Magerrasen-Laufwolf
Der Magerrasen-Laufwolf (Pardosa monticola), auch Magerrasen- oder Bergwolfsspinne genannt, ist eine Spinne aus der Familie der Wolfsspinnen (Lycosidae). Die paläarktische Art zählt zu den häufigen Vertretern dieser Familie.
Magerrasen-Laufwolf | ||||||||||||
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Magerrasen-Laufwolf (Pardosa monticola), Weibchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pardosa monticola | ||||||||||||
(Clerck, 1757) |
Merkmale
Das Weibchen des Magerrasen-Laufwolfs erreicht eine Körperlänge von fünf bis sieben und das Männchen eine von vier bis fünf Millimetern.[1] Damit zählt der Magerrasen-Laufwolf wie alle Laufwölfe (Pardosa) zu den kleineren Wolfsspinnen.
Das Prosoma (Vorderkörper) ist dunkelbraun und mit drei hellen Längsstreifen versehen. Einer verläuft dorsal und verschmälert sich nach hinten. Die beiden anderen verlaufen lateral am Rand des Prosomas und werden nicht selten durch einen weiteren dunklen Längsstreifen in je zwei weitere geteilt.[2] Das Prosoma weist eine Länge von 2,3 bis 2,7 Millimetern auf.[1]
Die Beine besitzen eine hellbraune Grundfärbung. Sie sind auf der Dorsalseite gefleckt und geringelt. Dies trifft besonders auf die Tibien (Beinschienen) und Metararsen (Fußglieder) des dritten und vierten Beinpaares zu.[1]
Das Opisthosoma (Hinterleib) ist braun gefärbt und mit einem rötlichfarbenen und pfeilförmigem Strich versehen. Weiter hinten zeigt das Opisthosoma gelbrote Flecken und schwarze Punkte.[1]
Aufbau der Geschlechtsorgane
Die paarigen Bulbi (männliche Geschlechtsorgane) weisen je eine kleine und schmale Terminalapophyse (chitinisierter Fortsatz) auf.[1]
Die Epigyne (weibliches Geschlechtsorgan) ist mit mehr oder weniger parallel verlaufenden Septumrändern, die auch nach hinten etwas verbreitert sein können, versehen. Das Septum ist länger als breit.[1]
Ähnliche Arten
Es gibt drei weitere Arten der Laufwölfe (Pardosa), die dem Magerrasen-Laufwolf sehr ähnlich sehen und mit denen er eine Artengruppe bildet.
Eine Art davon ist der Ackerlaufwolf (P. agrestris). Bei dem das zentrale und helle Medianband nach vorne hin nicht verbreitert ist. Entfernt bestehen auch Ähnlichkeiten mit dem ebenfalls zur Artengruppe zählenden Variablen Laufwolf (P. agricola). Bei diesem erscheinen die hinteren Seitenaugen dorsal betrachtet fast am Rand des Prosomas. Außerdem sind die Beine des Variablen Laufwolfs gelb gefärbt und deutlich geringelt.[3]
Die meisten optischen Gemeinsamkeiten bestehen aber mit dem Wiesenlaufwolf (P. palustris), von dem sich der Magerrasen-Laufwolf durch genitalmorphologische Merkmale sicher unterscheiden lässt.[4][5] Außerdem erscheinen die Beine des Wiesenlaufwolfs ebenfalls gelblicher und die Femora (Schenkel) dorsal deutlich dunkel gefleckt.[3]
Vorkommen
Der Magerrasen-Laufwolf ist in Europa, der Türkei und Georgien vertreten.[1][6] Dabei ist er besonders in West- und Mitteleuropa einschließlich der Britischen Inseln anzutreffen, ist auf diesen aber bevorzugt im Norden und im Zentrum Schottlands verbreitet.[7]
Lebensräume
Der Magerrasen-Laufwolf bewohnt entsprechend seinem Trivialnamen bevorzugt trockene Gebiete, darunter besonders welche an felsigen oder steinigen Hängen.[2] Die Art ist aber auch in feuchten Lebensräumen nachgewiesen. Der Magerrasen-Laufwolf kann bis zu einer Höhe von etwa 2000 Metern angetroffen werden.[1] Bevorzugt werden besonders kalksteinhaltige Rasenflächen und feste Dünen. Der Magerrasen-Laufwolf wurde aber auch schon in anderen Graslandschaften wie Wiesen und Heiden nachgewiesen. Am häufigsten ist die Art in den von Menschenhand wenig beeinflussten Biotopen dieser Art vorzufinden.[7]
In Wiltshire beispielsweise ist der Magerrasen-Laufwolf nahezu ausschließlich auf Kurzrasen oder Kreideflächen nachgewiesen.[7]
Bedrohung und Schutz
Gebietsweise kann der Magerrasen-Laufwolf häufig angetroffen werden.[2] Er wird in der Roten Liste gefährdeter Arten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands als „ungefährdet“ gestuft und genießt dementsprechend keinem Schutz.[8]
Der globale Bestand der Art wird von der IUCN nicht erfasst.[9]
Lebensweise
Der Magerrasen-Laufwolf ist wie alle Laufwölfe tagaktiv und legt anders als andere Wolfsspinnen keine selbstgegrabenen Wohnröhren an. Die Art lebt freilaufend am Boden.[10]
Jagdverhalten und Beutefang
Der Magerrasen-Laufwolf lebt wie nahezu alle Spinnen räuberisch und erlegt wie die Mehrzahl der Wolfsspinnen Beutetiere freilaufend und dementsprechend ohne Fangnetz. Wie die anderen Arten der Familie mit dieser Jagdweise nimmt die Spinne Beutetiere mithilfe des gut entwickelten Sehsinns wahr und überwältigt diese nach einem Sprung und einem unmittelbar darauf folgenden Biss, bei dem das Spinnengift verabreicht und das jeweilige Beutetier somit außer Gefecht gesetzt wird.
