MGT6D
Der MGT6D (DUEWAG-Niederflurwagen) ist ein Bautyp eines Straßenbahn-Niederflur-Gelenktriebwagens mit einem Niederfluranteil von etwa 63 bis 70 Prozent.
Niederflur-Gelenktriebwagen MGT6D | |
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Von links nach rechts: Rostocker 6NGTWDE (6N1), Brandenburger MGT6D, Heidelberger MGT6D, Hallescher MGT6D, Bochumer MGT6D (NF6D), Erfurter MGT6DE | |
Anzahl: | 339 Triebwagen |
Hersteller: | Duewag, Siemens, DWA |
Achsformel: | Bo’1’1’Bo’ |
Länge: | 28 620 mm |
Höhe: | 3377 mm |
Breite: | 2300 mm |
Höchstgeschwindigkeit: | 70 km/h |
Stundenleistung: | 420 kW |
Stromsystem: | 600 V = |
Stromübertragung: | Oberleitung |
Sitzplätze: | 72 (ZR) |
Stehplätze: | 99 (ZR) |
Besonderheiten: | Angaben beziehen sich auf die Bochumer Serie |
Technik
Entwickelt wurde dieser Typ ab 1988 für Kassel. Er besaß als erstes Serienfahrzeug Einzelrad-Einzelfahrwerke (EEF) nach dem System Frederich. Das Fahrzeug besteht aus einem Mittelteil mit zwei EEF-Laufwerken und zwei darauf aufgesattelten Endteilen mit je einem zweiachsigen Triebdrehgestell. Die Fahrzeuge in Bonn und Düsseldorf besitzen statt der EEF-Laufwerke Einachsgestelle, die Leipziger Fahrzeuge zweiachsige Kleinraddrehgestelle.
Es gibt sie als Ein- bzw. Zweirichtungsfahrzeuge und in verschiedenen Breiten und Längen.
Die Kasseler Fahrzeuge besitzen einen klassischen Gleichstrom-Antrieb mit Chopper-Steuerung, alle anderen Fahrzeuge haben einen Drehstrom-Antrieb. Durch den größeren Platzbedarf der Gleichstrom-Motoren haben die Kasseler Wagen im Gegensatz zu den Varianten anderer Städte über den Triebdrehgestellen einen höheren Boden. Damit trotz der Endeinstiege alle Türen in einer Ebene liegen, erhielten die Wagen in Kassel außerdem asymmetrische Wagenenden.
Einsatz
Nach der Auslieferung an Kassel in Normalspur ab 1990 bestellte auch die Bogestra eine meterspurige Version mit nur 2,3 m Wagenkastenbreite. Bereits während der Bauphase der Bochumer Wagen wurden zwei Fahrzeuge an die HAVAG in Halle an der Saale ausgeliefert, die danach weitere modifizierte Fahrzeuge beschaffte.
Neben diesen drei Betrieben wurde das Fahrzeug auch nach Brandenburg an der Havel, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen, nach Erfurt (dort auch als Einrichtungsfahrzeug), sowie – mit einer geänderten Frontpartie (dem Stadtbahnwagen Typ M/N angeglichen) und Einzeltüren an den Fahrzeugenden – nach Heidelberg (alle Meterspur) und Rostock (Normalspur) mit veränderter Türanordnung und daher stufenfreiem Fahrgastraum geliefert.
Auch Bonn, Düsseldorf und Leipzig setzen einen aus diesem Typ abgewandelten Wagen ein.
Normalerweise werden die MGT6D einzelnfahrend eingesetzt. Bei der Straßenbahn Erfurt, der Bogestra (nur bei Großveranstaltungen) und in Düsseldorf sowie ursprünglich in Oberhausen werden sie aber auch in Doppeltraktion mit einem Fassungsvermögen von fast 350 Fahrgästen eingesetzt; in Halle fuhren zwischen 1999 und 2003 Doppeleinheiten auf der Linie 2.
Betrieb | Typbezeichnung des Betreibers |
Type1 | Spurweite in mm |
Baujahr | Anzahl | Wagennr. | Wagenlänge in m |
Breite in m |
Besonderheiten | Bild |
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Bochum, Gelsenkirchen | NF6D | 6Z | 1000 | 1992–1994 | 0 | 401–442 | 28,62 | 2,3 | 6 verschrottet (410, 415, 425, 434, 435, 442) 1 (432) 2016 als Ersatzteilspender nach Mülheim an der Ruhr verkauft, später dort verschrottet alle weiteren 2017–2020 nach Łódź verkauft |
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Bonn | R1.1 | 6Z | 1435 | 1994 | 24 | 9451–9474 | 28,57 | 2,4 | Einachslaufwerke statt EEF | |
Brandenburg an der Havel | MGT6D | 6Z | 1000 | 1995 | 4 | 100–103 | 28,62 | 2,3 | ||
MGT6D | 6Z | 1000 | 1992/1993 | 2 | 104+105 | 28,62 | 2,3 | März 2014 ex Halle 500–501 | ||
Düsseldorf | NF6 | 6E | 1435 | 1996–2000 | 48 | 2101–2148 | 2,4 | Einachslaufwerke statt EEF, vier Doppeltüren pro Fahrzeugseite (statt drei) |
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Erfurt | MGT6D | 6Z | 1000 | 1994 | 4 | 601–604 | 28,62 | 2,3 | ||
MGT6DE | 6E | 1000 | 1996–1998 | 12 | 605–616 | 28,62 | 2,3 | |||
