Mein Nachbar Totoro
Mein Nachbar Totoro (jap. となりのトトロ, Tonari no Totoro) ist ein japanischer Anime-Film aus dem Jahr 1988. Er entstand unter der Regie von Hayao Miyazaki, der auch das Drehbuch schrieb, und wurde von Studio Ghibli produziert.
Anime-Film | |
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Titel | Mein Nachbar Totoro |
Originaltitel | となりのトトロ |
Transkription | Tonari no Totoro |
Produktionsland | Japan |
Originalsprache | Japanisch |
Erscheinungsjahr | 1988 |
Produktions- unternehmen |
Studio Ghibli |
Länge | 86 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 0 |
Stab | |
Regie | Hayao Miyazaki |
Drehbuch | Hayao Miyazaki |
Produktion | Toru Hara |
Musik | Joe Hisaishi |
Kamera | Takeshi Seyama |
→ Synchronisation |
Handlung
Tatsuo Kusakabe, ein Archäologie-Professor an einer Tokioter Universität, zieht 1958 mit seinen beiden Töchtern, Satsuki und Mei, aufs Land nach Matsuo, um in der Nähe seiner Frau Yasuko sein zu können, die sich im Shichikokuyama-Krankenhaus von einer schweren Krankheit erholt. Bei ihrer Ankunft erkunden die beiden Mädchen das alte Haus und entdecken Rußmännchen, die in unbewohnten Häusern leben. Die Großmutter – eine alte Frau von der Nachbarfarm – erklärt ihnen, dass die Rußmännchen friedliche Geister seien, die das Haus bald verlassen würden, da es wieder bewohnt ist. Satsuki lernt dabei den gleichaltrigen Kanta, den Enkel der Großmutter, kennen.
Nachdem sich die drei in dem Haus eingewöhnt haben, begegnet Mei beim Spielen im Wald Totoro, einem Waldgeist. Mei mag das riesige Wesen auf Anhieb und will es ihrer Familie zeigen, doch der Weg dorthin ist verschwunden.
Als Satsuki in der Schule ist, taucht die Großmutter mit Mei auf, da Mei sie unbedingt sehen wollte. Mei darf den Rest des Unterrichts in Satsukis Klasse verbringen. Auf dem Heimweg fängt es an, stark zu regnen. Während sich die beiden Mädchen am Wegesrand unterstellen, kommt Kanta vorbei, gibt ihnen seinen Regenschirm und rennt davon. Am Abend wollen die Mädchen ihren Vater an der Bushaltestelle abholen. Während sie dort warten, taucht Totoro auf und stellt sich ebenfalls wartend neben sie. Satsuki leiht ihm einen Regenschirm, wofür sich Totoro mit einem Bündel Nüssen bedankt, bevor er in eine zwölfbeinige Katzenbus (Nekobasu) einsteigt und davonfährt. Die Nüsse pflanzen die Mädchen im Garten ein, damit dort Bäume wachsen. Eines Nachts taucht Totoro auf und lässt aus den Nüssen einen gigantischen Baum entstehen. Anschließend fliegt er mit den Mädchen quer durch das Tal. Am nächsten Morgen ist der gigantische Baum verschwunden, doch aus den Nüssen sind Sprösslinge entstanden.
Wenig später erreicht die Familie ein Telegramm, worin steht, dass die Mutter das Krankenhaus doch nicht wie geplant verlassen kann. Mei ist am Boden zerstört, und Satsuki wird melancholisch. Weinend fällt sie in die Arme der Großmutter, da sie Angst hat, ihre Mutter würde sterben. Mei, die alles mithört und sich kurz zuvor mit ihrer Schwester deswegen schwer gestritten hat, will ihrer Mutter einen Maiskolben bringen. Die Großmutter hatte ihr vorher erzählt, dass jeder, der von ihrem Gemüse esse, schnell gesund werde. Mei macht sich alleine auf in das kilometerweit entfernte Shichikokuyama-Krankenhaus und verläuft sich. Als ihr Verschwinden bemerkt wird, suchen alle Nachbarn nach ihr.
Satsuki bittet Totoro um Hilfe, der sofort den Katzenbus ruft. Diese findet die völlig verstörte Mei schließlich. Der Katzenbus ist gerührt und bringt die Mädchen zum Krankenhaus. Von einem Baum aus beobachten sie, wie ihr Vater bereits mit der Mutter redet, die bald entlassen werden kann. Er findet den Maiskolben, auf dem „Für Mama“ geschrieben steht. Am Ende bringt der Katzenbus die beiden Mädchen zurück nach Hause, wo die Nachbarn glücklich sind, dass Mei wohlauf ist.
