Natalie Rickli
Natalie Simone Rickli (* 19. November 1976 in Winterthur; heimatberechtigt in Madiswil) ist eine Schweizer Politikerin (SVP). Von 2007 bis 2019 war sie Mitglied des Nationalrats. 2019 wurde sie in den Zürcher Regierungsrat gewählt und ist seit Mai 2019 Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion.
Biografie
Natalie Rickli wuchs in Riet bei Neftenbach auf, heute lebt sie in Winterthur. Sie absolvierte von 1992 bis 1995 eine kaufmännische Lehre bei Fenaco in Winterthur[1] und arbeitete anschliessend bis 1997 im firmeneigenen Verlag für verschiedene Titel wie die UFA-Revue. Dabei bildete sie sich zur Verlagsassistentin weiter und absolvierte einen Lehrmeisterkurs.
Danach wechselte sie in die Werbebranche, wo sie unter anderem Printprodukte und Websites von Sport, Weltwoche, PCtipp oder Computerworld vermarktete. So arbeitete sie bei der ehemaligen Qualiclick AG in Zollikon als Website-Manager, danach beim Verlag IDG als Leiterin Anzeigeadministration und Marketing, später bei der AdLINK Schweiz AG als Manager Site Relations,[2] wechselte 2009 zur IP Multimedia (Schweiz) AG[3] und war bis Ende 2017 in verschiedenen Funktionen bei der Goldbach Media in Küsnacht tätig, unter anderem gehörte sie als «Partner Relation Manager»[4] zum Stab der Geschäftsleitung. Ab 2018 war sie selbständige Kommunikationsberaterin mit einer eigenen Agentur communication@natalierickli.[5][6]
Politik
Ihre politische Karriere begann Rickli mit zwanzig Jahren bei der Jungen SVP als Sekretärin, später war sie Geschäftsführerin und danach Präsidentin der Partei. Rickli war von Mai 2002 bis Juni 2007 im Grossen Gemeinderat von Winterthur (Legislative) und von Mai 2007 bis November 2007 im Kantonsrat des Kantons Zürich. Bei den Parlamentswahlen 2007 wurde sie in den Nationalrat gewählt. Die Smartmap zur Nationalratswahl 2011 verortete Rickli im rechtskonservativen Lager.[7] Bei den Parlamentswahlen 2011 wurde sie wiedergewählt und erreichte das beste Resultat aller Kandidaten der SVP im Kanton Zürich.[8][9] Im Nationalrat gehörte sie der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen an und seit 2012 auch der Kommission für Rechtsfragen.
Bei der Vereinigung «Aktion Medienfreiheit» war Rickli bis 2014 als Vizepräsidentin Mitglied des Vorstandes.[10] Danach amtete sie bis 2019 als dessen Präsidentin.[11]
Im Januar 2012 wurde Rickli in das Vizepräsidium der SVP-Bundeshausfraktion gewählt. Nachdem sie bei dieser Wahl nicht genügend Stimmen erhalten hatte und daher zunächst nicht gewählt war, zog sich der vor ihr platzierte SVP-Ständerat Alex Kuprecht[12] nach Interventionen von Christoph Mörgeli und Christoph Blocher zurück und Rickli rückte nach.[13] Die Umstände dieser Wahl wurden in den Schweizer Medien kontrovers diskutiert, unter anderem wurde Rickli vorgehalten, ihre Wahl vor allem dieser Intervention zu verdanken. Sie wies diese Darstellung zurück.[14]
Rickli sorgte im April 2012 in Deutschland und in der Schweiz für Aufsehen, als sie in der Diskussionssendung Sonntalk im Sender TeleZüri den Schweizer Bundesrat kritisierte, da er 2009 die sogenannte «Ventilklausel» nicht[15] angewandt hat, die im Freizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union verankert ist, um die grosse Einwanderung aus den 15 alten EU-Mitgliedstaaten, vor allem aus Deutschland, zu beschränken. Rickli sagte, dass «die Leute sich aufregen, weil wir zu viele Deutsche im Land haben.» Dies gäbe einen grossen Druck auf den Schweizer Arbeitsmarkt, auf die Infrastruktur, die Schulen, den öffentlichen Verkehr, die Strassen und auf die Wohnungsmieten. Auch würden Deutsche Schweizer von ihrem Arbeitsplatz verdrängen. Es seien auch Arbeitnehmer zum Beispiel aus den Balkanstaaten im Gastgewerbe betroffen, die bereits hier arbeiten, die durch Deutsche ersetzt würden und dann das Schweizer Sozialsystem belasten würden.[16][17][18][19] In den Medien wurde weiterhin verbreitet, Rickli hätte in der Diskussionssendung Sonntalk eine «Ventilklausel» für Deutsche gefordert, was ihrer Meinung nach nicht stimmte. Sie habe nie die «Ventilklausel» für Deutsche gefordert, sondern war 2009 dafür, die «Ventilklausel» anzurufen, als vor allem Deutsche kamen.[20][16]
Am 13. September 2012 teilte Rickli mit, dass sie an einem Burn-out leide und deswegen an der laufenden Herbstsession des Nationalrats nicht teilnehme.[21][22] Mit Beginn der Frühjahrssession vom 4. März 2013 nahm sie wieder am Parlamentsbetrieb teil.[23] Zuvor, Anfang Februar 2013, sprach sie im SonntagsBlick und in der Gesundheitssendung Puls des Schweizer Fernsehen über ihr überwundenes Burn-out.[24][25]
Bei den Nationalratswahlen am 18. Oktober 2015 wurde sie mit dem schweizweit zweitbesten Resultat von 167'185 Stimmen wiedergewählt.[26]
Zusammen mit dem bisherigen Regierungsrat Ernst Stocker wurde sie von der Delegiertenversammlung der SVP Kanton Zürich für die Regierungsratswahl 2019 nominiert.[27] Im März 2019 wurde sie in den Zürcher Regierungsrat gewählt und ist seit Mai 2019 Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion.[28]
Weblinks
- Regierungsrätin Natalie Rickli
- Natalie Rickli auf der Website der Bundesversammlung
- Website von Natalie Rickli (Archiv)
- Barbara Achermann: Nationalrätin Natalie Rickli, Annabelle vom 16. Februar 2010.
