Mangaluru
Mangaluru (Tulu: ಕುಡ್ಲ Kudla, Kannada: ಮಂಗಳೂರು Maṅgaḷūru), bis 2014 Mangalore, ist eine bedeutende Hafenstadt im südwestindischen Bundesstaat Karnataka mit rund 485.000 Einwohnern.
Mangaluru | |||
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Staat: | Indien | ||
Bundesstaat: | Karnataka | ||
Distrikt: | Dakshina Kannada | ||
Subdistrikt: | Mangaluru | ||
Lage: | 12° 52′ N, 74° 53′ O | ||
Höhe: | 45 m | ||
Fläche: | 132,45 km² | ||
Einwohner: – Agglomeration: | 484.785 (2011)[1] 619.664 (2011)[2] | ||
Bevölkerungsdichte: | 3660 Ew./km² | ||
Website: | www.mangalorecity.mrc.gov.in | ||
Im Ballungsraum leben 620.000 Menschen (jeweils Volkszählung 2011). Mangaluru ist Hauptort des Distriktes Dakshina Kannada (Südkanara). Der frühere Stadtname ‚Mangalore‘ [ˈmæŋɡəlɔːr] ist weiter vielfältig in Gebrauch.
Geographie
Geographische Lage
Mangaluru liegt auf 12,52 Grad nördlicher Breite und 74,53 Grad östlicher Länge an einer Lagune des Arabischen Meeres (Teil des Ind. Ozeans), in welche die beiden Flüsse Gurupura und Netravati münden. Die Stadt befindet sich etwa 300 km westlich von Bengaluru und knapp 20 km nördlich der Grenze zu Kerala. Der Küstenabschnitt südlich von Mangaluru bis zur Südspitze des Indischen Subkontinents wird als Malabarküste (Gewürzk.) bezeichnet, nördlich schließt sich die Konkanküste an.
Das Stadtgebiet umfasst 132,45 km².
Klima
In Mangaluru herrscht tropisches Wechselklima. Die Temperaturen schwanken im Jahresverlauf nur geringfügig zwischen 25,9 Grad Celsius im Juli und August und 29,3 Grad Celsius im April. Im Jahresdurchschnitt beträgt die Temperatur 27,2 Grad Celsius. Die Hauptniederschlagszeit fällt in die Zeit des Monsuns von Juni bis September, die stärksten Niederschläge fallen mit 1019 mm im Juli. Im gesamten Jahr fallen durchschnittlich 3410 mm.
Mangaluru | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Mangaluru
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Geschichte
Der Name Mangaluru/davon anglisiert Mangalore soll in der hinduistischen Schutzgöttin der Stadt, Mangaladevi, seinen Ursprung haben. Schon der römische Gelehrte Plinius der Ältere erwähnte die Mündung des Flusses „Nithrias“, Ptolemäus die des Flusses „Nitre“. Höchstwahrscheinlich bezogen sich beide auf den Netravati.
Als Mangalapura wird die Stadt in einer Inschrift auf einer Kupferplatte aus dem 7. Jahrhundert erwähnt. Bis ins 14. Jahrhundert wurde sie von verschiedenen Dynastien wie den Kadamba, Chalukya, Alupa, Rashtrakuta und Hoysala beherrscht. Über ihre Herrschaft ist jedoch wenig bekannt. 1342 besuchte der arabische Forschungsreisende Ibn Battuta die Stadt.
Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert gehörte sie zum Vijayanagar-Reich, dessen Herrscher den Portugiesen 1505 die Errichtung einer Festung erlaubten. 1568 nahmen die Portugiesen Mangaluru ein und erbauten eine neue Festung. Die Macht der Kolonialherrscher begann im 17. Jahrhundert zu bröckeln. Unter Raja Shivappa Nayaka (1645–1660) von Keladi mussten die Portugiesen dessen Vorherrschaft dulden, jedoch erstarkten sie nach seinem Tod wieder. Nachdem sie den Arabern den Handel in Mangaluru untersagt hatten, brannten diese die Stadt 1695 nieder. 1714 kehrten die Portugiesen zurück. Endgültig vertrieben wurden sie erst 1763 vom Mysore-König Hyder Ali. Unter ihm gewann der Schiffbau enorm an Bedeutung. Allerdings bestimmte Hyder Ali nur fünf Jahre lang das Schicksal der Stadt, dann wurde sie von den Briten erobert. Von 1794 bis 1799 stand nun Mangalore nochmals fünf Jahre unter der Oberhoheit Mysores, diesmal unter Hyder Alis Sohn Tipu Sultan, und ging dann endgültig in britischen Besitz über. Dort verblieb es bis zur Unabhängigkeit Indiens 1947. Seit 1956 gehört Mangalore, jetzt Mangaluru, zu Karnataka.