Totoro
Ein Totoro ist ein freundliches Wesen, das nur von Kindern gesehen wird und nicht sprechen, wohl aber alles verstehen kann. Im Film kommen mehrere dieser Wesen vor. Ein kleiner weißer Totoro, der sich für kurze Zeit unsichtbar machen kann, und ein etwas größerer blauer Totoro sammeln Eicheln, als sie das erste Mal von Mei entdeckt werden. Mei verfolgt die beiden und findet den großen Totoro, der aussieht wie eine Mischung aus einer Eule und einer Katze und der gerade ein Mittagsschläfchen hält. Als Natur- und Waldgeister verfügen Totoros über besondere Fähigkeiten. Sie können beispielsweise durch ein Ritual Bäume wachsen lassen oder auf einem Kreisel balancierend fliegen. Ein weiteres Wesen von Bedeutung ist der zwölfbeinige Katzenbus, eine lebendige Mischung aus Bus und Katze, der seine Passagiere an jeden beliebigen Ort bringen kann.
Filmmusik
Der Komponist der Filmmusik ist Joe Hisaishi. Die folgende Auflistung bezieht sich auf den 2012 bei Wasabi Records erschienenen Soundtrack.[2]
- Hey Let’s Go (Sanpo) Opening Theme
- The Village In May (Gogatsu No Mura)
- A Haunted House! (Obake Yashiki!)
- Mei and the Dust Bunnies (Mei To Susuwatari)
- Evening Wind (Yûgure No Kaze)
- Not Afraid (Kowakunai)
- Let’s Go to the Hospital (Omimai Ni Ikô)
- Mother (Okasan)
- A Little Monster (Chiisana Obake)
- Totoro
- A Huge Tree In the Tsukamori Forest (Tsukamori No Taiju)
- A Lost Child (Maigo)
- The Path of the Wind (Kaze No Torimichi)
- A Soaking Wet Monster (Zubunure Obake)
- Moonlight Flight (Tsukiyo No Hikô)
- Mei Is Missing (Mei Ga Inai)
- Cat Bus (Nekobasu)
- I’m So Glad (Yokattane)
- My Neighbour Totoro (Tonari No Totoro) Ending Theme
- Hey Let’s Go – With Chorus (Sampo – Gasshô Tsuki)
Synchronisation
In der deutschen Fassung wird Satsuki durchgängig Saki genannt. Eine weitere Abweichung betrifft den Kinderschutzgott Jizō: Bei einem kurzen Bittgebet wird dieser zu Jesu.[3]
Die Dialogregie übernahm Inez Günther.[4]
Rolle | Japanischer Sprecher (Seiyū) | Deutscher Sprecher |
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Satsuki (Saki) | Noriko Hidaka | Maresa Sedlmeir |
Mei | Chika Sakamoto | Paulina Rümmelein |
Totoro | Hitoshi Takagi | Gerhard Jilka |
Vater | Shigesato Itoi | Philipp Brammer |
Mutter | Sumi Shimamoto | Christine Stichler |
Großmutter | Tanie Kitabayashi | Monika John |
Kanta | Toshiyuki Amagasa | Moritz Günther |
Lehrerin | Machiko Washio | Inez Günther |
Ryoko | Yuuko Mizutani | Ulrike Jenni |
Veröffentlichung
Tonari no Totoro wurde von den Produzenten als großes finanzielles Risiko gesehen und deshalb zunächst ab 16. April 1988 nur in Doppelvorstellungen mit dem zeitgleich entstandenen Anime Die letzten Glühwürmchen gezeigt. Letztlich erwies sich der Film aber als sehr erfolgreich und die Silhouette Totoros wurde zum Markenzeichen des Studio Ghibli.
Der Film wurde am 4. Mai 2007 erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Bei Universum Anime erschien der Film als deutschsprachige DVD am 17. September als limitierte Collector’s Edition, am 15. Oktober 2007 als normale Fassung sowie am 22. März 2013 auf Blu-ray.[5]
Seit dem Anstieg des Bekanntheits- und Popularitätsgrades des Films in Japan gibt es auch zahlreiche Fanartikel (Merchandise) zu Totoro, unter anderem auch mechanische Spieluhren mit Melodien (überwiegend das opening- und ending-Theme), die im Film vorkommen.
