Meerbeck (Moers)
Meerbeck ist ein Ortsteil (offiziell Wohnplatz) des Stadtteils Rheinkamp im Osten von Moers im Kreis Wesel in Nordrhein-Westfalen.
Meerbeck Stadt Moers | ||
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Höhe: | 25 (22–28) m ü. NN | |
Fläche: | 3,51 km² | |
Einwohner: | 9157 (31. Dez. 2015) | |
Bevölkerungsdichte: | 2.609 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 | |
Postleitzahl: | 47443 | |
Vorwahl: | 02841 | |
Lage von Meerbeck in Nordrhein-Westfalen | ||
Lage
Der Ortsteil grenzt im Norden an Eick und den Baerler Busch, im Osten an die Ortsteile Lohmannsheide, Gerdt und Uettelsheim des Duisburger Stadtteils Baerl, im Süden an Hochstraß und Moers-Mitte und im Westen an Utfort. Von Süd nach Nord verläuft die historische Römerstraße durch den Ortsbereich. Der Ortsteil ist berühmt für seine Bergarbeiter-Kolonie.[1]
Geschichte
Nachweisbare Spuren von dem zumindest zeitweiligen Aufenthalt von Menschen im Gebiet von Meerbeck liegen seit der Jungsteinzeit vor. Aus dieser frühen Periode wurde am Galgenberg eine Hammeraxt aus Granit ausgegraben. Aus der frühen und mittleren Eisenzeit stammen weitere Funde. Im Bereich des Zechengeländes Rheinpreußen Schacht 5/9 wurden an zwei Fundorten diverse Feuersteintrümmer und Wand- und Randscherben aus Keramik sowie ein Urnenfeld von 30 bis 40 Bestattungen und einem kompletten Urnengrab gefunden. Ein weiteres Gräberfeld aus der frühen Eisenzeit mit Knochenbrand lag am Galgenberg.[2] Aus der Römerzeit im 3. Jahrhundert n. Chr. stammte Siedlungskeramik, von der diverse Bruchstücke an der Forststraße gefunden wurden.[3]
Für die Gemarkung Meerbeck sind für das Mittelalter und der Neuzeit nicht viele schriftliche Nachrichten bekannt, da nur wenige Bauernhöfe in diesem Gebiet angelegt worden waren. Eine Bauerschaft Meerbeck wurde erstmals vor 1200 urkundlich als „Merwig“ bzw. „Merewidt“ erwähnt. Kirchlich gehörte Meerbeck zum Kirchspiel Baerl. Unterlagen von 1470 dokumentierten schriftlich den Verkauf eines Hofes in Meerbeck und die anschließende Vergabe als Lehen an Wilhelm de Holte.[4]
In der Karte von Mercator aus 1591 ist ein Weiler „Merwyck“ eingezeichnet. Im 17. Jahrhundert wurde daraus „Merbidt“, was so viel wie „Bucht am Meer“ bedeutete und einen Hinweis auf die Lage am Rhein bzw. Altrheinarm gab.[5]
An der bäuerlichen Besiedelung mit wenigen Höfen änderte sich nichts Wesentliches bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. In einer Untersuchung von 1836 war 1834 Meerbeck ein Weiler mit acht Wohngebäuden, die überwiegend zu Bauernhöfen gehört haben dürften, und 69 Bewohnern. Die Bauerschaft gehörte mit drei weiteren Dörfern und drei anderen Weilern zur Sammtgemeinde des Kirchdorfes Baerl. Die Sammtgemeinde wurde vom Bürgermeister in Homberg mit verwaltet.[6] An der geringen bäuerlichen Besiedlung des Gebietes von Meerbeck änderte sich bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur wenig. Noch 1901 entsprachen die Verhältnisse weitgehend der Situation von 1834, und Meerbeck war unverändert eine kleine Bauerschaft.[7] Erst als der Kohlebergbau am Niederrhein auch den aktuellen Stadtbereich von Moers erreichte, begannen deutliche Veränderungen.
Bedingt durch den Kohlebergbau in Hochstraß und Utfort mit Beginn des 20. Jahrhunderts, musste die Infrastruktur in diesem Gebiet für die Industrie und den Zuwachs der Bevölkerung angepasst werden. In Meerbeck wurde zwar keine Zeche angelegt, aber das Ortsgebiet lag zwischen den beiden anderen Ortschaften und damit im näheren Bereich der beiden Zechen.
Die beiden Sammtgemeinden Repelen und Baerl schlossen sich 1910 zur Doppelgemeinde Repelen-Baerl zusammen, zu der auch der Bereich Meerbeck gehörte. Die Doppelgemeinde wurde 1950 in Rheinkamp umbenannt. Durch eine kommunale Reform in NRW erfolgte zum 1. Januar 1975 eine Umstrukturierung der bisherigen Gemeinden. Die Gemeinde Rheinkamp wurde aufgelöst. Der westliche Bereich mit Utfort wurde mit Moers vereinigt, während der östliche Teil von Duisburg übernommen wurde. Allerdings wurde Meerbeck nicht von Duisburg übernommen, sondern ein Teil von Moers. Bei dieser Gelegenheit wurden die internen Grenzen zwischen den Wohnplätzen in Moers auch verändert. Der ehemalige östliche Bereich von Utfort ab der Bahntrasse Moers-Rheinberg gehört seitdem zu Meerbeck.
