Maschinenfabrik Christian Hagans
Geschichte
Am 1. Juli 1857 gründete Christian Hagans die Maschinenfabrik auf einem Areal an der Ecke Kartäuserstraße/Dalbergsweg in Erfurt. Im Oktober 1857 wurde die Eisengießerei in Betrieb genommen und 1858 eine mechanische Werkstatt. Anfangs umfasste die Produktion Erzeugnisse wie Zahnräder, Lagerschalen und Riemenscheiben, ab 1870 folgte die Herstellung von Ersatzteilen für Dampflokomotiven und der Bau von Lokomotivkesseln. Im November 1872 war nach vier Monaten Bauzeit die erste Lokomotive, eine Schmalspurlok mit 785 mm Spurweite, für die Oberschlesischen Schmalspurbahnen hergestellt.
Aufgrund der beengten Werksverhältnisse musste sich Hagans vielfach auf die Entwicklung beschränken. So wurden beispielsweise die Lokomotiven der Gattung T 15 von Henschel in Lizenz gebaut, da Hagans nicht die nötige Kapazität und insbesondere keinen Gleisanschluss hatte. Die Lokomotiven mit einer Höchstmasse von 35 Tonnen mussten mit Pferden als Zugtiere mehrspännig auf Transportwagen über die Straße zum Erfurter Güterbahnhof gefahren werden. 1903 wurde ein neues Werksgelände in Ilversgehofen erworben. Dort war ein Gleisanschluss zum Bahnhof Erfurt Nord vorhanden und somit waren auch umfangreichere Lieferungen ohne Begrenzung von Gewicht oder Abmessung möglich. Die Produktion wurde in Ilversgehofen 1905 mit der preußischen T 9.3 aufgenommen.
Bis 1913 stellte Hagans 204 Stück der T 9 her, es war die größte Serie eines von dem Unternehmen gebauten Fahrzeugs. Am 30. Juni 1915, mit Wirkung zum 1. April 1916, erwarb die Magdeburger R. Wolf A.G. die Lokomotivfabrik von Christian Hagans Söhnen Otto und Friedrich. Die Produktion in größeren Stückzahlen bestand in den folgenden Jahren ausschließlich aus Lokomotiven für die Preußischen Staatseisenbahnen.
Nachdem von 1924 bis 1928 die Produktion nur noch 25 Lokomotiven umfasste, wurde im August 1928 der Lokomotivbau in Erfurt eingestellt und das Werk geschlossen. Bis dahin waren von Hagans 1251 Lokomotiven gebaut worden, die Fabriknummer 500, eine Lokomotive der Gattung T 3, war am 29. März 1904 ausgeliefert worden, die Fabriknummer 1000, eine Lokomotive der Gattung P 8, am 17. Dezember 1920. Die letzte Hagans-Lok war eine Lok der Baureihe 64.[1] Hintergrund der Stilllegung war eine Vereinbarung der R. Wolf AG mit Henschel & Sohn. Henschel übernahm die Lokomotivquote von Hagans und stellte im Gegenzug den Bau von Lokomobilen ein.[2]
Bauart Hagans
Nach Hagans benannt ist eine Bauart für Gelenkdampflokomotiven, bei der zwei gegeneinander bewegliche Kuppelradgruppen über ein Schwinghebelsystem miteinander verbunden sind, so dass die Lokomotive mit einem Paar Zylinder auskommt.
Beispiele sind die Badische VIII d, die Preußische T 13 und die Preußische T 15.
Erhaltene Lokomotiven
- U 36.003 (Fabriknummer 174, Baujahr 1884), ex Göllnitztalbahn Nr. 3, bei der Kindereisenbahn in Košice ist betriebsfähig
- HOHEMARK (Fabriknummer 438, Baujahr 1900), Nr. 2 der FLAG, im Verkehrsmuseum in Frankfurt-Schwanheim
- 89 7462 (Fabriknummer 499, Baujahr 1904) befindet sich im DB Museum Koblenz in Koblenz-Lützel, ab 1960 bis 2000 Spielplatzlok im Kölner Zoo
- 80 013 (Fabriknummer 1227, Baujahr 1927) steht nicht betriebsfähig im Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt
- 80 014 (Fabriknummer 1228, Baujahr 1927) steht nicht betriebsfähig im Süddeutschen Eisenbahnmuseum Heilbronn
Literatur
- Friedrich Hagans, Hermann Lohr, Georg Thielmann: Lokomotiven von Hagans. Christian Hagans und der Lokomotivbau in Erfurt. Transpress, Berlin 1991, ISBN 3-344-70730-2.
- Karl-Ernst Maedel: Aus der Dampfzeit. Erinnerungen und Erzählungen aus einer vergangenen Eisenbahn-Epoche. GeraMond, München 1999, ISBN 3-932785-98-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Detlef Hommel, Georg Thielmann: Verkehrsknoten Erfurt. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2000, ISBN 3-88255-273-5, S. 104–109.
- Karl Ehebrecht: 100 Jahre Buckau-Wolf. Die Geschichte unseres Hauses. Von 1838 bis 1938. Maschinenfabrik Buckau R. Wolf, Magdeburg 1938, S. 173.