Halle (Saale) | MGT6D | 6Z | 1000 | 1992/1993 | 0 | 500+501 | 28,62 | 2,3 | der Bochumer Serie entnommen; die Wagen besaßen bei ihrer Lieferung zwei Stromabnehmer auf den Wagenenden die auch beide im Betrieb angelegt waren, später wurde einer in die Mitte verlegt. März 2014 nach Brandenburg verkauft | |
MGT6D | 6Z | 1000 | 1996–2001 | 60 | 601–660 | 28,62 | 2,3 | Fahrerstandstüren | ||
Heidelberg | MGT6D | 6Z | 1000 | 1994/1995 | 12 | 3261–3272 ex 261–272 | 28,93 | 2,3 | „M-Wagen“-Front, Fahrgasteinzeltür vorne/hinten | |
Kassel | NGT6C | 6E | 1435 | 1990/1991 | 15 | 451–465 | 28,75 | 2,3 | Fahrgasteinzeltür vorn, Doppeltür am Heck, asymmetrische Wagenenden | |
NGT6C | 6E | 1435 | 1994 | 8 | 466–473 | 28,75 | 2,3 | |||
NGT6C | 6E | 1435 | 1994 | 2 | 474+475 | 28,75 | 2,3 | bis Ende 2015 Eigentum der HLB[1] | ||
Leipzig | NGT8 (Typ 36) | 8E | 1458 | 1994–1998 | 56 | 1101–1156 | 27,77 | 2,2 | Kleinraddrehgestelle statt EEF, Achsfolge Bo’2’2’Bo’ | |
Mülheim an der Ruhr | NF6D | 6Z | 1000 | 1995/1996 | 4 | 201–204 | 28,62 | 2,3 | außerdem 2016 einen Wagen aus Bochum als Ersatzteilspender übernommen, später verschrottet | |
Rostock | 6NGTWDE | 6E | 1435 | 1994–1996 | 40 | 651–690 | 30,4 | 2,3 | stufenloser Innenraum durch versetzte Türen und längere Endwagen | |
Oberhausen | NF6D | 6Z | 1000 | 1996 | 6 | 205–210 | 28,62 | 2,3 | gemeinsamer Einsatz mit den Mülheimer Wagen | |
Łódź (Polen) | NF6D | 6Z | 1000 | 1992–1994 | 35 | 1751, 1861–1874, 1951–1960, 1051–1060 | 28,62 | 2,3 | zwischen November 2017 und 2020 von Bochum/Gelsenkirchen gekauft 1751 (441), |
/8 – Anzahl der Achsen und Radpaare; E/Z – Ein- bzw. Zweirichtungsfahrzeug
Rhein-Neckar
Für Mannheim/Ludwigshafen und Heidelberg war ab 1993/1994 die Beschaffung der MGT6D und einer auf ca. 40 Meter verlängerten Variante als erstem gemeinsamen Fahrzeugtyp für alle drei Städte und die Rhein-Haardtbahn geplant. Es wurden bereits Werbemittel ausgegeben, welche die Zeichnung eines MGT6D in der damals aktuellen grünen Mannheimer Farbgebung zeigten. Letztlich beschaffte nur Heidelberg diese Fahrzeuge, allerdings mit veränderter, den Stadtbahnwagen M ähnlicher Front. Wegen Problemen mit der Achslast der verlängerten Fahrzeuge unterblieb in Mannheim und Ludwigshafen die Beschaffung dieses Fahrzeugtyps. Stattdessen wurden 69 Multigelenkwagen vom Typ 6MGT und 8MGT angeschafft. Lediglich die Frontpartie des MGT6D wurde für diese Fahrzeuge übernommen.
Nachfolger
Mit seinem Aufbau des Wagenkastens kann der Bombardier Flexity Classic in der achtachsigen Version als Nachfolger des MGT6D gelten. Auch bei diesem Typ war Kassel der erste Besteller.
Probleme
Die bei der Bogestra ab 1992 eingesetzten Wagen vom Typ NF6D waren tatsächlich erst im Sommer 2006 voll verfügbar, zeigten aber schon bald durch Rissbildung in den Wagenkästen an Fenster- und Türecken sowie im Sommer 2014 durch den Bruch einer Achsbrücke neue Schwachstellen. Der Fund eines weiteren Wagens mit Anrissen in den gegossenen Achsbrücken der Einzelradlaufwerke im Januar 2015 führte zur Entscheidung der technischen Aufsichtsbehörde, diesen Wagentyp nur noch mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h weiter zu betreiben. Die gegossenen Einzelradfahrwerke werden seit 2015 schrittweise durch geschmiedete Fahrwerke ersetzt, wie sie auch bei späteren Baulosen eingesetzt wurden. Nach dem Ersatz der Achsbrücken bleibt die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h beschränkt. Ab 2016 sollen die NF6D dann vorzeitig durch Neuanschaffungen ersetzt werden. Ursprünglich waren 35 Jahre Einsatzdauer anstelle der nun erreichten 23 Jahre vorgesehen.[2] Am 13. November 2020 sind die letzten beiden Triebwagen aus dem Liniendienst ausgeschieden und werden wie der Großteil dieser Wagen nach Łódź gebracht.
Weblinks
Einzelnachweise
- Von der HLB zur KVG. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tram-kassel.de. 24. Juli 2016, archiviert vom Original am 13. August 2016; abgerufen am 27. Juni 2017.
- Marc Keiterling: Mehr als 200 Millionen Euro – 42 neue Straßenbahnen. Bogestra sieht sich nach Fahrwerk-Desaster zu vorzeitigen Neuanschaffungen gezwungen. In: Stadtspiegel Bochum, 12. März 2015, S. 3.