Die wilden Engel

Die wilden Engel ist ein US-amerikanischer Rockerfilm von B-Movie-Regielegende Roger Corman aus dem Jahr 1966. Drei Jahre vor dem legendären Easy Rider spielte Peter Fonda erstmals einen Rocker.

Film
Titel Die wilden Engel
Originaltitel The Wild Angels
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1966
Länge 86 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Roger Corman
Drehbuch Charles B. Griffith
Produktion Roger Corman
Musik Mike Curb
Davie Allen and The Arrows (Songs)
Kamera Richard Moore
Schnitt Monte Hellman
Besetzung
Synchronisation

Handlung

Die Rocker Heavenly Blues und Loser sind dicke Freunde. Heavenly Blues, der Boss der Gang Angels, wird von seiner Freundin Mike begleitet. Das Motorrad von Loser, der mit Gaysh verheiratet ist, wurde gestohlen. Die Gang fährt nach Mecca in Kalifornien, um das Motorrad zurückzubekommen. Dabei geraten sie in Streit mit einer rivalisierenden mexikanischen Rockergang. Als die Polizei die Massenschlägerei beenden möchte, flieht Loser auf einem Polizeimotorrad. Die Polizei schießt auf Loser und verletzt ihn schwer, ein Polizist kommt bei dieser Verfolgungsjagd ums Leben. Loser wird in ein Krankenhaus überführt. Dort versuchen die Freunde, ihn zu befreien. Sie vergewaltigen eine Krankenschwester und entführen Loser aus dem Krankenhaus. Auf der weiteren Flucht stirbt Loser, und die Gang organisiert eine Trauerfeier. Der Pfarrer wird dabei von den Rockern provoziert und gefesselt. Die Totenfeier entwickelt sich zu einer Sex- und Drogenorgie. Als die Polizei die Beerdigung auf dem Friedhofsgelände beendet, fliehen die Freunde. Nur Heavenly Blues bleibt zurück und ergibt sich seinem Schicksal.

Hintergrund

  • Die Idee zum Film kam, als Roger Corman im Januar 1966 im Life-Magazin ein Foto über eine Beerdigung eines Mitglieds der Hells Angels gesehen hatte. Corman wandte sich an American International Pictures (AIP) und der Film erhielt den Arbeitstitel „All the Fallen Angels“. Jack Nicholson, ein Freund von Corman, fand den Arbeitstitel nicht passend für den Film und empfahl den Titel The Wild Angels.[1][2]
  • Charles B. Griffith wurde von Corman beauftragt, ein Drehbuch zu schreiben. Griffith begab sich auf die Recherche und besuchte u. a. in South Los Angeles einige Bars, die von der Rockerszene betrieben wurden. In einer dieser Lokalitäten lernte er den Hells-Angels-Chapter-Leader von Venice Beach kennen. Die Mitglieder der Hells Angels waren von dem Film angetan. Für die Unterstützung baten die Mitglieder jedoch um eine finanzielle Entschädigung. Laut Corman bekam jeder Rocker täglich 35 US-Dollar sowie zusätzlich 20 US-Dollar pro Tag für das Motorrad und 15 US-Dollar pro Tag für ihre Frau. Insbesondere die Rockerfrauen verhalfen Corman und Griffith zu wichtigen Informationen über die Rockerszene, die in den Film übernommen wurden. So soll beispielsweise die Entführung eines Rockermitglieds aus dem Krankenhaus tatsächlich stattgefunden haben. Die Mitglieder übernahmen die Komparsenrollen der Angels-Rocker.[1][2]
  • Für die geplante Hauptrolle des „Jack Black“ war eigentlich George Chakiris vorgesehen, der aber kein Motorrad fahren konnte. Corman wollte allerdings auch kein Double engagieren oder eine Rückprojektion einsetzen. Er bot die Hauptrolle dann Peter Fonda an, der ursprünglich die Rolle des „Loser“ spielen sollte. Die Hauptrolle wollte Fonda jedoch nur übernehmen, wenn seine Rolle „Heavenly Blues“ hieße, der Name einer himmelblau-purpurnen Trichterwinde, deren Samen psychomimetische und halluzinogene Wirkstoffe enthalten, die laut Fonda „einen fantastischen Tripp“ versprechen. Bruce Dern, der wohl für eine andere Nebenrolle vorgesehen war, übernahm dann die Rolle des „Loser“.[2]
  • Der Film hatte ein Budget von rund 360.000 US-Dollar, was für damalige Verhältnisse bereits ein Low-Budget-Film war, und wurde im März 1966 innerhalb von drei Wochen abgedreht. Der Filmeditor Monte Hellman brauchte sechs Wochen für den Schnitt.[2]
  • Der Film wurde in Südkalifornien gedreht. Die Anfangssequenz wurde in den Kanälen von Venice, einem Stadtteil von Los Angeles, gedreht. Der Schlussakt wurde in Idyllwild (Außenaufnahmen) und in der The Little Country Church of Hollywood in Los Angeles (Innenaufnahmen in der Kirche) gedreht. Das Friedhofsgelände war ein Set bei Idyllwild und fand nicht auf dem echten Friedhof statt.[2]
  • Keine einzige Szene wurde im Studio gedreht, sämtliche Innenaufnahmen wurden in echten Gebäuden aufgenommen.[2]
  • Peter Bogdanovich assistierte bei Drehbuch, Kamera und Schnitt, außerdem übernahm er eine Statistenrolle.[2]
  • Schauspielerin Gayle Hunnicutt, die die Nebenrolle „Suzie“ verkörperte, war zu der Zeit die Freundin von Corman. Ihr wurde auf der rechten Wange eine Narbe geschminkt, da Corman sie zu schön fand.[2]
  • Am 20. Juli 1966 feierte der Film in den USA seine Uraufführung. In Deutschland kam der Film am 28. April 1967 erstmals in die Kinos.
  • Für die deutsche Kinofassung wurden einige Szenen gekürzt bzw. weggelassen. Die Originalfassung wurde nie vollständig deutsch synchronisiert. Die in Deutschland erhältlichen DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichungen enthalten die Originalfassung, die unsynchronisierten Szenen sind mit einem Untertitel versehen. Auf der Blu-Ray-Veröffentlichung, welche 2018 erschien, ist zudem die deutsche Kinofassung als Extra vorhanden.
  • Bis in die 1970er Jahre spielte der Film etwa 15–20 Millionen US-Dollar ein – davon etwa 5 Millionen US-Dollar im ersten Jahr – und war damit der erfolgreichste Low-Budget-Independent-Film. Erst Easy Rider, mit etwa dem gleichen niedrigen Budget, konnte in den Jahren danach den finanziellen Erfolg mit rund 50 Millionen US-Dollar Einnahmen übertrumpfen.[2]
  • Die Hells Angels hatten gegen Roger Corman eine Klage wegen Verleumdung in Höhe von etwa vier Millionen US-Dollar eingereicht, weil er ihr Ansehen verunglimpft habe. Ihre Klage wurde abgewiesen.[2]

