Mirriah
Mirriah (amtliche Schreibweise; auch Miria, Miriah, Mirria und Myrriah) ist eine Stadtgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Mirriah in Niger.
Stadtgemeinde Mirriah | |||
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Koordinaten | 13° 42′ N, 9° 9′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Niger | ||
Zinder | |||
Departement | Mirriah | ||
Einwohner | 58.878 (2010) |
Geographie
Mirriah liegt in der Sahelzone, rund 20 Kilometer von der Regionalhauptstadt Zinder entfernt. Die Nachbargemeinden Mirriahs sind Gaffati im Nordwesten, Zermou im Nordosten, Hamdara im Osten, Wacha im Südosten, Gouna im Südwesten und Kolléram im Westen. Das Gemeindegebiet ist in 44 traditionelle Dörfer, 37 administrative Dörfer, 17 Weiler und neun Lager gegliedert.[1] Rund um Mirriah befinden sich Gärten mit Affenbrotbäumen, Mangobäumen und Gemüsebeeten.[2] Die Forêt classée d’Ilbaram ist ein 56 Hektar großes unter Naturschutz stehendes Waldgebiet im Gemeindegebiet von Mirriah. Die Unterschutzstellung erfolgte 1956.[3]
Geschichte
Der Name der Stadt stammt aus der Sprache Hausa und bedeutet „Stimme“.[4]
Mirriah wurde im Jahr 1774 Sitz eines unabhängigen Sossébaki-Staats unter dem Herrscher Bazaza. Die Hausa-Dynastie der Sossébaki führte ihre mehrere Jahrhunderte alte Herrschaft auf einen Prinzen aus Bornu zurück. Bazaza starb 1784 im Kampf gegen seinen Onkel. Anschließend übernahm Bazazas Bruder Ibel bis 1817 die Macht in Mirriah, das unter seiner Regentschaft die große Nachbarstadt Zinder in den Schatten stellte. Sein Sohn und Nachfolger Mohamed Kosso wurde jedoch 1821 von Sultan Sélimane dan Tintouma von Zinder besiegt und ins Exil nach Sokoto vertrieben. Der Sultan ernannte May Nassara, einen anderen Sohn Ibels, zum Herrscher von Mirriah. Mohamed Kosso gelang es noch einmal für wenige Monate zurückzukehren, musste sich aber schließlich endgültig seinem Bruder geschlagen geben, der als Vasall des Sultans bis 1837 in Mirriah regierte.
Unter Djibril dan Lafia, der seit 1897 an der Macht war, wurde Mirriah als Kanton der französischen Provinz Zinder zugeordnet.[5] Als die Franzosen die Kontrolle über den großen Markt in der Stadt übernahmen und nunmehr für die Einhebung der Steuern verantwortlich waren, sank die Anzahl der Händler von über 2000 auf 400.[6] Die Sossébaki-Herrscher amtieren seit der französischen Kolonialzeit als Kantonschefs und traditionelle Ortsvorsteher (chefs traditionnelles) von Mirriah. Der 18. Herrscher von Mirriah seit Bazaza, der frühere Parlamentspräsident Moutari Moussa, wurde im Jahr 2008 gewählt.[4]
Zusätzlich zu seiner Rolle als traditioneller Herrschaftssitz gewann Mirriah in der unabhängigen Republik Niger Bedeutung als regionaler Verwaltungssitz. Die Hauptstadt des Arrondissements Zinder wurde 1966 nach Mirriah verlegt und das Arrondissement zugleich in Mirriah umbenannt.[7] Aus dem Arrondissement Mirriah ging 1998 das Departement Mirriah hervor. Mirriah erhielt bereits 1988 zugleich mit neun weiteren nigrischen Orten den Status einer eigenständigen Gemeinde. Bis dahin hatte es landesweit zwölf Gemeinden gegeben.[8] Ungewöhnlich starke Regenfälle führten im August und September 1988 zu Überschwemmungen in weiten Teilen des Landes. In Mirriah, Magaria und Zinder wurde am 23. und 24. August 1988 eine Niederschlagshöhe von über 100 mm verzeichnet. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört. In Mirriah wurden 1800 Menschen obdachlos.[9]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 1977 hatte Mirriah 8420 Einwohner, bei der Volkszählung 1988 13.225 Einwohner und bei der Volkszählung 2001 18.783 Einwohner.[10] Für das Jahr 2010 wurden, nach einer Vergrößerung des Gemeindegebiets, 58.878 Einwohner berechnet.[11] In Mirriah leben Angehörige der auf Ackerbau spezialisierten Hausa-Untergruppe Sossébaki sowie der Hausa-Untergruppe Magouzawa, die Ackerbau, Agropastoralismus und Fernweidewirtschaft betreiben, außerdem Angehörige der vor allem Fernweidewirtschaft praktizierenden Fulbe-Untergruppe Bornanko’en und Tuareg-Untergruppen Kanimatane und Ichiriffen.[12]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In der Ortsmitte, westlich des Sultansgehöftes, liegt die Freitagsmoschee von Mirriah, eine Hof-Moschee im kargen, mittelnigrischen Stil. Ihr Baujahr ist nicht bekannt. Das dazugehörige acht Meter hohe Minarett wird auf 1750 datiert und ist noch originärer Bestandteil des alten Lehmbaus. Es zeigt allerdings erhebliche Verfallserscheinungen an der Treppe. Der Gebetsraumkomplex wurde in den 1980er Jahren mittels Zementbausteinen und Wellblechdach modernisiert. Türen und Fensterläden sind aus Metall. Der Mihrāb-Vorbau ist quaderförmig, der Minbar zweistufig. Die Gesamtanlage erstreckt sich über 265 Quadratmeter, wobei knapp 200 Quadratmeter allein auf den inneren Betraum entfallen. Im Hof steht ein ausladender Niembaum.[13]
Wirtschaft und Infrastruktur
Auf Grund des tonreichen Bodens ist Mirriah ein Zentrum für Töpferwaren, die von Männern und Frauen hergestellt werden. Jeden Sonntag ist Markttag.[2] Mirriah ist der Sitz eines Tribunal d’Instance, eines der landesweit 30 Zivilgerichte, die unterhalb der zehn Zivilgerichte der ersten Instanz (Tribunal de Grande Instance) stehen.[14] Die Stadt liegt an der Nationalstraße 1, die Ayérou im Westen mit N’Guigmi im Osten des Landes verbindet.
