Abeking & Rasmussen
Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft SE (A&R) ist eine Werft in Lemwerder bei Bremen im Bundesland Niedersachsen.
Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft SE | |
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Rechtsform | Societas Europaea |
Gründung | 1907 |
Sitz | Lemwerder, Deutschland |
Leitung | Hans Michael Schaedla (Aufsichtsratsvorsitzender), Matthias Hellmann (CFO), Dirk Petersjohann (CTO)[1] |
Mitarbeiterzahl | 410 (2018)[1] |
Umsatz | 101,4 Mio. EUR (2018)[1] |
Branche | Schiffbau |
Website | www.abeking.com |
Gründung in Lemwerder (1907)
Das Unternehmen wurde 1907 von Henry Rasmussen (1877–1959) und Georg Abeking (1881–1970) gegründet. Georg Abeking schied zu Beginn der 1920er Jahre aus der Firma aus. Henry Rasmussen vererbte seinem Enkel Hermann Schaedla (1934–2011) die Werft. 1987 trat dessen Sohn Hans Schaedla in die Firma ein. Seit dem 22. Juni 2009 ist Abeking & Rasmussen eine nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft.
Das veröffentlichte Baunummernbuch verzeichnet für den Zeitraum von 1907 bis 2022 genau 6514 Aufträge, von denen insgesamt etwa 40 nicht ausgeführt wurden.[2]
Besonders bekannt geworden sind die von A&R nach dem Weltkrieg entwickelten Hansa-Jollen.
Heutzutage werden große Segel- und Motoryachten (v. a. Megayachten) und andere Schiffstypen wie Lotsenboote, Minensuchboote, Mehrzweckschiffe oder Seenotrettungskreuzer bis zu einer Länge von 130m gebaut. Dies sind auf Individualbestellung, teils auch in besonderen Werkstoffen wie Nichtmagnetisierer Stahl, Aluminium.
Marineschiffbau (1909)
An die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven wurde 1909 ein 4-m-Boot abgeliefert, Beginn einer Zusammenarbeit mit der Kaiserlichen Marine, die zum Bau verschiedenster Marinefahrzeuge führte. Neben Torpedofangbooten gehörten besonders Minenabwehrboote (Minensuchboote M-Boote) und die U-Boot-Zerstörer (1916) zu den anspruchsvollen Aufträgen. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte und fertigte A&R den deutschen Typ des Minenräumbootes. Bis 1945 wurden Schnellboote und 28 Räumboote (R-Boote) abgeliefert. Dabei wurden 1938 erstmals Voith-Schneider-Propeller eingesetzt.
Patrouillenboote, Schnellboote und Minensuchboote gehörten auch nach dem Zweiten Weltkrieg zum Bauprogramm der Werft. Zündsystemkombinationen in den Minen erforderten die Entwicklung moderner Minenjagdsysteme mit ferngelenkten unbemannten Hohlstabfernräumgeräten vom Typ Seehund. Die Minensuchboote aus der Frankenthal-Klasse (Klasse 332) mit einer Verdrängung von rund 600 t sind die größten der Bundesmarine. Es waren die weltweit ersten Überwasserschiffe aus nichtmagnetisierbarem Stahl. Bei Minensuchbooten ist A&R heute Weltmarktführer.
Konstruktion und Bau von Swath-Schiffen (1995)
Bei den Schiffen in Swath-Bauart (Small Waterplane Area Twin Hull) hat A&R weltweit eine Spitzenstellung erreicht. Die Schiffe werden seit 1995 entwickelt, konstruiert und gebaut. Als erste Swath-Schiffe wurden die Lotsentender Döse und Duhnen 1999 abgeliefert. Die Vorteile der Swath-Bauart kommen aufgrund der guten Seeeigenschaften den Lotsenbooten, sowohl den Versetzbooten und besonders den Stationsschiffen wie der 2009 gebauten Elbe zugute.
Im April 2010 wurde die Natalia Bekker getauft, ein Windpark-Boarding-Tender, der für den Personaltransfer zu den derzeit entstehenden Windparks in der Nord- und Ostsee eingesetzt wird.[3]
Abeking & Rasmussen Rotec GmbH (1990/1993)
Die 1990 gegründete Abeking & Rasmussen Faserverbundtechnik GmbH war eine 100-prozentige Tochterfirma. Sie wurde 1993 in Abeking & Rasmussen Rotec GmbH & Co. KG umbenannt und entwickelt, konstruiert und fertigt Rotorblätter für Windenergieanlagen, eine Spezialproduktion mit Wurzeln in der Militärtechnik mit Kunststoffprodukten. Im August 2008 hat die SGL-Group die Mehrheit von 51 % an der Abeking & Rasmussen Rotec GmbH & Co. KG übernommen. Nach Übernahme der restlichen Anteile verkaufte SGL die Firma 2013 an einen strategischen Investor[4]. Seit 2014 firmierte die Firma unter dem Namen Carbon Rotec. Nachdem der Großkunde Nordex seine Lieferverträge 2017 nicht verlängert hatte, musste Insolvenz angemeldet werden. Die Firma stellte zum 1. Januar 2018 den Geschäftsbetrieb ein[5].