Synchronisation

Rolle Schauspieler Synchronsprecher[3]
Heavenly Blues Peter Fonda Jürgen Thormann
Mike Nancy Sinatra Ilse Pagé
Joseph „Loser“ Kerns Bruce Dern Randolf Kronberg
Gyash Diane Ladd Beate Hasenau
Dear John Buck Taylor Claus Jurichs
Medic („der Quacksalber“) Norman Alden Michael Chevalier
Pigmy Michael J. Pollard
Frankenstein Marc Cavell Gerd Martienzen
Joint Lou Procopio Christian Brückner
Suzie Gayle Hunnicutt
Bestatter Thomas Art Baker Klaus Miedel
Pfarrer Frank Maxwell Paul Edwin Roth

Kritiken

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes
Kritiker [4]
Publikum [4]
IMDb [5]

Der Film erhielt gemischte Kritiken und erreichte bei Rotten Tomatoes eine Bewertung von 63 %, basierend auf 19 Kritiken sowie 46 % vom Publikum bei rund 1.800 Stimmen.[4] Bei IMDb erhielt der Film 5,7 von möglichen 10 Sternen bei rund 2.400 abgegebenen Stimmen.[5] (Stand: 18. Oktober 2019)

„Der realistisch angelegte Film ist psychologisch ungenügend motiviert. Er behandelt das Generationsproblem nur oberflächlich und erschöpft sich weitgehend in der Darstellung der Raufereien und orgiastischen Parties der Jugendlichen. Doch trotz seiner spekulativen Elemente vermittelt der Film, in Erzählhaltung und Inszenierung, ein wenig vom Lebensgefühl der aufbegehrenden Jugend in den 60er Jahren.“

„Der Versuch, die Probleme kalifornischer Beatniks darzustellen, bleibt bei der vordergründigen Darstellung von Schlägereien und Orgien auf der Strecke. Ein grobschlächtig-farbiges Unternehmen, das wegen seiner primitiven Spekulation keine Empfehlung verdient.“

Auszeichnungen

Literatur

  • Robert Zion: Roger Corman. Die Rebellion des Unmittelbaren. 320 S., Norderstedt 2018, ISBN 978-3-7481-0101-7. S. 219–228.

Einzelnachweise

  1. Jeff Stafford: The Wild Angels. In: Turner Classic Movies. Abgerufen am 18. Oktober 2019 (englisch).
  2. Mike Siegel. Audiokommentar in Die Wilden Engel [DVD + Blu-Ray]. Koch Media GmbH. 2018.
  3. Die wilden Engel in der Deutschen Synchronkartei, abgerufen am 18. Oktober 2019.
  4. Die wilden Engel bei Rotten Tomatoes (englisch), abgerufen am 18. Oktober 2019
  5. Die wilden Engel in der Internet Movie Database (englisch), abgerufen am 18. Oktober 2019
  6. Die wilden Engel. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 19. September 2016. 
  7. Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 181/1967.
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