Persönlichkeiten
- Moutari Moussa (* 1948), Politiker
Literatur
- Z. Adamou: Dynamique de l’occupation de l’espace agraire dans un paysage sahélien: cas du Kwari de Falki (commune de Mirriah). Mémoire de maîtrise. Université Abdou Moumouni, Niamey 1996.
- Mahaman Aminou Magagi: Accessibilité des programmes nutritionnels au Niger. Cas de la commune de Mirriah. Mémoire. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2014.
- Saley Maman: Contribution à l’étude de l’histoire des Hausa: les Etats tsotsebaki des origines au XIXe siècle. Dissertation. Universite Libre de Bruxelles, Brüssel 1994.
- Margaret Overholt Saunders: Marriage and Divorce in a Muslim Hausa Town: Mirria, Niger. Dissertation. Indiana University, 1978.
Weblinks
Einzelnachweise
- Répertoire National des Communes (RENACOM) (Memento des Originals vom 9. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Website des Institut National de la Statistique, abgerufen am 22. Jänner 2011.
- Jolijn Geels: Niger. Bradt, Chalfont St Peter 2006, ISBN 1-84162-152-8, S. 223.
- Données disponibles pour chaque forêt classée (Memento vom 29. Juli 2012 im Webarchiv archive.today). Website der Direction de l’Environnement, Ministère de l’Hydraulique, de l’Environnement et de la Lutte Contre la Désertification, abgerufen am 25. Februar 2012.
- Siradji Sanda: Mirriah: au pays des Tsotsébaki, l’histoire se conjugue au présent. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Niger Diaspora. 23. Dezember 2011, ehemals im Original; abgerufen am 20. August 2013. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 132–133.
- Hassane Gandah Nabi: Commerçants et entrepreneurs du Niger (1922–2006). L’Harmattan, Paris 2013, ISBN 978-2-336-29136-9, S. 39.
- Frédéric Giraut: Retour du refoulé et effet chef-lieu. Analyse d’une refonte politico-administrative virtuelle au Niger. PRODIG, Paris 1999, ISBN 2-901560-38-5, S. 35 (PDF-Datei [abgerufen am 17. August 2013]).
- Historique de la décentralisation au Niger (Memento des Originals vom 18. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 93 kB). Website des Programme nigéro-allemand de lutte contre la pauvreté dans les zones de Tillabéri et Tahoua-Nord, veröffentlicht im Mai 2008, abgerufen am 21. Januar 2012.
- Niger Floods. In: OFDA Annual Report FY 1988. Office of U.S. Foreign Disaster Assistance / Agency for International Development, Washington, D.C. 1989, S. 85.
- World Gazetteer: (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Mirriah) , abgerufen am 7. Jänner 2010.
- Institut national de la statistique (Hrsg.): Annuaire statistique des cinquante ans d’indépendence du Niger. Niamey 2010 (Online-Version; PDF; 3,1 MB), S. 57.
- Ministère de l’élevage et des industries animales / République du Niger (Hrsg.): La mobilité pastorale dans la Région de Zinder. Stratégies et dynamisme des sociétés pastorales. Niamey 2009 (Online-Version (Memento des Originals vom 13. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; PDF; 11,3 MB), S. 30 und 32–33.
- Dorothee Gruner: Die Lehmmoschee am Niger. Dokumentation eines traditionellen Bautyps. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1990, S. 354 und 360.
- Bachir Talfi: Note sur l’organisation judiciaire. Website des nigrischen Justizministeriums, abgerufen am 24. September 2012.