Menck & Hambrock
Menck & Hambrock (oft verkürzt zu Menck) war ein deutsches Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Hamburg-Altona, das insbesondere Bagger herstellte.
Menck & Hambrock GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1868 |
Auflösung | 1978 |
Auflösungsgrund | Konkurs |
Sitz | Hamburg-Altona, Deutschland |
Mitarbeiterzahl | 2100 (1963)[1] |
Branche | Maschinenbau |
Geschichte
1868 bis zum Ersten Weltkrieg
Die Firma wurde am 1. Februar 1868 durch Johannes Adolf Menck und Diedrich Alexander Hambrock im damaligen Dorf Ottensen als Metallgießerei und Kesselschmiede gegründet.[2] In den darauffolgenden Jahren widmete sich das Unternehmen der Fertigung von Dampfmaschinen, Lokomobilen, Dampfkesseln und Freifalldampframmen. Ab 1891 wurden auch hand- und dampfbetriebene Kräne produziert. Nach mehrjährigen Versuchen entwickelten die Ingenieure bis zur Jahrhundertwende einfache schienengebundene Greifer- sowie Löffelbagger mit Dampf- und Elektroantrieb. Die damals neuartigen Maschinen gingen anschließend in Serienfertigung und wurden von zahlreichen Kunden gekauft. Dieser Verkaufserfolg führte dazu, dass Menck & Hambrock bis 1914 zum größten Baggerhersteller in Deutschland aufstieg und auch international bekannt wurde.[3]
Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden weiter nahezu ausschließlich schienengebundene Bagger produziert. Menck & Hambrock besaß eine Sondergenehmigung der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahngemeinschaft, Großbagger mit Dampfbetrieb, die fest auf einem Flachwagen montiert waren, als Eisenbahnfahrzeuge zu befördern. Von der nächstgelegenen Bahnstrecke wurde in jedem Einzelfall ein provisorisches Gleis zur Einsatzstelle gelegt.[4] Erst mit der Entwicklung des so genannten Raupenbandfahrwerkes durch die Ingenieure von Menck & Hambrock konnten sich die Bagger gleisunabhängig im Gelände bewegen. 1922 startete die Produktion der ersten Raupenbagger-Modelle II, III, IV, V, VI und VII.[5] Speziell für den Einsatz in Steinbrüchen kamen 1926 die Modelle Mb, Mc, Md, Me und Mf zum Verkaufsprogramm hinzu.
1932 vollzog das Unternehmen einen weiteren Entwicklungsschritt und brachte die Universalbagger Mo, Ma, Mb, Mc, Me und Mf auf den Markt. Eine wesentliche Neuerung stellte die ausschließliche Ausstattung mit Dieselmotoren dar. Diese Bagger waren dadurch leistungsfähiger sowie leichter zu bedienen und kamen in der Folge weltweit zum Einsatz. Sie schaufelten Salpeter in Chile, Asbest in russischen Gruben, sie hoben in Schweden Kanäle aus und bewegten Felsbrocken in Steinbrüchen auf den Kanaren. Beim Bau von Reichsautobahnen kamen sie ebenso zum Einsatz wie beim Wiederaufbau des vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Deutschland.
Zeit des Nationalsozialismus
Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten arbeitete Menck & Hambrock zunehmend für die Wehrmacht. So wurden ab 1935 Haubitzen und ab 1939 zudem Bomben und Baumaschinen für den Kriegsdienst gebaut.[6] Hugo Cordes entwickelte 1939 die weltweit erste Schürfraupe mit der Typenbezeichnung SR39. Insgesamt 8 Maschinen von diesem Typ wurden an die Pioniertruppen der Wehrmacht ausgeliefert. 1943 folgte die SR43 als Weiterentwicklung des Vorgängermodells. Von diesem Typ wurden 30 Maschinen durch das Stahlbau-Unternehmen Benteler produziert (daher auch die Bezeichnung Benteler-Menck-Schürfraupe).[7] In Kooperation mit Hanomag konstruierte Menck & Hambrock 1933 die erste deutsche Planierraupe mit der Bezeichnung K 50.[8]
Durch diese Aufträge konnte das Unternehmen den Umsatz von 3,2 Mio. Mark im Jahre 1932 binnen 10 Jahre auf 20,6 Mio. Mark steigern. In Hamburg wurden mit Beginn des Krieges nur noch Rüstungsgüter hergestellt. Die Baggerfertigung lagerte man überwiegend in die Tschechoslowakei zu Škoda und ČKD aus. 1942 arbeiteten rund 2000 Beschäftigte bei Menck & Hambrock in Hamburg. Etwa 400 davon waren Fremd- oder Zwangsarbeiter. Sie waren in einem eigenen Lager auf dem Firmengelände untergebracht.[6]
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Menck & Hambrock den Bau der dringend benötigten Bagger fort, zunächst mit der oben genannten Serie, ab 1948 dann mit völligen Neukonstruktionen wie M152, M75, M60, M250 und M90. Ein weiteres Standbein des Unternehmens in der Nachkriegszeit waren Leichtkräne wie der LK46, der kleinste je von Menck gebaute Maschinentyp, und der LK50.[9]
Auch die Produktion von Schürfraupen wurden nach dem Krieg wieder aufgenommen. Unter der Anleitung von Hugo Cordes und Günter Kühn entstanden zunächst ab 1953 jährlich 24 Maschinen vom Typ SR53. Später entwickelte das Hamburger Unternehmen noch leistungsfähigere Maschinen, wie etwa die Typen SR65 und SR85. Insgesamt wurden bis zum Konkurs von Menck & Hambrock rund 350 Schürfraupen in Hamburg gebaut. Darüber hinaus erfolgte die Fertigung von Schürfraupen auf Grundlage von Lizenzvereinbarungen in Japan und der Schweiz, bis sie durch Eigenentwicklungen der jeweiligen Unternehmen ersetzt wurden.[7]
Niedergang ab den 1960er Jahren
Menck zählte über Jahrzehnte zu Europas bedeutendsten Baggerherstellern. Die Langlebigkeit der Menck-Maschinen zeigt sich durch eine hohe Zahl der immer noch in Betrieb stehenden Geräte der 1950er bis 1970er Jahre. Seit den frühen 1960er Jahren zeichnete sich bei Baggern jedoch ein grundlegender Technologiewechsel ab, weg von den traditionellen Seilgeräten hin zu den bei vielen Einsätzen weit leistungsfähigeren und genauer steuerbaren Hydraulikbaggern.