Anlässlich des fünfzigsten Jahrestags der Gründung des Bundesstaats im Jahr 2006 beschloss die Regierung von Karnataka nach einem Vorschlag des Schriftstellers U. R. Ananthamurthy, den englischen Namen der Stadt in die Kannada-Namensform Mangaluru umzuändern. Die indische Zentralregierung unter Premierminister Manmohan Singh stimmte der Namensänderung zunächst nicht zu.[3] Erst unter der 2014 gewählten Regierung von Premierminister Narendra Modi trat die Umbenennung am 1. November 2014 durch die Bestätigung der Bundesregierung offiziell in Kraft.[4]
Kultur
Sprache
Die meistgesprochene Sprache ist Tulu. Kannada ist als Zweit- oder Muttersprache ebenfalls weitverbreitet, daneben gibt es Minderheiten von Konkani- und Malayalam-Sprechern.
Religion
Die religiöse Zusammensetzung Mangalurus ähnelt der Keralas, denn obwohl die Hindus die bei weitem größte Glaubensgemeinschaft stellen, gibt es beträchtliche muslimische und vor allem katholische Minderheiten.
Mangaluru ist Sitz des Bistums Mangalore.
Typisch für Mangaluru und seine Umgebung ist Yakshagana, eine Art traditionelles Tanztheater, bei dem zumeist Szenen aus der hinduistischen Mythologie dargestellt werden.
Bildung
Seit 1980 ist Mangaluru Sitz einer Universität. Dem Rang einer Universität nahe kommt das National Institute of Technology Karnataka, Surathkal (NITK). Daneben gibt es mehrere private Colleges.
Sport
In Mangaluru gibt es einige regionale Sportarten, die sehr populär sind, wie z. B. ein Bullenrennen. Aber auch Schach, Fußball, Cricket und eine Vielzahl anderer Sportarten.
Sehenswürdigkeiten
Mehrere Eroberungen und Zerstörungen haben von Mangalurus reichem geschichtlichen Erbe nicht viel übrig gelassen. Dennoch gibt es einige Baudenkmäler, die an die große historische Bedeutung erinnern.
- Kadri-Manjunath-Tempel
- Der im Kerala-Stil erbaute Hindu-Tempel aus dem 11. Jahrhundert beherbergt eine Bronzestatue der Göttin Lokeshwara, die zu den feinsten Bronzearbeiten ganz Indiens zählt.
- St. Aloysius College Chapel
- 1899 bis 1900 erbaut, weist die Kirche eine außergewöhnlich schöne Innendekoration des italienischen Künstlers Antonio Moscheni auf. Fresken und Gemälde zeigen unter anderem das Leben des Heiligen Aloisius von Gonzaga, des Namensgebers der Kirche, sowie Darstellungen des Apostels Thomas, der das Christentum in Indien eingeführt haben soll, des Heiligen Franz von Assisi und anderer Heiliger. Daneben finden sich biblische Szenen.
- Mangaladevi-Tempel
- Dem der Göttin Mangaladevi geweihten Tempel verdankt die Stadt Mangaluru ihren Namen. Er stammt aus dem 10. Jahrhundert.
- Sultan’s Battery
- Heute nur noch eine Ruine, zeugt die aus schwarzem Stein errichtete Festung trotzdem noch immer von der wechselhaften Geschichte Mangalurus. Tipu Sultan ließ sie Ende des 18. Jahrhunderts im Norden der Stadt anlegen, um Kriegsschiffen – besonders britischen – die Zufahrt zum Fluss Gurpur zu verwehren.
- Shri-Sharavu-Mahaganapathi-Tempel
- Dieser etwa 800 Jahre alte Tempel ist ein bedeutender hinduistischer Pilgerort in der Stadtmitte Mangalurus.