- Claudia Blumer: Die Getriebene. Porträt in: Tages-Anzeiger vom 17. September 2012 (Archiv)
Einzelnachweise
- Die gefährlichste Frau der SVP. In: NZZ Online vom 30. Oktober 2011, Zugriff: 3. März 2015.
- Natalie Rickli wird Manager Site Relations bei Adlink. In: Klein Report vom 7. Juli 2005, Zugriff: 1. Februar 2012.
- Natalie Rickli wechselt von Ad Link zu Goldbach Media und IP Multimedia. (Memento vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today) In: job-source.ch vom 15. Juni 2009, Zugriff: 1. Februar 2012.
- Mitarbeiter. In: Goldbach Media, Zugriff: 29. Januar 2012.
- Portrait auf Ricklis Website, abgerufen am 6. August 2018.
- Website Agentur communication@natalierickli
- smartvote.ch: smartmap. (Nicht mehr online verfügbar.) Polittools – Political Research Network, archiviert vom Original am 4. Januar 2014; abgerufen am 3. Januar 2014.
- Karten werden neu gemischt. In: Neue Zürcher Zeitung vom 28. November 2011
- Entscheidung 11: Kantone. Zürich: Nationalrat. In: entscheidung11.sf.tv. Schweizer Fernsehen, abgerufen am 19. Dezember 2011.
- Unser Vorstand. (Nicht mehr online verfügbar.) Aktion Medienfreiheit, archiviert vom Original am 19. Oktober 2011; abgerufen am 29. Januar 2012.
- sda: Aktion Medienfreiheit nach Rücktritt von Natalie Rickli unter neuer Führung, Limmattaler Zeitung, 15. Mai 2019, abgerufen am 10. November 2020.
- «Ich bin ein Mann mit Füdli.» In: 20 Minuten vom 31. Januar 2012
- baz.ch: Eklat wegen Rickli in der SVP-Fraktion. 27. Januar 2012, abgerufen am 27. Januar 2012.
- «Ich habe keine antidemokratische Wahl angenommen». In: Tages-Anzeiger/Newsnet vom 30. Januar 2012
- Freizügigkeitsabkommen: Bundesrat verzichtet auf Anrufung der Schutzklausel. (Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive) Medienmitteilung in: admin.ch vom 20. Mai 2009
- Sendung «Sonntalk». (Memento vom 1. Juli 2012 im Internet Archive) Video in: TeleZüri vom 22. April 2012, ab Restlaufzeit 12:45 Minuten, Schweizerdeutsch
- Video. Unvollständiger Zusammenschnitt aus der Sendung «Sonntalk» auf TeleZüri vom 22. April 2012
- Christoph Behrens: Schweizer Politikerin: «Zu viele Deutsche im Land.» In: Focus Online vom 23. April 2012
- Elisalex Henckel: Wie eine Schweizer Politikerin gegen Deutsche zetert. In: Welt Online vom 26. April 2012
- Peter Hossli, Marcel Odermatt: Die Masse der Deutschen stört mich. Interview in: SonntagsBlick vom 29. April 2012
- Patrick Kühnis: Rickli nimmt Auszeit. In: Tages-Anzeiger vom 13. September 2012
- Natalie Rickli braucht eine Auszeit. In: Tages-Anzeiger.ch/Newsnet vom 13. September 2012
- Küsschen für Kollegin Rickli. In: Blick.ch vom 4. März 2013
- Marcel Odermatt: «Am Anfang hatte ich das Gefühl, total versagt zu haben.» Interview in: SonntagsBlick vom 3. Februar 2013
- Edgar Schuler: Natalie Ricklis Kalkül. In: Tages-Anzeiger vom 5. Februar 2013
- Adi Kälin: Rickli schlägt Köppel | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. Mai 2016, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 29. Oktober 2018]).
- SVP Kanton Zürich: SVP nominiert Stocker und Rickli. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 12. September 2018; abgerufen am 12. September 2018.
- Lena Schenkel: Natalie Rickli als Letzte in Regierungsrat Zürich gewählt. 24. März 2019, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 5. Juni 2019]).