Lochstein (Archäologie)
Als Lochstein (englisch holed stone; regional auch Quoit) bezeichnet man in der Archäologie
- einen artifiziell durchlochten plattenartigen Menhir,
- vor allem in Österreich vorkommende aufrecht stehende Steine mit künstlichem Loch, die seit dem Mittelalter als Gemarkungsgrenzsteine dienten.
Abgrenzung
Nicht als Lochstein bezeichnet man den mit einem Seelenloch (französisch Pierre Trouée oder Pierre percée) versehenen Eingangsstein einer Megalithanlage. Diese sind bei Galeriegräbern, bei Dolmen vom Typ Schwörstadt, in Deutschland, Frankreich, Schweden, der Schweiz und auf den Britischen Inseln anzutreffen.
Britische Inseln
- In der Republik Irland findet sich im County Louth der Hurlstone. Ein kleiner Lochstein steht bei Kilmalkedar im County Kerry. Der Lochstein von Caherurlagh im County Cork ist 2,25 m lang. Der Cloch a’ Phoill oder "Aghade Holed Stone" steht bei Tullow im County Carlow und einer der "Marriage Stones" steht auf Cape Clear Island in Cork. Der Stein von Lackendarragh südwestlich von Mallow im County Cork hat, wie einige andere Steine ein natürlich entstandenes kleines Loch. Die meisten Löcher sind rund. Der Lochstein von Derrydarragh im County Sligo steht ein Stein mit nahezu quadratischem Durchbruch. Das Loch im Lochstein von Kilmainhamwood im County Meath ist rechteckig.
- In Nordirland steht der Lochstein von Doagh im County Antrim.
- In Cornwall stehen bei Gweek der Tolvan Holed Stone, bei St Just die Lochsteine von Kenidjack und bei Lamorna der "Merry Maidens Holed Stone". Der bekannteste Lochstein der Insel ist der mittlere Stein der Megalithanlage Mên-an-Tol.
- Ein Lochstein und ein weiterer Menhir in Staffordshire in den West Midlands in England werden als Devil’s Ring and Finger bezeichnet.
- Der Crow Stone steht in Kirkcowan westlich von Wigtown in Dumfries and Galloway.
- Auf der Orkneyinsel North Ronaldsay steht der nicht ganz stilechte gelochte Stan Stane.
Alpenraum
Im voralpinen Raum werden oft die stehengelassenen Eintrittssteine eines ausgegangenen Galeriegrabes als Lochsteine bezeichnet. Man nennt diese Durchbohrung auch Seelenloch. Der Ausdruck beruht auf der Vorstellung, die Erbauer der Gräber hätten das Loch in der Frontplatte angebracht, um den Seelen der Bestatteten die Reise ins Jenseits zu ermöglichen.
Die Dolmen vom Typ Schwörstadt im Schweizer Jura weisen solche Lochsteine auf, wie z. B. der Pierre-Percée in Courgenay, der Dolmen von Laufen und der Dolmen von Aesch. Ein weiterer steht auf dem Älbachegg im Kanton Luzern. Beispiele aus Deutschland sind der Dolmen von Degernau und der Heidenstein in Niederschwörstadt.
Die Lochsteine in Österreich sind nicht neolithisch, sondern wohl erst mittelalterlich und dienten als Gemarkungsgrenzsteine, später auch als Zaun- oder Gattersteine.[1][2]
Mittelmeerraum
Kaukasus
- Auch in Armenien treten gehäuft Lochsteine auf, wie im Gräberfeld Zorakarer am Südrand des Kaukasus.
Hercynischer Raum
- Das Seelenloch von Großenrode im Harzvorland[3]
- Eintrittstein des Galeriegrabs Züschen I.
- der Menhir Menhir Pierre Percée von Draché mit natürlichem Loch
Literatur
- Kenneth McNally: Standing Stones and other Monuments of early Ireland. Appletree Press, Belfast 1984, ISBN 0-86281-121-X.
- Homer Sykes: Mysterious Britain. Weidenfeld and Nicholson, London 1993, ISBN 0-297-83196-8.
- M. Ad. Thieullen: Les pierres percées In: Bulletins de la Société d'anthropologie de Paris Bd. 10/1, 1899, S. 92–96.
Einzelnachweise
- Josef Weichenberger: Kritische Anmerkungen zu den Forschungsergebnissen von Heinrich Kusch. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für die Steiermark 103, 2012, S. 239–265
- Egon Fischerlehner: Lochsteine (Gattersteine) in Oberösterreich. In: Mannus 46, 1980, S. 95 ff.
- http://www.hgstump.de/grossenrode.htm Bild