Weitere nennenswerte Sehenswürdigkeiten sind der Sri-Gokarnath-Tempel, die Rosario-Kathedrale, die Milagres-Kirche sowie das Shrimati Bai Memorial Museum.
Wirtschaft & Infrastruktur
Von großer Bedeutung ist der neue Seehafen (New Mangalore Port) etwa 10 km nördlich des Stadtzentrums, der zu den größten und wichtigsten ganz Indiens gehört. Hier werden 75 Prozent der indischen Kaffeeausfuhren abgewickelt. Weitere wichtige Ausfuhrprodukte sind Cashewnüsse und Pfeffer. 2004/05 wurden 33,89 Millionen Tonnen umgeschlagen, damit stand Mangaluru unter den 12 Hauptseehäfen Indiens an sechster Stelle. Das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr betrug 27 Prozent, das höchste aller 12 Häfen. In den letzten Jahren verzeichnete der Hafen stets zweistellige Zuwachsraten.
Die wichtigsten Industriezweige Mangalurus sind die chemische, Textil- und elektrotechnische Industrie, außerdem spielt die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse der Region eine bedeutende Rolle. In Mangaluru gibt es u. a. eine Erdölraffinerie.
Mangaluru verfügt auch über einen Internationalen Flughafen (frühere Bezeichnung: Bajpe Airport; IATA-Code: IXE), der etwa 20 km außerhalb des Stadtzentrums, nahe der Stadt Bajpe, liegt. Von dort gehen täglich Flüge nach Mumbai und Bengaluru. Am 22. Mai 2010 kamen 158 Menschen ums Leben, als dort ein aus Dubai kommendes Flugzeug über die Landebahn hinausschoss und in Brand geriet; nur wenige Insassen überlebten die Katastrophe.[5]
Partnerstädte
- Hamilton (Ontario), Kanada, seit 1968
- Delta (British Columbia), Kanada, seit 2010
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Käte Schaller-Härlin (1877–1973), deutsche Malerin
- Vittore Rosario Fernandes (1881–1955), römisch-katholischer Geistlicher, Bischof von Mangalore
- Benegal Narsing Rau (1887–1953), Jurist, Richter am Internationalen Gerichtshof
- Basil Salvador Theodore Peres (1900–1958), römisch-katholischer Geistlicher, Bischof von Mangalore
- Taranath Rao (1915–1991), Tabla-Spieler
- Winnibald Joseph Menezes (1916–2002), römisch-katholischer Weihbischof in Bombay
- George Fernandes (1930–2019), Politiker
- John Baptist Sequeira (1930–2019), katholischer Bischof von Chikmagalur
- Jay Ullal (* 1933), Presse- und Porträt-Fotograf
- Percival Joseph Fernandez (* 1935), römisch-katholischer Weihbischof in Bombay
- Alphonsus D’Souza (1939–2016), römisch-katholischer Bischof von Raiganj
- Anand Nayak (1942–2009), Missionswissenschaftler, Religionswissenschaftler und Orientalist
- Salvadore Lobo (* 1945), römisch-katholischer Bischof von Baruipur
- Gerald Isaac Lobo (* 1949), römisch-katholischer Bischof von Shinoga und Udupi
- Aishwarya Rai (* 1973), Schauspielerin und Miss World 1994
Persönlichkeiten mit Bezug zur Stadt
- Anant Agarwal (* 1959), indisch-US-amerikanischer Informatiker, Professor für Elektrotechnik und Informatik am MIT
- Aravind Adiga (* 1974), Schriftsteller
Weblinks
Einzelnachweise
- Census of India 2011: Provisional Population Totals. Cities having population 1 lakh and above. (PDF; 154 kB)
- Census of India 2011: Provisional Population Totals. Urban Agglomerations/Cities having population 1 lakh and above. (PDF; 141 kB)
- S. Rajendran: Centre mum on ‘Bengaluru’. The Hindu, 18. Dezember 2007, abgerufen am 30. Oktober 2015 (englisch).
- Mugdha Variyar: Bangalore, Mysore, Other Karnataka Cities to be Renamed on 1 November. International Business Times, 18. Oktober 2014, abgerufen am 30. Oktober 2015 (englisch).
- Spiegel Online: Mangalore: Maschine schießt über Landebahn hinaus, 22. Mai 2010