Die Firma erkannte den Umbruch nicht rechtzeitig und hielt zu lange an den herkömmlichen Seilgeräten fest, während innovativere Hersteller, insbesondere Orenstein & Koppel, Liebherr, Poclain, Demag und Atlas der Hydraulik konsequent zum Durchbruch verhalfen. In der Folge verlor Menck Marktanteile und geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
1966 wurde Menck deshalb durch den US-Konzern Koehring übernommen, der das Menck-Programm durch seine damals bereits technisch überholten amerikanischen Hydraulikbagger erweiterte. Diese Geräte waren gegen zeitgenössische europäische Hydraulikbagger jedoch nicht wettbewerbsfähig. Eigene Menck-Hydraulikbagger nach fortschrittlichen europäischen Konstruktionsprinzipien wurden später zwar entwickelt und angeboten. Das aber kam zu spät, der Markt war inzwischen an andere Hersteller verloren, das traditionsreiche Unternehmen musste 1978 Insolvenz anmelden. Einige Menck-Entwicklungen wurden indes von anderen Konzernen (z. B. Liebherr) übernommen, insbesondere die letzte Generation von modernen Menck-Seilbaggern mit damals innovativer hydraulischer Kraftübertragung und Steuerung bildete den Grundstein für die späteren Liebherr-Seilmaschinen.
Der Bereich Rammen wurde nach 1978 weitergeführt und firmiert heute als Menck GmbH.[10]
Ein ursprünglich in der Fabrik in Hamburg-Altona genutzter 15 Tonnen schwerer Lastkran ist seit 1979 das Wahrzeichen der Kultureinrichtung Fabrik (Hamburg).
Siehe auch
Literatur
- Leo Helmschrott: Menck Seilbagger Album, Podszun-Verlag, 2010.
- Georg Loehr: Menck-Baumaschinen-Prospekte 1960–1990, Podszun-Verlag, 2000.
- Heinz-Herbert Cohrs: Baumaschinen-Geschichte(n), Menck-Album, Giesel-Verlag, 2001.
Weblinks
- Menck & Hambrock-Archiv (Memento vom 5. August 2018 im Internet Archive)
- Weiterführende Informationen über das Unternehmen und die Produkte (Memento vom 2. Februar 2001 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Informationen zu Menck & Hambrock von Albert Gieseler, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Leo Helmschrott: Menck Seilbagger. Podszun-Verlag, 2010, ISBN 978-3-86133-559-7, Seite 7.
- Heinz-Herbert Cohrs: Berühmte Baumaschinen. Podszun-Verlag, 1999, ISBN 3-86133-221-3, Seite 96.
- Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 29. Juli 1911, Nr. 38. Bekanntmachung Nr. 477, S. 284.
- Leo Helmschrott: Menck Seilbagger. Podszun-Verlag, 2010, ISBN 978-3-86133-559-7, Seite 8.
- Gerd Krämer: Der betriebliche Entnazifizierungsausschuß der Firma Menck & Hambrock in Hamburg-Ottensen. Erschienen in: Demokratische Geschichte 6, 1991, Seite 153–187.
- Max Scholz: Jahrbuch Baumaschinen 2019. Podszun-Verlag, 2018, ISBN 978-3-86133-894-9, Seite 105 ff.
- Heinz-Herbert Cohrs: Berühmte Baumaschinen. Podszun-Verlag, 1999, ISBN 3-86133-221-3, Seite 57.
- LK 46/50. Abgerufen am 20. April 2019.
- HISTORY. Abgerufen am 20. April 2019.