Nancy Sinatra
Nancy Sandra Sinatra (* 8. Juni 1940 in Jersey City, New Jersey) ist eine US-amerikanische Sängerin und Schauspielerin. Ihre größten Erfolge hatte sie in den 1960er Jahren mit Songs wie These Boots Are Made for Walkin’ sowie den Duetten Summer Wine mit Lee Hazlewood und Somethin’ Stupid mit ihrem Vater Frank Sinatra.
Leben
Nancy Sinatra ist die Tochter des Sängers Frank Sinatra und dessen erster Ehefrau Nancy Barbato (1917–2018).[1] Ihre Musikkarriere begann in den frühen 1960er Jahren, als sie bei der Plattenfirma ihres Vaters, Reprise Records, einen Vertrag unterschrieb. Ihre erste Single in den USA erschien 1961 mit dem Titel Cuff Links and a Tie Clip. Es folgten weitere wenig erfolgreiche Veröffentlichungen. Mehr Glück hatte Sinatra 1962 zum Beispiel in Italien – dort gelangte Like I Do auf Platz 2 der Charts.[2]
In ihrer Heimat wendete sich das Blatt erst 1965. Die Bekanntschaft mit Singer-Songwriter Lee Hazlewood, der zuvor relativ erfolglos eigene Platten aufgenommen und für Dean Martin den Hit Houston geschrieben hatte, gab Sinatras Karriere die entscheidende Wendung. Er produzierte auch die Single So Long, Babe, die 1965 auf Platz 86 der US-Charts landete und somit der erste Achtungserfolg für sie war. Bereits die nächste Platte, These Boots Are Made for Walkin’, entwickelte sich zum Hit. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien und Deutschland stand das Lied Anfang 1966 an der Spitze der Charts. Unter dem Titel Boots erschien 1966 auch Sinatras erstes Album, Hazlewood hatte hierfür die komplette Produktion übernommen. Neben seinen Kompositionen enthält das Werk auch einige Coverversionen, darunter Day Tripper von den Beatles, It Ain’t Me Babe von Bob Dylan, As Tears Go By von den Rolling Stones und Flowers on the Wall von den Statler Brothers. Für die üppig orchestrierten Arrangements zeichnete Billy Strange verantwortlich, der in den Folgejahren immer wieder für Sinatra arbeitete und besonders in Kombination mit den eigenwilligen Hazlewood-Kompositionen zu Höchstleistungen auflief. Für Boots, Album und Single, konnte Sinatra in den USA je eine Goldene Schallplatte in Empfang nehmen.[3]
Noch im gleichen Jahr erschien das erfolgreiche Nachfolge-Album How Does That Grab You?, aus dem die Single How Does That Grab You, Darlin’? ausgekoppelt wurde. Auf der LP gab es erstmals ein Duett mit Hazlewood (Sand) sowie eine Coverversion von Chers Hit Bang Bang (My Baby Shot Me Down), das seinerzeit kaum Aufsehen erregte. Erst 2003, als der Regisseur Quentin Tarantino die Version von Sinatra für seinen Film Kill Bill – Volume 1 aussuchte, wurde der von Strange eigenwillig arrangierte Titel einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Noch 1966 hatte sie mit Friday’s Child, In Our Time und vor allen Dingen Sugar Town drei weitere Hits. Zum Jahresende erschien ein drittes, ebenfalls erfolgreiches Album namens Nancy In London, das einige Coverversionen erfolgreicher britischer Sängerinnen enthielt, darunter This Little Bird von Marianne Faithfull und Wishin’ and Hopin’ von Dusty Springfield, aber auch On Broadway von den Drifters.
Das Coverfoto ihres fünften Studioalbums Sugar (1967) wurde in Boston zensiert (Banned in Boston), da Sinatra darauf nur einen pinkfarbenen Bikini trug. Das Album enthält viele amerikanische Klassiker, darunter das erstmals 1922 erschienene My Buddy, das durch Eddy Duchin bekannt gemachte Let’s Fall in Love (1933), Irving Berlins What’ll I Do (1923) sowie Hard Hearted Hannah (The Vamp of Savannah) (1924) von Milton Ager und Jack Yellen.
1967 stand erstmals ein Duett von Sinatra und Hazlewood in den internationalen Charts: Summer Wine entwickelte sich zu einer der bekanntesten Aufnahmen der beiden. Ebenfalls 1967 entstand Somethin’ Stupid, ein Duett mit ihrem Vater. Für die beiden Sinatras war der Song ein großer Erfolg, der in Großbritannien und den USA die Chartspitze erklomm. Im gleichen Jahr wurde sie außerdem gebeten, für den Film James Bond 007 – Man lebt nur zweimal den Titelsong You Only Live Twice zu singen. Der Song entwickelte sich ebenfalls zum Welthit.