Bekannte Schiffe, Boote und Yachten
- Germania II, 1934, 8mR-Yacht, Baunr. 2856
- Germania III, 1935, 8mR-Yacht, Baunr. 2974, Bronzemedaille Olympische Sommerspiele Kiel 1936
- Daniel Denker, 1936, 15m Motorrettungsboot, erstes aus Teakholz, Baunr. 2975
- AR, 125-m² Seefahrtskreuzer, 1936, erster Eigner: Henry Rasmussen, Baunr. 2976
- Anita, 1939, 12mR Segelyacht, Baunr. 3241
- Sphinx, 1939, 12mR-Yacht, Baunr. 3312
- Germania IV, 1939, 8mR-Yacht, Baunr. 3340
- Hera, 1951, 8KR-Yawl, Baunr. 4688, Privatyacht von Henry Rasmussen
- Germania V, 1955, 13 KR-Yacht, Baunr. 5025
- Germania VI, 1963, 16 KR-Yacht, erste ganzgeschweißte Aluminium-Yacht der Welt, Baunr. 5895
- Georg Breusing, Seenotrettungskreuzer, 26,6 m, Baunr. 5870
- Adolph Bermpohl, Seenotrettungskreuzer, 26,6 m, Baunr. 6170
- H.-J. Kratschke, Seenotrettungskreuzer, 18,9 m, Baunr. 6313
- G. Kuchenbecker, Seenotrettungskreuzer, 18,9 m, Baunr. 6314
- Kalamoun, Motoryacht für Karim Aga Khan IV., 1972 schnellste dieselgetriebene Yacht der Welt, Baunr. 6350
- Minden, Seenotkreuzer, 23,3 m, Baunr. 6396
- Vormann Leiss, Seenotrettungskreuzer, 23,3 m, Baunr. 6398
- Extrabeat, 35 m Performance-Sloop für Giovanni Agnelli, 1988, Baunr. 6405
- Hetairos, 42 m Mahagoni-Ketch, 1992, Baunr. 6407
- Alithia, 39 m Performance-Sloop, 2002, Baunr. 6456
- Eminence, 79 m Yacht, 2008, Baunr. 6478
- Natalia Bekker, 25 m Windpark-Tender, 2010[6]
- Aviva, 98,4 m Megayacht, 2017 – größte Yacht der Unternehmensgeschichte[7]
- Excellence, Megayacht, 2019, Baunr. 6505
Literatur
- o. Vf.: Abeking & Rasmussen. Die Kunst des Schiffbaus. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2010. ISBN 978-3-7822-0996-0.
- Henry Rasmussen: Yachten, Segler und eine Werft. Hamburg, Hans Dulk 1956. (Mit Anhang "A & R Liste der Neubauten" 1908–1956).
- 100 Jahre Abeking & Rasmussen. In: HANSA 11/2007 S. 24–37. ISSN 0017-7504
- Klaus Auf dem Garten: Abeking & Rasmussen. Eine Weserwerft im Spiegel des 20. Jahrhunderts. Hauschild, Bremen 1998 (mit Faksilime des Baunummernbuches 1907–1998).
- Svante Domizlaff: Abeking & Rasmussen. Evolution im Yachtbau. Delius Klasing, Hamburg 1996.
Weblinks
- Website von Abeking & Rasmussen
- Abeking & Rasmussen Jahrbuch (PDF)
- Historisches Reklameplakat A&R
- Yachtsportarchiv: Geschichte von A&R (Memento vom 7. Januar 2007 im Internet Archive)
- Geschichte der Yacht AR (Memento vom 8. August 2008 im Internet Archive)
- Baunummernbuch (1907–2019) (PDF; 1,9 MB)
Einzelnachweise
- Jahresabschluss per 30. Juni 2019 auf Bundesanzeiger.de, abgerufen am 19. Juni 2020
- o. Vf.: Abeking & Rasmussen. Die Kunst des Schiffbaus. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2010, S. 132–171. ISBN 978-3-7822-0996-0.
- Taufe des ersten SWATH-Offshore-Tenders – Baubeginn im ersten kommerziellen deutschen Offshore-Windpark. (PDF; 107 kB) BARD Holding GmbH, 9. April 2010, archiviert vom Original am 19. April 2010; abgerufen am 3. Februar 2014 (Pressemitteilung).
- | SGL CARBON. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
- Nordwest-Zeitung: Carbon Rotec In Lemwerder: Kündigung für 420 Mitarbeiter. In: NWZonline. (nwzonline.de [abgerufen am 1. Dezember 2018]).
- Mitteilung Abeking & Rasmussen (Memento vom 17. Juni 2011 im Internet Archive)
- Abeking & Rasmussen lieferte „Aviva“ aus (19. Mai 2017)