Rezeption
Akira Kurosawa, der seinerseits von Miyazaki bewundert wird, bezeichnete die Figur des Katzenbusses als eine der schönsten Schöpfungen des Kinos.[6]
„Mein Nachbar Totoro ist der japanische Kinderfilmklassiker schlechthin. Mit seiner geradlinigen Erzählweise, seiner gefühlvollen Schilderung der kindlichen Erlebniswelt und seinen herzerweichenden Figuren ist das Werk eine Ode an den Zauber der Natur und ein Hohes Lied auf die Fantasie. Ein Film, der mit seiner entwaffnenden Niedlichkeit generationsübergreifend zu begeistern versteht und die eigenen Kindheitstage wieder lebendig werden lässt.“
„Sehr feinfühlig gelingt es Hayao Miyazaki in seinem Anime-Klassiker aus dem Jahr 1988, von den Ängsten zweier Kinder zu erzählen. Dabei verbindet er reale und fantastische Welten und lässt überdies japanische Traditionen einfließen, die auch jungen Zuschauern einen Eindruck von der Shinto-Religion und dem Landleben in Japan vermitteln. Vor allem aber besticht der Film durch das liebevolle Verhältnis der beiden unterschiedlich alten Geschwister.“
Auszeichnungen
1988 erhielt der Film beim Mainichi Eiga Concours eine Auszeichnung in der Kategorie Bester Film. Im selben Jahr bekam er den Ōfuji-Noburō-Preis und einen Spezialpreis bei den Blue Ribbon Awards. Beim Kinema Jumpō 1989 wurde er ebenfalls in der Kategorie Bester Film und mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Trivia
In mehreren japanischen und nichtjapanischen Filmen und Serien gibt es Reminiszenzen an den Film oder die Figur des Totoro. Beispielsweise haben in der Animeserie Kare Kano die drei Totoros einen kurzen Auftritt in der Folge „Der Ferienanfang“. In Toy Story 3 tritt ein Totoro in Form eines Plüschtieres auf. Folge 10 der 14. Staffel der US-amerikanischen Animationsserie South Park (Mysterion rises – Mysterion schlägt zurück) enthält Totoro-Zitate: Cartman (als Mei) und der Dunkle Lord Cthulhu (als Totoro) parodieren die Begegnungsszene zwischen Mei und Totoro. Auch erklingt eine Parodie der Titelmelodie von Totoro.[9]
Die Stummelfüßer-Art Eoperipatus totoro ist nach dem Film benannt, da ihre Körperform ihre Entdecker an den Katzenbus aus dem Film erinnerten.[10]
Das Einspielergebnis in Japan betrug rund 1,1 Mio. US-Dollar.[11]
Weblinks
- Mein Nachbar Totoro in der Internet Movie Database (englisch)
- Mein Nachbar Totoro bei AllMovie (englisch)
- Mein Nachbar Totoro bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Mein Nachbar Totoro im Anime News Network (englisch)
- Mein Nachbar Totoro bei Ghibli.jp (japanisch)
- Mein Nachbar Totoro bei Nausicaa.net (englisch)
- Mein Nachbar Totoro im Ghibli-Wiki
- René Stühmer: Mein Nachbar Totoro. In: KinderundJugendmedien.de
Einzelnachweise
- Satsuki and Mei's House. In: Expo2005.or.jp. Abgerufen am 16. Januar 2022 (englisch).
- discogs.com: Joe Hisaishi – My Neighbour Totoro (Original Soundtrack) aufgerufen am 17. Juni 2016
- Mitschnitt der Arte-Ausstrahlung vom 8. April 2010 bei 0:07:02 (Saki/Satsuki) und 0:42:55 (Jizō/Jesu). Zur Arte-Ausstrahlung siehe auch: Macht der Fantasie! auf arte.tv (aufgerufen am 1. Juni 2016)
- Mein Nachbar Totoro. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 1. Juni 2016.
- Mein Nachbar Totoro. Animexx.de, abgerufen am 8. Dezember 2013.
- Helen McCarthy: Drawing on the Past. In: Sight & Sound. Volume 24, Nr. 6. BFI, Juni 2014, ISSN 0037-4806, S. 26 („His respect for Kurosawa Akira is well documented, and was returned: Kurosawa regarded Miyazaki’s Catbus character in My Neighbour Totoro as one of the finest creations in cinema.“).
- Ulf Lepelmeier: Mein Nachbar Totoro auf filmstarts.de
- MEIN NACHBAR TOTORO. Top-Videonews. Herausgeber: Kinder- und Jugendfilmzentrum im Auftrag des BMFSFJ.
- The Totoro Legacy. Abgerufen am 16. Juni 2017 ("…a loving recreation of the scene where little Mei meets King Totoro, substituting the horrible Cartman and the terrible Cthulhu.").
- Gwen Pearson: A Velvet Worm Named for Totoro. Wired, 21. Oktober 2014
- My Neighbor Totoro (2017) - Box Office Mojo. Abgerufen am 31. Juli 2019.