Lebenszyklus
Wie bei vielen in den gemäßigten Klimazonen verbreiteten Spinnenarten, ist auch der Lebenszyklus des Magerrasen-Laufwolfs von den Jahreszeiten abhängig und beläuft sich über mehrere Phasen.
Phänologie
Die Aktivitätszeit des Magerrasen-Laufwolfs verläuft über einen Großteil des Jahres und erstreckt sich bei den Weibchen auf den Zeitraum zwischen Februar und Oktober. Beim Männchen ist die Aktivitätsspanne von März bis September nur geringfügig kürzer.[1] Ausgewachsene Exemplare der Art sind aber auf jeden Fall vom frühen bis zum mittleren Sommer aktiv, die Weibchen häufig auch noch später.[7]
Fortpflanzung
Das Fortpflanzungsverhalten des Magerrasen-Laufwolfs entspricht dem anderer Wolfsspinnen und so vollführt auch hier das Männchen gegenüber einem Weibchen einen artspezifischen Balztanz. Dieser umfasst bei dieser Art zitternde Bewegungen des Opisthosomas und ein abwechselndes Auf- und Abheben der Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich).[11] Eine Paarung erfolgt bei erwiderter Bereitschaft zu dieser seitens des Weibchens.
Einige Zeit danach fertigt das Weibchen einen Eikokon an, der wie bei allen Wolfsspinnen von diesem an den Spinnwarzen angeheftet transportiert wird. Die Jungspinnen klettern nach dem Schlupf auf das Opisthosoma der Mutter (das ist eine weitere Eigenart bei allen Wolfsspinnen) und lassen sich von dieser einige Zeit tragen, ehe sie sich von dieser trennen. Die Jungspinnen überwintern und erlangen im Folgejahr die Geschlechtsreife.
Systematik
Der Magerrasen-Laufwolf wurde bei seiner Erstbeschreibung im Jahr 1757 vom Erstbeschreiber Carl Alexander Clerck wie damals alle Spinnen in die Gattung Araneus (heute die Gattung der nicht näher verwandten Kreuzspinnen) eingegliedert und erhielt die Bezeichnung Araneus monticola. Die heutige Bezeichnung Pardosa monticola, mit der die Spinne in die Gattung Pardosa eingeordnet wurde, erfuhr erstmals 1876 durch Eugène Simon Verwendung und wurde mit einigen Abweichungen durchgehend verwendet.[6]
Der Artname monticola stammt aus der lateinischen Sprache und bedeutet "bergbewohnend", obgleich der Magerrasen-Laufwolf auch in nicht gebirgigen Habitaten angetroffen werden kann.
Der Magerrasen-Laufwolf hat überdies vier Unterarten:[9]
- P. m. ambigua Simon, 1937
- P. m. minima Simon, 1876
- P. m. monticola Clerck, 1757
- P. m. pseudosaltuaria Simon, 1937
Einzelnachweise
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei araneae - Spiders of Europe, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Heiko Bellmann: Der Kosmos Spinnenführer. Über 400 Arten Europas. Kosmos Naturführer, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2. Auflage, 2016, S. 166, ISBN 978-3-440-14895-2.
- Die Pardosa monticola-Artengruppe beim Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V., abgerufen am 15. Juni 2020.
- Pardosa palustris (Linnaeus, 1758) bei Natur in NRW, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) beim Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V., abgerufen am 15. Juni 2020.
- Alopecosa inquilina (Clerck, 1757) im WSC World Spider Catalog, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei der British Arachnological Society, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Alopecosa inquilina (Clerck, 1757) beim Rote-Liste-Zentrum, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei Global Biodiversity Information Facility, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Pardosa (C. L. Koch, 1847) beim Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V., abgerufen am 15. Juni 2020.
- A. Chiarle, T. Kronestedt, M. Isaia: Courtship behavior in European species of the genus Pardosa (Araneae, Lycosidae), Journal of Arachnology 41, 2. Volumen, 2013, S. 108-125, abgerufen am 15. Juni 2020.
Literatur
- Heiko Bellmann: Der Kosmos Spinnenführer. Über 400 Arten Europas. Kosmos Naturführer, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2. Auflage, 2016, ISBN 978-3-440-14895-2.
- A. Chiarle, T. Kronestedt, M. Isaia: Courtship behavior in European species of the genus Pardosa (Araneae, Lycosidae), Journal of Arachnology 41, 2. Volumen, 2013, S. 108-125.
Weblinks
- Pardosa monticola im World Spider Catalog
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei araneae - Spiders of Europe
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei Global Biodiversity Information Facility
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei Fauna Europaea
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) beim Rote-Liste-Zentrum
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) beim Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
- Pardosa monticola (Clerck, 1757) bei der British Arachnological Society