue Schiffe wurden gebaut, noch mehr repariert und umgebaut. Der erste eiserne Schraubendampfer Deutschlands, die Erbgroßherzog Friedrich Franz, lief 1851 vom Stapel.
Während des Ersten Weltkriegs wurden für die Kaiserliche Marine Minensuchboote der Typen M 1914, M 1915 und M 1916 gebaut, sowie ab 1918 U-Boote des Typs UF, von denen einige noch von Stapel liefen, aber aufgrund des Waffenstillstands nicht mehr fertiggestellt, sondern umgehend abgewrackt wurden. Zudem war die Neptun-Werft auch für den Bau des UG-Typs vorgesehen.
Ab 1927 gehörte die Werft zur Deutschen Schiff- und Maschinenbau Aktiengesellschaft.
Während des Zweiten Weltkriegs bildete die Neptun-Werft gemeinsam mit den Ernst Heinkel Flugzeugwerken einen Schwerpunkt der Rüstungsindustrie in Rostock. Ab 1941 wurden zehn U-Boote vom Typ VII C und ab 1944 Minensuchboote der Klasse 1943 gebaut.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Werft in die Sowjetische Aktiengesellschaft SAG Neptun umgewandelt. In den Nachkriegsjahren wurden vorwiegend Reparationsleistungen für die Sowjetunion (UdSSR) wie Neubauten von Hebeschiffen und Loggern durchgeführt. 1953 wurde aus der SAG ein Volkseigener Betrieb und die Werft hieß ab diesem Zeitpunkt VEB Schiffswerft Neptun. Die Werftanlagen wurden bis 1989 ständig erweitert, zuletzt erstreckten sie sich vom Kabutzenhof bis nach Bramow. Zur Wende hatte die Werft über 7000 Beschäftigte. Zur Schiffswerft Neptun gehörten eine Reparaturwerft für militärische Schiffe in Gehlsdorf, ein Betriebsteil im Patriotischen Weg, eine KfZ-Werkstatt in der Budapester Straße sowie der Betriebssportplatz „Rote Erde“ an der Hans-Sachs-Allee. Es wurden Frachtschiffe, Fischlogger, Hebeschiffe, Feuerlöschboote, Fähren, Schlepper, Eisenbahnfährschiffe, Forschungsschiffe, Schwimmkräne, Eimerkettenschwimmbagger, RoRo-Frachter und Mehrzweckcontainer-Frachter gefertigt.[4]
Nach der deutschen Wiedervereinigung gehörte die Werft zum Bremer-Vulkan-Verbund und musste 1991 auf Grund von EU-Beschränkungen den Schiffsneubau einstellen. 1993 erfolgte die Umfirmierung zur Neptun Industrie Rostock GmbH, 1997 wurde das Unternehmen Teil der Meyer-Werft-Unternehmensgruppe.
Seit 2001 werden auf der Neptun-Werft am neuen Standort weiter Warnow-abwärts wieder Schiffe gebaut: dies bezieht sich jedoch im Wesentlichen auf lange Flusskreuzfahrtschiffe wie die A-Rosa Bella oder die Viking Longships[5], da diese nicht den EU-Beschränkungen für den Schiffsneubau unterliegen. Im März 2006 wurde der Firmenname von Neptun Stahlbau GmbH in Neptun Werft GmbH geändert.
Bis 2006 verfügte die Werft über ein Schwimmdock, welches anschließend nach Trinidad und Tobago verkauft wurde. Als Ersatz erhielt die Werft im selben Jahr eine 150 Meter lange Absenkvorrichtung mit einer Länge von 150 Metern und einer Breite von 55 Metern.[6] Es entstand in zwei Elementen mit einer Breite von jeweils 27,50 Metern im Außendock der Meyer Werft in Papenburg und wurde anschließend bei der Warnowwerft in Warnemünde zusammengesetzt.[7][8][9][10]
Ferner werden auf der Neptun Werft Maschinenraummodule gefertigt, die bei den Werften in Papenburg und Turku verbaut werden.[11] 2011 bzw. 2018 wurden auch die Doppelendfähren Schleswig-Holstein und Norderaue für die Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH fertiggestellt, die diese im nordfriesischen Wattenmeer einsetzt. Weiterhin konzentriert man sich auf Modernisierung und Reparatur jedweder Art schwimmender Fahrzeuge sowie die Herstellung von schiffbaulichen Ausrüstungskomponenten. Dazu gehören zum Beispiel Bauteile für RoRo-Schiffe oder Luxusyachten sowie Fähranleger und Kräne.
Das Unternehmen beschäftigt etwa 525 Mitarbeiter; ungefähr 600 Mitarbeiter sind bei Zulieferunternehmen beschäftigt (Stand März 2016).[12] Seit 2014 ist die Werft eine GmbH & Co. KG.