In den folgenden Monaten waren es dann vor allen Dingen die Duette mit Hazlewood, mit denen Sinatra große Erfolge verbuchen konnte. Das gemeinsame Album Nancy & Lee (1968) verkaufte sich hervorragend und erhielt gute Kritiken. Darauf enthalten sind Hits wie Jackson, Lady Bird sowie Some Velvet Morning, das kurz zuvor bereits auf Sinatras Album Movin’ With Nancy (1968) erschienen war. Der Song war insofern bemerkenswert, als er vom komplexen psychedelischen Pop der 60er Jahre beeinflusst war und einen schwer zu deutenden Text hatte. Andere Duette von Sinatra und Hazlewood tendieren eher in Richtung Beat- oder Country-Musik.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Sinatra bereits mehrfach als Schauspielerin versucht: Neben einigen unbedeutenden Fernsehrollen blieben vor allen Dingen die Kino-Erfolge Marriage on the Rocks (1965) mit ihrem Vater und Dean Martin und Speedway (1968) mit Elvis Presley in Erinnerung. Der als Horrorspezialist bekannte Roger Corman drehte mit ihr 1966 Die wilden Engel (1966) – ebenfalls ein Erfolg an den Kinokassen. Sinatra kommentierte den Film 2003 nach einer Wiederaufführung in Los Angeles: „Mit diesem Film begann meine hoffnungsvolle Filmkarriere und endete zugleich.“
Auch ihre Gesangskarriere hatte Ende 1968 ihren Zenit überschritten: Zwar konnte sie weiterhin regelmäßig mittlere Hits verbuchen (100 Years, Happy, Good Time Girl), allerdings wollte ihr zumindest in den USA kein größerer Erfolg mehr gelingen. Mit Drummer Man verabschiedete sich Sinatra 1969 auf Platz 98 aus den amerikanischen Single-Charts. Etwas mehr Glück hatte sie in Europa: Zusammen mit Dean Martin sang sie das Stück Things ein, das zum Beispiel in Norwegen ein großer Hit war (Platz 2).[4] 1970 spielten Vater und Tochter Sinatra zwei weitere Duette ein, Life Is a Trippy Thing und Feelin’ Kinda Sunday, von denen sich aber nur der zweite Titel in den Easy-Listening-Charts platzieren konnte. 1995 posierte sie im Alter von 54 Jahren nackt für die Mai-Ausgabe des Playboy.[5][6]
Sinatra war von 1960 bis 1965 mit dem Musiker Tommy Sands[7] und von 1970 bis zu dessen Tod 1985 mit dem Choreografen Hugh Lambert verheiratet.[8] Aus der Ehe mit Lambert stammen zwei Töchter.[8]
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[9][10] (Jahr, Titel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | |||
---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | UK | US | |||
1966 | Boots | DE16 (16 Wo.)DE |
— | UK12 (9 Wo.)UK |
US5 Gold (42 Wo.)US |
|
How Does That Grab You, Darlin’? | — | — | UK17 (3 Wo.)UK |
US41 (15 Wo.)US |
||
Nancy In London | — | — | — | US122 (7 Wo.)US |
||
1967 | Frankie Boy & Nancy Girl | DE31 (8 Wo.)DE |
— | — | — |
mit Frank Sinatra |
Sugar | — | — | — | US18 (24 Wo.)US |
||
Country, My Way | — | — | — | US43 (26 Wo.)US |
||
1968 | Movin’ With Nancy | — | — | — | US37 (32 Wo.)US |
Soundtrackalbum zum gleichnamigen TV Special |
Nancy & Lee | — | — | UK17 (13 Wo.)UK |
US13 Gold (44 Wo.)US |
mit Lee Hazlewood | |
1969 | Nancy | — | — | — | US91 (8 Wo.)US |
|
1972 | Did You Ever | — | — | UK31 (4 Wo.)UK |
— |
mit Lee Hazlewood |
grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar
Weitere Studioalben
- 1968: The Sinatra Family Wish You A Merry Christmas (mit Frank, Frank Jr. und Tina Sinatra)
- 1973: Woman
- 1981: Mel & Nancy (mit Mel Tillis)
- 2004: Nancy Sinatra
- 2004: Nancy & Lee 3 (mit Lee Hazlewood)
- 2013: Shifting Gears
Kompilationen
Jahr | Titel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[9] (Jahr, Titel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | |||
---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | UK | US | |||
1970 | Nancy’s Greatest Hits | — | — | UK39 (3 Wo.)UK |
US99 (7 Wo.)US |
|
2002 | Something Stupid | — | AT73 (2 Wo.)AT |
— | — | |
2006 | The Essential | — | — | UK73 (1 Wo.)UK |
— | |
2021 | Start Walkin’ 1965–1976 | DE82 (1 Wo.)DE |
AT54 (… Wo.)AT |
— | — |
Weitere Kompilationen
- 1971: This Is Nancy Sinatra
- 1986: The Hit Years
- 1989: Greatest Hits
- 1995: One More Time
- 1998: Sheet Music
- 1999: How Does It Feel?
