Mariahilferkirche (Graz)
Die Kirche Mariahilf (Mariahilfkirche) in der steirischen Landeshauptstadt Graz ist eine Wallfahrtskirche und Pfarrkirche der Pfarre Graz-Mariahilf im Dekanat Graz-Mitte der Stadtkirche Graz. An die Kirche angeschlossen ist das Minoritenkonvent Graz.
Geschichte und Gestaltung
Im 13. Jahrhundert siedelt sich Brüder des 1210 von Franz von Assisi gegründeten Franziskanerordens (Ordo fratrum minorum „Minderbrüder-Orden“) in Graz am Platz des heutigen Franziskanerklosters an. Nachdem der Stammorden sich als Folge des Armutsstreits im Orden 1517 in Konventualen (heute „Minoriten“ genannt) und Observanten gespalten hatte, fiel das Kloster an die Observanten. Die Minoriten konnten sich nach vielen provisorisch zugebrachten Jahren durch eine Schenkung des Fürsten von Eggenberg und Kaiser Ferdinands II. schließlich am heutigen Mariahilfer Platz (im heutigen Bezirk Lend) ansiedeln. Die 1607 nach Plänen von Giovanni Pietro de Pomis, einem Schüler Tintorettos, in barockem Stil erbaute Kirche war 1611 fertiggestellt. Er errichtete eine nach venezianischen Vorbildern gestaltete turmlose Kirche, die nach oben mit einem Dreiecksgiebel in der Art klassischer Tempelfronten abgeschlossen war. Durch einen Umbau nach Plänen von Josef Hueber erhielt die Kirche 1742 bis 1744 die heutige Gestalt mit den beiden Türmen. Seit 1783 dient die Kirche als Pfarrkirche.
Den Giebel über dem Kirchenportal krönt heute eine barocke Statue des Erzengels Michael, der Luzifer in die Hölle stößt. Die anderen Figuren des Portals zeigen seitlich oberhalb der mittleren Türe die Ordensheiligen Franz von Assisi und Antonius von Padua und oberhalb der Türe die Gottesmutter Maria.
Das Innere der Kirche wirkt schlicht und ernst. Die große Kuppel über dem Presbyterium wurde ebenso wie die Stuckdekoration 1769 entfernt. Die danach von Josef Adam Mölk geschaffenen Fresken wurden ebenfalls (nach nicht ganz 100 Jahren) entfernt und wichen der heutigen schlichten Gestaltung. Das Bild der Jungfrau Maria am Hochaltar gilt als malerisches Hauptwerk Pietro de Pomis'.
Die Sakristei, erbaut 1636/37, verfügt über reiche Stuckornamentik (Johann Cajetan Androy zugeschrieben,) und ein Gestühl des Régence-Stils, bei der Sakristei befindet sich auch die Bonaventurakapelle (Taufkapelle zum Hl. Bonaventura, Triebenegg’sche Gruftkapelle), 1635 bis 1640 erbaut, mit Stuck im Knorpelwerkstil von Mathias Camin, dem Meister von Mariazell, und einem hochbarocken Altar in Stuckmarmor.
Südlich der Kirche befindet sich der Kreuzgang des Minoritenklosters, an den die Schatzkammerkapelle anschließt. Diese wurde 1769 bis 1771 erstellt, um Votivgaben der Wallfahrern aufzunehmen, von denen sich aber keine erhalten haben. Sie zeigt sich geschlossen spätbarock, die Ausstattung, im Besonderen das Altarretabel, ist aus der Entstehungszeit, Wände und Gewölbestichkappen zieren Wunderszenen in Ton-in-Ton-Malerei von Joseph Adam Ritter von Mölk (1773).[2]
Durch einen weiteren Hof gelangt man über eine repräsentative Treppe in das ehemalige Sommerrefektorium (den Minoritensaal), einen der schönsten profanen Barockräume in Graz.[3]
Bei einem Sturm fiel um 2005 ein Kreuz samt Strahlenkranz und Knauf auf den Vorplatz, ohne einen Menschen zu treffen. Es folgte die Renovierung der zwei Turmdächer, die Kreuze wurden – eingehoben per Autokran – wieder parallel zum Hauptportal der Kirche ausgerichtet. Wenige Wochen danach verdrehten Windwirbel eines Sturms ein Kreuz, erst viele Monate später auch das zweite.
Am Erntedanksonntag, 29. September 2019 werden 12 2019 bei Perner in Passau gegossene Glocken für ein neues Glockenspiel bei der Mariensäule am Lendplatz präsentiert.
Heutige Nutzung
Bis heute werden die Klostergebäude von Minoritenbrüdern bewohnt. Im Kloster befindet sich auch das Kulturzentrum bei den Minoriten, in dem Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Literatur und bildende Kunst stattfinden.
Außerdem finden in der Schatzkammerkapelle des Klosters Gottesdienste der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde,[4] einer rom-unierten Gemeinde, und der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde zu Mariä Schutz in Graz,[4][5] als ökumenische Beherbergung, statt.
Inneres und Äußeres der Mariahilferkirche wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert.
Literatur
- Alois Kölbl, Wiltraud Resch: Wege zu Gott. Die Kirchen und die Synagoge von Graz. 2., erweiterte und ergänzte Auflage. Styria, Graz 2004, ISBN 3-222-13105-8, S. 141–145.
- Horst Schweigert: Graz (= Die Kunstdenkmäler Österreichs. = Dehio-Handbuch Graz. = Dehio Graz.). Neubearbeitung. Schroll, Wien 1979, ISBN 3-7031-0475-9, S. 158–164.
Weblinks
- Webseite der Pfarre Graz-Mariahilf
- Minoritenkonvent Graz (Minoritensäle Graz)
- Kulturzentrum bei den Minoriten
Einzelnachweise
- XII. Schatzkammerkapelle (Memento des Originals vom 27. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Minoritenkonvent Graz
- XIII. Minoritensaal (Memento des Originals vom 5. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Minoritenkonvent Graz
- Hl. Messen in anderen Sprachen, Christliche Kirchen in der Steiermark – Ökumene. Geschwister im Glauben., beide Katholische Kirche Steiermark > Pfarren;
Russisch-orthodoxe Kirche, Ökumenisches Forum Steiermark - Russisch-orthodoxe Kirchengemeinde zu Mariä Schutz in Graz – Moskauer Patriarchat (pfarre-graz.orthodox.ru)