Kohlebergbau
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Franz Haniel eine Gesellschaft für die Errichtung von Kohlenzechen am linken Niederrhein gegründet. 1857 wurde mit dem Abteufen des Schacht 1 in Homberg begonnen. 1875 begann die Zechengesellschaft Rheinpreußen die Kohleförderung am Schacht 1. Mit dem weiteren Ausbau der Kohleförderung wurde 1900 bis 1904 das Abteufen des Schachtes 4 der Zechengesellschaft Rheinpreußen östlich der
Römerstraße in Hochstraß durchgeführt. Praktisch zeitgleich wurde Schacht 5 auf dem Gebiet von Utfort, das damals zur Sammtgemeinde Repelen und nicht Baerl gehörte, ebenfalls abgeteuft. Wie in Hochstraß wurde ein Doppelfördergerüst mit den zugehörigen Einrichtungen und Zechengebäuden und eine Kokerei errichtet. Die Kohleförderung über Schacht 5 begann 1905.
1936 wurde zusätzlich eine Fischer-Tropsch-Anlage zur Kohleverflüssigung zwecks Herstellung von Treibstoffen für Verbrennungsmotoren neben dem Zechengelände errichtet. Nach 1945 wurde das Werk auf die Herstellung flüssiger Chemischer Produkte umgestellt. Die Produktionsanlagen wurde von der Rheinpreußen AG über die DEA (1959), die Texaco (1970) an die RWE-DEA (1989) verkauft. Unter diesem Eigentümer wurde deren Chemieaktivitäten unter „Condea“ zusammengefasst und 2001 an die südafrikanische Sasol verkauft. Letztere veräußerte 2014 als „Sasol Solvents“ das Werk an die Firma Ineos. Das Werk in Moers produziert aktuell als eines deren drei Produktionswerke unter „Ineos Solvents“.[8]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für den Kohleabbau 1958 mit dem Bau von Schacht 9 begonnen, über dem ab 1962 die Kohleförderung erfolgte. Gleichzeitig wurde Schacht 5 als Förderschacht abgelöst und diente nun als Wetter- und Wasserhaltungsschacht. 1988 wurde Schacht 5 stillgelegt und verfüllt. 1996 wurde Schacht 9 ebenfalls stillgelegt und 2001 verfüllt. 2003/4 folgte der Zurückbau der Turmförderanlage. Um 2000 wurde mit der Anlegung des Eurotec-Technologieparks auf dem ehemaligen Zechengelände begonnen und die hierfür geeigneten Zechengebäude wurden soweit erforderlich umgebaut und weiter verwendet.
Kolonie Meerbeck
Mit dem verstärkten Kohleabbau und dem Bau neuer Schachtanlagen in Hochstraß und Utfort stieg der Bedarf an Arbeiter und Angestellten für Betrieb und Unterhaltung der Anlagen stark an. Diese benötigten mit ihren Familien im näheren Ortsbereich der Zechen ausreichenden Wohnraum. Zur Deckung dieses Bedarfs wurde bereits ab 1903 in Hochheide die Siedlung Rheinpreußen angelegt. Für die Standorte der neuen Zechen in Hochstraß und Utfort wurde ab 1904 mit der ersten Bauphase der Zechensiedlung Meerbeck begonnen, die bis 1907 abgeschlossen wurde. Es folgte ab 1913 der Bau der zweiten Phase gefolgt von einer dritten in den 1950er Jahren. Zu Beginn der 1970er Jahre war der Höhepunkt der Kohleförderung überschritten und durch Modernisierung der Abbautechnik für die Kohle sank zusätzlich der Bedarf an Beschäftigten in den Zechen. Um eine unerwünschte Verschlechterung der Bausubstanz der Zechenhäuser zu vermeiden, erwarb 1980 die Stadt Moers einen Teil der Siedlung Meerbeck und führte danach eine Grundsanierung durch. Hierdurch blieb die Siedlung Meerbeck auch nach Ende des Kohleabbaus erhalten und der an anderen Stellen teilweise erfolgte Abriss von vergleichbaren Siedlungen wurde vermieden.
Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmäler in Moers sind für Meerbeck zwei Baudenkmäler aufgeführt:
- die Barbaraschule (Barbarastraße 10, 12)
- das Kriegerdenkmal (Bismarckstraße)
Weblinks
Einzelnachweise
- Moers - Stadtteile und Wohnplätze. Abgerufen am 15. August 2015.
- Wensky, Margret, in: Moers. Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. 2000, Böhlau Verlag, Köln, Band 1, S. 406 + 414/6. ISBN 3-412-04600-0
- Wensky, Margret, in: Moers. Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. 2000, Böhlau Verlag, Köln, Band 1, S. 437. ISBN 3-412-04600-0
- In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. 1891 + 1895, Heft 51 + 66, S. [149 + 457]139 + 449. Onlinefassung
- Die früheste Erwähnung der Rheinkamper Ortsnamen und ihre Deutung. Abgerufen am 15. August 2015.
- Vierbahn, Johann Georg von. In: Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf. Bürgermeisterei Baerl. 1836, Zweiter Theil, S. 105.
- Berenberg. In: Grosses-Landes-Adressbuch. 1901, Hannover, S. [1177]1103. Onlinefassung
- Ineos Solvents Germany GmbH