Im Oktober 2016 wurde der Bau einer neuen Schiffbauhalle, der Halle 8a, mit Fertigstellung 2018 beschlossen.[13] Am 29. Juni 2017 erfolgte die Grundsteinlegung.[14] Der Bau kostet etwa 50 Millionen Euro. Die Halle ist 180 Meter lang und 65 Meter breit.[15]
Im März 2021 lieferte die Neptun Werft mit der Viking Gymir und der Viking Egdir die vorerst letzten Flusskreuzfahrtschiffe ab. Seitdem baut die Werft ausschließlich Sektionen für die beiden anderen Standorte der Gruppe.[16] Im selben Jahr erhielt die Werft den Auftrag zum Bau eines Yacht-Rumpfes für Abeking & Rasmussen bis 2023. Ferner soll die Werft als Partner der Lürssen-Werft zwei Betriebsstofftransporter der Klasse 707 für die Deutsche Marine bauen.[17]
Ehemaliges Werftgelände
Das ehemalige Werftgelände am Rande der Rostocker Innenstadt wird städtebaulich neu geplant und bebaut. Insbesondere Bürobauten und Wohnhäuser wurden neu errichtet, nachdem viele Gebäude und Anlagen (wie die Helling sowie die Hochtrasse mit verschiedenen Versorgungsleitungen) abgerissen worden waren. Die Hafenpromenade wird entlang der Warnow über das Grundstück hinweg Richtung Warnemünde fortgesetzt. Der letzte verbliebene Hafenkran steht unter Denkmalschutz, er wurde im Jahr 2014 für 300.000 Euro saniert und neu lackiert. Die frühere Führerkanzel wird als Trauzimmer des Standesamtes genutzt, das Dach des entkernten Maschinenhauses dient als Aussichtsplattform.[18]
Ebenfalls auf dem historischen Werftgelände entstand das „Internationale Haus des Tourismus“ als Schaltzentrale für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern.[19]
Der Hochbunker ist ein kultureller Treffpunkt. Das nach einem Brand stark beschädigte ehemalige Klubhaus wurde 2011 abgerissen, da es nicht mehr genutzt werden konnte. Die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende große Schiffbauhalle wurde zu einem Einkaufsmarkt umgebaut. Die Läden wurden als neues Gebäude in die (äußere) Hülle der Halle gesetzt, das südwestliche Hallenschiff wird als Parkplatz genutzt, so dass ein wettergeschützer Zugang entstand.
Bekannte Schiffe und Baureihen der Werft (Auswahl)
- SMS Schiff H
- Pampa
- Oituz
- Schipka
- Ettsi IV
- Kolomna (Schiffstyp)
- Andizhan (Schiffstyp)
- Povenez (Schiffstyp)
- Pioner (Schiffstyp)
- Trailerschiff 4850 t DW
- Ilri / Ilri (Typ IV)
- Albatros (Schiffstyp)
- Neptun 381 (Serie Hamburger Wall)
- Neptun 371 (Serie Sol Michel)
- Neptun 388 (Serie Neuenburg)
- Neptun 401 (Serie Hans Krüger)
- Neptun 403 (Serie Ivory Tellus)
- Neptun 421 (Serie Cam Doussié)
- MPC Neptun 900
- CFV Neptun 600
- Poseidon (Schiffstyp)
- A-Rosa Flusskreuzer
- Viking Longships
- Varna
- Eisenbahnfährschiff Sassnitz
- Eisenbahnfährschiff Warnemünde
- Eisenbahnfährschiff Rügen
Museumsschiffe
- Kieler Sprotte, ex Ueckermünde, ex Walter, ex Großherzogin Alexandra (Baujahr 1905), Seebäderschiff, Kiel
- Kronprinz, ex Undine, ex Kronprinz Wilhelm (Baujahr 1910), Seebäderschiff, Rostock.
- Likedeeler ex Condor (Baujahr 1962), Frachtmotorschiff, Rostock
Weblinks
Einzelnachweise
- Neptun-Werft: Impressum. Abgerufen am 11. August 2018.
- Rückblick 2019: Mehr als 700 Mitarbeiter auf der NEPTUN WERFT. 27. Dezember 2019, abgerufen am 30. Dezember 2019.
- Neptun-Aktie von 1927
- horcom.de: Die maritime Umgebung Warnemündes: Neptun Werft, abgerufen 2. Januar 2009
- Viking bestellt sechs Flusskreuzer. In: Schiff & Hafen, Heft 4/2012, S. 8, Seehafen-Verlag, Hamburg 2012, ISSN 0938-1643
- Ort für Innovationen. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- Neptun Werft wird modernisiert. 30. Mai 2006, abgerufen am 27. Januar 2022.
- Beton kann schwimmen. 28. Juli 2006, abgerufen am 27. Januar 2022.
- Neubau eines Hebeponton in Rostock, Warnemünde. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- 28.000 t Beton können schwimmen. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- https://www.neptunwerft.de/de/neptunwerft_de/schiffe/schwimmende_maschinenraummodule/schwimmende_maschinenraummodule_1.jsp
- Stabwechsel bei Neptun Werft. 30. März 2016, abgerufen am 30. März 2016.
- Millioneninvestition in neue Produktionshalle. 31. Oktober 2016, abgerufen am 3. Juli 2017.
- Neue Halle für die NEPTUN WERFT. 29. Juni 2017, abgerufen am 3. Juli 2017.
- https://www.neptunwerft.de/de/neptunwerft_de/medien/pressemitteilungen/pressemitteilung_detail_5312.jsp
- Neptun Werft beendet längste Serie von Flusskreuzfahrtschiffen der Welt. 25. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
- NEPTUN WERFT beendet 2021 mit neuem Auftrag. 29. Dezember 2021, abgerufen am 26. Januar 2022.
- Trauung in der Kanzel · Ehemaliger Kran der Neptun Werft soll touristisch genutzt werden. In: Täglicher Hafenbericht vom 21. November 2014, S. 16
- Internationales Haus des Tourismus in Rostock offiziell eröffnet. In: Rostock-Heute.de. (rostock-heute.de [abgerufen am 18. Oktober 2017]).