- 2002: California Girl
- 2004: The Very Best of Nancy Sinatra
Singles
Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[9][10] (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | |||
---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | UK | US | |||
1965 | So Long Babe Boots |
— | — | — | US86 (4 Wo.)US |
|
1966 | These Boots Are Made for Walkin’ Boots |
DE1 Gold (20 Wo.)DE |
AT1 (12 Wo.)AT |
UK1 Silber (14 Wo.)UK |
US1 Gold (14 Wo.)US |
|
How Does That Grab You, Darlin’ How Does That Grab You, Darlin’ |
DE10 (8 Wo.)DE |
AT4 (4 Wo.)AT |
UK19 (8 Wo.)UK |
US7 (8 Wo.)US |
||
Friday’s Child Nancy In London |
DE37 (2 Wo.)DE |
— | — | US36 (5 Wo.)US |
||
In Our Time – |
— | — | — | US46 (6 Wo.)US |
||
Sugar Town Sugar |
— | — | UK8 (10 Wo.)UK |
US5 Gold (13 Wo.)US |
||
1967 | Summer Wine Nancy In London |
— | AT6 (8 Wo.)AT |
UK49 (9 Wo.)UK |
— |
mit Lee Hazlewood |
Somethin’ Stupid – |
DE4 (20 Wo.)DE |
AT6 (16 Wo.)AT |
UK1 (18 Wo.)UK |
US1 Gold (13 Wo.)US |
mit Frank Sinatra | |
Love Eyes – |
— | — | UK15 (8 Wo.)UK |
— | ||
You Only Live Twice Sugar |
— | — | UK44 (9 Wo.)UK |
— | ||
Jackson Country, My Way |
DE8 (20 Wo.)DE |
AT4 (8 Wo.)AT |
UK14 (9 Wo.)UK |
— |
mit Lee Hazlewood | |
You Only Live Twice / Jackson Sugar |
— | — | UK11 (19 Wo.)UK |
— |
mit Lee Hazlewood | |
Lightning’s Girl – |
— | — | — | US24 (7 Wo.)US |
||
Lady Bird – |
DE33 (4 Wo.)DE |
— | UK47 (1 Wo.)UK |
US20 (6 Wo.)US |
mit Lee Hazlewood | |
Tony Rome – |
— | — | — | US83 (3 Wo.)US |
||
1968 | Some Velvet Morning Movin’ With Nancy |
— | — | — | US26 (8 Wo.)US |
mit Lee Hazlewood |
100 Years – |
— | — | — | US69 (6 Wo.)US |
||
Happy – |
— | — | — | US74 (4 Wo.)US |
||
Good Time Girl – |
— | — | — | US65 (5 Wo.)US |
||
1969 | God Knows I Love You Nancy |
— | — | — | US97 (3 Wo.)US |
|
Here We Go Again Nancy |
— | — | — | US98 (2 Wo.)US |
||
Drummer Man – |
— | — | — | US98 (2 Wo.)US |
||
Highway Song – |
— | — | UK21 (10 Wo.)UK |
— | ||
1971 | Did You Ever Nancy & Lee Again |
— | — | UK2 (19 Wo.)UK |
— |
mit Lee Hazlewood |
2004 | Let Me Kiss You Nancy Sinatra |
— | — | UK46 (1 Wo.)UK |
— |
Gastbeiträge
Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[9] (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | |||
---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | UK | US | |||
2005 | Shot You Down Generation |
— | — | UK3 Silber (17 Wo.)UK |
— |
Audio Bullys feat. Nancy Sinatra |
Filmografie (Auswahl)
- 1965: … denn keiner ist ohne Schuld (The Oscar)
- 1966: Die wilden Engel (The Wild Angels)
- 1968: Speedway
- 2007: Die Sopranos (The Sopranos, Fernsehserie)
Weblinks
- Nancy Sinatra in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Website (engl.)
Einzelnachweise
- Nancy Sinatra, first wife of Frank Sinatra, dies at 101, auf cnn.com, vom 14. Juli 2018. Abgerufen am 14. Juli 2018.
- M&D-Chartarchiv. Musica e dischi, abgerufen am 20. Oktober 2015 (italienisch, kostenpflichtiger Abonnement-Zugang).
- Recording Industry Association of America
- Norwegian Charts
- B~OOTY-FUL: Nancy Sinatra. In: Weekly World News, S. 13. 14. Februar 1995, abgerufen am 24. März 2021.
- Michael Riedel: Nancy Sinatra poses in boots only to kick off a comeback. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The Baltimore Sun. 11. April 1995, archiviert vom Original am 31. Oktober 2015; abgerufen am 24. März 2021.
- Nancy Sinatra: 'It still hurts to hear his voice' (en). In: Telegraph.co.uk, 1. Mai 2015. Abgerufen am 28. April 2017.
- Dancer Hugh Lambert, 55, Husband of Nancy Sinatra. In: Chicago Tribune, United Press International, 22. August 1985. Abgerufen am 24. März 2021.
- Chartquellen: DE AT UK US
- Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK US
- Günter Ehnert: Hit Bilanz – Deutsche Chart Singles 1956–1980. 1. Auflage. Verlag populärer Musik-Literatur, Norderstedt 2000, ISBN 3-922542-24-7, S. 446.